Full text: Der Bergmannsfreund (3.1873)

88 
Reiseplan nicht weit von seiner einsamen Wohnung vorbei— 
kommen würden. 
Unser Weg ging nunmehr an den Rinnen hinauf, in 
welchen das Alaunwasser heruntergeleitet wird, und an dem 
vornehmsten Stollen vorbei, den sie die Landgrube nennen, 
woraus die berühmten Dudweiler Steinkohlen gezogen werden. 
Sie haben, wenn sie trocken sind, die blaue Farbe eines 
dunkel angelaufenen Stahls, und die schönste JIrisfolge spielt 
bei jeder Bewegung über die Oberfläche hin. Die finsteren 
Stollenschlünde zogen uns jedoch um so weniger an, als 
der Gehalt derselben reichlich um uns her ausgeschüttet lag 
Nun gelangten wir zu offenen Gruben, in welchen die ge— 
rösteten Alaunschiefer ausgelaugt werden, und bald darau 
überraschte uns, obgleich vorbereitet, ein seltsames Begegniß 
Wir traten in eine Klamme, und fanden uns in der 
Region des brennenden Berges. Ein starker Schwefelgeruch 
umzog uns; die eine Seite der Höhle war nahezu glühend, 
mit röthlichem, weißgebranntem Stein bedeckt; ein dicker 
Dampf stieg aus den Klunsen hervor, und man fühlte die 
Hitze des Bodens auch durch die starken Sohlen. Ein so 
zufälliges Ereigniß — denn man weiß nicht, wie diese 
Strecke sich entzündete — gewährt der Alaunfabrikation den 
großen Vortheil, daß die Schiefer, woraus die Oberfläche 
des Berges besteht, vollkommen geröstet daliegen, und nur 
kurz und gut ausgelaugt werden dürfen. Die ganze Klamme 
war entstanden, daß man nach und nach die calcinirten 
Schiefer abgeräumt und verbraucht hatte. Wir kletterten 
aus dieser Tiefe hervor und waren auf dem Gipfel des Ber—⸗ 
ges. Ein anmuthiger Buchenwald umgab den Platz, der 
auf die Höhle folgte und sich ihr zu beiden Seiten verbrei— 
tete. Mehrere Baͤume standen schon verdorrt, andere welk— 
ten in der Nähe von andern, die, noch ganz frisch, jene 
Gluth nicht ahnten, welche sich auch ihren Wurzeln bedro— 
hend näherte. 
Auf dem Platze dampften verschiedene Oeffnungen, an— 
dere hatten schon ausgeraucht, und so glomm dieses Feuer 
bereits zehn Jahre durch alte verbrochene Stollen und 
Schächte, mit welchen der Berg unterminirt ist. Es mag 
sich auch aus Klüften durch frische Kohlenlager durchziehen; 
deun einige hundert Schritte weiter in den Wald gedachte 
man bedeutende Merkmale von ergiebigen Steinkohlen zu 
verfolgen; man war aber nicht weit gelangt, als ein starker 
Dampf den Arbeitern entgegendrang und sie vertrieb. Die 
Oeffnung ward wieder zugeworfen; allein wir fanden die 
Stelle noch rauchend, als wir daran vorbei den Weg zur 
Residenz unseres einsiedelerischen Chemikers verfolgten. Sie 
liegt zwischen Bergen und Wäldern; die Thäler nehmen da— 
selbst sehr mannichfaltige und angenehme Krümmungen, rings 
umher ist der Boden schwarz und tohlenartig, die Lager 
gehen häufig zu Tage aus. Ein Kohlenphilosoph hätte 
sich wohl nicht schicklicher ansiedeln können. 
Wir traten vor ein kleines, zur Wohnnng nicht übel 
dienliches Haus, und fanden Herrn Stauf, der meinen Freund 
sogleich erkannte und mit Klagen über die neue Regierung 
empfing. Freilich konnten wir aus seinen Reden vermerken, 
daß das Alaunwerk, sowie mauche andere wohlgemeinte An— 
stalt, wegen äußerer, vielleicht auch innerer Umstände die 
Unkosten nicht trage, und was Dergleichen mehr war. Er 
gehörte unter die Chemiker jener Zeit, die bei einem innigen 
Gefühl dessen, was mit Naturprodukten Alles zu leisten 
wäre, sich in Betrachtung von Kleinigkeiten und Nebensachen 
gefielen und, bei unzulänglichen Kenntnissen, nicht fertig 
genug Dasjenige zu leisten verstanden, woraus eigentlich 
ökonomischer und mercantilischer Vortheil zu ziehen ist. So 
lag der Nutzen, den er sich von jenem Schaum versprach, 
sehr im Weiten; so zeigte er Nichts als einen Kuchen Sal— 
miak, den ihm der brennende Berg geliefert hatte. 
