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chen war arm und erbte nur etwa acht Morgen Aecker und das
Häuschen mit der Bitz, wie der Hunsrücker seinen eingehegten
Wiesengarten nennt.
Als ihm aber der Kaspar erklärte, daß er, wenn er Gret⸗
chen nicht heirathen dürfe, niemals freien würde; da zog der
Alte die Segel ein und ließ, wie der Hunsrücker sagt, Goties Was⸗
jer über Gottes Land laufen.
Was aber dem Kaspar bei dem Gretchen mehr schadete,
als die Kohlfuchsnatur seiner Haare und die abweichende Rich—
tung seiner Augen, das war sein böses Herz. Den Armen, die
an seiner Thüre Brod heischten, gab er harte Worte; brach Einer
ein Bein, so lachte er; war er einmal gegen Jemanden im Zorne,
so wurde er nie mehr gut und redete ihm in Spott, Hohn und
Ernst alles Böse und Schlechte nach. Dabei ging er immer seine
eigenen Wege und sein Kopf mußte durch. Sein Hochmuth aber
kannte keine Grenze. Er mußte überall der Erste sein, und da
war er denn auch gar nicht geizig, wiewohl er sonst der aͤrgste
Filz im Reiche war.—
Gretchen war Vater und Mutter gehorsam, drum ging sie
mit ihm zur Musik, wenn Kirchweihe war, und saß auch Abends
in der „Maie“ bei ihm ijnd galt im Dorf als sein Schatz, und,
was auf Eins hinauslief, als seine künstige Frau.
Da wurde der Stollen angelegt und der Steiger kam ins
Dorf. Er wohnte im Oberdorse bei dem Bäcker, wo er auch die
Kost hatte, und der Stollen lag unten; der Steiger war damals
so seine zwanzig Jahre alt, und Jedermann sagie: Die Sonne
am Himmel muß sich freuen, wenn sie dem bildhübschen Bur—
schen ins Angesicht scheint. Er betrug sich still und brav; kar—
tete nicht und trank nicht; aber wer mit ihm sprach, sagte: Das
ist ein räsonabler Mensch, und hat auch Grütz im Kopfe, daß es
Art hat, denn er redet wie ein Buch.
Wenn er Sonntags in die Kirche kam mit dem schwarzen
Wamms und den weiten Aermeln, nebst den blanken Knöpfen
und dem kleinen Krägelein, mit der schwarzen Sammttkappe und
dem silbernen Fäustel und Eisen dran, dem breiten glänzenden
Ledergurt und dem Leder hinten, und vornen mit der silbernen
Schnalle; wenn' er so kam, so schnacks, frisch und schön, wie kein
Bursch im Dorfe, dann hätte einmal Einer die Köpfe der Wei—
ber und Mädchen sehen sollen. Der Schulmeister mochte den
schönsten Walzer als Vorspiel aufspielen, Keine trat den Takt
mehr dazu; der Pfarrer mußte tüchtig auf die Kanzelbibel schla⸗
gen, wenn sie einmal nach ihm sehen und auf ihn hören sollten
— kurz der Steiger verdrehte alle Köpfe im Dorf, und die Bur⸗
schen wünschten ihn sammt und sonders über alle Berge.“ Das
merkte er freilich nicht. Ernst und stille horchte er auf die Pre—
digt, und ging stille hinaus, wie er hereinkam, und grüßte und
dankte gar höflich und ordentlich. —
Nun mußte er jeden Tag durchs Dorf hinab, nach dem
Stollen. Erst ging er auf der linken Seite des Baches hinab
und ahnte nicht, daß drüben auf dem rechten Ufer des Baches
hinter den Milchtöpfen am Fenster die schönsten blauen Augen
nach ihm späheten.
Am zweiten Pfingsttage war Musik bei dem Bäcker.
Er kam auch herüber aus seiner Kammer und sah zu; aber seine
Augen folgten nur Einer, und diese Eine war Gretchen.
Das schmeichelte Anfangs dem Kaspar, und als der Stei—
ger ihn bat, ihn einmal mit dem erglühenden Gretchen tanzen zu
lassen, gab er's willig zu, und war stolz darauf. ß F
Das war ein Tanzen! Blitz und Hagel! Die flogen herum 223 un g * —
und alle Welt rief: Solo! Daß sie allein tanzten, und die Leute Minee b Juli. en Ei. Johann
sahen mit heller Pläsir zu und meinten, das sei das schönste . urYen, oapr
—* zwischen Rhein und Mosel und es sei schade, wenn der — Zenefein —* 11 Sire 6 ppf Wwr. 11 8ar. vt.
und das Gretchen sich nicht bekämen. dutzend Eie⸗6 — —23 65—
— 7— Drucker und Verleger: Gebrüder Hoser in Saarbrücken. Erpeduion der Ecarbrüder —— — —
Als sie so tanzten, sagte der Steiger: „Gretchen, warum
siehst du mich denn gar nicht an? Bin ich dir ein Abscheu?“
„Ach nein!“ flüsterte das Mädchen, und wollte es einmal
probiren, ob sie ihn ansehen könne; aber sie wurde noch röther
und konnt's nicht.
„Ich könnte dich immer ansehen und würde gar nicht müde,“
sagte der Steiger, „du liebliches Kind'!“
Da meinte das Mädchen, es müsse in die Erde sinken vor
lauter Scham, daß der schöne Herr Steiger mit dem armen
Mädchen so spräche. Wer weiß, was ihr der Steiger noch ges
sagt hätte — aber der Tanz war aus und der Kaspar hatte
schon Grimm genug. *1*
(Fortsetzung folgt.)
Knappenverein Wilhelm.
Am vergangenen Sonntag den 10. d. M. waren in Sulz⸗
bach die Vertreter der Vorstände von sämmtlichen lokalen Knappen⸗
bereinen des hiesigen Bezirkes versammelt, um über Abänderungen
der Vereinsstatuten zu berathen. Nach eingehender Besprechung
der einzelnen Bestimmungen wurden die neuen Generalstatuten
endgültig festgestellt, und sollen dieselben nunmehr den Lokal⸗
Vereinen zur Annahme vorgelegt werden. Der Bergmannsfreund
behält sich nähere Mittheilung über den Wortlqut der Statuten
für eine der nächsten Nummern vor.
Bergfest. —
Das allgemeine Bergfest wird in diesem Jahre auf allen
Saarbrücker Gruben am Sonntag den 18. September abgehalten
werden.
Allerlei.
Ein Dorfgeistlicher fragte einst einen ihm begegnenden be—
rauschten Bauer: „Wo kommt Ihr her?““ — Vom Nachbar
Andres, bei dem ich gesponnen habe. — Ich merke es und
nun has velt Ihr auf der Straße.“*
Zur Weltgeschichte. Lehrerin: Weißt Du auch,
Amanda, wer Karl der Große war? — Am.: Ja wohl, Karl
der Große war der Schirmherr der Kirche. — Lehr.: Sage
einmal, Lina, was' ist ein Schirmherr? »2VL.: Ein Paraplu—
macher.