Full text: Nach der Schicht (24)

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ewig dankbar sein.“ Das war nun leichter 
gesagt als getan. Wohl war ich im Besitze 
einer Reiseapotheke, die die notwendigsten Me— 
dikamente sowie einige ärztliche Instrumente 
enthielt. Ich untersuchte auch gleich den jungen 
Araber und konstatierte einen riesigen Furunkel 
auf dem Rücken. Von dieser Krankheit hoffte 
ich Scheichs Sohn zu heilen. Nachdem ich am 
Lagerfeuer heißes Wasser kochen ließ, reinigte 
ich meine Hände, entnahm meiner Apotheke 
die für die Operation notwendigen Gegenstände. 
Ich desinfizierte, so gut es eben ging, mit dem 
noch vorhandenen wenigen Alkohol. Und bald 
war das Geschwür geöffnet. Es war allerlei 
Arbeit, bis alles entleert war. Nach diesem 
gab ich in die Wunde etwas Jodoformgaze, 
machte einen warmen Umschlag und verband 
die Wunde. Mein Patient fühlte sich erheblich 
wohler,sein dankbares Lächeln zeugte davon. 
Der Scheich war überglücklich und gab aller⸗ 
hand Befehle zur Vorbereitung eines 
großen Jestes. Ich wies ihn jedoch auf 
meine Wanderung hin, welche dringende 
Ruhe erforderte, und bat ihn, keinen 
Extraaufwand zu machen. Ich ließ mir 
noch einen starken ˖arabischen Kaffee be— 
zeiten und lag bald danach mit meinem 
Uchmed im Gaͤstzelte in tiefem Schlafe. 
In der Frühe war mein erster Gang zu 
meinem Patienten, der, wie er mir ver⸗ 
sicherte, weniger Schmerzen und auch gut 
geschlafen hatte. Bald war auch die 
zweite Prozedur, das Ausdrücken des 
Geschwüres, vorüber. Natürlich war eine 
Weiterreise vor dem morgigen Tage un⸗ 
möglich, da der junge Araber noch 
dringend meine Behandlung benötigte. 
Den Tag über verbrachte ich mit Reiten. 
und Jagen, abends sah ich mir die krie— 
gzerischen Spiele der Beduinen an. Ich 
saß nun, nachdem ich meinen Kranken— 
besuch gemacht hatte, die Wasserpfeife 
rauchend, beim dampfenden Kaffee im 
Zelte meines Gastgebers. Meine Weiter— 
wanderung wurde besprochen. Und man⸗ 
hen Aufschluß über Land und Leute, 
deren Sitten und Gebräuche, gab er mir. 
Ein Begleitschreiben an die ihm befreun— 
deten Wahabitenstämme hatte ich bereits in 
meiner Tasche. Auch versprach mir die Tochter 
des Scheichs, mich mit einigen Männern des 
Stammes einige Tagreisen zu begleiten. 
Fortsetzung folgt. 
— 
Bilder aus 
der Kirchengeschichte. 
Katholische Reformatoren. 
ꝛ Irrlehrer des 16. Jahrhunderts gaben 
vor, die Kirche reformieren zu wollen, 
— man nennt deshalb ihre Tätigkeit Re— 
9& formation. Aber eine wirkliche Refor—⸗ 
* mation brachten sie nicht, im Gegen⸗ 
eil, eine Geistesverwirrung sondergleichen ent⸗ 
tand, und das sittliche Leben ging immer mehr 
zurück. Warum? Weil die Reformatoren es 
falsch angefangen haben. Wenn man eine wirk⸗ 
iche Reformation durchführen will, dann darf 
man nicht die Lehren der Kirche reformieren 
„Nach der Schicht“ 
vollen, denn die sind gut, sondern man muß 
urch die göttlichen Lehren der Kirche die 
Renschen reformieren, dann kommt die Refor— 
zation der Zustände von selbst. So haben es 
ie großen katholischen Reformatoren des 
6. Jahrhunderts gemacht. Sie fingen zunächst 
ei sich selber an. Was sie anderen sagten, das 
achten sie, bevor sie es predigten. Sie waren 
‚eilige, Helden der Tugend. Solche Männer 
onnten dann auch anderen mit Recht zurufen: 
zeformiert euch! Tuet Buße! Was ihr braucht, 
as sind neue Herzen, neue Werke, neue Men— 
chen. Auf diesem Wege haben diese katho— 
ischen Reformatzren die wirkliche Erneuerung 
n der Kirche durchgeführt. 
Groß war die Zahl der katholischen Refor— 
natoren des 16. Jahrhunderts. Wir greifen 
nur die vier bedeutendsten heraus: 
1. Karl Borromäus. Er stammte aus 
ziner gräflichen Familie in Oberitalien. Er 
zur Brandkatastrophe in Hamburg. Durch bisher nicht 
eklärte srn aber vermutlich infolge verbrecherischen 
Anschlags, brach in dem Feseneponen der Wilhelms⸗ 
»urger Kontroll- und Lagerhaus-A.«G. ein Brand aus, der 
)as mit Ammoniak, Terpentin, Schwefel. Harz und Kohle 
bis zum Dach gefüllte Gebäude vollständig vernichtete. 
Die Explosionen der Lagervorräte riefen in Hamburg 
vilde Paniken hervor. Der Schaden wird auf zirkä 
2 Millionen Mark geschätzt 
tudierte auf der Universität Pavia. Sein Le— 
enswandel war in jeder Hinsicht musterhaft. 
