Full text: Nach der Schicht (24)

Heft 3/1928 
der Begräbnisstätten mit großen Kosten ver— 
hunden war, schlossen sich die Christen, indem 
sie ähnliche Verbindungen wie die Römer nach—⸗ 
ahmten, zu Bruderschaften zusammen; sie zahl⸗ 
len in eine gemeinsame Kasse einen Monats⸗ 
beitrag, aus dem die Kosten für die Beerdigung 
destritten und auch die Jossoren bezahlt wurden. 
Das römische Gesetz bot den Cyristen vollen 
Schutz für igre Begräbnisstätten, da jeder Ort, 
wo ein Toter ruhte, als geweihte Stätte galt 
und jede Verletzung solcher den schwersten 
Strasen unter!ag. So heftig deshalb auch die 
Chrisenrersolgungen wüteten, vor den Gräbern 
der Christen fanden sie an den gesetzlichen 
Bestimmungen wie an der allgemeinen An— 
schauung ihre Schranken. Allecdings hat die 
Volkswut manchmal auch die e Schranken durch— 
brochen. Besonders in der Verfolgung des 
Diokletian kam es vor, daß die Heiden ein⸗ 
drangen in die Katakomben, um die Christen 
zu ergreifen und zu morden. 
Manche Christen wurden in Steinsärge ge— 
bettet und in besonderen Grabnischen odern 
Grabkammern beigesetzzt. Die meisten jedoch 
fanden ihre Ruhestätte in den Wänden der 
Katakomben. Man bohrte in das tuffartige 
Gestein in den Wänden der Katakombenwände 
Oeffnungen, so groß, daß der Leichnam hinein— 
geschoben werden konnte. Dann verschloß man 
diese Oeffnungen mit Ziegel- oder Marmor—⸗ 
platten und malte oder meißelte eine Inschrift 
darauf. In diesen Inschriften kam immern 
wieder der Glaube an die Unsterblichkeit der 
Seele und an die Auferstehung zum Ausdruck 
„Mögest du leben in Gott!“ — „Möge der 
Himmel sich dir öffnen!“ — „Mögest du leben 
in Frieden!“ Einem Kinde schreiben die Eltern 
auf die Geabplatte: „Viktor, süße, unschuldige 
Seele, mögest du leben unter den Heiligen 
und Gerechten, und in deinen Gebeten bitte für 
uns!“ Auch in schönen Symholen haben die 
ersten Christen auf den Katakombengräbern 
ihren Glauben und ihre Jenseitshoffnung zum 
Ausdruck gebracht. Da finden wir in den 
verschiedensten Formen den Namenszug des 
Erlösers. Dann grüßt uns dort der Oelzweig 
das Sinnbied des Friedens in Gott, die Palme 
als Sinnbild des Sieges und der Anker als 
Zeichen der Hoffnung. Ein schönes Symbol 
der vom Körper befreiten Seele ist die Taube. 
Bald nippt die am Born der Seligkeit, bald 
bewegt sie sich in den Gärten des Paradieses 
oder schwingt sich mit dem Oelzweig zum 
Himmel. 
Was immer Großes und Schönes die ersten 
Christen an ihrem Glauben hatten, was sie 
tröstete in den schweren Zeiten der Verfol— 
gungen, das alles haben sie in schlichter Form 
an den Wänden der Katakomben verewigt, 
und so sind die Katakomben ein rührendes 
Denkmal ihres Glaubens, ihrer Liebe und ihrer 
Frömmigkeit. Ganz besonders interessant in 
dieser Hinsicht sind die Sakramentskapellen in 
den Katakomben von San Callisto an der 
Appischen Straße. Da finden wir Gemälde. 
welche in verschiedenen Szenen das Sakrament 
der heiligen Taufe darstellen. Des weiteren 
finden wir dort Bilder vom allerheiligsten 
Altarsakßkrament und vom heiligen Meßorfer. 
Ein Dreifuß stellt den Altar dar, darauf ruhen 
die Opfergaben, über die ein Priester segnend 
die Hände legt. 
„Nach der Schicht“ 
Auch für die Muttergottesverehrung der 
zrsten Christen legen die Katakomben Zeugnis 
1b. Wir finden dort das älteste Muttergottes⸗ 
»ild, das sicher aus dem Anfang des zweiten 
zahrhunderts stammt. Maria sitzt auf dem 
Throne, an ihrer Beust das Jesuskind. Ueber 
hrem Haupte leuchtet der Stern von Bethlehem. 
