1983
barkeit der Kohle in der Nähe der Sprünge erheblich ab—
genommen, die Kohle ist mürbe, bröcklich, taub geworden,
oder auch sie ist „versteint“, d. h. durch Aufnahme von
stiesel-⸗, Kalk-⸗ oder Eisen-Bestandtheilen, welche in flüssiger
Lösung dieselben durchdrungen haben, so verändert, daß sie
ihre Brennkraft größtentheils verloven hat.
Zu den bereits besprochenen, mehr oder weniger den
bergmännischen Grubenbetrieb störenden Eigenthümlichkeiten
und Einwirkungen der Sprünge tritt endlich auch noch die
oft gefährliche Anfüllung ihrer Spalten einestheils mit
Wasser, anderntheils mit schlagenden Wettern. Die offenen
oder nur lose ausgefüllten Sprungklüste bilden zwischen
den verschiedenen, von ihnen durchsetzten Gebirgsschichten
förmliche Kanäle, in welchen sich sowohl Wasser, wie
die sich fortwährend aus der Zersetzung der Kohle ent—
wickelnden Gase ansammeln und circuliren können. Unter
diesen Umständen gibt vielfach das unvermuthete Anhauen
einer Sprungkluft Veranlassung zu Unglücksfällen durch
lötzliches Hereinbrechen von Wassern oder starkes Aus—
sopee von Schlagwettern. — Spalten im Gestein, aus
welchem sich Schlagwetter entwickeln, werden mit dem Namen
„Bläser“ bezeichnet.
Auch über Tage machen sich Sprüngklüfte des Ge—
birges mitunter dadurch bemerkbar, daß an ihrem Aus—
gehenden Quellen sich finden. Im Uebrigen sind indessen
nur selten die Sprünge noch an der äußern Oberfläche zu
verfolgen, die zahlreichen Veränderungen der letztern im
Laufe der Jahrtausende haben meist ihre Spuren völlig
verwischt.
Wie es im Herbst 1473 aussah.
Es sind nun gerade 400 Jahre, daß man namentlich
im Süden Deutschlands in das größte Erstaunen versetzt
ward, weil die Natur in vollständige Unordnung gerathen
zu sein schien. Niemand entsann sich, jemals Aehnliches er—
lebt oder davon gehört zu haben. Ein Zeitgenosse, der
sKaplan Johannes Knebel in Basel, hat in seiner
tagebuchartigen werthvollen Chronik darüber Mancherlei be—
richtet, und es ist wohl angemessen, im Herbste 1878 dies
ans Licht zu ziehen.
Als der Herbst des Jahres 1473 herbeikam, nahm die
Hitze des Sommers nicht ab, sondern dauerte ununterbrochen
fort; nur wurde die Luft etwas feuchter. Unter diesen
ünstigen Umständen gedieh denn der Wein in vorzüglich—
pr Weise. Es gab einen so ausgezeichneten Wein, und zwar
in solcher Fülle, daß man die geringeren Sorten gar nicht
achtete. Doch damit war es nicht genug, denn die Reben
bekamen sofort neues Leben, keimten, setzten kleine Knos—
pen an, welche sodann blühten, so daß es schien, als gehe
man einer baldigen zweiten Lese entgegen. Doch so war
es nicht etwa mit dem Weine allein, sondern bereits An—
fang des Octobers zeigte sich überall in den Pflanzen neuer
Saft und neues Treiben, als sei der Frühling angebrochen.
Die Frühlingsblumen fingen an zu blühen und verbreite—
ten, wie z. B. die Veilchen, ihren lieblichen Duft; die Bäume
bekleideten sich mit jungen Laube, schmückten sich sodann
mit Blüthen, bekamen Früchte, welche sich allmählich auf
Aepfel⸗ und Birnbäumen zur Größe von Wallnüfsen aus—
bildeten. Genug, man staͤunte diese Vorgänge an und
glaubte wirklich, man sei mit Ueberspringung des Herbstes
und Winters beim Frühlinge angelangt und werde zu Ostern
1474 ernten können.
