46
salz zu erbohren. Was er suchte, fand er zwar nicht, aber
ein Anderes, welches seinem Namen eine dauernde Ehrensielle in
der Wissenschaft sichert. So viel er auch nach und nach gebessert
hatte an den Bohrvorrichtungen, wie sie bis dahin gebräuchlich
waren, sie erwiesen sich doch als unzulänglich, größere Tiefen
zu erschließen. Oft war er der Verzweiflung nahe, als die un—
übersteiglichen Hindernisse sich vor ihm thürmten, und nur seine
kindliche Frömmigkeit, gepaart mit seiner unerschütterlichen Energie,
hielten ihn aufrecht. Die Aufgabe, welche zu lösen war, stand
klar vor seinem Geiste, aber das Mittel wußte er nicht zu finden,
und so viel er auch um Rath fragte, überall wurde ihm die Ant
wort, es sei unerfindbar. Ta gab ihm in der größten Bedräng—
nisz Gott selbst das Mittel an die Hand, wie er gerne demüthig
betannte, und die Vorrichtung war gefunden, durch welche in
jeder Tiefe der Bohrer frei fallen und wieder gefaßt werden
konnte. In der ganzen Welt wird nun nach dem System Kind
und mit dem Kind'schen Freifallstück gebohrt, welches
vielsach nachgemacht, aber nie erreicht worden ist.
Im Jahre 1846 erbohrte Kind auf damals französischem Ge—
biet in der Nähe von Forbach die Kohlen, nach weichen man
28 Jahre hindurch vergebens gesucht haite. Dafür wurde ihm
die Anerkennung, daß er im Jahre 1849 zum Ritter der Ehren—
legion ernaunt wurde. Auch viele andere Anerkennungen und
Auszeichnungen sind ihm zu Theil geworden, zuletzt der große
Preis bei der Weltausstellung von 1867.
Seine letzte Arbeit war die Bohrung des artesischen Brun—
nens von Passy in Paris. Vom Jahre 1868 an zog er sich, bei
zunehmender Kränklichkeit, von aller Arbeit zurück auf sein Gut,
die Goldene Bremm genannt, hart an der ehemaligen Grenze.
So hoch Kind auch Fraukreich schätzte, wo er Anerken—
nung und den Lohn seiner Arbeit gefunden, so hat er doch nie
geglaubt, seiner neuen Heimath die Liebe zum deutschen Vaterland
zum Opfer bringen zu müssen. Bis zu seinem Tode ist er, deutsch
in seinem ganzen Wesen, auch in seiner Gesinnung ein treuet
Sohn Deutschlands geblieben.
Bergleute aus den Kohlengruben, die er geschaffen, begleite—
ten in ihrer Ueidsamen Tracht den Sarg auf beiden Seiten, und
ein zahlreiches Geltite, in welchem die Behörden und die an—
gesehensteu Einwohner von Forbach und Umgegend vertreten
waren, gab Zeugniß von der Hochachtung, welche der Verstorbene
allgemein genossen. (Aus der Straßburger Zeitung.)
Ursprung und Entwicklung des Bergbaues.
XXI.
Freiberg ist als die Mutter des sächsischen Bergbaus
zu betrachten. Von dort aus hat sich derselbe nach und
nach über das ganze Erzgebirge verbreitet.
Unter Churfürst Friedrich II. entstand um das Jahr
1458 das Bergwerk bei Altenberg. Ein Köhler hatte
im Walde einen Meiler Holzkohlen gebrannt, und als er
denselben aus einander gestoßen, unter den Kohlen ge—
schmolzenes Zinn gefunden. Dies gab Veranlassung zum
Schürfen, und es wurden reiche Zinnerze entdeckt. Auf
das Gerücht hiervon strömten von allen Seiten Bergknappen
herbei und bauten sich an. So entstanden bald 500 Häuser,
die zur Stadt erhoben wurden und den Namen Altenberg
erhielten. Der Bergbau war in den ersten Zeiten so ergiebig
daß jährlich 5—6000 Etr. Zinn ausgeschmolzen werden
konnten und ein Antheil am Bergwerk (eine Kuxe) sogar
mit 5000 Reichsthaler bezahlt wurde. Aber schon von 1550
an machten böse Wetter und Einstürze der ausgehöhlten
großen Räume den Bergbau gefährlich, so daß wiederholt
Verunglückungen der Bergleute in größerm Maaße erfolgten.
Gleichwohl hat sich der Zinnerz-Bergbau auf dem soge—
nannten Zwitter-Stocke bei Altenberg bis auf die heutige
Zeit erhalten, wenn auch nicht mehr in der großen Er—
giebigkeit, wie früher. Es werden gegenwärtig daselbst jähr—
lich gegen 3000 Etr. Zinn gewonnen.
