Full text: Nach der Schicht (24)

Heft 1/1928 
einigermaßen kennt, der fürchtet nicht um ihren 
Bestand. Wie oft schon hat man der katho— 
lischen Kirche den Untergang vorausgesagt! 
Aber die katholische Kirche hat alle ihre Feinde 
überlebt. und so wird sie auch ihre heutigen 
und kommenden Gegner überleben, denn in 
ihrer Stiftungsurkunde steht das Wort des 
Gottessohnes geschrieben: „Die Pforten der 
Hölle werden sie nicht überwältigen!“ 
Um auch in den Kreisen unserer Leser die 
so wichtize Kenntnis der Kirchengeschichte zu 
fördern, wollen wir in diesem Jahre eine Reihe 
von Bildern aus der Kicchengeschichte in „Nach 
der Schicht“ bringen. Wir wünschen 
und hosfen, daß diese Bilder die Liebe 
zur Kirche vertiefen und das Vertrauen 
auf den endgültigen Sieg der von ihr 
verkündeten göttlichen Ideen festigen 
werden. 
1. Die Urkirche in Jerusalem. 
Der menschgewordene Sohn Gottes 
ist der Stifter der katholischen Kirche. 
Die ersten Mitglieder der Kirche waren 
die Apostel. Sie hat der Heiland eigens 
in seiner Glaubensschule unterrichtet. 
Ihnen übertrug er das Lehramt, Hirten⸗ 
amt und Priesteramt. Und einen von 
ihnen machte er kurz vor seiner Him— 
melfahrt zu seinem sichtbaren Stell⸗ 
vertreter auf Erden. So war also die 
Stiftung der Kirche planvoll vorbereitet. 
Aber vollendet wurde diese Stiftung 
erst am ersten Pfingstfest, als der 
Heilige Geist im brausenden Sturm 
auf die junge Kirche herabkam. Nun 
begann die Kirche rasch sich zu ent— 
falten. Schon die erste Predigt des 
hl. Petrus am Piingstfest hatte einen 
Riesenerfolg: gegen 3090 Juden ließen 
sich taufen, und so entstand eine blühende 
Christengemeinde in Jerusalem. Und 
wie vorbildlich war das Leben der 
Gläubigen in dieser ersten Christen⸗ 
gemeinde. Diese Christen waren „ein 
Herz und eine Seele“. Täglich kamen 
sie in bestimmten Häusern zusammen, 
um die Lehre der Apostel zu hören, 
der Jeier des hl. Meßopfers beizu— 
wohnen und die heilige Kommunion 
zu empfangen. Mit der wachsenden 
Zahl der Gläubigen wuchs auch die 
Zahl der Armen und Kranken. Zur Pflege 
derselben wurden siebet edle Männer gewählt 
und von den Aposteln geweiht. Man nannte sie 
Diakonen. Dieselben waren auch Gehilfen der 
Apostel im Prediztamte und in der Spendung 
der heiligen Taufe. Die bedeutendsten von 
ihnen waren der hl. Stephanus und der hl. 
Philippus. Als die Juden das Wachstum der 
Christengemcinde sahen, verboten sie den Apo— 
steln, im Namen Jesu zu lehren. Aber die 
Apostel erklärten, „man müsse Gott mehr ge— 
horchen als den Menschen“, und predigten wei— 
ter. Inzwischen war der hl. Petrus durch eine 
himmlische Erscheinung von Gott belehrt wor⸗ 
den, daß er auch die Heiden in die Kirche 
aufnehmen solle. Der erste Heide, dem er die 
Taufe spendete, war der Hauptmann Kor— 
nelius. Nunmehr verbreitete sich das Christen— 
tum rasch über Palästina und darüber hinaus. 
Nicht lange nachher ließ Herodes Agrippa den 
A. Petrus ergreifen und ins Gefängnis werfen. 
„Nach der Schicht“ 
Der Apostel wurde jedoch durch einen Engel 
uuf wunderbare Weise aus dem Gefängnis 
zefreit; bald darauf verließ er Jerusalkem und 
egab sich nach Rom, der Hauptstadt des großen 
ömischen Kaiserreiches. Ueber die Schicksale 
der übrigen Apostel wissen wir nicht viel. 
Jakobus der Jüngere wurde Bischof von Jeru— 
alem und wurde als solcher im Jahre 62 
gesteiigt. Johannes, der Lieblingsjünger Jesu, 
zegab sich nach Ephesus und führte von dort 
uus die Oberaufsicht über die kleinasiatischen 
Hemeinden. Er starb in Ephesus um das 
Jahr 100. Phi.ippus soll in Phrygien, Thomas 
In der Neujahrsnacht 
n Indien, Andreas in Achajaz und Bartholo⸗ 
näus in Armenien den Martyrertod erlilten 
Jaben. Matthäus und Judas Thaddäus wirk— 
en nach der Ueberlieferung in Palästina, wäh— 
end Matthias in Aethiopien das Epvangelium 
zredigte. 