Z„chon im Alter von 23 Jahren wurde er zum 
Aardinal und Erzbischof von Mailand ern annt. 
Er nahm tatkräftig am Konzil von Trient 
eil. Ihm gebührt das Verdienst, als erster 
on allen Bischöfen die Beschlüsse des Konzils 
n seiner Diözese durchgeführt zu haben. Er 
ründete Priester- und Knabenseminare zar 
»eranbildung von tüchtigen und seeleneifrigen 
Zriestern. Die religiösen Orden schätzte er 
och und betrachtete ihre Mitglieder als seine 
esten Mitarbeiter. Er hielt oft Provinzial⸗ 
nd Diözesankonzilien ab. Auf diesen beriet er 
nit seinen Geistlichen über die Mittel zur 
eligiösen und sittlichen Hebung des Volkes. 
ledes Jahr durchwanderte er drei Monate 
indurch seine Diözese. Bis in die entlegensten 
zergdörfer kam er, um die hl. Firmung zu 
»enden, zu predigen, zu trösten und sich zu 
berzeugen, ob seine Anordnungen überall be— 
olgt wurden. Da war ihm kein Weg zu 
eschwerlich, kein Berg zu hoch, kein Tal zu 
ef Auf die Verbreitung auter Schriften und 
Heft 38/1928 
zücher verwandte der hl. Karl große Sorge. 
daher hat man auch in unserer Zeit den Borro— 
näusverein, der sich zur Aufgabe gesetzt hat, 
ute Schriften zu verbreiten, nach ihm genanat. 
lufgezehrt von der rastlosen Arbeit starb Karl 
zorromäus, erst 46 Jahre alt, im Jahre 1584. 
2. Franz von Sales. Er ist eine der 
inziehendsten Gestalten unter den Heiligen der 
dirche. Geboren 1567 auf seinem väterlichen 
zchloß Sales in der Diözese Genf, studierte 
Franz in Paris, dann in Padua. Er erwarb 
ich den Doktorgrad in der Theologie sowie in 
)er Rechtswissenschaft. Er war der Stolz und 
zie Freude seiner Eltern. Als er sich entschloß, 
Zriester zu werden, sprach sein Vater zu ihm: 
Mein Sohn, das ist der erste Schmerz, den 
»u mir bereitet hast. Doch tu, was Gott ge— 
ällt, sei glücklich und durch dich andere!“ 
Franz wurde ein milder, weiser und herzge— 
vinnender Priester. Die Anhänger Calvins 
hegten damals große Abneigung gegen 
einen katholischen Priester, und doch 
gewann Jranz in kurzer Zeit 72000 
Calviner der katholischen Kirche wieder. 
Anfangs flohen sie vor ihm, schlossen 
dor ihm die Türe, aber durch sein be— 
zauberndes Wesen gewann er sie all—⸗ 
mählich, so daß sie sich freudig in seine 
Nähe drängten. Eines Tages begegnete 
er einem seiner erbittertsten Gegner, er 
reichte ihm die Hand mit den Worten: 
„Ich weiß, Sie sind mir abgeneigt, aber 
ich bin es Ihnen nicht. Reißen Sie mir 
ein Auge aus, so sehe ich Sie mit dem 
inderen noch freundlich an.“ 1602 zum 
Bischof der Diözese Genf ernannt, zog 
Franz von Sales über schneebedeckte 
Berge, durch die wildesten Täler, an 
jen tiefsten Abgründen vorüber, nur um 
en einsamen Bewohnern der fernsten 
hütten Hilfe und die Tröstungen der 
geligion zu bringen. Im Jahre 1602 
sielt Franz in Paris die Fastenpredigten. 
Der Macht seiner Beredsamkeit ergaben 
iich auch dort zahlreiche Calvinisten und 
»ekehrten sich. In seiner Diözese grün— 
dete Franz zahlreiche Gymnasien sowie 
eine Akademie für Theologie, Philosophie 
ind Rechtswissenschaft. Um Witwen und Be— 
)rängten des weiblichen Geschlechts ein Asyl 
zu eröffnen, gründete Jranz von Sales mit 
iner reichen Dame, Johanna Franziska von 
Chantal, den Orden Mariä Heimsuchung; die 
Ichwestern dieses Ordens werden auch Sale⸗ 
ianerinnen genannt. An die hl. Franziska 
». Chantal hat FJranz von Sales herrliche 
Zriefe von tief religiösem Inhalt geschrieben. 
lus diesen Briefen ist die Philothea“ ent— 
tanden, ein goldenes Büchlein, das unbeschreib⸗ 
chen Segen gestiftet hat, und das man 
asbesondere der katholischen Frauenwelt nie 
enug empfehlen kann. * 
3. Ignatius von Loyola. Geboren 
m Jahre 1491 auf dem Schiosse Loyola in 
Spanien, trat Ignatius frühzeitig in den 
Heeresdienst. Bei der Belagerung der Festung 
Zamplona wurde er schwer verwundet (1521) 
ind auf längere Zeit ans Krankenbett ge— 
esselt. Um die Langeweile zu verscheuchen, 
zriff er, da andere Bücher nicht vorhanden 
varen, zur Heiligenlegende. Dieses Buch 
zrachte in der Seele des jungen Offiziors eine
	        
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