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„Nach der Schicht“
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Mit einom Griff schaltete er das elektri—
sche Licht ein, daß der schmale Flur mit
der dunklen Treppe hell erleuchtet war,
und drückte dreimal rasch und heftig auf
den Knopf ...
Die Klingel schrillte, läutete Sturm,
droben über der Treppe flogen Türen auf,
Stimmen jubelten, flinke Füße sausten über
die Treppe herab, ein Jauchzen und Ju—
»eln: „Hurra, der Vatter, der Vatter! ...
Zurra!“ Einer kam rittlings auf dem
Treppengeländer herab und flog dem Re—
ervemann direkt an den Hals: .Vatter —
Batter!“
Zu vieren hingen sie an ihm und küß⸗
en ihn, zwei Koöl'sche Jungs und zwei
rische Mädels — rheinisches Dlut, frisch,
gesund, stark und froh. In jauchzender
Liebe hielten sie ihn umfangen. „Vater —
d Vater, daß du nur wieder da bist. Für
mmer?“
„Für immer, Kinders! Der Krieg ist
rus! ... Friede! Friede!“ Dabei stand
hm das Wasser in den Augen. Ach, welch
»ein Friede! Ein Friede in Schmach und
Not! ... „Und da bringe ich einen lieben
fFreund und guten Kameraden mit. Sagt
hm Grüßgott, Kinder! ... Aber nicht zu
türmisch — er ist verwundet!“
Zaghaft reichten sie dem fremden Manne
die Hand, schauten ihn voll Teilnahme,
fast ehrfürchtig an, weil er doch einer von
den deutschen Helden war, die für die Hei—
nat gekämpft hatten.
Forstex ermiderte ihre Händedrücke, fubr
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„Schluß!“ rief Thyssing, wandte sich mit
zinem Ruck um, entriß dem grünen Jun—
gen Karabiner und Binde, hob ihn mit bei—
den Fäusten ompor und schleuderte ihn mit
solcher Wucht in einen Wassertümpel, daß
er sich grunzend wie ein Ferkel in der
Suhle wälzte und von Schmutz und Was—
er troff.
„So — den wären wir los!“ lachte Thys⸗
sing. „Und nun zu Muttern!“ Er schul—
terte den Karabiner, schwenkte die rote
Binde und tauchte mit seinem Begleiter
in der dunklen Rheingasse unter.
Vor einem hohen, engbrüstigen Hause
blieb er stehen. „Daheim,“ sagte er. „Mußt
eben vorlieb nehmen, Kamerad! Es ist
lein Palais, und wir gehören nicht zu den
großen Kölnischen Hanseaten, sind nur
Mittelmaß, Kaufleute zweiter Garnitur.
Aber unsere Waren gehen durchs ganze
rheinische Land, bis nach Holland hinab.
Das Geschäft nährt seinen Mann. Und
drinnen im Haus — da ist es traulich und
warm. Tritt ein — und sei willkommen!“
Er zog einen Schlüssel aus der Tasche,
chloß auf, ließ Forster eintreten, klappte
'ofort die Türe zu und ließ das Schloß
inschnappen
Heft 4/1934
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ihnen übers Blondhaar, fragte leise: „Hab!
ihr denn auch Platz für mich?“
„Och — mehr als genug!“ erklang es im
freudigen Quartett. „Ueberhaupts — was
Vattern mitbringt! ... Man zu, man zur:
zu Muttern!“
Droben erklang ein lauter, freudiger
Schrei: „Klaas — mein Klaas! ...“
Da standen die Kinder still, wie erstarrt
in Freude und lächelten, der Reservemann
aber warf Karabiner, Feldmütze und Männ—
schaftsmantel in einen Winkel und stürmte
in mächtigen Sätzen die Treppe hinauf
„Mariechen, mein Schatz, da bin ich — da
bin ich. Für immer.“
Die Gatten sanken sich jauchzend in die
Arme und hielten sich lange umschlungen
Leise stiegen die vier Kinder hinauf,
schmiegten sich an ihre Eltern, streichelten
die Mutter und den Heimgekehrten. Es
war ein Meer von Liebe, ze aus sechs
deutschen Herzen quoll und sie nach langer
Trennung, nach harten und bitteven Kriegs
'ahren für immer vereinte.
Hier war Heimat, Liebe und der Glaube
an eine neue, bessere Zeit. O Liebe, was
bist du ein Meer, das seine Kinder glück
lich macht und sie zum goldenen Strande
des gelobten Landes trägt!
Der Feldgraue stand erschüttert; die Füße
trugen ihn nicht mehr, er setzte sich auf
die untersten Stufen und ließ seinen Trä—
nen freien Lauf. Soviel Freude in einem
Haus, in einer Stunde — ein Meer von
Freude — nein, die Liebe war nicht tot,
es qab noch viel Liebe in der Welt — unk