Full text: Nach der Schicht (48)

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Nach der Schlichs 
Nummer 14 
6. Fortsetzung). „Ja, ja, es ist ein fürchterliches 
En Sabre BA Besuch ka seine DAS C x Geschwärm beim Stieglwirt‘‘, log sie. 
Nerks BE Nee ung det Präue C „alle möchten natürlich das Schwarz- 
Ye = AA 2 blattl heiraten.“ 
ein, das immer schalkhaft lächelte, AM 9 Sie wird schön Einen von der 
Dlatz gemacht halte, fragte er seht Sängergesellschaft wählen. Es hat ihr 
‚Mit wem habe ich die Ehre?“ tchr &1s einer Schön Stan. 
„Ich heiße Notburga Reinalter und x .- 1 m a nichts ar 
jn von Unterschwend“, erklärte OM | VOM REIMMICHL erlei Verhältnissen sind alle Mäd- 
ijas Mädchen, ihn fest ansehend. hen falsch, und die Gabriela rede? 
„Was! Was!“ tat er heftig. „Sie tberhaupt wenig. KR 
möchten sich wohl einen Spaß mit „Sie hat also Verhältnisse? . 
nir erlauben?“ „Das hab ich nicht gesagt. Mir hat 
Es blitzte lustig in ihren Augen. je bloß von dem Verhältnis mi’ 
„Nein, nein! Haben Sie gar keine hnen erzählt. ı 
Sorgen. Ich mache keine Rechte gel- „An mich wird sie kaum mehr der 
iend, obwohl wir schon mitsammen Sn. DE 
auf der Kanzel gewesen sind.“ ‚Warum denn nicht? 
„„Donnerwetter! Ich kenne Sie „Sie hat mir nie ein rechtes Ver: 
aicht.‘ rauen geschenkt, und jetzt ist noc* 
„Ich bin die Notburga Reinalter ler Stolz in sie gefahren... 
von Unterschwend. Wenn Sie meine „Woher wissen Sie das? N 
Dokumente hier ansehen, werden „Wenn sie nicht zu stolz wäre 
Sie nicht mehr zweifeln.“ Jätte sie die kleine Reise hieher ge: 
Er musterte kurz die Papiere und nacht und mir den Umschwung Mr 
‚agte dann: hrem Leben selber mitgeteilt. 
„Die gleichen Dokumente hat schon ‚Haha, das hätte in eurem Plaber 
ine andere gehabt.“ »inen netten Sturm abgesezt, wenr 
„Das war die Gabriela Profanter las Schwarzblatt! auf einmal wiede! 
aus Reibegg, genannt das Schwarz- 1a hereingeplatzt wär. Und ‚Baer 
alattl.“ Sie schon gehört. daß anständig‘ 
„Gabrela Profanter! Gabriela Pro- " 
fanter! Ist's wahr? Heißt sie wirklich 
50?“ 
„Natürlich. Das sagt Ihnen in Reib- 
2gg jedermann.‘ 
„Und Sie sind die richtige Notburga 
Reinalier?" 
„Ja. immer gewesen! Wenn Sie noch 
zweifeln. kommen Sie mit mir nach 
DUnterschwend zum Gemeindeanıt 
ınd lassen die Wahrheit feststellen.“ 
„Dann hat mich die andere belogen. 
schändlich betrogen.“ 
„Tun Sie der Gabriela kein Un- 
recht. Wenn jemand eine Schuld hat, 
Bin ich es. Ich habe der Gabriela 
rme Kinder, denen man die Schande 
hrer Eltern aufhalst, zu leiden 
‚aben, brauche ich Ihnen nicht zu 
agen.‘“ 
Das muntere Fräulein war sehr 
rnst geworden und erzählte nun 
veitschweifig, aber in klaren, zusam- 
ıjenhängenden Ausführungen die 
arten Schicksale des Schwarzblattls. 
zesonders ergreifend schilderte es 
+abrielas traurige, hilflose Lage. 
achdem sie aus dem Gefängnis ent- 
assen worden war und nicht einmal 
in ehrliches Dienstbüchl erhalten 
‚onnte: dann ihre furchtbaren See- 
»nkämpfe. als sie mit dem Bräuti- 
am, den sie innig liebte, zum Altar 
ätte treten sollen und nicht wagte 
ım ihr Geheimnis zu offenbaren 
us Furcht. daß er sie verachten und 
erstoßen werde; ihre schreckliche 
tewissensqual am Hochzeitsmorgen 
nd all den Jammer auf der Flucht. 
