Heft 1/1928
einigermaßen kennt, der fürchtet nicht um ihren
Bestand. Wie oft schon hat man der katho—
lischen Kirche den Untergang vorausgesagt!
Aber die katholische Kirche hat alle ihre Feinde
überlebt. und so wird sie auch ihre heutigen
und kommenden Gegner überleben, denn in
ihrer Stiftungsurkunde steht das Wort des
Gottessohnes geschrieben: „Die Pforten der
Hölle werden sie nicht überwältigen!“
Um auch in den Kreisen unserer Leser die
so wichtize Kenntnis der Kirchengeschichte zu
fördern, wollen wir in diesem Jahre eine Reihe
von Bildern aus der Kicchengeschichte in „Nach
der Schicht“ bringen. Wir wünschen
und hosfen, daß diese Bilder die Liebe
zur Kirche vertiefen und das Vertrauen
auf den endgültigen Sieg der von ihr
verkündeten göttlichen Ideen festigen
werden.
1. Die Urkirche in Jerusalem.
Der menschgewordene Sohn Gottes
ist der Stifter der katholischen Kirche.
Die ersten Mitglieder der Kirche waren
die Apostel. Sie hat der Heiland eigens
in seiner Glaubensschule unterrichtet.
Ihnen übertrug er das Lehramt, Hirten⸗
amt und Priesteramt. Und einen von
ihnen machte er kurz vor seiner Him—
melfahrt zu seinem sichtbaren Stell⸗
vertreter auf Erden. So war also die
Stiftung der Kirche planvoll vorbereitet.
Aber vollendet wurde diese Stiftung
erst am ersten Pfingstfest, als der
Heilige Geist im brausenden Sturm
auf die junge Kirche herabkam. Nun
begann die Kirche rasch sich zu ent—
falten. Schon die erste Predigt des
hl. Petrus am Piingstfest hatte einen
Riesenerfolg: gegen 3090 Juden ließen
sich taufen, und so entstand eine blühende
Christengemeinde in Jerusalem. Und
wie vorbildlich war das Leben der
Gläubigen in dieser ersten Christen⸗
gemeinde. Diese Christen waren „ein
Herz und eine Seele“. Täglich kamen
sie in bestimmten Häusern zusammen,
um die Lehre der Apostel zu hören,
der Jeier des hl. Meßopfers beizu—
wohnen und die heilige Kommunion
zu empfangen. Mit der wachsenden
Zahl der Gläubigen wuchs auch die
Zahl der Armen und Kranken. Zur Pflege
derselben wurden siebet edle Männer gewählt
und von den Aposteln geweiht. Man nannte sie
Diakonen. Dieselben waren auch Gehilfen der
Apostel im Prediztamte und in der Spendung
der heiligen Taufe. Die bedeutendsten von
ihnen waren der hl. Stephanus und der hl.
Philippus. Als die Juden das Wachstum der
Christengemcinde sahen, verboten sie den Apo—
steln, im Namen Jesu zu lehren. Aber die
Apostel erklärten, „man müsse Gott mehr ge—
horchen als den Menschen“, und predigten wei—
ter. Inzwischen war der hl. Petrus durch eine
himmlische Erscheinung von Gott belehrt wor⸗
den, daß er auch die Heiden in die Kirche
aufnehmen solle. Der erste Heide, dem er die
Taufe spendete, war der Hauptmann Kor—
nelius. Nunmehr verbreitete sich das Christen—
tum rasch über Palästina und darüber hinaus.
Nicht lange nachher ließ Herodes Agrippa den
A. Petrus ergreifen und ins Gefängnis werfen.
„Nach der Schicht“
Der Apostel wurde jedoch durch einen Engel
uuf wunderbare Weise aus dem Gefängnis
zefreit; bald darauf verließ er Jerusalkem und
egab sich nach Rom, der Hauptstadt des großen
ömischen Kaiserreiches. Ueber die Schicksale
der übrigen Apostel wissen wir nicht viel.
Jakobus der Jüngere wurde Bischof von Jeru—
alem und wurde als solcher im Jahre 62
gesteiigt. Johannes, der Lieblingsjünger Jesu,
zegab sich nach Ephesus und führte von dort
uus die Oberaufsicht über die kleinasiatischen
Hemeinden. Er starb in Ephesus um das
Jahr 100. Phi.ippus soll in Phrygien, Thomas
In der Neujahrsnacht
n Indien, Andreas in Achajaz und Bartholo⸗
näus in Armenien den Martyrertod erlilten
Jaben. Matthäus und Judas Thaddäus wirk—
en nach der Ueberlieferung in Palästina, wäh—
end Matthias in Aethiopien das Epvangelium
zredigte.
