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und nach Maßgabe dieses Verdienstes für sich selbst oder seine
Wittwe eine Pension von 26 Gulden pro Jahr zu erwarten habe,
die Pensionen der Offizianten und ihrer Wittwen sovielmal 26
Gulden betragen sollten, als das jährliche Lohn der Knappen
von 120 Gulden in der Besoldung des zu Pensionirenden Be⸗
amten enthalten sein werde.
Dies sind die wesentlichen Leistungen der Kasse, denen als
weitere eigenthümliche noch die hinzutrat, daß aus den Mittteln
der Knappschaftskasse eine Bibliothek, ein mineralogisches Kabinet
und ein Laboratorium angelegt und jährlich dazu eine Summe
von 200 Gulden verwendet werden ˖ sollte.
Endlich ist noch im Artikel XI. bestimmt, daß das Kapital—
vermögen des Instituts jährlich wenigstens um 1000 Gulden
bermehrt und so die Mittel gewonnen werden sollten, um mit
der Zeit eine Aufbesserung der Pensionen und der Besoldungen
der Beamten eintreten lassen zu können.
Die Organisation des Instituts auf Grund dieses ersten
geschriebenen Reglements fällt in eine schlimme Zeit. — Wir
sehen ringsumher die Bande politischer und bürgerlicher Zusam—
mengehörigkeit gelockert. Die wirthschaftliche Thaͤtigkeit liegt auf
allen Gebieten darnieder. Der Handel, die friedlichen Gewerbe
stocken. Kriegsgeschrei, Waffengeklirre ertönt aller Orten. Der
Wogenschwall der französischen Revolution hatte sich im breiten
Strome über die Grenze ergossen, niederreißend, zertrümmernd, was
sich ihm in den Weg stellte. Die Nassau-Saarbrücken'schen Lande
waren der französischen Republik einverleibt worden, und von da
an bis zum Friedensjahre 1815 die Gegend nur allzuhäufig der
Tummelplatz wilder Kriegsscenen und Unruhen aller Art. Der
Bergbau, das Grubeneigenthum, geht während dieser Zeit von
einer Hand in die andere. Bald ist die Ausbeutung der Kohlen—
schätze gewinnsüchtigen Fremdlingen von der Republik verpachtet,
dann nach dem Sturze der letzteren die Gruben als kaiserliche
Domainen verwaltet, was Wunder, wenn dabei der junge Knapp—
schafts-Verein nicht den Aufschwung nahm, zu dem ihn die ver—
anlagten beträchtlichen Einnahmen und die ursprünglich geringen
men oder Leistungen in ruhigen Zeitläuften befähigt
ätten!
Unglücksfälle beim Berghbau.
III.
„Den N. N. aus B. hat's heute in der Grube geschlagen“,
das ist eine Nachricht, die Euch nicht selten nach beendeter Schicht
zu Ohren kommt. Ihr empfindet einen gelinden Schauer dabei,
dankt Eurem Schöpfer, daß er Euch vor Unglück bewahrt hal
und erinnert Euch daran, daß der bergmännische Beruf doch ein
gar gefahrvoller Beruf ist. — Aber dabei bleibt es in den meisten
Fällen auch.
Brächte eine solche Unglücksbotschaft in Euch den festen Ent⸗
schluß zur Reife, bei Eurer Berufsarbeit keine gebotene Sicher—
heitsmaßregel außer Acht lassen zu wollen, so muͤßte ein solches
warnendes Beispiel Viele vor dem Loose eines Krüppels bewah—⸗
ren oder von dem in manchen Fällen erwünschteren Tode er⸗
retten. Mit dem Gedanken, es ist einmal nicht anders, geht Ihr
in alter sorgloser Weise wieder an Eure Arbeit, schrämt, schießt,
verbaut auch nothdürftig und wenn Etwas vorkommt, dann heißt
—A 0 —
kann für Unglück“!
Der Bergmannsfreund spricht aber anders, er sagt: „Es
ist Euch bekannt, wie und wodurch Ihr Euch vor hereinfallenden
Bergen und Kohlen sichern könnt, die nothwendigsten Sicherheits—
maßregeln habt Ihr versäumt, wer vermag aber gegen Thorheit
und Unverstand anzukämpfen?“
Heute will Euch der Bergmannsfreund einmal in Gedanken
hei Furer Verufsarbeit begleiten. Ihr bhaht Furen Arbeifspunt
mit der Sicherheitslampe vorschriftsmäßig und sorgfältig abge—
fahren, ihn von schlagenden Wettern frei gefunden und schickt
Euch nun an, Euer Tagewerk zu beginnen. Die Förderung hat
ein paar Tage schlecht gegangen, oder Ihr seid aus andern Gruͤnden
in Eurer Leistung zurückgeblieben, oder die Kirmeß steht vor der
Thür und Ihr wollt noch einmal ein ordentliches Lohn machen.
