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Wuchergold und Blüten
Kleine Mutter Liesel
Liebe Kinder! Gestern habe ich einen Spaziergang durch unsere
blühenden Wiesen gemacht und mir einen Sirauß der großen Margareten-
blumen gepflückt. Sie wachsen bestimmt auch bei euch. Wenn ich sie
sehe, tut es mir immer leid, daß diese herrlichen Blüten einen solch
schrecklichen Namen haben; denn eigentlich heißen sie ja „Wucher-
blumen“, Warum? — „Weil sie sich so weit verbreiten und überall
wuchern wie das Unkraut“, habe ich einmal irgendwo gelesen, Aber
ich weiß noch einen arderen Grund
Neun und sieben Jahre alt sind
die beiden Mädchen vom kleinen
Bauernhof. Lydia und Liesel heißer
sie, Ihre Namen sind kennzeichnend
für sie. Lyvdia, nach einer entfern-
ten Verwandten genannt, ist ein Mäd-
chen mit großen dunklen Augen
blassem Gesicht und langen dunklen
Züpfen. Sie hat ein stilles, ernstes
Wesen, lesen und
basteln ist ihre
hebste Beschälfti-
gung. Wie anders
Liesel! Sie ist
klein für ıhre sie-
ben Jahre, blond
mit strahlenden
Blauaugen und
dicken Pausbak-
ken. Immer lustig
— nur bei schlech-
tem Wetter ist sie
zu Hause. sonst
wird draußen ge-
tollt und gespielt,
am liebsten auf
der Weide Alles
Getier liebt sie
von ihrem Täubd-
chen „Ruckdiguh“
bis zum Füllen
„Frieda‘, mit dem
sie um die Wette
auf der Weide
springt. Ja das :s1
Liesel. doch nem
das ist sie nıcht
ganz. Wie »unf1
und behutsam
kann Liesel sein
wenn sie mit wei-
nen geschickter
Bewegungen dem
kranken Spitz das
verwundete Bein
verbindet oder die
jungen Kaninchen
fuüttert, Dann Gis1
Liesels Gesicht
ganz verandert Dann ist sie ein
richt!ses Mutterchen
Ist es zu verwundern, daß Liese
sich brennend eın Bruderlein wünscht
das man richtie halten und mit derr
man richtig spielen kann. wenn €
zroß ist. Mit! der Leseratte Lydi:
ist Ja so nicht viel zu machen. Of!
schon hat sie der Mutter ihrer
Wunsch geäußert. doch meist zur
Antwort bekommen: „Ihr zankt zu
oft wenn nun noch ein Brudercher
da ware, wurde es noch schlimme!
sein.“ Seit die Nachbam eın suße
Mädelchen ın der Wiege liegen ha-
ben. ist auch Lydia begierig, ein
Bruderchen zu bekommen. Von jetz‘
an bettein beide die Mutter.
Al; die Tante aus der fernen Stadiı
eines Tages zu Besuch kommt. wiırc
sie gieich besturmt: „Wır krieger
ein Bruderchen Noch nnicht ge-
Tude. wır haben Boch Nicht alle;
parat, aber wir zwei heifen, danr
Beht es schneiler “
Uni Taesel Dpauckt die verdutzte
Tante bei den Handen versucant mi‘
ıinr herumzuwirben lachend. kra-
hend. ram pelnd Po Rridearchoan!
Dann surst der hene Worb LWUm,d
wieder hinaus draußen hört mar
&J6 hust!g sinsen Was alles Eripah
nen und Strafen nicht erreicht 5urte
Aus haut Ge Fruartanz des RBrü
rohen feriz
Eine: Taves kommt I. 686] 5061 arz‘
Zur Alcller Sic Halle ave Nail Darts
Kinderen weiner vehort und nur
ist eın Zweifel ın ıhr wach gewor-
jen. ‚Mutter‘, sagt sle, „Wenn Uns»
Brüderchen nun mal weint und «€
schläfst und hörst es nicht, w,
jann? Auf einmal verstickt
dann!“ Angst verdunkelt die Blaı
augen. „Nein“, tröstet die Mutte
‚ich höre es schon, und ein bißch-
Schreien schadet dem Kindceh-
nichts.‘
war einmal ein reicher Mann. Der hatte eine Truhe
voller Golastücke, Aber er gab den Armen nichts,
noch nicht einmal ein Stückchen Brot... Die Beitler
‘agte er von seiner Türe fort, und wenn sie nicht
Zie1ch gehen wollten, hetzte er seinen bösen Hund
auf sie. Eines Tages kam eine Witwe zu dem Geiz-
hals. Ihr Mann war vor einem Jahr gestorben, und
sie arbeitete Tag für Tag im Weinberg reicher Win-
zer, um sich und ihre Kinder zu ernähren, Als sie
