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ersten, die in der Stube umhertaumelten: sie hatten die
günstige Gelegenheit nicht vorüber gehen lassen wollen.
Man war gespannt, wie hoch das Haus im Steig—
preis kommen würde, denn auf jede hundert Thaler der An—
steigerung mußte ein Thaler Trinkgeld, wie dies üblich war,
gleich baar bezahlt werden.
Der Aufrufer hatte inzwischen einige Male dem Apfel—
wein kräftig zugesprochen, dann wieder seinen Platz einge—
nommen, und fing nun mit einer Miene, die seinem Amte
völlig passend schien, an, das Haus auszubieten. Er wußte
Vieles von der schönen Einrichtung und der Dauerhaftig—
keit der Bauart auszulegen, und rief dann endlich mit
mächtiger Stimme: „Wer läßt sich das Haus ansetzen?“
Zunächst herrschte einige Minuten allgemeine Stille
Jetzt aber trat der Schubben-Wällgert“, den man für den
reichsten Bauern im Vorfe hielt, und der zugleich auch
„Schultes“ war, hervor, und bot 400 Thaler. Er hatte
die Absicht, das Haus für seinen Schwiegersohn zu steigern
und dachte auch nicht im Mindesten daran, daß er einen
Hauptgegner zu fürchten habe und Einer überhaupt es wagen
würde, ihn im Ernste abzubieten.
„Vierhundert Thaler zum Ersten,“ erscholl die Stimme
des Ausrusers.
„Vierhundert und zehn!“ rief eine rauhe Baßstimme.
— Wällgert sah sich um nach seinem Gegner, und erkannte
in ihm den „Krakkels Pitter,“ einen jungen, breitschulterigen
Bauersohn, der noch nicht lange geheirathet hatte.“
Vierhundert und fünfzig!“ bot Schubben Wällgert,
schon ein wenig gereizt. Eine tiefe Stille herrschte, nur
unterbrochen von dem das Gebot wiederholenden Ausrufer.
„Fünfhundert!“ bot da Krakkels Pitter mit düsterem
Ernst.Wällgert bohrte seinen Blick in die ihm nur halb
zugewandte Gestalt des Pitter und wechselte die Farbe;
unbewußt zogen sich seine Fäuste zusammen, preßten sich
seine Zähne aufeinander.
„Sechshundert Thaler!“ stieß er, kaum seiner innern
Aufregung Meister, hervor.
„Siebenhundert!“ sagte Pitter, das Wort stockte ihm
aber schon auf der Zunge. Soviel hatte er nicht im Sinne
gehabt, zu bieten, aber er wurde dazu gereizt, hinter ihm
stand eine Anzahl Bauern, die dem Schubben Wällgert nicht
hold waren und es ungern gesehen hätten, daß der Wäll—
gert in den Besitz des Hauses gekommen wäre; oder wenig—
stens hätten sie gewünscht, daß es ihm recht theuer aufge—
brannt würde. Sie winkten daher dem Pitter immer zu,
und suchten ihn aufzustacheln.
Wäͤllgerts Hitze hatte sich inzwischen jedoch schon et—
was gebrochen, und der Geldgeiz ließ es ihm nicht mehr
zu, mit ganzen Hunderten zu bieten; er dachte außerdem,
er würde doch dem Kraklels Pitter das Herz abkaufen. Er
fing jetzt wieder gelinde an und bot siebenhundert und zehn
Thaͤler. So ging es noch eine Weile mit dem Wettstreite
der beiden fort, bis endlich der Pitter nachgab. Der Aus—
rufer rief schon: „Neunhundert zum Ersten. — neunhundert
zum Zweiten!“ —
Tausend Thaler!“ sagte jetzt ganz gelassen Arnold
Wellenstein, der bis dahin nur als ruhiger Zuhdrer da ge⸗
standen hatte.