Die Katakomben waren von den ersten 
cheisten als Begräbnisstätten angelegt worden. 
Aber wenn die großen, blutigen Christenver⸗ 
olgungen kamen, dann dienten die unterirdi⸗ 
chen Gänge und Gewölbe den Gläubigen und 
»em Klerus als Zufluchtsstätten und als Ka— 
jellen, in denen die heiligen Geheimnisse ge— 
eiert wurden. Noch stehen heute dort unten 
die schlichten Steinaltäre, auf denen die Mär— 
yrerpärste das hei ige Meßopfer dargebracht 
haben. Und die Gläubigen empfingen dort 
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die katholische Kirche entfachte, die Katakomben 
mtdeckt wurden, um Zeugnis für die Wah,. heit 
der kalhorischen Religion abzulegen. Steigen 
vir heute in die wiederaufgefundenen Katakom⸗ 
»en hinunter, dann umgibt uns dort eine tiefe, 
—V — 
Altäre und der Katakombenwände reden, und 
sie reden gar laut. Sie rufen uns eindringlich 
zu: Haltet fest euren katholischen Glauden, 
denn das ist der Glaube, für den die hier 
Ruhenden ihr kostbarstes Gut, ihr Leben hin⸗ 
zeopfert haben! (Fortsetzung folgt.) 
— 
Von Jahren zu Jahren 
Muß man viel Fremdes erfahren, 
Du truchte, wie du lebst und leibst, 
Dab du nur immer derselbe bleibst. 
Hinein in die unendliche Winterpracht. 
inten die heilige Kommunion, um dann gestärkt 
)urch das Himmelsbrot für ihren katholischen 
Hlauben zu streiten, zu leiden und zu sterben. 
Mit dem Jahre 313 — in dem Kaiser Kon— 
tantin der Große der Kirche die Freheit gab — 
rat ein Wendepunkt ein. Die Katakomben 
vurden immer seltener benützt, bis mit der 
Froberung Roms durch Alarich (410) die Bei— 
etzung der Toten in diesen unterirdischen 
Hängen gänzlich aufhörte. Die Katakomben 
durden noch hier und da besucht; man betete 
in den Gräbern der Märtyrer; es fanden wohl 
iuch hier und da Gottesdienste an den Festen 
der dort begrabenen heiligen Blutzeugen statt; 
iber allmählich versielen die Katakomben immer 
nehr. Schließlich hörten auch die Besuche der 
Hläubiçgen allmählich auf und die meisten der 
da:akomben wurden zugeschüttet und fielen 
ollständig in Vergessenheit. 
Viele Jahrhunderte lang waren die Kata— 
domben ganz vergessen. Da ließ es Gott zu, 
daß gerade im 16. Jahrhundert, in welchem 
zie sogenannte Reformalion den Kampf gegen 
Die Aermsten der Armen. 
Kunert, Köln. 
X eit langem hat der Name Krüppel, der 
J die Entstellten, die Menschen mit ver⸗ 
kümmerten oder mit gelähmten Glied⸗ 
9 maßen, die von der menschlichen Ge⸗— 
O meinschaft Zurückgesetzten, die Aermsten 
der Armen bezeichnet, seinen ursprünglichen 
Tlang des Erbarmens verloren. Er ist zum 
Spottwort vieler Menschen, vor allem der 
zugend geworden. Wie oft ruft sie einem 
ungen Menschenkinde, das aus irgend einem 
Hrunde nicht so springen, nicht so mitmachen 
zann, „du Krüppel“ zu, auch wenn es dieses 
nn des Wortes Bedeutung oft gar nicht ist. 
Das neue Krüppelgesetz hat diese armen Men— 
chen erfaßt, um sie in Anstalten zu heilen, 
zu bessern, zu belehren, sie, die zurückgesetzt, 
»ernachlässigt, verspotiet, aber auch zum Teil 
‚erhätschelt sind, ihre Willenskraft fast gänzlich 
zerloren haben, zu brauchbaren Gliedern der 
nenschlichen Ge'eilschaft zu gestalten. damit sie
	        
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