Heft 38/ 1928 J
Die heilige Stunde.
Von P. M. Schmid S. J.
—
2sine der schönsten Uebungen der Herz⸗
* Jesu⸗Anducht, die gecade in unjserer
Gegenwart stets größere Verbreitung
Ach findet, ist die Abhaltung der sogenann—
( ten Heiligen Stunde in der Nacht vom
Donkerstag auf den Freitag.
Die Anreguig zu dieser Uebhung geht wie—
derum vom göttlichen Heiland selber aus. Die
jeilige Margareta Alacoque berichtet darüber:
An einem ersten Freitag im Monat zrigte sich
nir Jesus Christus, mein guter Miter, in
Herrlichkeit strahlend, mit seinen fünf Wunden,
die leuchteten wie fünf Sonnen. Er öffnete
seine anbetungswürdige Brust und zeigte mir
sein liebendes und liebenswürdizes Herz. Er
offenbarte mir die unaussprechlichen Geheim—
nisse seiner Liebe und ließ mich erkennen, bis
zu welchem Uebermaß sie ihn angetrieben hatte,
die Menschen zu lieben, obwohl er von ihnen
nur Undank und Verachtung erfuhr. „Das ist
mir schmerzlicher', sagte er, als alles, was
ich während meines bitteren Leidens erduldete.
Wenn sie mich nur ein wenig wieder lieben
wollten, so würde ich für gering achten, was
ich für sie getan und noch mehr für sie tun
nöchte, wenn es möglich wäre. Aber sie hahen
aur Kälte und Zurückweisung für alle meine
ifrigen Bestrebungen, ihnen Gutes zu tun.
Mache wenigstens du mir die Freude, mir für
ihren Undank Ehrenersatz zu bieteñ. so aut du
es vermagst!
Erstens sollst du mich im allerheiligsten
Sakramente so oft empfangen, als der Ge⸗—
horsam es dir möglich macht; die Abtötungen
ind Verdemütigungen, die daraus für dich ent—
pringen, sollst du als das Unterpfand meiner
Liebe annehmen. Außerdem sollst du an jedem
ersten Freitag im Monat kommunizieren. Fer—
ner werde ich dich jedesmal in der Nacht vom
Donnerstag auf den Freitag an der Todes—
raurigkeit teilnehmen lassen, die ich auf dem
Delberg erleiden wollte. Hiese Traurigkeit wird
dich, ohne daß du es begreifen kannst, in eine
Ari Todesangst versetzen, die schwerer zu er—
ragen sein wird als der Tod. Und um dich
nit mir in dem demütizgen Gebete zu ver—
einigen, das ich damals inmitten aller Aengste
meinem himmlischen Vater dargebracht habe,
ollst du dich zwischen elf Uhr und Mitternacht
erheben und eine Stunde mit mir verbringen,
owohl um den göttlichen Zorn zu besänf⸗
tigen und um Barmherzigkeit für die Sünder
zuͤ erflehen, als auch um die Bitterkeit zu
zersüßen, die ich empfand, da mich die Appstel
allein ließen, so daß ich ihnen vorwerfen mußte,
sie könnten nicht eine Stunde mit mir wachen.“
Die Heilige hielt diese Stunde getreu ein,
und der Heiland belohnte es ihr mit unzäh—
ligen Gunsterweisungen.
Es besteht kein Zweifel, daß seit den Zeiten
der heiligen Margareta viele Tausende eifrige
Verehrer des göttiichen Herzens Jesu die Hei—
lige Stunde gehalten haben. Sie nimmt ganz
hesonders in dem Gnadenleben fast sämtlicher
außerordentlichen Seelen der neuesten Zeit eine
ganz hervorragende Stelsung ein. Die bekamte
Oberin des Krankenhauses in Düsseldorf,
Emilie Schneider z. B. wurde gerade in der
Heiligen Stunde, die it regelmäßig hielt, eines
vesonders innigen mystischen Verkehres mit dem
Heiland gewürdigt.“)
*) Siehe Richtstätter S. J. „Eine moderne deutsche Mystikerin“
Verlag Herder). Ähnliche Gnaden erlangte Schw. M. Fidelis
Weiß aus dem Kloster Reutberg. (Siehe Mühlbauer „Schweiter
Fibelis“, Salesianer-Verlad.)
„Nach der Schicht“
Im Jahre 1829 wurde eine eigene Bruder—⸗
chaft gegründet, deren Mitglieder sich vorneh—
nen, in der Nacht vom Donnerstag auf den
Freitag eine Stunde mit dem Heiland im Ge⸗—
»ete zu verbringen. Pius VIII. verlieh den
Mitgliedern für diese Uebung einen vollkom—
nenen Ablaß.
