Full text: Der Bergmannsfreund (3.1873)

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boldt, der berühmte Bergmann und Gelehrte, ist ein Schüler 
der Freiberger Akademie gewesen. 
Wenn auch die Freiberger Gruben im Laufe des gegen— 
wärtigen Jahrhunderts an Großartigkeit des Betriebs von 
den Gruben mancher andern Bergbaudistrikte übertroffen 
werden, so gehören sie doch immer noch zu den sehenswerthesten 
Deutschlands. Sie zeichnen sich aus durch große Tiefe, 
weite Ausdehnung und eine bedeutende Anzahl vortrefflicher 
Maschinen aller Art. Der unter Freiberg durchgehende 
neue Rothschönberger Stollen ist 20,000 Lachter lang, 
während der tiefe Fürstenstollen mit allen seinen Ver— 
zweigungen nach den verschiedenen Hauptgruben sogar eine 
Länge von einigen 20 Stunden erreicht. Fast alle Maschinen 
auf den Gruben und Hüttenwerken werden durch Wasser— 
kraft betrieben. Großartig sind auch hier, wie am Ober— 
harze, die Sammelanlagen für die zu benutzenden Wasser. 
Stundenweit hat man die Bäche des Gebirges herbeigeführt 
und sammelt ihre Wasser in ausgedehnten Teichen. Gegen 
1200 Wasserräder werden von denselben in Bewegung ge— 
setzt; um dies zu ermöglichen, ist ein Drittel der Räder 
tief unter Tage aufgestellt, und fällt der Abfluß des einen 
Rades wieder als Aufschlagwasser dem andern tiefern zu. 
Wie am Harze, ist auch im Freiberger Distrikte noch 
der ächte deutsche Bergmannssinn zu Hause. „Glückauf“ 
ist noch der allgemeine Gruß, und Kittel und Leder, 
Schachthut mit Schlägel und Eisen die Tracht der Bergleute. 
Leider hat die Ergiebigkeit der Freiberger Gruben stark 
abgenommen, die Erzanbrüche versiegen immer mehr und 
mehr, und die Zeit wird nicht mehr ferne sein, wo die 
meisten der dortigen Gruben ausgebaut und verlassen sein 
werden. 
Der größte Theil der gegenwärtig noch etwa 88 Gru— 
ben in der Umgebung von Freiberg, auf denen man gegen 
800 silberführende Erzgänge kennt, ist in Händen von Pri— 
vaten und Gewerkschaften, nur ein geringer Theil gehört 
dem Staate. Dagegen ist der letztere allein im Besitze der 
Hüttenwerke, auf welchen sämmtliche aus den Gruben ge— 
förderten Silber-, Blei-, Kupfer- und Zinkerze verschmolzen 
werden. Auf den Gruben sind gegenwärtig etwa 9000 
Bergleute, auf den Hüttenwerken 90d Arbeiter beschäftigt. 
Die Förderung der Gruben beträgt über 500,000 Eir. 
schmelzwürdige Erze jährlich, aus denen auf den Hütten et— 
wa 100 Pfund Gold, 60,600 Pfund Silber, 90,000 Etr. 
Blei, 20,000 Ctr. Kupfer und Kupfervitriol und 1500 CEtr. 
Zink jährlich gewonnen werden, zu einem Gesammtwerthe 
von 21 Millionen Thaler. 
Das christliche Kirchenjahr. 
Wie man im bücrgerlichen Leben die Zeit in Jahre, 
Monate, Tage, Stunden ꝛc. eingetheilt hat, so ist auch in— 
nerhalb der christlichen Kirche die Zeit in gewisse Abschnitte 
getheilt. Zum Andenken an die Offenbarung Gottes als 
Vater, Sohn und Geist feiert der Christ gewusse Sonn- und 
Festtage, welche in entsprechender Reihenfoͤlge geordnet sind. 
Das Kirchenjahr, welches mit dem 1. Advent beginnt 
und mit dem letzten Trinitatissonntag endigt, zerfällt in 
zwei große Hanptabschnitte, in die festliche nud festlose 
Hälfte. Die Festhälfte geht vom 1. Advent bis zum Sonn⸗ 
tag nach Pfingsten, und heißt so, weil in diesen Zeitraum 
unsere drei höchsten Feste fallen; die festlose Hälfte geht vom 
1. Trinitatissonntag bis zum letzten, und wird so genannt, 
weil keins der Hauptfeste in ihr vorkommt. 
