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erst im Jahre 1867 die Anstellnng eines evangelischen, im
Jahre 1872 die eines katholischen Geistlichen zu ermoͤg—
lichen. Schon jetzt aber ist ersichtlich, daß die vorhan—
denen Räumlichkeiten auf die Dauer nicht ausreichen, und
ist die Erbauung einer evangelischen wie einer katholischen
Kirche seitens der beiden Gemeinden in Aussicht genommen.
Fortbildungs- und Industrie-Schulen. —
Neben den Elementarschulen besteht für ältere Knaben und
jüngere Arbeiter eine Fortbildungsschule, in der an jedem
Montag, Dienstag, Donnerstag Abend und Sonntag Mor—
gens vor Beginn der Kirche Unterricht ertheilt wird. Der
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lisch, Freihandzeichnen, technisches Zeichnen, Rechnen, Schrei—
ben, Naturlehre, Weltkunde. Den Unterricht ertheilen theil⸗
weise die Lehrer, theils auch die Ingenieure des Werkes.
Die jüngern Arbeiter, vorzugsweise die in den Werk—
stätten beschäftigten, sind verpflichtet, während ihrer Lehr—
zeit die Fortbildungsschule zu besuchen, und zählt dieselbe
augenblicklich circa 30 Schüler.
E.ne Mädchen-Arbeitsschule, in welcher eine Lehrerin
unter Beihülfe einiger Frauen von Werksbeamten ꝛc. Un—
terricht ertheilt, hat den Zweck, die Mädchen in weiblichen
Handarbeiten aller Art zu unterrichten. Für die schon er—
wähnte Colonie Rothenberg ist gleichfalls sowohl eine Fort—
bildungschule für junge Bergleute, wie auch eine Arbeits—
schule für Mädchen ins Leben gerufen und erfreut sich
lebhafter Betheiligung.
Bibliothek. — Im innigsten Zusammenhange mit
der Schule steht die Volks- und Jugendbibliothek, die im
Jahre 1862 gegründet, jetzt schon 800 Bücher von zum
Theil großem Werthe enthält. Die Bibliothek wird von
dem ersten und zweiten Lehrer der evangelischen Schule
berwaltet, leiht die Bücher an die Werksarbeiter und auch
an Andere, und ist zumal im Winter ein vielbenntztes In⸗
stitut.
zeigen, so läßt sich gewöhnlich leicht erkennen, ob die durch
den Sprung zerrissene Gebirgsschicht jenseits desselben in
tieferer oder höherer Lage zu suchen ist. Allgemein kann
angenommen werden, daß der im Hangenden der Sprung—
Auft befindliche Gebirgstheil gesunken, beziehungsweise der
im Liegenden befindliche gehoben ist.
Eine Ausnahme von der allgemeinen Regel machen
die sogenannten Ueberschiebungen, bei welchen der im
hangenden der Verwerfungskluft befindliche Gebirgstheil
höher liegt, wie der andere; er ist, wie der Name sagt,
über den letztern geschoben, die getrennten Theile sind also
nicht aus einander gezogen, sondern liegen in einem gewissen
langgestreckten Raume doppelt über einander. Die Klüfte,
an welchen beide Theile abschneiden, sind hierbei auch fast
tets nur flach geneigt. An den Enden der Ueberschiebungen
dilden die Schichten meist kleine Sattelbiegungen oder
Wülste, die dann allmählig erst in die Trennung der beiden
Stücke übergehen. Derartige Ueberschiebungen kommen stets
in Zusammenhang mit Sätteln und Mulden und über—
haupt in Verbindung mit einer sehr gestörten Lagerung
der Schichten vor. Im Saarbecken bieten namentlich das
Westfeld der Grube Dudweiler und die Baufelder der
beiden Gruben Wellesweiler und Gersweiler deutliche Bei⸗—
piele von bedeutendern Ueberschiebungen.