2. Paulus, der Völkerapostel.
Von allen Aposteln hat am meisten der
yl. Paulus zur Ausbreitung des Christentums
zeigetragen. Er wurde in der kleinasiatischen
Stadt Tarsus als Sohn eines jüdischen Zelt—
uchfabrikanten geboren. Von seinem Vater
erbte er das römische Bürgerrecht. Er besuchte
zie höhere Schule in Tarsus. Dann schickte
hn der Vater nach Jerusalem zu dem berühm—
en jüdischen Gesehrten Gamaliel, damit er
inter seiner Leitung seine Studien fortsetze.
In Jerusalem wurde Paulus, wie er später
elbst gesagt hat, ein „fanatischer Eiferer für
die väterlichen Satzungen“. Das Christentum
ernte er in Jerusalem hassen. Wo sich nur
Seite?
Helegenheit bot, verfolgte er die Christen. Bei
zer Steinigung des hl. Stephanus war er
)abei. Einige Zeit später zog er nach der syri—
chen S. adt Damaskus, um die dortigen Christen
gefangenzunehmen und sie nach Jerusalem zu
chleppen. Doch auf dem Wege nach Damaskus
raf ihn der Gnadenstrahl. Er ließ sich in
Damaskus taufen und bereitete sich dann drei
Jahre hindurch auf sein apostolisches Amt vor.
Dann ging er nach Jerusalem, um sich dem
yl. Petrus, dem Oberhaupt der Kirche, vorzu—
tellen. Von Jerusalem aus besuchte er seine
Heimatstadt Tarsus und folgte dann einer Ein—
ladung des hl. Barnabas nach An—
licchien. Von Antiochien aus unternahm
dann Paulus seine erste Missionsreise
(45 - 48 n. Chr.). Er besuchte die Insel
Cypern, wo er den römischen Statt—
halter Sergius Paulus bekehrte, dann
durchzog er die südlichen Länder Klein—
asiens: Pamphylien, Pisidien und Ly—
kaonien und predigte überall mit großem
Erfolg das Evangelium. Auf seiner
zweiten Missionsreise (531 —-54) durch⸗
wanderte er wie derum Kleinasien und zog
dann über die Dardanellen nach Europa
hinüber und gründete Christengemeinden
in Philippi, Athen, Thessalonich und
Korinth. Auf der d.itten Missions—
reise (34-58) kam Paulus zuerst nach
Ephesus in Kleinasien, wo er über zwei
Jahre blieb. Dann ging er wieder nach
Griechenland und hielt sich drei Monate
in Korinth auf. Ueber Milet kehrte
er hierauf nach Jerusalem zurück, um
die Liebesgaben der griechischen Christen
für die Armen von Jerusalem persönlich
zu übergeben. Als er nun eines Tages
in den Tempel kam, wurde er von den
ihm feindlichen Juden ergriffen, und er
wurde nur dadurch vor dem sicheren
Tode bewahrt, daß ihn ein römischer
Oberst unter seinen Schutz nahm. Der
Oberst schickte ihn nach Cäsarea zum
römischen Statthalter, der den Apostel
zwei Jahre lang in Untersuchungshaft
behielt. Als schließlich der Statthalter
ihn den Händen der Juden überliefern
wollte, berief sich der Apostel auf sein
römisches Bürgerrecht und appellierte
an den Kaiser. Da blieb dem Statt⸗
jalter nichts anderes übrig, als ihn dem Kaiser
zur Aburteilung zuzusenden. So kam Paulus
nach Rom. Da seine Gefangenschaft dort nicht
ehr streng war, konnte er in der Hauptstadt
des Weltreiches eine großartige Wirksamkeit
ntfalten. Nach zwei Jahren erhielt er seine
nöllige Freiheit wieder und unternahm dann
ine vierte Missionsreise, die ihn „bis zu den
Hrenzen des Westens“ (Spanien) führte. In
der Verfolgung des Kaisers Nero starb er im
Jahre 67 den Martyrertod. In seiner großen
Bescheidenheit hat Paulus von sich selbst gesagt:
‚Ich bin der geringste unter allen Aposteln,
ind ich bin nicht wert, ein Apostel zu heißen,
veil ich die Kirche Gottes verfolgt habe.“ In
Wirklichkeit ist er der größte Missionar der
hristlichen Welt gewesen. An ihm hat sich das
Wort des Herrn an Ananias erfüllt: „Dieser ist
nir ein auserwähl“‘es Werkzeug, meinen Namen
dor Heiden und Könige und Kinder Israels zu
ringen.“ (Fortsetzung folgt.)