Full text: Der Bergmannsfreund (0.1870)

an und scharrt sich ihren Topf voll, deckt den Deckel drauf, sagt: 
„Seid nicht so fleißig!“ und wackelt heim. Wie sie aber die 
Kohlen auf den Heerd hinschüttet, sind sie bumms — aus, und 
auch das Lanternchen geht aus, wie sie zuleuchten will. — 
„Da ist kein Oel drauf,“ sagte sie, und brummt, daß das 
Kohlenfeuer so schlecht is. Was will sie aber anfangen? Die 
Mannsleute haben das Feuerzeug in der Tasche. Ei, denlt sie, 
die Gondershäuser Kesselflicker waren ja recht manierlich. Geh' 
nochmal hin! Sie werden dich nicht schelten 
„Wieder wackelt sie die Halde hinauf und sagt: „Lands⸗ 
mann, die Kohlen sind mir ausgegangen; jetzt will ich aber den 
Deckel nicht mehr drauf thun. Darf ich mir noch einmal neh—⸗ 
men?“ — 
„Da knurrt der schwarze Pudel ganz grausam; aber die 
Bille sagt: „Kusch! kusch! Sultanchen, mein Alterchen, wenn 
du an unser Haus kommst, sollst du auch eine Schinkenhäse 
kriegen.“ 
Der eine der schwarzen Männer sagt: „Nimm dir nur! 
Wieder steckt sie das Lanlerchen an, scharrt sich den Topf voll 
Kohlen und geht, indem sie sagt: „Bedanke mich auch!“ 
Als sie nun heimkommt, sind ihre Kohlen noch frisch in 
der Gluth. Wie sie sie aber auf die Platte des Herdes schüt— 
tet, bumms — sfind sie wieder todtaus und auch das Lanter⸗ 
chen dazu. 
„Ei, so soll dich!“ flucht sie, tappt dunkel an den Küchen— 
schrank, greift den Oelkrug, schüttet Qel aufs Lichtchen, nimmt 
etwas Salz aus dem Salzfäßchen, um' es auf die Kohlen zu 
streuen, und denkt, nun sollen sie dir gewiß nicht mehr ausge— 
hen! Macht sich zum dritten Mal nun auf den Weg nach dem 
Stollen. 
(Fortsetzung folgt.) 
Aus dem Saarbrücker Knappschaftsverein. 
Wie den Knappschaftsgenossen des hiesigen Bezirkes hekannt 
ist, hat der Knappschaftsverein vor einigen Jahren in der Ko— 
lonie Buchenschachen ein Waisenhaus errichtet, in welchem 24 
Waisenkinder bergmännischer Eltern die liebevollste Pflege und 
Erziehung erhalten. Dieses Haus genügt aber bei Weitem nicht, 
um für ahle vaters und mutterlosen Bergmannskinder Unter—⸗ 
kommen und ein neues Vaterhaus zu schaffen. Der Knappschafts⸗ 
vorstand hat daher schon seit einiher Zeit beschlossen, ein zwei— 
tes bergmännisches Waisenhaus zu gründen, nur fehlte bisher 
das nöthige Geld. Es freut uns nun, mittheilen zu können, 
daß vor einigen Tagen der Herr Handelsminister den ganzen 
Kaufpreis für ein in Ottweiler anzukaufendes Haus, im Be—⸗ 
trage von 14,000 Thlr., aus Staatsmitteln dem Knapp⸗— 
schaftsvorstande als Geschenk in Aussicht gestellt hat. Die 
Saarbrücker Knappschaft kann um so dankbarer für dieses Geschenk 
sein, als der Staat außerdem Jahr ein Jahr aus grade so viel 
mit zur Knappschaftskasse zahlt, als die sämmtlichen Mitglieder 
zusammengenommen. — Möge auch dieses nun ins Leben zu 
rufende zweite Waisenhaus seinen schönen Zweck vollständig er— 
füllen, nämlich einem Theile jener bedauernswerthen Frühver— 
waisten wenigstens in einiger Hinsicht das verlorene Vaterhaus 
zu ersehen! 
Berginaunsleben. 
Ich lobe mir das Bergmannsleben, 
Ein Jeder lobt sich seinen Stand; 
Zwar ist es mit Gefahr umgeben, 
Nun, das ist weit und breit bekannt. 
Doch sag' ich und behanpf' es frei. 
Daß es der ebrenvollste sei. 
