49
boldt, der berühmte Bergmann und Gelehrte, ist ein Schüler
der Freiberger Akademie gewesen.
Wenn auch die Freiberger Gruben im Laufe des gegen—
wärtigen Jahrhunderts an Großartigkeit des Betriebs von
den Gruben mancher andern Bergbaudistrikte übertroffen
werden, so gehören sie doch immer noch zu den sehenswerthesten
Deutschlands. Sie zeichnen sich aus durch große Tiefe,
weite Ausdehnung und eine bedeutende Anzahl vortrefflicher
Maschinen aller Art. Der unter Freiberg durchgehende
neue Rothschönberger Stollen ist 20,000 Lachter lang,
während der tiefe Fürstenstollen mit allen seinen Ver—
zweigungen nach den verschiedenen Hauptgruben sogar eine
Länge von einigen 20 Stunden erreicht. Fast alle Maschinen
auf den Gruben und Hüttenwerken werden durch Wasser—
kraft betrieben. Großartig sind auch hier, wie am Ober—
harze, die Sammelanlagen für die zu benutzenden Wasser.
Stundenweit hat man die Bäche des Gebirges herbeigeführt
und sammelt ihre Wasser in ausgedehnten Teichen. Gegen
1200 Wasserräder werden von denselben in Bewegung ge—
setzt; um dies zu ermöglichen, ist ein Drittel der Räder
tief unter Tage aufgestellt, und fällt der Abfluß des einen
Rades wieder als Aufschlagwasser dem andern tiefern zu.
Wie am Harze, ist auch im Freiberger Distrikte noch
der ächte deutsche Bergmannssinn zu Hause. „Glückauf“
ist noch der allgemeine Gruß, und Kittel und Leder,
Schachthut mit Schlägel und Eisen die Tracht der Bergleute.
Leider hat die Ergiebigkeit der Freiberger Gruben stark
abgenommen, die Erzanbrüche versiegen immer mehr und
mehr, und die Zeit wird nicht mehr ferne sein, wo die
meisten der dortigen Gruben ausgebaut und verlassen sein
werden.
Der größte Theil der gegenwärtig noch etwa 88 Gru—
ben in der Umgebung von Freiberg, auf denen man gegen
800 silberführende Erzgänge kennt, ist in Händen von Pri—
vaten und Gewerkschaften, nur ein geringer Theil gehört
dem Staate. Dagegen ist der letztere allein im Besitze der
Hüttenwerke, auf welchen sämmtliche aus den Gruben ge—
förderten Silber-, Blei-, Kupfer- und Zinkerze verschmolzen
werden. Auf den Gruben sind gegenwärtig etwa 9000
Bergleute, auf den Hüttenwerken 90d Arbeiter beschäftigt.
Die Förderung der Gruben beträgt über 500,000 Eir.
schmelzwürdige Erze jährlich, aus denen auf den Hütten et—
wa 100 Pfund Gold, 60,600 Pfund Silber, 90,000 Etr.
Blei, 20,000 Ctr. Kupfer und Kupfervitriol und 1500 CEtr.
Zink jährlich gewonnen werden, zu einem Gesammtwerthe
von 21 Millionen Thaler.
Das christliche Kirchenjahr.
Wie man im bücrgerlichen Leben die Zeit in Jahre,
Monate, Tage, Stunden ꝛc. eingetheilt hat, so ist auch in—
nerhalb der christlichen Kirche die Zeit in gewisse Abschnitte
getheilt. Zum Andenken an die Offenbarung Gottes als
Vater, Sohn und Geist feiert der Christ gewusse Sonn- und
Festtage, welche in entsprechender Reihenfoͤlge geordnet sind.
Das Kirchenjahr, welches mit dem 1. Advent beginnt
und mit dem letzten Trinitatissonntag endigt, zerfällt in
zwei große Hanptabschnitte, in die festliche nud festlose
Hälfte. Die Festhälfte geht vom 1. Advent bis zum Sonn⸗
tag nach Pfingsten, und heißt so, weil in diesen Zeitraum
unsere drei höchsten Feste fallen; die festlose Hälfte geht vom
1. Trinitatissonntag bis zum letzten, und wird so genannt,
weil keins der Hauptfeste in ihr vorkommt.
