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„In Holland ist Gold,
Koönnt's haben, wenn ihr wollt!“
klingt die verlockende Stimme in Hauff's schönem Märchen:
„Das steinerne Herz,“ und sie hat recht. Das zähe, aber
unternehmende Handelsvolk hat in seinen Städten, auf sei—
nen dem Ocean abgerungenen Küsten und Inseln einen be—
deutenden Reichthum aufgespeichert und wendet denselben,
zu seiner Ehre sei's gesagt, vielfältig vortrefflich an. So
dachte auch der Pastor einer armen rheinischen Gemeinde,
dessen baufälliges Kirchlein durch ein neues ersetzt werden
mußte, und machte sich, mit den nöthigen Papieren versehen,
vertrauensvoll auf den Weg stromabwärts zu einer Collecte
im Nachbarland.
Seine Hoffnung ward nicht zu Schanden. Er traf es
freilich nicht immer nach Wunsch, denn überall giebt's kalte
und harte Herzen, die Nichts rührt, und kluge und vor—
sichtige Köpfe, deren Weisheitssumma ist: den Daumen auf
den Beutel! Und als er eines Morgens in der großen
Stadt Amsterdam vergebens an mehreren Thüren angeklopft
hatte, ging er ziemlich niedergeschlagen und am Tagewerke
verzweifelnd zur folgenden, zum Hause des reichen Kauf—
herrn Barneveldt hin. Er traf's wieder nicht besonders.
Auf sein bescheidenes Anpochen an der Comptoirthür
rief zwar sofort eine Stimme: „Herein“, aber doch konnte
er sein Anliegen nicht gleich vorbringen; der alte Herr,
dessen schwarzes Sammtkäppchen hübsch gegen die weißen
Haare abstach, war in einem Gespräche mit seinem Sohne
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mitten in der Woche zu einem Essen gehst und wieder
einen halben Tag versäumst.“ „Aber dem Onkel Tedama
zu lieb —“ wandte der junge Herr ein. „Freilich, freilich,“
meinte sein Vater, „nun ja denn! Es soll wohl sein müssen.
Apropos, ich bekomm' noch zehn Stuiver von ihm.“
„Wofür?“ „Wir hatten ja neulich einige Hasen zusammen
bestellt, die wurden an mich adressirt und ich hab' die
Fracht bezahlt, da muß er die Hälfte tragen — laß dir's
geben, eh' es vergessen wird“
„O weh! der nimmt's genau!“ dachte der Pastor. Er
kam noch nicht an die Reihe. Kaum haͤtte der junge Herr
sich empfohlen, da wandte der Alte sich an den jüngsten
Lehrling, der an einem Nebentische ein Packet öffnete, die
Schnur schon einmal durchschnitten und ein verschwenderisch
großes Siegel abgerissen und auf den Boden geschleudert
hatte. „Was machst du da, Jan!“ fuhr der lebhafte Greis
unwirsch den augenscheinlich aus guter Familie siammenden
Krauskopf an; „ist das eine Manier? Geht man so mit
den Sachen um?“ Der Jüngling blickte betroffen auf.
„Heb' mal gleich das Siegel wieder auf! Richtig, ein groß
Stück Packpapier mit herausgerissen! Hol' den Topf aus
der Ecke, mit der Spritlampe drunter, da kommen alle
Reste Siegellack hinein und werden wieder benutzt. Und
die neue Schnur so mir nichts dir nichts zu verstückeln!