Die Einfallrichtung der Sprungklüfte verfolgt in den
meisten Kohlenbecken keine bestimmte Regel, sondern geht
bald nach der einen, bald nach der andern Seite. Ebenso
unregelmäßig ist die Vertheilung der Sprünge, indem die—
elben in einzelnen Parthien des Gebirges oft in großer
Anzahl dicht bei einander vorkommen, andere Parthien aber
vieder auf lange Erstreckungen hin von gar keinen Sprüngen
durchsetzt sind. — Die Streichrichtung der meisten Sprünge
geht rechtwinklig oder wenigstens nahezu rechtwinklig gegen
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seits auch viele sogenannte „streichende Sprünge“, die sich
nn ihrer Richtung mehr dem Streichen der Gebirgsschichten
nähern.
Die Verwurfshöhe der Sprünge, d. h. der senkrechte
Abstand der ursprünglich zusammengehörigen und jetzt ge—
trennten Punkte einer und derselben Schicht, geht von der
geringsten Abmessung einer kaum bemerkbaren und die
Mächtigkeit eines Flötzes nicht erreichenden Größe bis zu
der außcrordentlichen Höhe von 200 und selbst noch mehr
Lachtern. In fast allen Kohlenbecken sind indessen selbst
größere Verwurfshöhen der Sprünge von keinem allzu
törenden Einflusse auf den bergmännischen Betrieb, weil
gewöhnlich eine Mehrzahl von Steinkohlenflötzen vorhanden
ist, und dann häufig durch den Sprung demjenigen Flötze, auf
welchem man ihn angefahren hat, direkt ein anderes vorge⸗
worfen wird, so daß man bei der söhligen Ausrichtung aus
einem Flötze durch den Sprung hindurch in das andere
fahren kann. Unangenehmer ist die Sache in solchem
Falle, wo bloß ein einziges Flötz oder nur eine geringe
Anzahl von solchen vorhanden ist; die Wiederausrichtung
des vorhandenen Flötztheiles erfordert dann lange, kost⸗
ppielige Strecken im Gestein, unter Umständen sogar eine
vollständig neue Grubenanlage.
Die Einwirkung der Sprünge auf die unmittelbar aun
dieselben anstoßenden Gebirgsstücke ist sehr verschieden, be—
sonders wie sich dieselbe in den Steinkohlenflötzen zeigt.
Diese halten zum Theil in ihrer regelmäßigen, gewöhnlichen
Beschaffenheit bis unmittelbar an die Sprungkluft aus,
während sie anderntheils bereits in einiger Entfernung Ver—
inderungen zeigen und Störungen aller Art wahrnehmen
lassen. Besonders häufig hat die Festigkeit und Brauch—
Die Steinkohlen, ihre Entstehung, ihr Vorkommen
und ihre Verwerthung.
VII.
Die gewaltsamen Hebungen und Senkungen, denen
das Steinkohlengebirge im Laufe der Zeit ausgesetzt gewesen
und denen die Sättel und Mulden ihre Entstehung ver—
danken, haben vielfach auch Störungen im regelmäßigen
Zusammenhange der Schichten veranlaßt. Es sind Brüche,
Risse und Spalten entstanden, die bald nur auf kurze Er—
streckungen sich bemerklich machen, bald meilenweit durch
das ganze Gebirge hindurch fortlaufen. Fast regelmäßig
ist mit solchen Rissen eine Verschiebung der zerrissenen
Gebirgstheile gegen einander verbunden, derart, daß der
eine Theil an der Spalte hinab gesunken oder der andere
an derselben emporgehoben ist. Der Bergmann bezeichnet
diese Störungen des Zusammenhanges der Schichten mit
den Namen: Sprung, Verwerfung, Ueberschiebung.
Die eigentlichen Spalten oder Sprungklüfte sind ge—
wöhnlich nur schmal und mit, zu weichen Letten zerriebenen,
Bestandtheilen der gestörten Schichten erfüllt. Wo die
Spalte feste Sandstein- oder Conglomeratschichten durch⸗
brochen hat, sind die Spaltenflächen meist glatt, oft sogar
blank geschliffen, ein Zeichen der beim Heben oder Senken
des einen von beiden auseinandergerissenen Gebirgstheilen
stattgefundenen starken Reibung.
Da die Spalten nur selten ganz senkrecht in die Tiefe
gehen, vielmehr meist ein Einfallen von 50 bis 70 Grad