Full text: Nach der Schicht (24)

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große Freude. Als sie nun gen Bethlehem 
zogen und an die Straße kamen, an deren 
Ende die geringe Hütte stand, blieb der Stern 
stehen und ging nicht weiter, sondern senkte 
sich herab mit solchem Glanze, daß die ganze 
Hütte und alle, die darinnen waren, von dem 
Schein erleuchtet wurden. Dann stieg er wieder 
in die Höhe, stand unbeweglich, und ein strah— 
lender Glanz verblieb in der Hütte. Da hielten 
sie still und legten ihre stattlichen Gewänder 
an und bereiteten sich, daß sie Königen gleich— 
sähen. 
An dem Tage, da die drei Könige dem 
Kinde das Opfer brachten, da war Jesus ein 
Kind von dreizehn Tagen und ag in der 
Krippe, in geringe Tücher gewickelt. Die drei 
Könige aber waren herrlich gekleidet; und 
Melchior, der König von Nubien und Arabien, 
der dem Kinde Gold opferte, war von Gestalt 
der kleinste, Balthasar, der König von Saba, 
der ihm Weihrauch opferte, war der mittiere, 
und Kaspar, der König von Tharsis, der ihm 
Myrrhen darbrachte, war der größte von Ge— 
stalt und war ein Mohr. Man muß auch 
wissen, daß die drei Könige große Schätze und 
köstliche Kleider mit sich führten aus ihren 
Landen und meinten, sie wollten alles dem 
neuen König verehren. 
Als sie aber in die arme Hütte kamen, darin 
Jesus lag, da war darin so unaussprechliche 
Klarheit, daß sie standen wie in einer Glut, 
und wußten nicht vor Schrecken, wo sie waren. 
Also griffen sie geschwind in ihre Säcke, und 
was jeglichem zuerst in die Hände kam, das 
reichten sie dar und vergaßen alle Herrlichkeiten, 
die sie mit sich gebracht hatten: Melchior opferte 
dreißig Pfennige und einen goldenen Apfel, 
Balthasar opferte Weihrauch, Kaspar Myrrhen. 
Und was die liebe Mutter Maria zu ihnen 
sprach, das vergaßen sie allzumal, so daß 
sie nichts behielten, als daß sie jeglichem König 
sich neigte und sprach: „Gedankt sei Gott!“ 
Und in der Nacht erschien ihnen ein Engel 
Gottes im Schlaf und warnte sie, daß sie nicht 
zurückzögen zu Herodes. Das beschiossen sie 
gemeinsam zu tun und fuhren einen andern 
Weg heim in ihr Land. Wo sie aber Nacht⸗ 
ruhe hielten, da sagten sie dem Volke des 
Landes, wie alles mit ihnen ergangen wäre. 
Also ward ihre Ausfahrt und Wiederkehr be— 
kannt und offenbar in allen Landen, daß es 
nie konnte vergessen noch vertilgt werden, ob⸗— 
wohl es dem König Herodes und den Juden 
sehr zuwider war. Und sie kamen gesund 
miteinander zurück zu dem Berge Vaus, wo der 
Stern ihnen zuerst erschienen war. 
Unser Eisvogel. 
Von Dr. phil. Hans Walter Schmidt. 
Nachdruck verboten. 
MNer Eisvogel ist einer unserer schönst— 
gefärbten Vögel. Wahrscheinlich hat ihm 
die Jarbe der Oberseite den Namen 
verliehen, denn sie schimmert je nach der 
Auffa'l ich'ung des Lich'es eiskristall— 
blau oder metallisch grün, während die Unter— 
feite ein stumpfes Rötlichbraun aufweist. Ein 
gleichgefärbter Streifen zieht sich durch das 
Auge, der sich in weißer Jarbe auf dem Hinter⸗ 
kopfe fortsetzt. Einen gar possierlichen Anblick 
0 
„Nach der Schicht“ 
zietet der ziemlich gedrungene, aber nur 16cm 
ange Vogel mit seinem dicken Korf, an welchem 
in (bei alten Exemplaren) 5cm langer feuer— 
roter Schnabel sitzt, und mit seinen überaus 
zurzen, kleinen, fleischrdten Füßen, wenn 
er auf einem Aesichen am Wasser blockt und 
uuf Beute lauert. In unserem Valerlande findet 
nan ihn überall da, wo sich Jische geringer 
Hröße aufhalten, also fast an allen Gewässcrn. 
Hier kommt der Vogel, der sich von Jütland 
iber ganz Europa bis nach Mittelasien ziehl 
ind im Winter sogar bis Westiafrika streift, 
n jedem Gelände vor, im Gebirge sogar bis zu 
iner Höhe von 1500 m. Mrist sitzt er ruhig 
im Ufer, um nach Beute, die in kleinen Fischen 
zesteyt, auszuschauen. Mit Blißesschnelle tau— 
hend, weiß er sich gewandt der kleinen Fische 
zu bemächligen und sie zur Schlachtbank zu 
ragen, die von Fischgräten wie besät e—scheint. 
Zur RNistzeit treibt er tiefe Stollen in die 
Aferböschung ein, um auf einer Auspolsterung 
von JFischgräten 6—7 sehr große, fast runde. 
glänzend weiße Eier abzulegen. Mitte Mai 
»der erst Anfang Juni beginnt die Bebrütung. 