Ich mein', sie wär' dick genug; versuch's nur einmal ge—
duldig und löse den Knoten auf und häng' sie dann dort
an den Hacken zu den übrigen, so ist's Brauch auf meinem
Comptoir. Und den Bogen streiche glatt, es wär' noch ein
bester Bogen, ohne das Loch, das du aber hineingemacht
hast. Hier wird Nichts fortgeworfen, merk' dir das!“ —
„O weh, der nimmt's genau!“ dachte der arme Pastor
noch einmal, ‚und ich komm' zur bösen Stunde.“ Wirk—
lich klang noch ein leiser Nachhall der Gereiztheit in Barne—
veldt's kurzer Frage: „Was beliebt, Mynheer?“ Doch, an
der Kleidung den Geistlichen erkennend, bot der alte Herr
ihm sofort einen Stuhl an, ließ sich selbst in einen Sessel
nieder, hörte schweigend die Bitte an, nahm dann die Pa—
piere, schob die Brille zurecht und begann zu lesen. Dann
forderte er eine Feder vom nächsten Comptoirbedienten, schrieb
mit festen schönen Zügen Etwas in die Liste und reichte
sie dem Pastor zurück, der mit Erstaunen las: „Fünfzig
Bulden!“ Seine Verwunderung muß sich bemerkbar auf
seinem Gesicht ausgeprägt haben, denn der alte Herr sprach,
als er ihm das Geld hinzählte, lächelnd: „Sind Sie zu⸗
frieden, Domine?“ „Ueberzufrieden! herzlich dankbar!“
stammelte der Pastor, „offen gestanden, denn ich möcht'
Ihnen gegenüber auch nicht das kleinste Unrecht auf dem
Herzen behalten, ich hatte dies nicht erwartet nach den —
nach den Scenen, von denen ich eben Zeuge war.“
Da lachte der Alte laut und herzlich, und sprach:
„Wozu meinem Schwager Tedama fünfzig Cent schenken,
der reicher ist als ich und es nicht merkt und nicht wili
und mir keinen Dank dafür weiß? Da schenk' ich Ihrer
Gemeinde lieber fünfzig Gulden und mach' Sie und noch
manchen Christenmenschen froh. Und was den jungen Ver—
ichwender dort anbetrifft“ — auf den Lehrling deutend —
„ich hab' keinen so reichen Vater gehabt, wie er, und wär'
zu Nichts gekommen, wenn ich so drauf los gehaust hätte,
wie er wieder zu Nichts kommen kann, wenn er nicht Rath
annimmt. — Doch wir reden noch mehr darüber, Vomine,
denn wenn Sie nichts Besseres vorhaben, wie mein Herr
Sohn, der heut' mit dem großen Löffel speist, so seien
Sie mein Gast und sprechen Sie das Tischgebet — meine
Zeit ist fünf Uhr.“
Mittel zur Entfernung von Fetislecken oder Oelfarben⸗
flecken aus Kleidungsstücken.
Um Fettflecken aus Kleidun gsstücken zu entfernen,
wird meistens und ganz zweckmäßig Benzin (Fleckwasser)
angewandt; dabei entstehen aber gewoͤhnlich um die gereinig⸗
len Stellen herum braune Ränder, die sich vom übrigen Stoff
unangenehm abzeichnen. Um nun diese Ränder zu vermei—
den, streut man, sobald der eigentliche Fleck mit Benzin
entfernt ist, auf das nasse Zeug, und zwar soweit, als es
zenäßt ist, Gyps oder auch Bärlappsamen (Lycopodium)
läßt den Fleck trocknen und bürstet dann einfach das Pul—
ver ab.
Oelfarbenflecke sind, so lange sie frisch und noch
nicht eingetrocknet sind, leicht mit Terpentinöl aus Tuch und
Kleidungsstücken zu entfernen. Dieses Mittel hilft aber
nicht mehr bei alter, schon ganz trockener Oelfarbe, Solche
alten Oelfarbenflecke lassen sich am Einfachsten und Besten,
gerade wie auch Theerflecke, durch Bestreichen mit Olivenöl
oder Butter beseitigen: Die bestrichenen Stoffe läßt man
eini ge Zeit liegen, bis die Oelfarbe oder der Theer von dem
Del oder der Butter aufgeweicht ist, was man leicht erken—
nen kann; dann behandelt man die frischen Oelfarbenflecke
zu erst mit Terpentinöl und zuletzt noch mit Benzin, wobei
die Oelfarbe sowohl wie das aufgestrichene Fett gleichzeitig
verschwinden.
Marktpreise am 4. Oktober 1873.
zu Saarbrücen. zu St. Johaunn.
I 2
— 29 —
— 13 —
— 2 4
Centner Kartoffeln
RPfund Butter
Nuthend Cier
Drucer und Verleger: Eebruder Hofer in Sachrucken. Erpeditien der Saarbrücker Zetung.,