Gleichzeitig oder wenigstens nicht lange nach Alten—
berg kamen noch eine Reihe anderer Bergbaue in Aufnahme,
wie namentlich die Zinn⸗ und Silberbergwerke bei Geher
und Ehrenfriedersdorf.
Aber alle überstrahlte bald Schneeberg. Hier war
bereits seit 1410 ein Silberbergwerk im Hohenfoͤrst erschürft,
aber wieder verlassen, und außerdem einiger Bergbau auf
Eisenerze betrieben worden. Im Uebrigen war jedoch die
Gegend völlig unbebaut und wüst, nur von Baͤren und
Wölfen bewohnt. Zu Anfang des Jahres 1471, unter der
Herrschaft des Herzogs Albrecht von Sachsen, begann dort
ein Bergmann aus Zwickau zu schürfen, in der Meinung,
guten Eisenstein zu finden. Als er nun beim Absinken
eines Schachtes ein Erz erbrochen hatte, ließ er dies in
Zwickau probiren, worauf ihm der Goldschmied bekannte,
wenn er dergleichen mehr hätte, wolle er ihm schöne silberne
Becher daraus machen. — Sobald dieser Fund ruchbar
wurde, verbanden sich Viele, besonders Buͤrger von Zwickau,
zu Gewerkschaften und begannen den Bergbau am Schnee—
berge. Mit großer Geschwindigkeit wurden in den Berg
18 verschiedene Stollen getrieben und bereits im zweiten
Jahre reiche Ausbeuten gemacht. Wie durch einen Zauber
erstand die Bergstadt Schneeberg, welche gleiche Freiheiten
erhielt wie Freiberg, und die ganze Gegend wurde in Folge
des Zulaufes des Bergvolkes sofort Gegenstand der berg—
männischen Untersuchung. Die Bergstadt Schneeberg haute
bereits nach wenigen Jahren seit ihrer Gründung eine Ein—
wohnerzahl von nahe 12,000 Seelen.
Von dem übergroßen Ertrage der Gruben an Silber
wird Erstaunliches berichtet. Die stärkste und reichste Zeche
war St. Georgen, wo im Jahre 1477 ein so mächliger
Klumpen Silbers angetroffen wurde, daß daraus ein Tisch
von 3 Ellen Breite und 7 Ellen Länge gehauen werden
konnte und aus ihm später 400 Ctr. Silber geschmolzen
wurden. Herzog Albrecht von Sachsen soll an diesem
Tische in der Grube mit seinem Hofstaate gespeist haben,
wobei er meinte: „der Kaiser ist zwar reich, dennoch weiß
ich, daß er keinen so stattlichen Tisch hat, wie ich jetzt.“
Im Jahre 1478 wurde so viel Silber gewonnen, daß man
nicht Alles vermünzen konnte, sondern gleich die Silberkuchen
unter die Gewerken vertheilen mußle. Wenn auch das
Bergglück in der Folge häufig genug wechselte, und mitunter
ganz plötzlich die Silberanbrüche in den Gruben versagten,
so erlangte doch der Bergbau Schneebergs eine überaus
große Blüthe. Allein in den ersten 30 Jahren seiner Ent—
stehung GGon 1471 bis 1500 soll derselbe im Ganzen
324,93713 Etr. reinen Silbers ergeben haben, also im
Durchschnitt jährlich über eine Million Pfund Silber, eine
Production, wie sie heutzutage ganz Deutschland kaum zum
fünften Theile in einem Jahre aufzuweisen hat.
Eine große Anzahl von Gewerken hat aus dem Schnee—
berger⸗Bergbau sich außerordentlichen Reichthum erworben. Die
Geschichte berichtet von mehrern, die als arme Bergleute nach
Schneeberg kamen und schon nach wenigen Jahre unerhörte
Reichthümer besaßen und vom Kaiser in den Grafenstand
erhoben wurden. Aber der reiche Bergsegen hatte auch eine
Ueppigkeit erzeugt, wie sie in unsern Tagen kaum glaublich
erscheint. Von vielen Gewerken wird erzählt, daß sie sich
in Wein zu baden pflegten, andere ließen ihre Pferde mit
silbernen Hufeisen beschlagen und dergleichen. Die un—
sinnige Verschwendung war so stark, daß die Landesherrn
sich genöthigt sahen, durch besondere Gesetze derselben ein
Ziel zu setzen.
Der Gruben gab es in und um Schneeberg eine
große Menge, im Jahre 1482 schon 166 gangbare Zechen