„Oo sie in der Totenkapelle Nachther- 
erge nehmen und bei Zigeunern Brot 
etteln mußte, weil sie aus lauter 
Jartgefühl alles zurück gelassen hatte, 
elbst das. was ihr zu eigen gehörte: 
vie sie dann in ihrer Verlassenheit 
len Geierluckner getroffen und. 
lurch Not gezwungen. sich hatte 
ıberreden lassen. mit den Sängern 
‚u gehen; was sie auf der Sängerfahrt 
ırlebt. wie sie ihren Vater gefunden, 
ınd wie endlich durch die Eröffnun- 
sen des Zitherspielers ihre Unschuld 
in den Tag gekommen war. Das 
Zräulein schloß seinen Bericht‘ 
Schulmädchen ist sie ein boshaftes. 
‚ückisches Ding gewesen.“ 
Der Bildhauer war von der Erzäh- 
ung des Mädchens so erschüttert, daß 
ır eine Zeitlang stumm und wie be- 
äubt dasaß. Endlich fragte er: 
„Hat das Burgele, heißt das, die 
3abriela Sie hergeschickt, mir alles 
las mitzuteilen?“ 
„Nein, nein, keine Spur!“ beteuerte 
las Fräulein: ‚wenn Gabriela wüßte, 
laß ich hier bin und geplaudert hab, 
„äre sie schrecklich erbost auf mich.“ 
„Warum?“ 
‚Aus Ehrgefühl.“ 
„Sie haben also keinen Auftrag von 
ır und sind nur aus eigenem An- 
rjeb gekommen?‘ 
„Ganz aus eigenem Antrieb. Ich 
‚ar gestern in Bozen. mich um einen 
Vinterposten umzusehen, und da ich 
ust Zeit hab, machte ich einen klei- 
en Abstecher nach Plaben.‘“ 
„Und was hatten Sie für eine Ab- 
icht dabei?“ 
„Absicht? Keine. Mich hat nur der 
‘ürwitz gebissen, den Ort kennen 
u lernen. wo ich einmal Hochzeiterin 
ewesen bin. Es ist ja nett, wenig- 
tens dem Namen nach einmal Braut 
jewesen zu sein, wenn man es nicht 
wirklich sein kann. Nein, nein, ich 
ı1ab gar keine Sehnsucht. Ich komm 
nit mir selber schlecht genug aus, mit 
inem Mannsbild hätt ich den hun- 
ertjährigen Krieg.“ 
Er schaute sie mißtrauisch an. Da 
ıchte sie wieder hell auf und fragte: 
„Haben Sie keine Angst. Wenn die 
Aänner so billig wären wie die 
3rombeeren, ich tät keinen Kreuzer 
jafür ausgeben. Ich bleib am liebsten 
in freier Vogel, bei mir tät sich 
‚eibst der Kaiser einen Korb holen, 
aihihi.“ 
„Aber. aber nur zum Spaß sind Sie 
loch nicht hergekommen. Wozu 
1aben Sie mir die Neuigkeiten von 
jer... von Gabriela erzählt?“ 
„Weil sie Ihnen sonst auch niemand 
nitteilen wird.‘ 
„Und warum soll ich sie wissen?“ 
„Ah, die Sache interessiert Sie gar 
ıuicht? Dann wil! ich Sie nicht mehr 
angweilen. Entschuldigen Sie“, tat 
jas schlaue Mädchen und stand auf. 
„Bitte, bitte, bleiben Sie doch. Wo 
st jetzt die Gabriela?“ 
\Tädchen einem Verehrer nachlat 
en?“ 
„Aber ich soll gleich aufpackc: 
ınd ihr nachlaufen. so meinen Sie 
ae?" 