Alle Gesichter waren mit einem Male nach dem un—
bekannten Fremdling hin gerichtet. Wällgert war stumm
wie das Grab, er laumelte nur mehr so aus der Stube
heraus, — er hatte fich nämlich beim Apfelwein auch nicht
hintenan gestellt und der that jetzt bei Wällgert's Aufge—
regtheit seine Wirkung. Die ganze Versammlung brach
iber Wällgert's Rückzug in ein lautes Gelächter aus, und
das Haus wurde nun dem bis jetzt noch fremd gebliebenen
Arnold zugeschlagen. Aber wie staunten Alle, als der No⸗
tar nach dem Namen des Käufers und nach dem Bürgen
fragte, und Arnold ruhig erwiderte: „Ich heiße Arnold
Wellenstein, und meinen Bürgen, den habe ich hier!“ — Da—⸗
mit deutete er auf die gefüllte Geldbörse, die an seiner Seite
ruhte und die er nun öffnete. Er legte die gebotene Summe
in einem Tausend-Thaler-Scheine vor den Notar. Nach—
dem dieser die Echtheit des Scheines sorgfältig geprüft und
sich damit zufrieden erklärt hatte, legte Arnold auch noch
2 Zehn⸗Thalerscheine, also das Doppelte dessen, wozu er ver⸗
pflichtet war, auf den Trinkgeldteller, wie es Sitte war.
Die Bauern ließen sich es nun recht wohl sein, denn
so viel Trinkgeld hatte es bei ihrer Lebzeit noch nie gege—
ben, Versteigerungen kamen überhaupt nicht häufig vor und
gar solche bis zu 1000 Thaler nur höchst selten. Wie ju—
helten sie Arnold entgegen! Jeder wollte sich eine Ehre da—
raus machen und lud ihn ein, bei ihm einzukehren.
Für Arnold war es ein glückliches Gefühl, wieder im
Besitze seines Vaterhauses zu sein. Er durchmusterte alle
Zimmer, und da erblickte er auch zu seiner großen Freude
an der Wand jenes Bild, das ihm oft seine verstorbene
Mutter gezeigt hatte. Es war dies nämlich die schöne kleine
Wachsfigur, Johannes in der Wüste darstellend, welche vor
fast 50 Jahren die Mutter seines Vaters gehabt, als man
sie todt am Wellenstein gefunden hatte. Hastig griff er
nach dem lieben Andenken. Aber kaum berührte er es nur,
da fiel es von der Wand zu Boden und zerbrach. Be—
dauernd hob er die Bruchstücke auf. An einem Stücke fand
sich ein kleines Papierchen. Neugierig entfaltete Arnold
dasselbe und siehe da, es enthielt eine in französischer Sprache
geschriebene Notiz, die auf Deutsch folgendermaaßen lautete:
„Ein Landjunker aus der Grafschaft Burgund, Nikolaus
Imblon, in Adenau den 8. Juni 1812.“ Weiter konnte
man Nichts daraus entnehmen. Aber für Arnold gab es
wenigstens einen erfreulichen Fingerzeig in dem räthselhaf⸗
ten Dunkel, das über die Herkunft seines Vaters und dessen
anglückliche Mutter bisher geschwebt hatte. —
Arnold ließ nun seinen Vater lommen, der bis dahin
noch immer auf dem Bleiberge beschäftigt war, und legte ihm
einen neuen Kaufladen im alten Hause zu Bruch an. So
erlebte Vater Wellenstein wieder glückliche Tage. Arnold
selbst reiste nach einmonatlichem Aufenthalte in seinem Ge—
»urisorte wieder mit seiner Frau nach England zurück, und
er, der sich vor dem ersten Bergknappen, den er am Blei—
herge einst sah, so sehr gefürchtet hatte, ist jetzt ein tüch—
tiger Bergingenieur nicht nur, sondern sogar alleiniger Be⸗
siher des großen Silberbergwerkes Concordia.
Buchftaben räthsel.
Mit Kegibt's Speis', und Trank mit B,
Mit H erklingt's, und sticht mit D,
Mit Z thut's selten gut. Zum Sporn
Noch dies: mit v ist's immer vorn.
(Auflbsung folgt in nächster Nummer.)
Marktpreise am 15. Moh⸗
973.
St. Johaun.
—A
11 —
— 13 —
10
Centner Kartoffeln
Pfund Butter
Dutzend Eier
Drucker und Verleger; Bebrüͤder Hofer in Saarbrugen. Erpedition der Saarbrader
ꝛitun.