Die Jungen werden mil weichen Insekten ge— 
üttert. 
Wenn sich auch der Eisvogel durch Insekten⸗ 
ang zur Zeit der Nestjungen der menschlichen 
Tultur gegenüber als nützlich erweist, so muß 
nan ihn auf den ersten Bück als Schädling 
der Fischerei gegenüber bezeichnen. Sobald man 
ich aber die Mühe nimmt, sein Leben und 
Treiben etwas eingehender zu beobachten, dürfte 
nan doch etwas milder über diesen herrlichen 
Bogel urteilen. Allerdings ist es nicht zu 
eugnen, daß er an Brütlingsteichen erheblichen 
Schaden stiftet, und man kann es dem Sisch— 
üchter nicht verargen, wenn er hier mit dem 
Hewehr dem frechen Fischräuber das Handwerk 
zu legen versucht. An anderen Gewässern jedoch 
zeeinträch iat er kaum die Inte e'sen des Fischers, 
da der kleine Vogel ja nur imstande ist, ver— 
jältriemäfig leichte, also kleine Fischlcin zu 
»ewäl“iren. Im allgemeinen darf das gerechte 
Urteil der Kultur daher nicht den Stab über 
unseren Eisvogel brechen. Dieses Urteil wird 
iber noch menschenfreundlicher werden, wenn 
nan bedenkt, daß man im Eispogel ein wahr— 
Heft 1/1928 
haft herrliches Raturdenkmal besitzt, das die 
Hewässer unseres Vaterlandes verschönt. Es 
ist daher nur recht und billig, daß der Staat 
sich den Schutz des Eisvogels angelegen sein 
— 
OOMOO ο 
Bilder aus 
der Kirchengeschichte. 
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F.m 18. Oktober 1914 starb in England 
Jo der gefeierte Sch.if steller Hugh Benson. 
IJDieser Mann hat eine eigenartige Ent— 
wicklung durchgemacht. Er war der 
5Sohn eines ang.ikanischen, d. h. englisch— 
drotestantischen Bischosfs. Er wurde wie sein 
Bater anglikanischer Geistlicher. In jener Zeit, 
ils er sein Amt antrat, kehrten Tausende von 
Anglikanern zur korholischen Kirche zurück. 
Das verdroß den zungen Benson. Deshalb 
chloß er mit mehreren Freunden einen Bund, 
der es sich zur Aufgabe machte, die angli— 
kanische Kirche zu verteidigen und die katho— 
lische zu bekämpsen. Die jungen Leute wollten 
cecht gründlich die Kirchengeschichte studieren, 
im daraus Waffen zum Kampf gegen die 
katholische Kliche zu gewinnen. Benson selbst 
reiste ins Morgenland, um dort kirchenpolitische 
Studien zu machen. Da erhielt er eines Tages 
die schmerzliche Nachricht, einer seiner Verbün— 
de!en habe beim Studium der Kirchengeschichte 
die Ueberzeugung gewonnen, daß die katholische 
Kirche die von Christus gestiftete Kirche sei 
und er sei deshalb katholisch geworden. Benson 
kehrte sofort in die Heimat zurück, um den 
Abtrünnigen zu widerlegen und ihn wieder 
in die Gemeinschaft der Anglikaner zurück— 
zuführen. Aber das Gegenteil trat ein. Die 
Beweise, die dem jungen anglikanischen Geist— 
ichen aus der Geschichte der Kirche entgegen⸗ 
zehalten wurden, waren so überwältigend, daß 
er selbst katholisch wurde. Und was für ein 
iberzeugter und begeisterter Katholik ist Benson 
zeworden! Die Bücher, die er geschrieben hat, 
ind ein glänzender Beweis dafür. In seinen 
zeschicht ichen Romanen „Mil welchem Recht?“ 
ind „Des Königs Werk“ legt er siegreich 
)ie ganze Verkehrtheit der sogenannten Re— 
ormation dar, und in seinem großen Werk 
Der Herr der Welt“ schildert er in hin— 
reißender Darste!lung die kommenden Schicksale 
der katholischen Kirche. 
Der Entwick!ungsçgang Bensons zeigt, wie 
vichtig das Studium der Kirchengeschichte ist 
Jeder, der unvoreingenommen die Kirchenge— 
chichte studiert, muß, wie Benson, zu der Er⸗ 
zenntnis kommen, daß die katholische Kirche 
die einzig wahre, göttliche Kirche ist. Aber 
tuch für den Katholiken ist die Kenntnis der 
dirchengeschichte von der größten Bedeutung. 
In der Kirchengeschichte ersteht die Vergangen— 
)eit gleichsam lebendig vor unserem Geiste. 
Bir sehen da die Helden der kirchlichen Ver— 
Jancenheit, die glorrcichen Märtyrer, die großen 
Missiorare, die großen Kirchenlehrer, wir sehen 
»ie Schaffung der christlichen Gesellschaftsord— 
iung und die Werke der christlichen Caritas. 
Ddas alles muß uns mit Begeisterung für unsere 
rirche erfüllen. Es erfüllt uns aber auch 
nit Zuversicht. Wer die Geschichte der Kirche
	        
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