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ewig dankbar sein.“ Das war nun leichter
gesagt als getan. Wohl war ich im Besitze
einer Reiseapotheke, die die notwendigsten Me—
dikamente sowie einige ärztliche Instrumente
enthielt. Ich untersuchte auch gleich den jungen
Araber und konstatierte einen riesigen Furunkel
auf dem Rücken. Von dieser Krankheit hoffte
ich Scheichs Sohn zu heilen. Nachdem ich am
Lagerfeuer heißes Wasser kochen ließ, reinigte
ich meine Hände, entnahm meiner Apotheke
die für die Operation notwendigen Gegenstände.
Ich desinfizierte, so gut es eben ging, mit dem
noch vorhandenen wenigen Alkohol. Und bald
war das Geschwür geöffnet. Es war allerlei
Arbeit, bis alles entleert war. Nach diesem
gab ich in die Wunde etwas Jodoformgaze,
machte einen warmen Umschlag und verband
die Wunde. Mein Patient fühlte sich erheblich
wohler,sein dankbares Lächeln zeugte davon.
Der Scheich war überglücklich und gab aller⸗
hand Befehle zur Vorbereitung eines
großen Jestes. Ich wies ihn jedoch auf
meine Wanderung hin, welche dringende
Ruhe erforderte, und bat ihn, keinen
Extraaufwand zu machen. Ich ließ mir
noch einen starken ˖arabischen Kaffee be—
zeiten und lag bald danach mit meinem
Uchmed im Gaͤstzelte in tiefem Schlafe.
In der Frühe war mein erster Gang zu
meinem Patienten, der, wie er mir ver⸗
sicherte, weniger Schmerzen und auch gut
geschlafen hatte. Bald war auch die
zweite Prozedur, das Ausdrücken des
Geschwüres, vorüber. Natürlich war eine
Weiterreise vor dem morgigen Tage un⸗
möglich, da der junge Araber noch
dringend meine Behandlung benötigte.
Den Tag über verbrachte ich mit Reiten.
und Jagen, abends sah ich mir die krie—
gzerischen Spiele der Beduinen an. Ich
saß nun, nachdem ich meinen Kranken—
besuch gemacht hatte, die Wasserpfeife
rauchend, beim dampfenden Kaffee im
Zelte meines Gastgebers. Meine Weiter—
wanderung wurde besprochen. Und man⸗
hen Aufschluß über Land und Leute,
deren Sitten und Gebräuche, gab er mir.
Ein Begleitschreiben an die ihm befreun—
deten Wahabitenstämme hatte ich bereits in
meiner Tasche. Auch versprach mir die Tochter
des Scheichs, mich mit einigen Männern des
Stammes einige Tagreisen zu begleiten.
Fortsetzung folgt.
—
Bilder aus
der Kirchengeschichte.
Katholische Reformatoren.
ꝛ Irrlehrer des 16. Jahrhunderts gaben
vor, die Kirche reformieren zu wollen,
— man nennt deshalb ihre Tätigkeit Re—
9& formation. Aber eine wirkliche Refor—⸗
* mation brachten sie nicht, im Gegen⸗
eil, eine Geistesverwirrung sondergleichen ent⸗
tand, und das sittliche Leben ging immer mehr
zurück. Warum? Weil die Reformatoren es
falsch angefangen haben. Wenn man eine wirk⸗
iche Reformation durchführen will, dann darf
man nicht die Lehren der Kirche reformieren
„Nach der Schicht“
vollen, denn die sind gut, sondern man muß
urch die göttlichen Lehren der Kirche die
Renschen reformieren, dann kommt die Refor—
zation der Zustände von selbst. So haben es
ie großen katholischen Reformatoren des
6. Jahrhunderts gemacht. Sie fingen zunächst
ei sich selber an. Was sie anderen sagten, das
achten sie, bevor sie es predigten. Sie waren
‚eilige, Helden der Tugend. Solche Männer
onnten dann auch anderen mit Recht zurufen:
zeformiert euch! Tuet Buße! Was ihr braucht,
as sind neue Herzen, neue Werke, neue Men—
chen. Auf diesem Wege haben diese katho—
ischen Reformatzren die wirkliche Erneuerung
n der Kirche durchgeführt.
Groß war die Zahl der katholischen Refor—
natoren des 16. Jahrhunderts. Wir greifen
nur die vier bedeutendsten heraus:
1. Karl Borromäus. Er stammte aus
ziner gräflichen Familie in Oberitalien. Er
zur Brandkatastrophe in Hamburg. Durch bisher nicht
eklärte srn aber vermutlich infolge verbrecherischen
Anschlags, brach in dem Feseneponen der Wilhelms⸗
»urger Kontroll- und Lagerhaus-A.«G. ein Brand aus, der
)as mit Ammoniak, Terpentin, Schwefel. Harz und Kohle
bis zum Dach gefüllte Gebäude vollständig vernichtete.
Die Explosionen der Lagervorräte riefen in Hamburg
vilde Paniken hervor. Der Schaden wird auf zirkä
2 Millionen Mark geschätzt
tudierte auf der Universität Pavia. Sein Le—
enswandel war in jeder Hinsicht musterhaft.
