Full text: Der Bergmannsfreund (3.1873)

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Arnold Wellenstein wird Bergmann. 
kine wahrheitsgetreue Erzählung aus der jungsten Vergangenhert 
Von Nik. Plein, Bergmann zu Friedrichsthal. 
(Fortsetzung und Schluß.) 
Wieder in Concordia angekommen, drang andern Tages 
Wellenstein in seinen Herrn, daß er ihn jetzt wieder nach 
Deutschland zurückkehren lassen solle; er meinte, daß der 
Zweck seines Aufenthaltes in England jetzt wohl erreicht 
und seine Anwesenheit in der Heimath dringend nothwendig 
sei, auch fühle er eine Art Heimweh. Kreuser schüttelte 
den Kopf. Es fiel ihm schwer, Wellenstein das Aner— 
bieteu des Engländers anzumelden. Indessen hatte er auch 
schon selbst einige Male bemerkt, wie die großen feurigen 
Augen der schönen Hildegarde oft verstohlen auf Wellenstein 
ruhlen, und der Ausdruck ihres Blicks verrieth ihm genug. 
Er konnte sich schießlich doch nicht enthalten, seinem Lieb⸗ 
ling wenigstens einige Andeutungen zu geben. 
„Hast Du denn noch nicht bemerkt, Arnold,“ frug er 
in gutmüthigem Tone, „daß die schöne Hildegarde Dich mit 
ihren Blicken verfolgt?“ 
Ein verschämtes Lächeln glitt über das ehrliche, offene 
Gesicht des jungen Mannes, er erröthete und schwieg ver— 
legen. 
„Sei nur nicht blöde,“ meinte Kreuser, „nur eines 
Wortes von dir bedarf es, um die Hand des schönen Mäd— 
chens zu gewinnen.“ 
Arnold schüttelte ablehnend den Kopf, ein düsterer 
Ernst hatte sich über sein schönes Gesicht gebreitet. In— 
dessen Kreuser setzte ihm so lange zu, bis er denn endlich 
sich Muth faßte und offen mit dem alten Engländer sprach. 
Und in der That bedurfte es nicht langer Hin- und Her— 
reden. Noch am selben Abende wurde die Verlobung 
Arnolds mit der schönen Hildegarde gefeiert und von Ar— 
nolds Abreise war vorläufig keine Rede mehr. Nach wenigen 
Wochen schritten beide als glückliches Paar zum Traualtare. 
.Mit Einverständniß seines jetzigen Schwiegervaters 
hatte Arnold sich vorgenommen, so bald als möglich seine 
junge Frau nach Deutschland und besonders in seine Hei— 
math zu führen. Schon nach einigen Monaten kam die 
Reise zur Ausführung. Wohlausgestattet mit Geld, betrat 
er an der Seite seiner schönen Hildegarde, die ihn über 
Alles liebte, wieder den deutschen Boden. Elf Jahre waren 
verflossen, seitdem er in Kummer und Noth seinem Geburts— 
orte Bruch Lebewohl gesagt hatte. Jetzt war es sein erster 
Gedanke, dorthin seine Gemahlin zu führen und ihr zu 
zeigen, wo seine Wiege einst gestanden hatte. 
In Bruch angekommen, lenkte er seine Schritte nach 
dem ehemaligen Vaterhause hin. Dort herrschte ein reges 
Leben und Treiben. Arnold, von Niemand mehr erkannt, 
fragte nach der Ursache dieses Treibens. Man erklärte ihm, 
daß das ehemalige Wellenstein'sche Haus und außerdem die 
Ländereien des letzten Besitzers des Hauses, welcher kürzlich 
gestorben war, versteigert werden sollte. 
In dem Hause war mittlerweile die Versteigerung schon 
so weit, wie beendet, nur das Haus selbst sollte jetzt zuletzt 
noch angesetzt werden. Die Bauern hatten sich bereits alle 
ein wenig berauscht und waren in sehr heiterer Stimmung, 
denn das Getränke wurde diesesmal unentgeldlich verabfolgt. 
In der That lag in einem der Zimmer ein Faß, das ei— 
nige Ohm Aepfelwein enthielt, aber in Folge des tüchtigen 
Zuspruchs der Bauern schon zur Neige ging. Unter den 
Anwesenden befanden sich auch einige Bauern, die sonst der 
Schenke wenig Zuspruch thaten, aber diesmal waren sie die
	        
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