Die Mitglieder des Gebetsapostolates können
iesen vollkommenen Ablaß gewinnen, ohne
aß sie sich noch eigens in die Bruderschaft
er Heiligen Stunde aufnehmen lassen, und
war bewilligte ihnen Pius IX. daß sie die
zeilige Stunde halten dürfen in der Zeit vom
zonnen untergang am Donnerstag bis zum
zonnenaufgang am Freitag. Sie können dabei
nien oder sitzen oder stehen; auf eine be—
immte Körperhaltung kommt es nicht an.
benso ist es ihnen ganz frei gestellt, wo sie
ie heilige Stunde halten wollen, ob in der
dirche oder zu Hause im Zimmer. Bestimmte
zebetsübungen sind nicht vorgeschrieben; man
nuß nur eine volle Stunde im Gebet zu—
Seite bo7
Die schwere Sau.
Von A Macho.
ESa, dem Rabenhofer seine Sau, das war
a halbes Weltwunder. Wer die ange—
MM schaut hat, dem ist das Herz nur so
* gesprungen vor Freud. Asso a G'stell
Fund a so a Statur und dabei so a
iebes G'schau, na grad zum Abbusseln war
»es Vieh. Der Rabenhofer hat sich aber auch
vas eingebildet auf das wunderschöne Schweinl.
Ja, ich und mein Sau!“ Das war immer
eine Red, wenn er sich besonders wichtig
nachen wollte. Auf die Weise ist natürlich
zie Sau bald in Ruf gekommen. Das hat
war den Rabenhofer nicht wenig gefreut, hätte
hm aber beinahe auch schweres Herzeleid ge—
racht. Wie das? Na, hör nur mal zu. Es
*
Katholisches Volkshaus, Wiebelskirchen, Saar.
Vorderansicht. Grundsteinlegung war am 12. Auqust 1928.
ringen nach der Meinung und den Wünschen
jesu; ob man eine Betrachtung hält oder münd—
ch betet, wird ganz dem Belieben der Ein⸗
einen überlassen. Am empfehlenswertesten ist
5, daß man sich ganz in das bittere Leiden des
eilandes hineinversetzt, namentlich in sein Oel⸗
ergsleiden, wo ja vor allem sein göttliches
)erz gelitten hat, und zwar nicht so sehr wegen
er Furchtbarkeit der bevorstehenden Leiden, die
ym ganz klar enthüllt wurden, sondern viel⸗
nehr wegen des Undankes, den er trotz all
zieser Leiden von den meisten Menschen erfahren
zerde. Dabei kann man ganz besonders an
ie schrecklichen Beleid izungen denken, die dem
)unendlich liebenden Herzen Jesu gerade in
nserer traurigen Gegenwart zugefügt werden.
)ann wird sich ganz von selbst das Verlangen
ufdrängen, dem göttlichen Herzen Jesu Sühne
u leisten, soweit es einem schwachen Men—⸗
henkind moͤglich ist.
Man überlasse sich dabei recht dem Ein—⸗
birken der Gnade, die der Heiland diesen edlen
Seelen, die ihm eine Stunde ihrer Nachtruhe
pfern, gewiß nicht versagen wird. Sollten
ie aber gewürdigt werden, an seiner Trost⸗
osigkeit auf dem Oelberg teilnehmen zu dürfen,
»mögen auch sie trotz des Sträubens der
satur mutig den Leidensbecher annehmen und
erade darin einen ganz besonderen Gunst—
rweis des Heilandes erblicken.
var so um Kathrein herum, in einer finsteren
stacht, da schlich sich eine vermummte Gestalt
chön vorsichtig um den Rabenhof herum. Der
drawixer-Wastei war's, ein ausgesprochener,
illseits bestens bekannter Liebhaber fremden
kigentums. Er hatte jedenfalls auch von der
hönen Sau gehört und wollte sich gewiß das
„erzige Vieh jetzt mal ungestört betrachten.
der Rabenhofer stammte aus der alten Zeit,
vo die Ehrlichkeit noch was galt im Land
nd wo man es nicht für nötig hielt, sein
zaus wie eine Jestung gegen feindliche Ein—
ringlinge zu schützen. Er hatte darum auch
vie Fenster nicht vergittert, so war es dem
Wastei ein Leichtes, durch's Stallfenster ein—
usteigen; die Oeffnung war wohl etwas eng,
bere der Krawixer war ja auch kein Riese von
Zestalt. Die Oertlichkeit schien ihm übrigens
richt fremd zu sein. er hatte sich wohl schon
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