J. Die festliche Hälfte des Kirchenjahres.
1. Der eee ue welcher te jahr 1 Adpent
beginnt und mit dem Sonntag Sexagesimä endigt. Das
Hauptfest darin ist Weihnachten, das Geburtsfest Jesu
Christi, am 285. December. Dem Weinachtsfest geht die
Adventszeit voraus, welche mit dem 4. Sonntag vor
dem 25. December beginnt, und gefeiert wird als eine Zeit
der Vorbereitung auf die „Advent des Heilandes“, d. h.
auf die Ankunft Christi — Nach Weihnachten kommt noch
ein gewöhnlicher Sonntag, der aber ausfällt, wenn
der erste Christfeiertag mit einem Sonntag zusammentrifft,
und dann das Neu jahrsfest, am 8. Tag nach dem 25.
December, gefeiert als erster Tag des bürgerlichen Jahres,
von der Kirche aber noch besonderes als Tag der Be—
schneidung und Namengebung Jesu. — Je
nachdem das Osterfest erscheint, ob früher oder später, giebt
es noch einen Sonntag nach Neujahr, der aber auch
ausfällt. —
Den Schluß des Weihnachtskreises bildet die Epi—
phanien zeit, welche mit dem 6. Januar beginnt und
mehrere Sonntage, aber nie mehr als 6, umfaßt. Fällt
das Osterfest fruͤhe, so giebt es der Epiphaniensonntage
wenige. Auf den 6. Januar fällt das Epiphanienfest,
welches von der katholischen Kirche besonders gefeiert wird,
in der evangelischen Kirche aber mit der Feier des folgen—
den Sonntags verbunden ist. Die Epiphanienzeit ist ge—
widmet dem Andenken an das Erscheinen Christi unter sei—
nem Volke und an die erste Offenbarung seiner Herrlichkeit,
und das Epiphanienfest insbesondere dem Andenken an die
Erscheinung der Weisen aus dem Morgenland in Bethlehem.
— An diese Zeit schließen sich noch die Sonntage Septusa⸗—
gesimä und Sexagesimä, d. h. ungefähr der 70. und
60. Tag vor Ostern.
Die katholische Kirche feiert außerdem am 2. Februar
das Fest Mariä Reinigung.
2. Der Osterkreis, welcher mit dem Sonntag Estomihi,
d. h. dem Sonntag vor Fasten, beginnt und mit dem Him—
melfahrtsfest endigt. In der Mitte liegt das Osterfest, das
Fest der glorreichen Auferstehung Jesu aus dem Grabe.
Dasselbe fällt bald früher, bald später, aber immer auf
einen Sonntag. Im 6. Jahrhundert wurde nämlich ange—
ordnet, daß dieses Fest stets am ersten Sonntag nach dem
ersten Vollmond der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche ge—
feiert werden solle, und wenn der Vollmond auf einen
Sonntag erscheint, dann erst am nachfolgenden Sonntag.
So fällt also das Osterfest in die Zeit vom 22. März bis
zum 25. April. —
Dem Osterfest voraus geht die Fastenzeit, welche
von dem Aschermittwoch bis zum Ostersonnabend geht und,
die 6 Sonntage abgerechnet, 40 Tage umfaßt. Sie ist ge—
widmet dem Audenken an das Leiden und Sterben des
Herrn, und man hat 40 Tage angenommen nach dem Vor—
bild Christi, der einst 40 Tage in der Wüste fastete. Vor
dem Beginn der Fasten-Zeit erscheint noch, gleichsam als
Einleitung, der Sonntag Estomihi oder Quinquage—
imä (Fastnacht-Sonntag). Der Aschermittwoch hat seinen
Namen davon, daß man in alter Zeit, als Zeichen der Trauer,
iich das Haupt mit Asche bestreute. Die Sonntage in der
Fastenzeit haben, wie auch noch viele andere Sonntage, beson—
dere Namen, welche sie erhielten nach den Anfangsworten
der an ihnen in lateinischer Sprache vorgelesenen Evange—
lien. —
Acht Tage vor Ostern ist der Palmsonntag (Pal—
marum), so genannt, weil man dem Herrn bei seinem feier—
lichen Einzug in Jerusalem Palmzweige auf den Weg
streute. — Die Woche vom Palmsonntag bis zu Osteru
heißt die Charwoche. d. i. Klagewoche. zur Erinnerundq