So angenehm nun auch diese Witterung in gewisser
Beziehung war, so hatte sie doch auch ihre bedenklichen
Schattenseiten. Die fortdauernde Sommerwärme trocknete
alle Bäche aus, und da man nur Wassermühlen kannte,
mußten dieselben endlich sämmtlich still stehen, wodurch,
trotz der gesegneten Ernte, eine große Theuerung des Brodes,
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Außer anderen übeln Folgen jener abweichenden Witterung
zeigten sich auch Krankheiten, namentlich im nächsten Jahre
im Elsaß, sowie in den benachbarten Ländern eine Pesti—
senz, welche man „Cholera“ nannte, und von welcher man
berichtet, daß der allzu feurige Wein sie veranlasse. Wer
davon ergriffen ward, starb innerhalb eines einzigen Tages.
Merkwürdig, daß man damals schon die Cholera kannte;
aber noch merkwürdiger, daß der allzu feurige Wein die
Ursache derselben gewesen sein soll! Moglich, daß die Krank—
heit besonders die alten starken Trinker ergriff, weßhalb
man dann den Wein beschuldigte.
Arnold Wellenstein wird Bergmann.
Eine wahrheitsgetreue Erzählung aus der jüngsten Vergangenheit.
Von Nik. Plein, Bergmann zu Friedrichsthal.
(Fortsetzung.)
Ungefähr 300 Meter in gerader Richtung von dem
Arbeitspunkte stand eine Bretterhütte, in welcher der Steiger
gewöhnlich sich aufhielt; auf der Seite nach dem Arbeits-
punkt hin war ein Fenster angebracht, so daß man aus der
dütte die Arbeiter übersehen konnte. Wenn letztere zum
Schießen fertig waren, gab der Steiger ein Signal auf
einer Pfeife, daß sich Jeder entferne und in Sicherheit
stelle; dann wurde das zweite Signal gegeben zum Anzün—
den der Schüsse. Hierbei ereignete sich eines Tages ein
jehr trauriger Unglücksfall. Der damalige Obersteiger Klo—
en befand sich gerade bei dem Steiger Schlenger in der
Bretterhütte, als die Schüsse abgethan werden sollten. Der
Steiger war aus der Hütte getreten, hatte das Signal zum
Anzünden gegeben und war dann ruhig vor der Hütte
tehen geblieben, um die losgehenden Schüsse zu zählen.
Auf einmal kam bei einem der losgehenden Schüsse eine
„Tott“ geflogen wie eine Bombe, fuhr zum Fenster hin—
ein in die Huͤtte und schlug dem Obersteiger Klosen derar—
tig unglücklich gegen den Kopf, daß er wenige Stunden nach
her verschied.
Am Feinsten und Silberhaltigsten ist das Erz an den
Stellen, wo es im Quarzit vorkommt. Es befindet sich meist
so viel Sillbergehalt in den Bleierzen, daß dieser allein hin—
reichend ist, die sämmtlichen Unkosten zu bestreiten und das
gewonnene Blei selbst reiner Gewinn bleibt. Der Geruch
und die Wetter in diesen Gruben sind viel schwefelartiger
als in Steinkehlengruben, und wirken daher auch nachtheiliger
auf die Gesundheit des Bergmanns ein. — So kam es
auch im Jahre 1857 vor, daß der Berg eine Spalte schlug
und eine Ecke an dem Gebäude des Hauptförderschachtes
absprang; es mußte in Folge dessen die unterirdische Ar—
beit, bei welcher ungefähr 300 Mann beschäftigt waren,
auf eine Ze tlang ganz eingestellt werden.
Die gewonnenen Erze wurden damals per Axe nach
Stollberg gefahren, um dort verschmolzen zu werden. An
Arbeit fehlte es am Bleiberge nicht. Die Bergleute be—
amen sogar noch 3 Silbergroschen mehr auf eine Schicht,
als die gewöhnlichen Arbeiter, so hoch standen sie im An—
sehen bei der Gewerkschaft. —
Auch Wellenstein und sein Sohn fanden sofort Arbeit,
und schon andern Morgens, nachdem sie angekommen, ver—