„Wer lange zettelt. versäumt der 
Anschluß. Ich rate Ihnen gut. nen- 
nen Sie den Schnellzug, sonst kom: 
nen Sie zu spät. Aber jetzt muß icr 
wirklich gehen. Erlauben Sie gerüc 
och. daß ich Ihre Bilder ein wen‘! 
nschau.‘“ 
Sie musterte die Schnitzereien unc 
abte in einemfort. „Das ist nett. Dir 
st sauber. Das haben Sie schön gc 
nacht!“ Er hörte nicht auf ihr Lot 
sondern starrte sinnend zum Fenste 
1inaus. Plötzlich wandte er sich un 
ınd sagte: 
„Wären Sie so freundlich. mir ein 
>ost an die Gabriela auszurichten? 
„Nein“, erwiderte sie schelmisct 
ich bin keine Postexpeditorin ur’ 
xein Briefbote.“ 
„Es handelt sich nicht um einc' 
3rief, sondern um eiwas Mundlıches 
„Das kann ich noch weniger über 
‚ehmen. weil ich ein fürchterlid 
chlechtes Gedächtnis habe. Wahr 
.cheinlıch tat ich etwas ganz Ver 
-ehrtes ausrichten.“ 
„Ich hab die Gabriela nur bitte: 
vollen, daß sie mir Gelegenheit gib‘ 
rgendwo allein mit ihr zu sprecher 
»hne daß ihr Vater oder sonst jemar 
Tazwischenkommt.“ 
„Diese Gelegenheit verschaffe iv 
Ihnen, da brauchts weiter gar nich! 
Sie müssen nur die Zeit bestimme- 
vann Sıe nach Reibegg kommen.“ 
„Nach Reibegg? Warum nicht 2' 
Jerswohin? 
„Weil es mir in Reibegg am best” 
zefällt; es ist eine schone Gegen‘ 
Also wann kommen Sie?“ 
„Wann? Wann denn? Viellei« 
bermorgen.‘ 
„Schr gut. Wenn Sie den Eilzı 
‚enützen, sind Sie um zwei Uhr 
ichwend. Von dort haben Sie zu F* 
ıoch anderthalh Stündlein his Re: 
BE.“ 
„Und kann ich sicher sein, daß © 
jie Gabriela allein treffe?“ 
„Verlassen Sie sich ganz auf m‘ 
Nur genau die Zeit einhalten müs“ 
je.“ 
„Also, dann bleibts dabei. Grüß: 
jie mir schön die Gabriela.“ 
„Davor werde ich mich hüten. D 
3abriela darf nicht wissen. daß ‘ 
nier gewesen bin.“ 
„Sie müssen doch sagen, daß } 
‚0m me 
(Bun: 
G 
x,“ 
; Ecke Oberer Markt 
Radioanparnt- Schaliplatten 
„Viel zu gutherzig und weichmütig 
;£ die Gabriela. Mit lauter Uneigen- 
‚ützigkeit und Edelmut kommt man 
wicht durch die Welt. Denken Sie nur. 
m liebsten hätte das gute Hascherl 
lem Teufelsmensch, wegen dem so 
jel Schande und Elend über sie ge- 
amımen ist, noch die Strafe erspart 
jabriela wäre zufrieden gewesen 
venn die Diebin ihre Schuld vor 
zehreren Zeugen eingestanden hätte 
ınd wenn dann von der Kanzel ver- 
ündet worden wäre, daß nicht sie 
lie Gabriela, sondern jemand ande- 
er den Diebstahl begangen habe. Die 
chlechte. niedertrachtige Person hat 
ich aber gewehrt wie eine Katze im 
jack. Da ist der Amerikaner, Ga- 
‚rielas Vater. zornig geworden und 
‚at den Handel schnell zu Gericht 
meine Dokumente aufgedrängt und 
ıhr Ratschläge gegeben: sie ist meine 
este Freundin.‘ 
„So, so. das sind feine Neuigkeiten. 