J. Die festliche Hälfte des Kirchenjahres. 
1. Der eee ue welcher te jahr 1 Adpent 
beginnt und mit dem Sonntag Sexagesimä endigt. Das 
Hauptfest darin ist Weihnachten, das Geburtsfest Jesu 
Christi, am 285. December. Dem Weinachtsfest geht die 
Adventszeit voraus, welche mit dem 4. Sonntag vor 
dem 25. December beginnt, und gefeiert wird als eine Zeit 
der Vorbereitung auf die „Advent des Heilandes“, d. h. 
auf die Ankunft Christi — Nach Weihnachten kommt noch 
ein gewöhnlicher Sonntag, der aber ausfällt, wenn 
der erste Christfeiertag mit einem Sonntag zusammentrifft, 
und dann das Neu jahrsfest, am 8. Tag nach dem 25. 
December, gefeiert als erster Tag des bürgerlichen Jahres, 
von der Kirche aber noch besonderes als Tag der Be— 
schneidung und Namengebung Jesu. — Je 
nachdem das Osterfest erscheint, ob früher oder später, giebt 
es noch einen Sonntag nach Neujahr, der aber auch 
ausfällt. — 
Den Schluß des Weihnachtskreises bildet die Epi— 
phanien zeit, welche mit dem 6. Januar beginnt und 
mehrere Sonntage, aber nie mehr als 6, umfaßt. Fällt 
das Osterfest fruͤhe, so giebt es der Epiphaniensonntage 
wenige. Auf den 6. Januar fällt das Epiphanienfest, 
welches von der katholischen Kirche besonders gefeiert wird, 
in der evangelischen Kirche aber mit der Feier des folgen— 
den Sonntags verbunden ist. Die Epiphanienzeit ist ge— 
widmet dem Andenken an das Erscheinen Christi unter sei— 
nem Volke und an die erste Offenbarung seiner Herrlichkeit, 
und das Epiphanienfest insbesondere dem Andenken an die 
Erscheinung der Weisen aus dem Morgenland in Bethlehem. 
— An diese Zeit schließen sich noch die Sonntage Septusa⸗— 
gesimä und Sexagesimä, d. h. ungefähr der 70. und 
60. Tag vor Ostern. 
Die katholische Kirche feiert außerdem am 2. Februar 
das Fest Mariä Reinigung. 
2. Der Osterkreis, welcher mit dem Sonntag Estomihi, 
d. h. dem Sonntag vor Fasten, beginnt und mit dem Him— 
melfahrtsfest endigt. In der Mitte liegt das Osterfest, das 
Fest der glorreichen Auferstehung Jesu aus dem Grabe. 
Dasselbe fällt bald früher, bald später, aber immer auf 
einen Sonntag. Im 6. Jahrhundert wurde nämlich ange— 
ordnet, daß dieses Fest stets am ersten Sonntag nach dem 
ersten Vollmond der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche ge— 
feiert werden solle, und wenn der Vollmond auf einen 
Sonntag erscheint, dann erst am nachfolgenden Sonntag. 
So fällt also das Osterfest in die Zeit vom 22. März bis 
zum 25. April. — 
Dem Osterfest voraus geht die Fastenzeit, welche 
von dem Aschermittwoch bis zum Ostersonnabend geht und, 
die 6 Sonntage abgerechnet, 40 Tage umfaßt. Sie ist ge— 
widmet dem Audenken an das Leiden und Sterben des 
Herrn, und man hat 40 Tage angenommen nach dem Vor— 
bild Christi, der einst 40 Tage in der Wüste fastete. Vor 
dem Beginn der Fasten-Zeit erscheint noch, gleichsam als 
Einleitung, der Sonntag Estomihi oder Quinquage— 
imä (Fastnacht-Sonntag). Der Aschermittwoch hat seinen 
Namen davon, daß man in alter Zeit, als Zeichen der Trauer, 
iich das Haupt mit Asche bestreute. Die Sonntage in der 
Fastenzeit haben, wie auch noch viele andere Sonntage, beson— 
dere Namen, welche sie erhielten nach den Anfangsworten 
der an ihnen in lateinischer Sprache vorgelesenen Evange— 
lien. — 
Acht Tage vor Ostern ist der Palmsonntag (Pal— 
marum), so genannt, weil man dem Herrn bei seinem feier— 
lichen Einzug in Jerusalem Palmzweige auf den Weg 
streute. — Die Woche vom Palmsonntag bis zu Osteru 
heißt die Charwoche. d. i. Klagewoche. zur Erinnerundq
	        
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