Ist Kohle, Kupfer, VBlei und Eisen 
Nicht unentbehrlich Jedermann? 
Wer will das Gegentheil bemeisen, 
Der komme her, wer will und kann. 
Sind nicht dem ilber und dem Gold 
Die Erdenbürger alle hold? 
Der Nergmann bringt sie, diese Schätze, 
Allein hervor an's Tageslicht; 
Durchbräch' er nicht die Gäng' und Flötze, 
So hätten wir sie wahrlich nicht. 
Ihm danken wir sie, ihm allein, 
Ist es nicht Ebhre. Bergmann jsein? 
Drum laßt uns, liebe Mitgenossen, 
Uns stets des edlen Standes freu'n, 
Und unverzagt und unverdrossen 
Bei aller uns'rer Arbeit sein. 
Froh sagen wir alsdann Glück auf! 
Froh enden wir den Lebenslauf. 
Allerlei. 
Ein Spitzbube steht vor Gericht, weil er einem Bauer ein 
Paar Stiefel! gestohlen hat. 
Richter: Wie kommt Ihr dazu, jetzt im hohen, heißen 
Sommer Stiefel zu stehlen? Wär's noch im strengen Winter 
gewesen, dann ließ ich mir's eher gefallen, erfrorene Füße wäre 
allenfalls schon ein Milderungsgrund gewesen .... 
Angeklagter (ganz entrüstet): Aber um Gotteswillen, 
Herr Justizrath, wie soll ich im Winter zu den Stiefeln kom⸗ 
men? dann hat sie der Bauer ja selber an den Füßen. 
Ein Mann liegt krank im Bett. Seine Frau hat den 
Doctor rufen lassen. Dieser erscheint. 
Doctor (nachdem er dem Kranken Puls und Stirn be— 
fühlt hat, lauscht eine Weile aufmerksam): Ja, Frau, Euer 
Mann ist bedenklich krank; ich mache besonders aufmerksam auf 
diesen schweren Athem, der ia wie aus einem Keller herauf 
röchelt. 
Frau (greift hastig unter die Bettdecke und zieht einen 
Dachshund hervor, den sie dann ärgerlich weit in die Stube 
hinein schleudert): Das hab' ich auch immer meinem Mann 
gesagt, daß der faule Daxel Nichts werth ist, aber er will nie 
hören und läßt ihn immer wieder neben sich in's Bett kriechen. 
Die Bestie schnarcht gleich, daß man seinen eigenen Athem nicht 
hört. 
Doctor (achend): Na, Frau, dann kann's doch mit 
Eurem Mann sich wieder machen, dann hat er eben bloß 's 
Rothlauf (eine Erkältung). 
Amtl. Durchschnitts-Marktpreise zu Saarbrücken im Monat 
Mai 1870. 
1 Scheffel: Weizen 2 Thlr. 24 Sgr. 6 Pf., Roggen 2. 3. —, Gerste 
2. 5. —, Hafer 1. 3. 5, Erbsen 2. 5. —, Linsen 2. 15. —. 
Bohnen 4. — —, Kartoffeln —. 28. 4. J 
Bier 2 Sgr., Branntwein 5 Sgr., Efssig 1 Sgr. 
hartes Holz 7 Thlr., weiches Holz 4 Thir. 15 Sgr. 
Weizenmehl 6 Thlr. 25 Sgr., Roggenmehl 6 Thlr., Graupen 
6 Thlr., Hafergrütze 6 Thlr., Heu 1 Thlr. 14 Sgr., Stein⸗ 
kohlen 5 Sgr. 6 Pf. 
Stroh 12 Thlr. 
Ochsenfleisch 5 Sgr. 6 Pf., Kuhfleisch 5 Sgr., Kalbfleisch 4 
Sgr., Hammelfleisch 5 Sgr. 6 Pf., Schweinefleisch 6 Sgr., 
ger. Schweinefleifch 8 Sgr., Weizcnbrod 1 Sgr. 5 Pf., ge⸗ 
mischtes Brod 1 Sgr. 4 Pf., Roggenbrod 1 Sgar. 3 Pf., 
Ze 1 Sgr., Schmalz 8 Sgr., Käfe 6 Sgr., Butter 11 Sgr 
6Pf. 
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Drucker und Rerleger“ Gehrüder oter in Saarbhrucken. Erpedition der Saarbrucker Keitung)
	        
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