Sie sind alko immer in heimlichen 
B3eziehungen mit... mit der... mit 
‘hr gestanden?“ 
„Seit einem Jahr nicht mehr. Ich 
bin das ganze letzte Jahr in der 
Schweiz gewesen. zuerst in Wüdens- 
wvl. dann in Brunnen.“ 
„Aber von dem Heiratsplan haben 
Sie Kenntnis gehabt?“ 
„Leider nicht. Sanst hätt’s keinen 
Umwurf gegeben, Ich hätt das Wä- 
zeichen nicht mehr ausspringen las- 
‚en. Die Gabriela ist ein unbeholfenes 
Ding und vie! zu angstlıch im Gewis- 
sen.‘ 
„Wie wurde Ihnen die Sache he- 
<annt? 
„Als ich vor einem Monat nach 
Hause kaum, hörte ich zu meiner groß- 
jen Überraschung, daß ich verheiratet 
sei. hihihihi. Mir blitzte schnell ein 
Licht auf, und es freute mich, daß 
die Gabriela so klug geworden war, 
Den traurikzen Ausgang und alles 
ar.dere hat mir Gahriela se'hst or- 
zahlt.“ 
„Die Gabriela? Sie hat Ihnen ev- 
‘äh!t? Wann, Wo? Was ist mit ihr?“ 
„Sie ersticken mich ja mit Fragen. 
Jetzt haren Sie einmal ruhig zu, ich 
wall Ihnen die Lebensgeschichte mei- 
1er Freundin ausführlich erzählen 
von der Taufe bis Vorgestern, weiter 
reichen meine Kenntnisse leider 
nicht, Wissen Sie, die Gabriela ist 
in ap schaäblilizes Dinz und hat immer 
fur die Sanden anderer büßen müs- 
sen. Matter und Vater haben sich 
erzuanaeen und Go briela kam außer 
3 auf Al Wal Wa en!imch. 
Rheumatismus, Neuralgie, monat- 
Konfschmerzen, liche Schmerzen d.Frauven u.andere 
Schmerzen, die Sie niederschlagen, ; 
werdenschnell & sicher behoben durch Cefaline Hart 
Zuhaben i. all. Anotheken. Achten Sie auf nebenstehende Schutzmarke 
bracht. Dort gab's einen kurzen 
yozcB, Die Regina widersprach sich 
eim Verhoör ein- ums äanderemal, 
unn kam der Gstader-Sepp mit sel- 
en e:diichen Aussagen, schließlich 
außte die Schelmin doch eingestehen 
nd wurde zu acht Monaicn Kerker 
erurteilt. Gabrielas Ehre steht nun 
an und 2länzend da, alle Leute gra- 
alieren ıhr, sie selbst aber wird nicht 
roh, weil ihr die andere erbarmt. 
laben Sie einmal so ein Kasperl- 
Dice) gesehen? Der Haupterund, war- 
m sie der schändlichen Person noch 
eraushelfen woilte, ist der, daß Re- 
inas Mutter. die alte Holienzerin, 
yıbrielas Patin war und ihr viel Gu- 
es getan hat. Wenn’s aber nach mir 
ing. hatt dıe Regina noch tiefer hin- 
AN=ilzen mussen, Sie war mner 
Sea ce schte attıung- achnann 14l1s 
„Vorläufig wohnt sie mit ihrem 
7ater beim Stiegliwirt in Reibegg. 
der Amerikaner will aber ein Gut 
;aufen und eine schöne Villa bauen 
Zigentiich könnte er das halbe Reib- 
‚gg zusammenkaufen, so viel Geld 
ıat er. Und damit sein Töchterchen 
inmal den ganzen Reichtum erben 
zann, hat er Gabriela adoptiert ‘ 
„So, so? So reich ist sie?“ seufzte 
ler junge Mann. „Das ist echlimm.“ 
‚Schlimm? Warum denn“ 
‚Reichtum macht stolz.“ 
„Ein bißchen Stolz schadet der Ga- 
wiela nicht. Früher wurde sie von 
ıllen Menschen über die Achsel an- 
'jesehen, und jetzt schwärmt es um 
je wie in einem Bienenstack. hihihi“ 
‚sicherte das Fricileir 
a“ 
A e- 
za1t71n9 false?
	        
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