Gebietsumfang und Bevölkerung des
deutschen Reichs.
Der Gesammtflächeninhalt des Deutschen Reichs
umfaßt 9812,44 geographische Quadratmeilen, wobei indeß
die Küstengewässer an der Ostsee nicht eingerechnet sind.
Die einzelnen Staaten partizipiren an diesem Umfange
folgendermaßen:
Qu.⸗M.
3320,87
1377,18
271,88
354, 20
278,06
139,41
241,6
66,0
49,40
116,22
67,02
44,97
24,00
35,727
42,18
17,68
15,68
20,36
4,99
15,06
8,05
20,60
5,21
4,66
7,344
2803, 18
Zusammen 98124
Der Größe nach steht das Deutsche Reich hinter dem
europäischen Rußland (100,283 Qu.⸗M.) und der öster—
reichisch-ungarischen Monarchie (10,780 Qu.M.) zurück, ist
nur wenig größer als Frankreich (9598 Qu.⸗M.), aber er—
heblich größer als Großbritannien mit Irland (6782 Qu.
M.) und Italien mit Rom (5876 Qu.“M.) Von dem Ge—
sammtumfange Europas entfallen * Prozent auf das
Deutsche Reich.
Die Bevölkerung belief sich nach der Zählung vom
— —
daß also im Durchschnitt auf 1JI Qu.M. 4184 Einwohner
vorhanden waren. In dem jetzigen Gebiete Deutschlands,
ohne Elsaß⸗Lothringen, lebten im Jahre 1818, 28,053, 800
Menschen, die sich bis 1871 um 26,496,912 oder 71,4
Prozent, im Durchschnitt jährlich um 1,83 Prozent ver—
mehrt haben, eine Zunahme, wie sie, mit Ausnahme von
Großbritannien, in solchem Umfange in keinem andern
europäischen Staate stattgefunden hat.
Während das jetzige Deutschland seiner Fläche nach
die dritte Stelle in der Reihe der europäischen Staaten ein—
nimmt, ist es nach der Größe seiner Einwohnerzahl gegen—
wärtig der zweite Staat in Europa. Es wird nur über⸗
troffen von dem Europäischen Rußland, welches mit Polen
und Finnland 1867: 71,195,394 Einw. zählte, wogegen
vbon den übrigen größeren Staaten Frankreich ohne Elsaß—
Lothringen (1866) nur 36,594,845 Einw., Oesterreich-Un—
garn (1869) nur 35,904,485 Einw., Großbritannien und
Irland (1871) nur 31,817,108 Einw., Italien mit Rom
nur 26,667,664 Einw. zählten.
118
In nachfolgender Tabelle ist die Bevölkerung der einzelnen
deutschen Staaten nach dem Stande vom 1. Dezember 1871
angegeben:
ꝑ
2
Preußen mit Lauenburge.
Bayern ..
Sachsen ..
Württemberg.
Baden...
Hessen...
Mecklenburg⸗Schwerin
Sachsen⸗-Weimar..
Mecklenburg⸗Strelitz
Dldenburg...
Braunschweig ..
Sachsen-Meiningen
Sachsen⸗Altenburge.
Zachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Anhalt.. .
Schwarzburg⸗Rudolstadt.
Schwarzburg⸗Sondershausen
Waldeck..
Reuß ältere Linie
Reuß jüng. Linie
Schaumburg⸗Lippe
Ldippe ...
Lübeck. ..
Bremen
Hamburg ..
Elsaß-⸗Lothringen
Einwohner
24,6538,897
4,852,026
2,556, 244
1,818,539
1,461,862
852,894
557,897
286,188
96,982
314,777
311,764
187,957
142122
174,339
203,437
75,528
67,191
56, 224
45,094
89,032
32,059
111,185
52,158
122.402
338,974
. 1,549,587
—XLLE
l
4
1
—
I
—1J J
20
21
22
28
24
28,
26)
Vom Sparen. JII.
Ein sparsamer König. — König Friedrich Wil—
helm J. von Preußen galt seiner Zeit für den besten Haus—
und Staatswirth in Europa. „Ordnung hilft haus—
halten“ war sein Wahlspruch, und darum war er ein
rechtes Muster von Ordnung und Sparsamkeit. Von den
jundert Kammerdienern, welche sein Vater Friedrich J.
gehalten hatte, waren ihm zwölf mehr als genug. An seiner
Tafel begnügte er sich mit Hausmannskost. Ueberhaupt
lebte er mehr bürgerlich, als königlich. Zu seinem Haus—
und Prachtkleide machte er die Uniform seines Leibregiments;
auch bei seinen Hofleuten duldete er keinen überflüssigen
Aufwand. Sogar die Knöpfe soll er aus Sparsamkeit von
einem Rock auf den andern haben setzen lassen, wenn sie
nicht genug abgeschabt waren. Vor seinen Augen fand der
Jolddurchwirkte Schlafrock seines Kronprinzen Fritz keine
Bnade; er mußte in's Feuer wandern. Und wie in ihrem
Anzuge, so wurden die Prinzen auch in ihren Taschen—
geldern sehr kurz gehalten. Ueberhaupt sparte der könig—
liche Herr, wo nur zu sparen war; darum fehlte es ihm
aber auch nicht, wo er's gebrauchen mußte. Millionen konnte
er ohne Beschwerniß hergeben, um den ihres Glaubens
wegen verfolgten, aus aller Herren Länder zu im geflüchteten
Vertriebenen Brod, Kleider, Obdach, Hausgeräth und Hand⸗
werkszeug zu verschaffen. Das große Waisenhaus zu Pots—
dam für 2500 arme Soldatenkinder und das Kadettenhaus
zu Berlin, welche er baute, kosteten ihm auch einen hübschen
Thaler, aber Alles war dazu erspart und Nichts erborgt.
Eine große Summe Geldes gab er auf einmal zur Gründung
von Schulen in seinem Staate her. Und troz aller dieser
Ausgaben und trotz seiner kostspieligen Liebhaberei für
riesenmäßige Soldaten war noch Ueberfluß vorhanden. Bei