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vortheilhaft und sogar wihg sein soll,d alle Kohlen vor! Explosionberbrennt. Tränkt man nun Sand mit Wasser
dem Verbrennen im Ofen naß zu machen, damit sie besser und erhitzt dieses auf Feuer, so kann der Saud keine höhere
brennen und mehr Hitze geben. Diese Ansicht ist grunde Temperaiur als den Siedepunkt des Wassers, 1000 Cels.,
falsch, und wird durch den Gebrauch des Anfeuchtens der annehmen, es ist also eine Erhitzung bis zum Erxplosions⸗
Kohle grade das Gegentheil von dem bewirkt, was man grad des Nitroglyccrins nicht möglich. Wird nun aber
damit erreichen will. Das zugesetzte Wasser verdampft keine genügende Aufsicht gehalten, und das Wasser ver—
nämlich im Ofen; dazu wird aber eine ziemliche Wärme- dunslet, so daß der Sand trocken wird, dann erhitzt der⸗
menge völlig nutzlos verwendet und geht für den eigente elbe sich rasch, und bei 1600 Cels. muß eine Explofion er—
lichen Zweck verloren; ebenso entzieht in gleicher Weise der olgen. Daß die Unfälle am St. Gotthard-Tunnel aus der⸗
durch den Schornstein abgehende Wasserdampf einen Theil rüiger Unkenntniß oder Nachlässigkeit entstanden sind, kann
der Wärme. Durch Anfeuchten der Kohlen wird daher ast' mit Sicherheit behauptet werden. Zu Airolo ist Nie—
unter jeder Bedingung sowohl die Wärmemenge, als auch nmand verletzi, es hat also auch keine Auffsicht stattgefunden;
die Temperatur eines Feuers erheblich verringert. Es ist nan hat das Dynamit in dem heißen Sandbad sich selbst
demnmach im Gewöhnlichen eine Verschwendung überlassen. Zu Göschenen hat sich ein junger Italiener in
von Brennmaterial, Kohlen vor dem Verbren- der Wärmehmute befunden, es ist anzunehmen, daß derselbe
nen mit Wasser zu b egießen. Die einzige Aus- nicht instruirt gewesen ist, stets Wasser auf den Sand nach—
nahme kann zweckmäßig bei feinem Kohlengries oder Staube zufüllen. Die Unglückfälle sind also höchst wahrscheinlich
kohle gemacht werden. Bei dieser hat das Nässen den mus der so vielfachen Ursache von Unglücksfällen entstanden:
Zweck, einmal aus dem Staube eine zusammenhängende ‚Man hatte nicht daran gedacht.“
Masse zu bilden, wodurch der Zutritt der Luft weniger ge— Wir müssen hier aber noch eine Warnung aussprechen:
hindert wird, als wenn man den Staub trocken aufschüttet, Der warme Sand sollte nicht die Temperaliur von höch—
und sodann, um zu verhüten, daß die feinen Theilchen stens 500 Cels. übersteigen, es fängt dann das Nitroͤglh⸗
gleich unverbrenntdurch den Rost fallen. cerin an auszuschwitzen, und bei höherer Temperatur von
Endlich ist noch zweier künstlicher Kohlensorten zu ge- 700 und darüber kann bei längerer Dauer schon eine Zer—
denken, die in neuerer Zeit vielfache Anwendung sinden, setzung beginnen. Wir können nur rathen, die von uns
nämlich der Kohlenziegel oder Briguets und der empfohlenen Wärmflaschen zu benutzen, wenn man Patronen
sogenannten Preßkohle. Die erstern werden aus sonst erweichen oder gegen Erstarren schützen will.
schwer zu verwerthendem mageren Kohlenklein mit oder Es ist übrigens ein Irrthum, daß gefrorene Patronen
ohne Zusatz von Pech, Asphalt und dgl. zu Ziegeln oder nicht explodirt werden könnten. Wir fabriciren seit einem
Kugeln unter Anwendung großen Druckes gepreßt und Jahre Zündpatronen für gefrorenes Dynamit; dieselben sind
liefern dann wegen ihrer großen Härte und leichten Hande miit einer Vorrichtung versehen, so daß das Zündhütchen
lichkeit ein beliebtes Brennmaterial für Lokomotiven, Heerd- eingeführt werden kann, wenn sie selbst gefroren sind.
