Full text: Der Bergmannsfreund (3.1873)

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Comtoirs geöffnet und vor sich rechts und links an hohen 
Pulten ein Dutzend emsig vertiefter Schreiber gewahrte. 
Er bot ihnen einen lauten guten Tag. Keiner antwor⸗ 
tete ihm. Er wiederholte nach einer Pause noch einmal die 
Begrüßung, und mit einem scharfen Blick ihn messend, fragte 
der Nächsifitzende:, Was haben Sie?“ 
Bilite uͤnterthänigst, ich möchte gern den Herrn sprechen.“ 
Dort!“ war die Weisung, indem er rückwärts nach 
einer Ecke des großen Zimmers zeigte. Langsam und schwer 
schritt der Tischler durch den Saal; es war ihm, als wenn 
Blei in seinen Füßen läge. 
Da saß der Kaufmann, die Stirn nachdenkend in die 
Hand gestützt, als, aus Verlegenheit plump und blind ge— 
macht, der Tischler, gegen die offene Thür des Gitters ren⸗ 
—— 
Hastig fuhr er empor. „Was wollt Ihr?“ Doch da war an 
eine“ Antwort zu denken. Alle im Sinne gehabten und 
von der klugen Ehehälfte ihm eingeprägten schönen Worte 
waren dahin, er war buchstäblich, wenn auch nicht mit der 
Thür in's Haus, doch, was noch schlimmer war, dem Herrn 
beinahe auf die Nase gefallen. Er stand wie versteinert. Nun 
was wollt Ihr,“ fragie der Herr den Sprachlosen und erkannte 
ihn nicht wieder. 
„Verzeihen Sie, mein Herr, ich war, ich bin, ich komme 
— der Tischier, der die aroße Ehre hatte, für Sie zu ar— 
eiten.“ 
„So, so! — und nun wollt Ihr vorfragen? — Ich 
habe noch Richts wieder. Ihr braucht Euch auch nicht zu 
bemühen, ich werde schicken, wenn ich Euer benöthigt bin. 
Vielleicht bald. Adieu!“ 
„Ach,“ fing der zerschmetterte Handwerker wieder an, 
„der Herr möge nicht böse werden, aber ich möchte Sie 
wohl bitten um den Betrag des Gelieferten, ich habe kein 
Capital und —“ 
Verdrießlich erhob sich der Kaufmann. 
„Ich bezahle nur halbjährlich; auf andere Termine 
können wir uns nicht einlassen, das macht uns zu viel Um— 
stände. Laßt Euch dart beim Cassirer ausbezahlen! Doch 
das ist mal gewesen. Ihr müßt keine Arbeit annehmen, 
wenn Ihr nicht so lange creditiren könnt.“ — Und so winkte 
er einem ihm zunächst sitzenden jungen Manne, demselben 
aufgebend, dem Tischler die Summe auszuzahlen. 
Stumm nahm dieser das Geld in Empfang, und an 
das Pult des Kaufmanns gehend, um zu unterzeichnen, 
floß, erpreßt von dem Gedanken: „Du kannst in Zukunft 
eine solche Arbeit doch nicht wieder annehmen, denn deine 
Armuth verschließt dir jede Hoffnung dazu“, eine Thräne 
über seine Wange. 
Der Kaufmann bemerkte sie. 
Stumm und niedergebeugt verneigte sich der Tischler 
und ging. Als er die Hälfte des Zimmers durchschritten 
hatte, rief ihn der Kaufmann zurück. „Hört einmal, Meister, 
von den Stühlen könnt Ihr mir noch ein Dutzend liefern 
und ich habe auch in der nächsten Woche Mehreres. Doch 
damit Ihr mir in Zukunft nicht alle Augenblicke beschwerlich 
werdet, und weil Ihr mir doch kein halbes Jahr, Credit 
geben könnt, so will ich Euch creditiren. Zahlen Sie dem 
Manne noch 400 Thaler!“ sprach er zu dem Cassirer und 
blickte auf das Papier. 
Sprachlos stand der Tischler da, im Innersten erschüt⸗ 
tert; doch jetzt ging er rasch auf den Kaufmann zu, ergriff 
dessen Hand und drückte sie herzlich an seine Lippen. „Dank.“ 
stammelte er, „Dank, guter Herr!“ 
„Laßt das, lieber Freund! Wenn Ihr ein ehrlicher 
Mann seid, so braucht es des Dankes nicht. Doch hier 
kein Aufsehen; solche Scenen gehören nicht auf's Comtoir, 
hier wohnt keine Herzlichkeit. Geht mit Gott! Ich komme 
bei Euch vor und will einmal selbst nach Eurer Wirthschaft 
sehen. Adien!“ 
Froh und überglücklich kehrte der Tischler zurück. Fleißig 
arbeitete er, und durch des angesehenen Kunden Hülfe war 
er bald ein gemachter Mann. 
Der reiche Kaufmann aber fühlte an jenem Morgen 
eine sonderbare Regung in seinem Herzen, daß er seit dieser 
Zeit noch manche Thraͤne hervorlockte. Doch war es immer 
— eine Thräne der Dankbarkeit. — 
Sprüche in Trierer Mundart. 
Heirohd meich, aal Anneleis'schen,“ 
Mer säd?, dau wärschd su reich; 
Es gieht mers nödd“ omm'dé Reichsein, 
Ed giehd mer nor omm deich! 
Alt Annalieschen. 2 Man sagt. 3 Geht mirx. 4 Nicht. 5 um's 
Ihnder! göffd? e Kieselstaan 
Hu em Döbbsche? möll,“ 
Als en Fraa von hihrem Sönn? 
En hoorbraad weiche wöll. 
1Eher 2 gibt, wird. 3 Töpfchen. 4 mürb, weich. 5 ihrem Sinn 
Eich honn e schie! Schätzchen, 
AÄwer reich öss? ed nödd: 
Wadd nozzt mich ded Reichsein? 
Ded Geld kösst mer nödd. 
Mei Schätzchen öß fleißig, 
Wie aands off der Welt, 
On seinen ziehn Föng'ren“ 
Stichd e Reichdomm von Geld 
Mei Schätzchen öß sporsam, 
Verstännig on fromm: 
Eich denke, mir kommen 
Om Änns? doch eromm. 
1schön. 2 ist. 3 eins. 4 Fingern. 5. am Ende. 
Allerlei. 
Kein Gott. Nachdem im Jahre 1793 der revolu— 
tionäre Convent in Frankreich das thörichte und frevelhafte 
Dekret erlassen hatte, „es gibt keinen Gott“ und später doch 
der blutgierige Robespiere selbst es nicht gerathen fand, 
lange eine solche Lehre predigen zu lassen, vielmehr durch 
den Convent auf's Neue hatte diktiren lassen, daß doch ein 
—äD 
lebe“, machte der Wandsbecker-Bote dieses Verfahren wahn— 
witziger Menschen in folgenden Versen lächerlich: 
O Goit, Du darfst nun wiedersein, 
So willes der Herr der Franken. 
Schick' ihnen doch ein Engelein, 
Und laß Dich schön bedanken! 
Marktpreise am 17. Mai 18783. 
E arbrücken. zu St. Johann. 
M ee 
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13 
0 
Centner Kartoffeln 
Pfund Butter 
Durend Eier 
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— eer In So öJn. (GGrnedition der Sanrbrñcket 
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