Full text: Der Bergmannsfreund (3.1873)

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fast die Hälfte auf die noch jun gen Gruben bei Bensberg. Die 
Kupfererze stammen mit über id der Gesammtmenge aus den 
Gruben von Stadtberge und sind verhältnißmäßig werthlos, 
dagegen haben die auf den übrigen Gruben gewonnenen 
Kupfererze zum Theil sehr reichen Silber⸗ und Kuͤpfergehalt. 
Bei Weitem die größere Häfte der Erze wird auf 
auswärtigen Hütten zu Gute gemacht. Nur im engeren 
Siegerlande findet seit alter Zeit eine Verschmelzung der 
gewonnenen Blei⸗, Silber- und Kupfererze Statt. Die be—⸗ 
stehenden 4 Metallhütten des engern Siegerlandes liefern 
jährlich aus einheimischen Erzen gegen 6000 Pfund Silber, 
45,000 Etn. Blei und Bleiglätte und 9000 'Ctn. Kupfer. 
Außerdem producirt eine Zinkhütte bei Bensberg aus dor— 
tigen Zinkerzen gegen 60,000 CEtn. Zink. 
Die Volksküchen und ihre Einführung auf den 
Saarbrüder Gruben. 
III. 
Zur Errichtung von Volksküchen für die Saarbrücker 
Bergleute konnten zunächst nur die größern Gruben in Aus— 
sicht genommen werden, wo in den unmittelbar an der Grube 
selbst gelegenen Schlafhäusern räumlich nahe bei einander 
mehrere Hundert Einzel⸗Bergleute wohnen. 
Der Anfang wurde versuchsweise auf der Grube Heinitz 
gemacht. Nach Ueberwindung einiger Hindernisse gelang 
es hier der Grubenverwaltung, am 1. März 1870 mit be— 
scheidenen Geldmitteln eine Volksküche in's Leben zu rufen, 
und zwar vorläufig nur für die beiden, am untern Ende 
der Grube, bei der Gasanstalt, terrassenförmig über einan— 
der liegenden und mit etwa 400 Mann belegten Schlaf— 
häufer Nr. 1 und 2. Das Lokal wurde in dem (untern) 
Schlafhause Nr. 1 eingerichtet und bestand aus 83 zu— 
sammenhängenden Räumen, nämlich einem Speisezimmer, 
mit Tischen und Bänken versehen, der eigentlichen Küche 
mit Kochheerd (Brums) und sogenanntem Saarofen und 
endlich einer daneben befindlichen Vorrathskammer. Die 
bauliche Einrichtung war auf Grubenkosten erfolgt und eben— 
so wurde auch der größte Theil des Inventars für Küche 
und Speisezimmer unentgeldlich aus den Beständen der 
Grube abgegeben. Miethe für Lokal oder Geräthe wurde 
selbstverstäändlich nicht erhoben. 
Die Orgauisation der Verwaltung regelte sich nach 
einigen anderweitigen Versuchen schließlich derart, daß der 
Obersteiger der Grube den Ankauf der Nahrungsmittel und 
die Oberleitung des Ganzen in die Hand nahm, der Ma— 
terialiensteiger der Grube die Abnahme, Ausgabe und Ver— 
waltung der Vorräthe, der Buchhalter des Consum- und 
Vorschußvereins die Geldverwaltung, der Schlafhausmeister 
den Markenverkauf und die Beaufsichtigung beim Kochen, 
wie bei der Vertheilung der Portionen besorgte und endlich 
ein Committe von 6 Bergleuten, welche abwechselnd duͤ 
jour übernahmen, den Schlafhausmeister in der Controlle 
unterstützte. 
Am 1. März 1870 wurde die Küche mit 93 Theil— 
nehmern eröffnet, im Durchschnitt des März betrug schon 
die täglich verkaufte Portionenzahl 103, im April stieg sie 
auf 128, im Mai auf 153 und betrug vor Ausbruch des 
Krieges im Juli 190. Seit Mitte April war eine zweite 
Küche in dem am obern Ende der Grube gelegenen und 
mit 75 Mann belegten Schlafhause Nr. 3, auf ausdrück⸗ 
lichen Antrag der Bewohner, eingerichtet, und hatte für 
diese kleinere Küche ein dort wohnender Knappschaftsältester 
die Aufsicht übernommen. 