feuerung, Hausbrand u. s. w. Die Preßkohle oder „prä— Wir empfehlen im Allgemeinen, nicht mit gefrorenen
parirte Kohle“ wird aus Kohlenpulver, welchem etwa 20 Patronen zu sprengen, nicht weil sie gefährlich sind, was
Prozent Salpeter beigemischt ist, in besonders geformten nuur ein Vorurtheil ist, sondern weil sie nicht im Bohrloch
Stücken dargestellt, hauptsächlich zum Zwecke der Heizung festgerammt werden können, also auf den Seiten ein Luft—
von Eisenbahnwaggons; in Folge des Salpeterzusatzes raum bleibt und somit Kraft verloren geht. Wo es aber
brennt solche Kohle ohne besondern Luftzug und ohne be- nicht auf den Pfennig ankommt, z. B. bei Eisenbahnbauten,
sondere Ofeneinrichtung auf einfachen Platten ruhig und Flußregulirungen ec. sollte man das Erwärmen der erstarrten
langsam, rauch- und geruchlos ab. Patronen unterlassen und mit den gefrorenen Patronen ohne
Weiteres sprengen. Um dieselbe Kraft zu erzielen, benutze
man Wasserbesatz, damit kein Luftraum bleibt, und nehme
höchstens etwas Dynamit mehr, als bei weichen Patronen.
Wir sagten, es sei ein Vorurtheil, daß gefrorene Pa—⸗
tronen gefährlich seien. Wir haben persönlich gefrorenes
Dynamit mit einem Messer aus Tonnen herausgeschnitten,
ein Experiment, welches wir Niemanden rathen nachzu—
machen; es ist ein Frachtwagen bei hartem Frost umge—
schlagen und auf die Ladung gefallen, Kisten, Packete und
Patronen sind zerstoßen und zerbrochen, ohne daß ein
weiterer Unfall sich ereignete; wir haben hundertfach ge—
frorene Patronen zerbrochen, aber niemals eine Explosion
zehabt. Es ist in früheren Jahren ein Mann umgekommen,
welcher mit einer Spitzhacke einen gefrorenen Klumpen
reines Nitroglycerin zerschlagen wollte, und bei einem Ver—
such bei Wien ist einem Manne der Arm abgeschlagen, als
er eine gefrorene Patrone einer angeblich neuen, uns unbe—
annten Erfindung zerschnitt. Es sind uns aber keine
Fälle bekannt, daß beim Transport oder Arbeiten mit ge—
frorenen Dynamit-Patronen Explosionen vorgekommen sind.
Die Dynamit-Explosionen bei Airolo und
Göschenen am St. Gotthard-Tunnel.
Die Dynamit-Fabrikanten Alfred Nobel u. Comp. zu
Hamburg veröffentlichen untern 3. Dezember c. im Berg⸗
geist“ Folgendes.
Wir erfahren aus den Tagesblättern, daß beim Er—
weichen gefrorener Dynamitpatronen am St. Gotthard-Tun—
nel sowohl zu Airolo wie bei Göschenen die, wie es scheint,
eigends für diesen Zweck errichteten Wärmehütten aufge—
flogen und bei letzterer mehrere Personen getödtet sind.
Nach der Darstellung der Unglücksfälle scheint große Un—
überlegtheit oder Nachlässigkeit allein die Ursache gewesen
u sein.
Da für das Aufthauen gefrorener Patronen vielfach
das Erwärmen in einem durch heißes Wasser erhißzten
Sandboden empfohlen wird und diese Methode an sich auch
ganz ungefährlich ist, so halten wir es doch für unsere
Pflicht, auf die bei Unkenntniß oder Nachlässigkeiten ent—
stehende Gefahr aufmerksam zu machen.
Bekanntlich explodirt das Nitroglycerin, welches im
Dynamit und ähnlichen Sprengstoffen enthalten ist, bei
einer langsamen Erwärmung auf 1600 Cels., während es,
durch eine Flamme oder alühende Kohle entzündet. obhne
Ein ehrwürdiger Bergmann.
Herbede, in Westphalen, 8. Dez. Heute hat der
äilteste Beramann unserer Knavposchaft seine leßte Schicht