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Ursprung und Entwicklung des Bergbaues.
XXI.
Der heute so bedeutende Kupfererzbergbau im Mans—
feld'schen in der preußischen Provinz Sachsen reicht mit
seinen Anfängen zurück bis in das 12. Jahrhundert. Der⸗
selbe gründet sich bekanntlich auf das meilenweit ausge—
dehnte Vorkommen eines Flötzes von dunklem Schiefer,
welcher mehr oder weniger reich von silberhaltigem Kupfer⸗
erz durchträͤnkt ist und daher Kupferschiefer genannt wird.
Nach den ältesten Nachrichten soll die erste Gewinnung
von Kupferschiefer im Jahre 1199 bei Hettstedt, an der
Stelle, wo später die Ortschaft Kupferberg erbaut wurde,
durch 2 Bergleute (Nappian und Neucke) stattgefunden
haben, welche wahrscheinlich in Folge der Kriegsunruhen am
Harze von dort nach der Grafschaft Mansfeld gekommen
waren und hier nach Erzen schürften. Die Entdeckung des
Kupferschiefers veranlaßte die Erbauung des Hettstedter
Schlosses und der Stadt Hettstedt selbst. Im Jahre 1864
wurden die Grafen von Maunsfeld, welche jedenfalls schon
lange Zeit vorher sowohl in ihrer Grafschaft, wie auch
außerhalb derselben das Recht des Bergbaus ausgeübt
hatten, durch Kaiser Karl IV. förmlich mit den Bergwerken
beliehen. Diese Belehnungen sind wiederholt durch spätere
Kaiser bestätigt worden.
Der Bergbau wurde von den Grafen von Mansfeld
innerhalb der ihnen gewährten kaiserlichen Berggrenze für
eigene Rechnung betrieben und gewann sehr bald einen an—
sehnlichen Umfang. Anhaltende Regelmäßigkeit des Kupfer—
schieferflötzes und die günstige Beschaffenheit der Tagesober—
fläche, welche ohne große Kosten der Lagerstätte an zahl—
reichen Punkten beizukommen gestattete, erleichterten die
Schiefergewinnung. Es kann deßhalb nicht auffallen, wenn
die vorhandenen alten Nachrichten schon im 15. Jahrhun—
dert von einer großen Blüthe des Mansfeldschen Bergbaus
reden und dessen jährliche Production zu 20,000 CEtr. Kupfer
und darüber angeben.
Aber das schnelle Emporblühen trug auch schon den
Keim zum spätern Verfalle des Mansfeldschen Bergbaus
in sich. Die Grafen von Mansfeld waren tapfere Kriegs—
herrn, welche im Dienste und am Hofe des Kaisers, sowie
zur Vergrößerung ihrer Grafschaft viel Geld verbrauchten.
Und dieses sollte in immer größerer Menge der Bergbau
liefern. Wenn die Erträge nicht ausreichten, wurden Vor—
schüsse von den Kupferhändlern entnommen, einzelne Gruben
und Hütten verpfändet, andere an Privatpersonen verliehen
die dann nur auf ihren eigenen Vortheil bedacht waren
Dazu zersplitterte sich die Familie der Grafen in immer
mehr Linien, unter welche das Land mit den Bergwerken
und Hütten getheilt wurden. Die zahlreichen Kriege, in
welche die Grafen ihre Länder verwickelten und zu denen
sie ihre Bergleute mit Gewalt gebrauchten, Unruhen unter
den letztern selbst wegen ausbleibenden Lohns und drücken⸗
der Forderungen, endlich Mangel an Holz und Holzkohle
zum Verschmelzen der Schiefer, indem die Wälder in maaß—
losester Weise für den ungeheuren Bedarf der Gruben und
Hütten hatten vorhalten muͤssen: dies Alles that das Uebrige,
um den Mansfeldschen Bergbau im Laufe des 16. Jahr—
hunderts immer tiefer in Verfall zu bringen.
