hest 38/1928
gewaltige Wandlung hervor. Als er sein
Krankenbett verließ, zog er sich in ein Kloster
zurück und legte eine Lebensbeichte ab. In der
Höhle von Manresa widmete er sich sodann
geistlichen Betrachtungen und strengen Buß—
übungen. Hierauf begann er zu studieren. Auf
der Universität zu Paris legte er in Gemein—
schaft mit gleichgesinnten Studenten, zu denen
auch Franz Xaver gehörte, am Jeste Mariä
Himmelfahrt 1534 in der Montematrekirche
die Gelübde der Armut und Keuschheit ab,
sowie das besondere Gelöbnis, sich dem Papst
zür eine beliebige Mission zur Verfügung zu
tellen. Das war der Anfang der „Gesellschaft
Jesu“, die schon wenige Jahre später von
Papst Paul III. als Orden anerkannt und
zestätigt wurde. Der erste General des Ordens
vurde Ignatius. Großes haben der hl. Ig—
iatius und seine geistlichen Söhne getan für
die Erneuerung der Menschheit im Geiste
Jesu Christi. Ganz besonders möchten wir
dvie „Exercitia spiritualia“, die „geistlichen
lebungen“ des hl. Ignatius hervorheben.
Darin gibt der Heilige eine herrliche Anleitung
ür den Jortschritt im geistigen Leben. Nie—
mand kann die Exerzitien des hl. Ignatius, die
zeute noch überall gehalten werden, und die
man nie genug empfehlen kann, mitmachen,
ohne sein Leben zu ändern und ihm die Rich—
rung zum Guten geben. — Ein Schüler des
Yl. Ignatius war
4. Petrus Canisius. Er hat sich um
die Wiederherstellung des kirchlichen Lebens
n Deutschland die größten Verdienste erworben,
o daß man ihn den zweiten Apostel Deutsch—
ands mit Recht genannt hat. Petrus Ca—
nisius, wurde 1521 zu Nymwegen geboren
Einen großen Teil seiner Jugend verlebte Ca—
nisius in Köln. Im Alter von 15 Jahren
zam er in diese Stadt und besuchte die dortige
Aniversität. 22 Jahre alt, lernte er den Jesuiten
Petrus Faber kennen. Unter seiner Leitung
nachte er Gxerzitien und trat dann selbst als
erster Deutscher in die Gesellschaft Jesu ein.
In Köln empfing er die Priesterweihe. Der
damalige Kölner Erzbischof hatte Neigung, die
ieue Lehre in seiner Diözese einzuführen. Der
unge Eanisius erkannte die Gefahr. Durch
eine kraftvollen Predigten hielt er den Mut
der bedrängten Katholiken aufrecht. Die
dirchen waren zu klein, um die Menge zu
'assen, die jeden Sonntag herbeieilte, um aus
einem Munde Stärkung und Belebung des
Hlaubens zu empfangen. Canisius reiste sogar
zum Kaiser, um seine Hilfe gegen den Erz—
dischof anzurufen. Seine Bemühungen hatten
Erfolg, und der Erzbischof mußte seine Diözese
verlassen. Der Stifter des Jesuitenordens, der
yl. Ignatius, rief Petrus Canisius nach Rom
uind war nun fünf Monate lang selbst sein
dehrmeister im Ordensleben. Dann sandte er
hn nach Deutschland. Im Jahre 1549 reiste
Lanisius dorthin, nachdem er, wie einst der
hl. Bonifatius, vom Papste den Segen für seine
apostolische Sendung erhalten hatte. 48 Jahre
jang hat er unermüdlich in Deutschland und
der Schweiz, also in den Ländern gearbeitet,
die durch die Glaubensspaltung am meisten ge—
iitten hatten. Ueberall war er tätig wo es
galt, gefährdete Gegenden der wahren Kirche
zu erhalten oder getrennte Länder wieder zur
zafholischen Kirche zurückzuführen Unermüd—
„Nach der Schicht“
ich reiste er durch gunz Deutschland, gründete
ahlreiche Schulen, war Professor an den Uni—
ersitäten, predigte in vielen Städten und gab
en Kindern Religionsunterricht. Aber auch
n der Seelsorge war er eifrig tätig. Er spen—
»ete die Sakramente, besuchte die Kranken—
zäuser tröstete die Kranken und bereitete sie
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Milde Königin, gedenke!