Bereitwillig und froh, seine Klagen einem menschlicheu 
Ohr mitzutheilen, schleppte sich das hagere, abgelebte Männ— 
chen in einem Schuh und einem Pandoffel, mit herabhäng⸗ 
enden, vergebens wiederholt von ihm heraufgezogenen Strüm— 
pfen, den Berg hinauf, wo die Harzhütte sieht, die er selbst 
zrrichtet hat und nun mit großem Leidwesen verfallen sieht. 
Hier fand sich eine zusammenhängende Ofenreihe, wo Stein⸗ 
ohlen abgeschwefelt und zum Gebrauch bei Eisenwerken taug⸗ 
ich gemacht werden sollten; allein zu gleicher Zeit wollte 
man Oel und Harz auch zu Gute machen, ja sogar den 
Ruß nicht missen, und so unterlag den vielfachen Absichten 
Alles zusammen. Bei Lebzeiten des vorigen Fürsten trieb 
man das Geschäft aus Liebhaberei, auf Hoffnung; jetzt fragt 
man nach dem unmittelbaren Nutzen, der nicht nachzuwei— 
sen war. 
Nachdem wir unsern Adepten seiner Einsamkeit über— 
lassen, eilteun wir — denn es war schon spät geworden — 
der Friedrichsthaler Glashütte zu, wo wir eine der wichtig— 
sten und wunderbarsten Werkthästigkeiten des menschlichen 
Kunstgeschickes im Vorübergehen kenneu lernten. 
Doch fast mehr als diese bedeutenden Erfahrungen in— 
teressirten uns junge Bursche einige lustige Abenteuer, und 
bei einbrechender Finsterniß unweit Neunkirchen ein über— 
raschendes Feuerwerk. Denn wie vor einigen Nächten an 
den Ufern der Saar leuchtende Wolken Johanniswürmer 
zwischen Fels und Busch um uns schwebten, so spielten uns 
nun die funkenwerfenden Essen ihr lustiges Feuerwerk ent— 
gegen. Wir betraten bei tiefer Nacht die im Thalgrunde 
liegenden Schmelzhütten, und vergnügten uns an dem selt⸗ 
samen Halbdunkel dieser Bretterhöhlen, die nur durch des 
glühenden Ofens geringe Oeffnung kümmerlich erleuchtet 
werden. Das Geräusch des Wassers und der von ihm ge⸗— 
triebenen Blasbälge, das fürchterliche Sausen und Pfeifen 
des Windstroms, der, in das geschmolzene Erz wüthend, die 
Ohren betäubt und die Sinne verwirrt, trieb uns endlich 
hinweg, um in Neunkirchen einzukehren, das an dem Berg 
hinauf gebaut ist. 
Arlberlei. 
Die Religionen. 
Der Türke: 
Rechtgläubige sind wir, nicht Muhamedaner. 
Der Protestant: 
Christ⸗Evangelische nennt uns, nicht Lutheraner! 
Der Katholik: 
Altgläubige sind wir, und nicht Papisten Jünger. 
Der JIude: 
Alttestament'sche sind wir, denn ihr seid Alle jünger. 
Der Apostel Paulus: 
Treibt doch mit Alt und Jung und rechts und links nicht 
Spott. 
Ein Engel: 
Wir loben Alle einen Gott! 
Marktpreise am 24. Mai 1873. 
u erücken. zu St. Johaun. 
—* 
1 7 6 
13 6 
3 4 
1 Centner Kartoffeln 
1 Pfund Butter 
1 Dutzend Eier 
— — —— — — — — — — — ——— — —— — — 
Fruder und Kerleger- Gebrüder S er Eo wren. (Expedition der Searbrcker Zeituna
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.