eines Abends heimkaum, da lag ihre einzige Kuh tot
im Stall. Nun hatte sie keinen Tropfen Milch mehr
für ihre Kleinen, Sie war gezwungen, eine neue Kuh zu kaufen; aber e:
fehite an Geld. Da bat sie den hartherzigen Mann, ihr Goldstücke zu
leihen. Der willigte ;ofort ein; denn wer anderen Geid vorstreckt, erhäll
immer mehr zurück. als er ihnen geliehen hat. Das überschuüssige Geic
nennt man Zinsen, Man darf aber nicht zuvie] Zinsen verlangen, sonst
ist man ein Wucherer. — Die arme Frau konnte also eine neue Kuh
kaufen. Aber schon nach einem Jahr wollte der
böse Mann das Darlehen zurückhaben und dazu noch
genau so viel Zinsen. Die geplagte Mutter bat und
flehte, weinte und jammerte; aber vergebens! Sie
hatte ja gar nicht so viel Geld Da nahm der Wuche-
rer ihr einfach die Kuh aus dem Stall und behiell
sie für sich, bis das ganze Geld bezahl‘ ware. Nun
griff die stratende Gerecht‘skeit Gottes ein, Er
schickte nacht» e.nen Engel ın die Kummer, wo die
Truhe mıt den Goldstüucken stand, Der Basewicht
‚chlief daneber: und hatte den Schlussel 9er Kıste
anter dem Kop‘kıszsen Aber ein Engel braucht kei-
nen Schlussel, Streng sprach er zu dem Wucherer
„Zur Strate fur aduemen Geiz wird all den Gold in
Blumen verwundert mit vielen weißen Blatitechen
rundum: die sollen aussehen Wie die Zungen, womif
die armen Menschen aich bei Gett verklagt haben .
Dann berührte der Enge! den Deckel der Truhe mit
der Hand, Sie spranz auf, und wirklich, Sie war
gefullt mit vielen groben Margaretenb.umen, Der Engel offnete das Fen-
sier und streute sie hinaus in die Luft, Die trug sie fort ın alle Gegenden
wo sie Wurzel faßten und die guten Menschen ertreuen bis auf den
heutigen Tag. Als
der Geizige seine
leere Truhe sah,
stand ıhm vor Er-
regung das Herz
still. Er fiel nieder
au! den Boden
seiner Kammer
und war tot. —
Nicht wahr, liebe
Kınder, dies ist
eine ganz ernste
Geschichte, an die
die weißen Blat-
terzungen Euch
immer wieder er-
innern sollen. da-
mit ihr allezeit
gütig und hilfsbe-
reit seid. Pfluckt
einen Strauß und
stellt ihn in Eure
Stuben! Und wenn
ihr für das gar
schone Fronleich-
namsfest Wucher-
blumen sammeln
dürft, um dem lıec-
ben Heiland den
Weg zu schmuk:
ken, dann denkt dabei: „Mein Jesus, Jude üeeser Blüten soll ein Gebet
sein für die hartherzigen Menschen, dünmit sıe sich berühren und wuhre
Nächstenliebe uben!- Ich weiß, daß Ihr das gerne tut, und ich sche Euch
schon im Geiste eifrig an der Arbeir
Das KHausmüutterchen
Liese] antwortet nicht, abe:
Zesicht helit sich nicht auf.
werd’ schon aufpassen‘, nimm'
sich vor.
Am nachsten Morgen war die
ter nıcht ganz wohl und des)
nıcht zur gewohnt fruhen Stul
aufgestanden. Im Halbschlaf
ne auf einmal ein jeises Wimm-
joch weiß sie nicht recht. ob
;raumt oder ob es Wirklichkeit!
Da ist e& wieder, dres leise We:
Hm — hm — hm‘.
Nun kt sie hell wach, es w+
wirklich jemand Ist es Liesel?
ze recht überlegt, wird die
aufgerissen. Liesel steht da,
am Nachtskittel, die Haare wir
das erhitzte Gesicht. ‚Siehat
siehst du, jetzt hab’ ich gewein
wenn ich unser Brüderchen wär
du hast nix gehart. Bei dır
uns‘ Bruderchen net bleiben
müß zu mir ins Bett. ich Ss
ocht, wenn €: weint" T
A t6rn in den Blauatigen, die
‘efstem Vorwurf die Mutier
schauen. Die lächelt KK
Stropp Cu. du wirst mir heifer
Dassen. Unnetig soll das Brudi
licht weinen, da hast du recht
aun schnell wieder in's Bett"
S’chtiich erleichtert {acht
WS
Is! es natız zu erzahlen ww
end Lese! dus Bruderchen u:
Wie nes Spiel und alle
verdamn ert und nur menr a
dpvosen Herr und Sınn des
Alacdehens erfüllt“
E52 Märchentante