Full text: Der Bergmannsfreund (3.1873)

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aAls Maschinenmeister der Killingworther Grube mit einem 
Behalt von 100 Pfund Strl. (672 Thaler). Hierdurch 
ward er den gewöhnlichsten Mühen eines Handarbeiters ent⸗ 
rückt und sah sich in dem reichlicheren Besitze von Mitteln, 
welche er zu seiner und seines Sohnes Ausbildung verwen— 
den konnte. — 
Die schlagenden Wetter der Killingworther Grube 
ließen ihn auf Abwendung dieser Gefahr sinnen, und es ge⸗ 
lang ihm nach vielen und lebensgefährlichen Versuchen, eine 
Sicherheitslampe zu construiren genau zu derselben Zeit, 
als der berühmte Davy mit der Construction derselben 
beschäftigt war. Eine Versammlung von Grubenbe— 
sitzern uͤberreichte ihm zum Zeichen ihres Dankes einen 
silbernen Deckelkrug und 1000 Pfd. Strl. (6700 Thaler) 
in Gold. Diese Erfindung, welche unsern Stephen— 
son wegen der bei den Versuchen, aus denen sie hervor⸗ 
zing, bewiesenen edelmüthigen Aufopferung den Wohlthä— 
sern der Menschheit anreiht, wurde jedoch noch verdunkelt 
durch die Erfolge, welche er der Locomotive errang. — 
Im Jahre 1813 erhielt er von den Grubenbesitzern 
den Auftrag, eine Locomotive für den Kohlentransport zu 
bauen. Die damals schon bekannte Locomotive war ein 
unpraktisches Ding, mit dem sich wenig anfangen ließ. 
Stephenson vervollkommete sie aber durch eine Reihe 
der wichtigsten Aenderungen und Verbesserungen. Dessen 
ungeachtet war die Leistungsfähigkeit der von ihm erbauten 
Locomotive nach derart, daß sich der Kostenaufwand höher 
ttellte, als beim Transport durch Pferde Stephenson's 
fortwährenden Bemühungen gelang es aber, dies Verhält— 
niß zu Ende des Jahres 1814 dahin zu ändern, daß sich 
die Kosten beider Transportmittel gleich stellten. Durch 
stete Verbesserungen der Maschine und der Bahn gestaltete 
sich das Verhältniß immer günstiger — und doch kam erst 
im Jahre 1819 der Hettoner Grubenverein zu dem Ent— 
schluß, sich dies Transportmittel zu Nutzen zu machen. 
Stephenson wurde mit der Ausführung des Unter— 
nehmens betraut und ordnete auf dem schwierigen Terrain 
fünf „selbstwirkende“ schiefe Ebenen (wo die beladenen 
Wagen die leeren hinaufziehen), sowie zwei schiefe Ebenen 
mit stehenden Maschinen an und übertrug der Locomotive 
die Verbindung dieser Strecken. Am 18. November 1822 wurde 
die gewaltige Maschinerie von einer großen Menge neu— 
gieriger Ungkückspropheten in Bewegung gesetzt 8 zwar 
mit dem vollständigsten Erfolge, und so war ein weiterer 
Schritt gethan, um das öffentliche Interesse für das Eisen— 
dahnsystem zu erregen. 
räumte von seiner ehemaligen russischen Gefangenschaft, 
yon der Schlacht an der Alma und der Erstürmung des 
Malakoff, er sah die russischen Schergen, die ihn eskortirten 
und, den Prügelstock schwingend, ihm den wunden Rücken 
durchbläuten; er hatte einen schweren Traum. Doch endlich 
gzelang es ihm, sich von dem drückenden Traumbilde zu be— 
reien. In Schweiß gebadet, reckte er seine kräftigen Glieder 
ind schlug die Augen auf. Die Sonne ließ bereits die 
ersten Strahlen durch sein Schlafgemach hingleiten und 
vinkte ihm den Morgengruß zu. Er richtete sich von seiner 
Lagerstätte empor, blickte durch das Fenster hinauf zum 
auen Himmelszelte und stammelte ein Gebet des Dankes 
für seine wunderbare Rettung aus all den Gefahren, die 
er eben wieder im Traume von Neuem durchlebt. 