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1. Mil-de Kö-—nin⸗— gin, ge⸗-dens⸗-ke,
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2. Haft du, Mutter, deinen Kindern deine Helfe
e verneint? Hat man semals seine Tranen, Mutter,
ir umsonst geweint? Nein, o Mutter usw.
3. Mutter, Jungfrau der Jung'rauen! Sieh, ich
liehe hin zu dir, sieh, ich komme voll Vertrauen, hilf,
Mutter, hilf auch mir! Nein, o Mutter usw.
4. Ach, erhöre meine Worte, führ' mich einst zu
elnem Sohn, öffne mir die Himmelspforte, daß ich
wia bei dir wohn'! Nein. o Mutter usw
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uuf einen guten Tod vor. Aber Petrus Ca—
tisius war auch als Schriftsteller tätig. Sein
lpostolat der Feder überragt noch das
Apostolat des Wortes. Wenn er den Glauben
»der die Sitten in Gefahr sah, griff er zur
Feder. In zahlreichen Büchern verteidigte er
de Lehre der Kirche Er schrieh auch eine
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zanze Reihe Erbauungs- und Betrachtungs-—
ücher. Sein wertvollstes Buch aber ist sein
datechismus. Nach diesem Buch hat die
zugend jahrhundertelang den Religionsunter—⸗
icht erhalten, und unser jetziger Katechismus
st nach dem Muster des Katechismus von
Fanisius verfaßt. Als Canisius starb, war
ein Katechismus schon zweihundertmal ge—
ruckt worden. Er war mithin über ganz
)eutschland verbreitet. Außerdem wurde der
datechismus noch in zahlreiche fremde Sprachen
ibersetzt, so daß man Canisius den Lehrer fast
ller Völker nennen könnte. Durch diesen Ka—
echismus des hl. Petrus Canisius hat die
christenlehrtätigkeit einen gewaltigen Auf—
hwung erhalten. — Canisius starb 1597 zu
Freiburg in der Schweiz im Alter von
76 Jahren. Wie Karl Borromäus war auch er
in wirklicher Reformator der Kirche. Im
Jahre 1925 wurde Petrus Canisius von Papst
Pius XI. heilig gesprochen und erhielt zugleich
den Titel eines Kirchenlehrers.
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Der Klostersturm
Kulturgeschichtlicher Roman
von JFelir Nabor
Rachdruck verboten. Fortsetzung.
ls die Prozession an der Multergasse
vorüberkam, wo eben Hugli die Esse
öschte und seine drei Buben den letzten
Hammerschlag taten, riß Lienhard sein
*5 Lederkäppchen vom Kopfe, machte dem
heiland im Sakrament seine Referenz und
chloß sich in Schurzfell und Kappe, wie er
ius der Schmiede kam, dem Zuge an. Und
zer König der Könige hatte an diesem getreuen
Znecht im Arbeitsgewande gewiß mehr Freude,
ils an dem reichen Ratsherrn Vogelwaider,
»er in Pelzscha ube und Samtbarett in die
Zpitalgasse flüchtete, um vor seinem Herrgott
nicht das Knie beugen zu müssen.
Vor der Tür des Patrizierhauses knieten die
Beter nieder, während Pater Frowin, Lan—
»olin, Jolanda und Pirmin in das Haus
singen und sich zu der Sterbenden begaben.
An der Schwelle knieten Landolin, Jolanda
ind ihr Bruder nieder, Pater Frowin betrat
»as hellerleuchtete Gemach, in dem Jrau
Hemma blaß, aber mit hellen Augen auf ihrem
Zrunksessel thronte⸗wie eine Königin. Als
er Priester das Ciborium erhob, neigte sie
zas Haupt und wollte sich bekreuzen, aber
er Arm fiel schwer, als wäre er toter Marmor.
aihren Schoß zurück.
Pater Frowin gewahrte die Fieberglut, die
en Körper der Kranken peitschte und hörte
ven lauten, rasenden Herzschlag. Gemmas
zliche hingen bange an den Lippen des weisen,
seilkundigen Mönches. „Gibt es für mich ...
eine Rettung?“ fragte sie mit leiser, bebeader
ztimme.
Und leise und trauernd kam die Antwort:
‚Gegen diese Krankheit ist kein Kräutlein ge—
vachsen.“
Ein Erblassen ging über das schöne, stolze
SGesicht Dann moalteft Eßres heiligen Amfog“
*
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