Mit dem 30jährigen Kriege (1618 — 1648), der so manche
Gegenden Deutschlands verwüstet hat, kam der Mansfeldsche
Bergbau fast ganz zum Erliegen. Nicht nur wurden
Schaächte und Stollen von den Kriegshorden zerstört, sondern
auch wiederholt die Bergleute zum Kriegsdienste hinwegge—
schleppt; so nahm besonders 1631 die damals in Mansfeld
liegende Besatzung fast sämmtliche Bergleute fort, um sie vor
Magdeburg bei der Belagerung dieser Stadt zum Miniren
zu gebrauchen. Von etwa 2000 Bergleuten, welche vor dem
Kriege noch auf den Gruben arbeiteten, sollen nach dem—
selben nur noch einige zwanzig übrig gewesen sein.
Der Trunk und seine Folgen.
Am Montag den 24. März d. J. ganz früh fanden
sich in der Nähe von Borbeck bei Essen a. d. Ruhr in einem
Wirthslokale, welches unmittelbar bei dem neuen Schachte
der Zeche Wolfsbank liegt, 3 Schlepper der genannten
Zeche ein, welche ihre Arbeitszeit, die Frühschicht, verab—
säumt hatten. Sie sprachen tapfer dem Glase zu, und als
der Wirth Gottschalk sich weigerte, ihnen weiter Getränke
zu verabreichen, fingen sie an, sich ungebührlich zu betragen,
so daß der Wirth sich veranlaßt sah, sie aus dem Hause
zu werfen und die Thüre »zu verschließen. Nach einiger
Zeit, während sie in einem benachbarten Wirthshause weiter
gezecht und sich verabredet hatten, dem Wirth Gottschall
dafür, daß er ihnen Getränke verweigert, Etwas anzuhängen,
drangen sie wieder in das Lokal des letztern ein. Als sie
abermals dem Wirthe gegenüber sich streitsüchtig zeigten,
wurden sie nach einiger Zeit vom Wirthe, mit Unterstützung
des Bäckergesellen, unter großen Anstrengungen, wobei einer
von den dreien eine bedeutende Kopfypverletzung erhalten hat,
nochmals aus dem Hause geworfen und wurde die Thüre
darauf verriegelt. Jetzt begannen die drei Kumpane ihr
eigentliches Unwesen. Durch die noch offenen Fenster der
Wirthsstube warfen sie in dieselbe mit schweren Schlacken—
stücken nach der Frau des Wirthes und holten schließlich
sogar ein Stück schweres Grubenholz herbei und versuchten
damit die Hausthüre zu sprengen, unter Ausstoßung der
irgsten Drohungen. Während dieser Vorgänge hatte der
Wirth bereits ausgeschickt, um polizeiliche Hülfe zu erbitten,
jedoch vergebens. Nunmehr ging derselbe in die obern
Räume seines Hauses und feuerte einen Schuß zwischen
die drohenden Gegner, wobei er leider einen derselben so in
die Brust traf, daß der Tod augenblicklich erfolgte. — Der
Wirth ist Inhaber des Eisernen Kreuzes, welches er sich bei
Schlettstadt dadurch erworben hat, daß er als Arhtillerist,
nachdem die sämmtliche Bedienungsmannschaft seines Ge—
schützes gefallen, die Bedienung des Geschützes allein be—
sorgte und ruhig weiter feuerte.
Das Zengenverhör.
Aus P. J. Roltmaun's Gedichten in Hunsrücker Mundart
Richter.
Ihr seid berufen, Zeugniß abzulegen.
Ich darf zu Euch wohl das Vertrauen hegen
Daß streng Ihr bei der Wahrheit bleibt
Mir Nichts verhehlt, Nichts übertreibt
Die Zehn Gebote kennt Ihr wohl:
Daß keiner fälschlich zeugeu soll.
Gebietet uns der Herr darin
Zeuge.
Nau! hall'r-emol en Keitsche? inn!
Eich salls Em“‘ sahn: Watt datt angeht,
Unn watt so in der Biewel steht,
Datt wäs eich Alles uff en Hoor.
Do war mei Vatter Mann dervor!
1 nun. 2 wenig. Z3 will. 4 Abm. 5 sagen