„Also drauf, Kameraden, heute gilts!“ „Während ich hier schräme,
drehst Du dort ein Loch in die Oberbank und Du hilfst dem
Schlepper laden, daß der Arbeitspunkt sauber wird.“ — Ein Jeder
macht sich schnell ans Werk. — Da ruft Euch aber der Berg—
mannsfreund ein donnerndes „Halt“ zu. Ist das die gebotene
Vorsicht?! Ein pflichttreuer tüchtiger Bergmann sorgt nicht nur
für eine ordentliche Leistung, denkt nicht nur daran, ein moͤglichst
hohes Lohn zu verdienen, sondern er verliert vorzugsweise seine
und seiner Kameraden Sicherheit nicht aus dem Auge. Den
Pickel in der Hand, prüft er das Dach, ob sich nicht seit dem
Verlassen des Arbeitspunktes eine Schaale losgezogen hat, die er
sofort vorsichtig hereinreißt, er untersucht, ob sich im Dach nicht
eine Kluft geöffnet hat, welche die Stellung eines Stempels vor
Beginn der Arbeit nothwendig macht, ob die bereits stehenden
Stempel noch fest stehen, oder ob sie vielleicht durch einen hereinge—
fallenen Fels oder in Folge einer anderen Ursache locker geworden
iind. Er wirft auch einen Blick nach dem Allenmann, ob sich in
diesem vielleicht der Druck regt, dessen Ueberhandnehmen die Ar—
beit gefährden tönnte. Dann untersucht er sorgfältig den Stoß
der anstehenden Kohle, ob nicht etwa durch den Druck sich Kohlen—
stücke losgezogen haben, die er hereinreißt oderdhereinkeilt, er forscht
nach, ob sich im Flötz nicht etwa offene Klüfte zeigen und über—
legt, welchen Einfluß die Stiche, die das Flötz durchsetzen, in
Verbindung mit den vorhandenen offenen Klüften auf die Ge—
winnung und auf ein vorzeitiges Hereinfallen der Kohlen haben
können. Endlich ist der vorsichtige Bergmann zur Ueberzeugung
zekommen, der Arbeitspunkt ist gut versichert, der Kohlenstoß isi
fest. Aber ehe er sich zum Schrämen vor den Stoß legt, siellt
er noch eine Spreize, denn das Losziehen einer Schaale in Folge
des stetig wirkenden Druckes ist immer möglich, und Vorsicht ist
keine übertriebene Aengstlichkeit. Erst jetzt beginnt er mit dem
Schrämen, bei tiefer werdendem Schram einen lleinen Bolzen in
den Schramschlitz einkeilend, um ein etwaiges freiwilliges Setzen
der unterschrämten Kohlenbank zu verhüten, welches dem Schrämen⸗
den die Hände quetschen würde.
Auch ein Mineur.
Wer mit einiger Aufmerksamkeit unsere in diesem Jahre
nur zu dürftig grünenden Wiesen betrachtet hat, dem werden
hin und wieder sehr umfangreiche Stellen aufgefallen sein, auf
denen alles Gras verschwunden oder doch verdorrt war, und
auf denen außer der blauen Wiesensalbei und der giftigen Herbst-
zeitlose kaum noch ein grünes Blättchen zu finden war. Man
sagt einfach, da sei Alles verbrannt und läßt es dabei bewenden.
Sehen wir uns aber jetzt diese öden Stellen noch ein Mal
an, so finden wir manche derselben in wahce Hügellandschaften
verwandelt, während andere nach allen Richtungen hin durch—
wühlt sind, als ob die sorgfältigste Schürfarbeit darauf betrieben
worden sei.
Jedermann sieht leicht ein, daß diese Minirarbeiten von dem
Maulwurfe herrühren, und Mancher ist sofort bei der Hand, den
„Pflanzenverwüster“ und „Wiesenverderber“ zu verdammen und
wohl gar dem bestallten Maulwurfsfänger anzuzeigen, um den
Uebelthäter dem wohlbverdienten Stricke zu überliefern.
Ist das aber auch billig? Soll der arme Schelm denn
ohne jegliche Untersuchung an den Strick? Ist denn solche Eile
geboten? Ich denke vielmehr. wir nebmen erst einmal einen