Z„chon im Alter von 23 Jahren wurde er zum
Aardinal und Erzbischof von Mailand ern annt.
Er nahm tatkräftig am Konzil von Trient
eil. Ihm gebührt das Verdienst, als erster
on allen Bischöfen die Beschlüsse des Konzils
n seiner Diözese durchgeführt zu haben. Er
ründete Priester- und Knabenseminare zar
»eranbildung von tüchtigen und seeleneifrigen
Zriestern. Die religiösen Orden schätzte er
och und betrachtete ihre Mitglieder als seine
esten Mitarbeiter. Er hielt oft Provinzial⸗
nd Diözesankonzilien ab. Auf diesen beriet er
nit seinen Geistlichen über die Mittel zur
eligiösen und sittlichen Hebung des Volkes.
ledes Jahr durchwanderte er drei Monate
indurch seine Diözese. Bis in die entlegensten
zergdörfer kam er, um die hl. Firmung zu
»enden, zu predigen, zu trösten und sich zu
berzeugen, ob seine Anordnungen überall be—
olgt wurden. Da war ihm kein Weg zu
eschwerlich, kein Berg zu hoch, kein Tal zu
ef Auf die Verbreitung auter Schriften und
Heft 38/1928
zücher verwandte der hl. Karl große Sorge.
daher hat man auch in unserer Zeit den Borro—
näusverein, der sich zur Aufgabe gesetzt hat,
ute Schriften zu verbreiten, nach ihm genanat.
lufgezehrt von der rastlosen Arbeit starb Karl
zorromäus, erst 46 Jahre alt, im Jahre 1584.
2. Franz von Sales. Er ist eine der
inziehendsten Gestalten unter den Heiligen der
dirche. Geboren 1567 auf seinem väterlichen
zchloß Sales in der Diözese Genf, studierte
Franz in Paris, dann in Padua. Er erwarb
ich den Doktorgrad in der Theologie sowie in
)er Rechtswissenschaft. Er war der Stolz und
zie Freude seiner Eltern. Als er sich entschloß,
Zriester zu werden, sprach sein Vater zu ihm:
Mein Sohn, das ist der erste Schmerz, den
»u mir bereitet hast. Doch tu, was Gott ge—
ällt, sei glücklich und durch dich andere!“
Franz wurde ein milder, weiser und herzge—
vinnender Priester. Die Anhänger Calvins
hegten damals große Abneigung gegen
einen katholischen Priester, und doch
gewann Jranz in kurzer Zeit 72000
Calviner der katholischen Kirche wieder.
Anfangs flohen sie vor ihm, schlossen
dor ihm die Türe, aber durch sein be—
zauberndes Wesen gewann er sie all—⸗
mählich, so daß sie sich freudig in seine
Nähe drängten. Eines Tages begegnete
er einem seiner erbittertsten Gegner, er
reichte ihm die Hand mit den Worten:
„Ich weiß, Sie sind mir abgeneigt, aber
ich bin es Ihnen nicht. Reißen Sie mir
ein Auge aus, so sehe ich Sie mit dem
inderen noch freundlich an.“ 1602 zum
Bischof der Diözese Genf ernannt, zog
Franz von Sales über schneebedeckte
Berge, durch die wildesten Täler, an
jen tiefsten Abgründen vorüber, nur um
en einsamen Bewohnern der fernsten
hütten Hilfe und die Tröstungen der
geligion zu bringen. Im Jahre 1602
sielt Franz in Paris die Fastenpredigten.
Der Macht seiner Beredsamkeit ergaben
iich auch dort zahlreiche Calvinisten und
»ekehrten sich. In seiner Diözese grün—
dete Franz zahlreiche Gymnasien sowie
eine Akademie für Theologie, Philosophie
ind Rechtswissenschaft. Um Witwen und Be—
)rängten des weiblichen Geschlechts ein Asyl
zu eröffnen, gründete Jranz von Sales mit
iner reichen Dame, Johanna Franziska von
Chantal, den Orden Mariä Heimsuchung; die
Ichwestern dieses Ordens werden auch Sale⸗
ianerinnen genannt. An die hl. Franziska
». Chantal hat FJranz von Sales herrliche
Zriefe von tief religiösem Inhalt geschrieben.
lus diesen Briefen ist die Philothea“ ent—
tanden, ein goldenes Büchlein, das unbeschreib⸗
chen Segen gestiftet hat, und das man
asbesondere der katholischen Frauenwelt nie
enug empfehlen kann. *
3. Ignatius von Loyola. Geboren
m Jahre 1491 auf dem Schiosse Loyola in
Spanien, trat Ignatius frühzeitig in den
Heeresdienst. Bei der Belagerung der Festung
Zamplona wurde er schwer verwundet (1521)
ind auf längere Zeit ans Krankenbett ge—
esselt. Um die Langeweile zu verscheuchen,
zriff er, da andere Bücher nicht vorhanden
varen, zur Heiligenlegende. Dieses Buch
zrachte in der Seele des jungen Offiziors eine