WVon Anfang an hielt man aus bekannten Gründen 
treng am Principe der Baarzahlung fest, obwohl bei Cre— 
ditgewährung mit Sicherheit auf die doppelt starke Theil— 
nahme zu rechnen war. Die Marken konnten zu beliebiger 
Zeit und in beliebiger Zahl beim Schlafhausmeister ge— 
auft werden, in der Küche selbst wurde keine Portion ohne 
Aushändigung einer Marke verabreicht. 
Für die Bereitung der Speisen waren 2 Frauen an— 
genommen, welche neben freier Kost 6 Thlr. monatlichen 
Lohn bezogen. Im Uebrigen wurde die ganze mühevolle 
Verwaltung, Aufsicht und Controlle in dankenswerther Un— 
eigen nützigkeit von den betreffenden Beamten und dem Com— 
mitte ohne jede Entschädigung geführt. Die Kohlen zum 
Kochen lieferte die Grube unentgeidlich. 
Um allen Bergleuten Gelegenheit zu geben, sich ganz, 
wie es ihnen paßte, an der Küche zu betheiligen, wurde 
täglich in 2 Abtheilungen gekocht und gespeist, nämlich von 
12-2 Uhr für diejenigen, welche zur Nachmittagsschicht 
anfuhren, und, dann von 8—6 Uhr für die übrigen, welche 
von der Frühschicht zurückkamen. Ein Theil der Leute aß 
in dem Speisezimmer, ein anderer nahm sich die Portionen 
mit in die Schlafräume, wie dies eben jedem Einzelnen 
am Meisten zusagte. Es hat sich dabei als unumgänglich 
derausgestellt, daß stets vorhe rige An- oder Abmeldung der 
Theilnehmer stattfinden muß, zu welchem Zwecke täglich 
eine Liste offen gelegt wurde. Ohne diese Einrichtung kam 
es nämlich häufig vor, daß die eigentlichen Theilnehmer, 
wenn sie etwas spät erschienen, kein Essen mehr vorfanden, 
oder daß umgekehrt Portionen übrig blieben, welche dann 
am folgenden Tage zu herabgesehzten Preisen verkauft 
werden mußten. 
Die Portionen, für welche der Preis auf 2 Sgr. fest— 
gesetzt war, enthielten durchschnittlich 1 Liter an Inhalt, 
was selbst für starke Esser ausreicht. In den Speisen 
fand an den einzelnen Wochentagen entsprechende Abwechs⸗ 
lung statt, wobei naturgemäß auf die Lieblingsgerichte der 
Bergleute besondere Rücksicht genommen war. Es wurden 
hauptsächlich bereitet: Erbsen und Kartoffeln mit Dürrfleisch, 
Reis mit Rindfleisch, Linsen und Kartoffeln mit Wurst, 
Berste und Kartoffeln mit Rindfleisch, Bohnen und Kar— 
toffeln mit Dürrfleisch, saure Kartoffeln mit Rindfleisch u. 
. w. — Die Fleischportion betrug bei Rindfleisch 6 Loth 
lin ungekochtem Zustande), bei Dürrfleisch und Wurst etwas 
weniger. 
— Erlös für die Marken wurde täglich an den 
Kassirer abgeliefert, die Richtigkeit controllirte sich hinreichend 
durch die Zahl der unter steter Aufsicht verabreichten Por— 
tionen. Von Seiten des Consumvereins der Grube, welcher 
größtentheils auch die Beschaffung der Nahrungsmittel 
vermittelte, wurden die ersten Geldmittel vorgeschossen und 
auch die Geldbestände in Verwahrung genommen. 
Vorsichtsmaßregeln zum Schutze gegen die Cholera. 
ö 
Aus verschiedenen Städten und Gegenden Deutschlands 
trifft uns auch in diesem Sommer wieder die unheimliche 
Nachricht von dem mehr oder minder heftigen Auftreten der 
Cholera. Wenn auch zu hoffen steht, daß dieser unge— 
betene Gast unsere Bergreviere gnädig verschonen möge, so 
empfiehlt es sich doch, angesichts der Möglichkeit einer et— 
waigen Einschleppung der Cholera, auf die Maßregeln und 
das Verhalten aufmerksam zu machen, wie dem Ausbrechen 
derselben vorzubeugen ist, und wie man sich am Ehesten gegen 
dieselbe zu schützen vermag.
	        
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