Ein Blick auf Martin's Lager zeigte diesen noch in 
üßem Schlummer. Das Lächeln eines Engels schwebte 
uuf seinen Lippen. Herrmann fürchtete sich fast, ihn aus 
seinen süßen Träumen in die rauhe Wirklichkeit emporzu⸗ 
vecken. Aber es war Zeit, er rüttelte den Kameraden auf. 
Doch wie war dem so oͤde und enge, als er die Augen auf⸗ 
chlug und Nichts mehr von der ganzen Herrlichkeit seines 
zeträumten Bergwerks erblickte! Der Traum gleicht einem 
Schachte. Ist die geladene Tonne oben, so ist die leere 
inten und umgekehrt. Ebenso geht's im Traume. Ist die 
Freude während desselben im Herzen, so schwebt schon in 
der Wirklichkeit das Leid gleich einer leeren Tonne über 
dem Träumenden. — Herrmann und Martin besprachen 
'ich nun über ihre Weiterreise, und wie sie es jetzt am 
Besten anzufangen hätten. Es dauerte aber nicht lange, 
o erschienen auch schon die am Vorabend ausersehenen 
ieuen Bergburschen mit Schaufel und Hacke, um, wie es 
»esprochen war, ihre erste Schicht zu beginnen. Als sie 
Martin und Herrmann sahen, ertönte ein kräftiges „Glück 
auf“, das ein donnerndes Echo an dem Heidenkopf wieder— 
hallte. Herrman und Martin erwiederten herablassend den 
Bruß. 
Nachdem Martin die Anwesenden gezählt und Alles in 
Richtigkeit gefunden hatte, stellte er sich an ihre Spitze und 
ührte sie zur Stelle, wo der ehemalige Stollen angehauen 
var. Einem Jeden wies er nun seine Arbeit an, und er— 
heilte seine weiteren Befehle. Mit einem wohlwollenden 
„Glück auf“ zog er sich dann alsbald wieder nach dem 
Dorfe zurück, indem er bemerkte, daß er mit dem Herrn 
Obergeschwornen nach der nächsten Stadt müsse, um Be— 
dürsnisse einzukaufen, und indem er Alle nochmals er— 
mahnte, recht fleißig zu sein. 
Martins Tagewerk war nun so weit beendet, als er sich 
der Schenke wieder näherte. Dort war mittlerweile Alles 
oorbereitet, ein Wagen, mit Ochsen bespannt und mit einem 
dequemen Sitze für zwei Mann, stand vor der Thüre. Die 
Dchsen stampften schon vor Ungeduld den Boden, als könnten 
Schluß.) i es kaum erwarten, sich schnell ihres Auftrages zu ent— 
Alles entfernte sich ehrfurchtsvoll. Herrmann und edigen. 
Martin sich u auch zur — hierfuür ue In der Wirthsstube dampfte ein einladender Topf mit 
var wieder Alles hergeftellt, daß fich beinahe ein Fürst nicht daffe auf dem Tische, daneben war reichlich Butterbrod und 
hatte zu geniren brauchen, dort zu üͤbernachten. So legten Zucker vorhanden. Herrmann und Martin setzten sich auf 
ich dann die beiden Bergherrn neder, und Mutter Natur die Einladung des Wirthes zu Tische und thaten sich recht 
forderte auch bald ihren Zoll, sie fielen in einen süßen zütlich. 
Schlummer. Der Ochsenwagen war während Martins Abwesenheit 
Martin träumte bald von seinem Bergwerke. Er sah requirirt worden; da sich im ganzen Dorfe keine Pferde be— 
sich als Steiger den Arbeitern voran gehen und sie zurecht fauden außer in der Mühle, so mußte man eben mit Ochsen 
weisen. Der riesengroße Zammer-Rückes schwebte ihm immer vborlieb nehmen. Der Wagen war bestimmt, in die nächste 
vor seinen Augen. — Stadt zu fahren, um, wie Herrmann angab, den Koffer 
Aber bei Herrmann sah es ganz anders aus. Er auf der Post abzuholen, und noch verschiedene andre Ge—
	        
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