2. Paulus, der Völkerapostel. 
Von allen Aposteln hat am meisten der 
yl. Paulus zur Ausbreitung des Christentums 
zeigetragen. Er wurde in der kleinasiatischen 
Stadt Tarsus als Sohn eines jüdischen Zelt— 
uchfabrikanten geboren. Von seinem Vater 
erbte er das römische Bürgerrecht. Er besuchte 
zie höhere Schule in Tarsus. Dann schickte 
hn der Vater nach Jerusalem zu dem berühm— 
en jüdischen Gesehrten Gamaliel, damit er 
inter seiner Leitung seine Studien fortsetze. 
In Jerusalem wurde Paulus, wie er später 
elbst gesagt hat, ein „fanatischer Eiferer für 
die väterlichen Satzungen“. Das Christentum 
ernte er in Jerusalem hassen. Wo sich nur 
Seite? 
Helegenheit bot, verfolgte er die Christen. Bei 
zer Steinigung des hl. Stephanus war er 
)abei. Einige Zeit später zog er nach der syri— 
chen S. adt Damaskus, um die dortigen Christen 
gefangenzunehmen und sie nach Jerusalem zu 
chleppen. Doch auf dem Wege nach Damaskus 
raf ihn der Gnadenstrahl. Er ließ sich in 
Damaskus taufen und bereitete sich dann drei 
Jahre hindurch auf sein apostolisches Amt vor. 
Dann ging er nach Jerusalem, um sich dem 
yl. Petrus, dem Oberhaupt der Kirche, vorzu— 
tellen. Von Jerusalem aus besuchte er seine 
Heimatstadt Tarsus und folgte dann einer Ein— 
ladung des hl. Barnabas nach An— 
licchien. Von Antiochien aus unternahm 
dann Paulus seine erste Missionsreise 
(45 - 48 n. Chr.). Er besuchte die Insel 
Cypern, wo er den römischen Statt— 
halter Sergius Paulus bekehrte, dann 
durchzog er die südlichen Länder Klein— 
asiens: Pamphylien, Pisidien und Ly— 
kaonien und predigte überall mit großem 
Erfolg das Evangelium. Auf seiner 
zweiten Missionsreise (531 —-54) durch⸗ 
wanderte er wie derum Kleinasien und zog 
dann über die Dardanellen nach Europa 
hinüber und gründete Christengemeinden 
in Philippi, Athen, Thessalonich und 
Korinth. Auf der d.itten Missions— 
reise (34-58) kam Paulus zuerst nach 
Ephesus in Kleinasien, wo er über zwei 
Jahre blieb. Dann ging er wieder nach 
Griechenland und hielt sich drei Monate 
in Korinth auf. Ueber Milet kehrte 
er hierauf nach Jerusalem zurück, um 
die Liebesgaben der griechischen Christen 
für die Armen von Jerusalem persönlich 
zu übergeben. Als er nun eines Tages 
in den Tempel kam, wurde er von den 
ihm feindlichen Juden ergriffen, und er 
wurde nur dadurch vor dem sicheren 
Tode bewahrt, daß ihn ein römischer 
Oberst unter seinen Schutz nahm. Der 
Oberst schickte ihn nach Cäsarea zum 
römischen Statthalter, der den Apostel 
zwei Jahre lang in Untersuchungshaft 
behielt. Als schließlich der Statthalter 
ihn den Händen der Juden überliefern 
wollte, berief sich der Apostel auf sein 
römisches Bürgerrecht und appellierte 
an den Kaiser. Da blieb dem Statt⸗ 
jalter nichts anderes übrig, als ihn dem Kaiser 
zur Aburteilung zuzusenden. So kam Paulus 
nach Rom. Da seine Gefangenschaft dort nicht 
ehr streng war, konnte er in der Hauptstadt 
des Weltreiches eine großartige Wirksamkeit 
ntfalten. Nach zwei Jahren erhielt er seine 
nöllige Freiheit wieder und unternahm dann 
ine vierte Missionsreise, die ihn „bis zu den 
Hrenzen des Westens“ (Spanien) führte. In 
der Verfolgung des Kaisers Nero starb er im 
Jahre 67 den Martyrertod. In seiner großen 
Bescheidenheit hat Paulus von sich selbst gesagt: 
‚Ich bin der geringste unter allen Aposteln, 
ind ich bin nicht wert, ein Apostel zu heißen, 
veil ich die Kirche Gottes verfolgt habe.“ In 
Wirklichkeit ist er der größte Missionar der 
hristlichen Welt gewesen. An ihm hat sich das 
Wort des Herrn an Ananias erfüllt: „Dieser ist 
nir ein auserwähl“‘es Werkzeug, meinen Namen 
dor Heiden und Könige und Kinder Israels zu 
ringen.“ (Fortsetzung folgt.)
	        
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