Heft 3/1928
der Begräbnisstätten mit großen Kosten ver—
hunden war, schlossen sich die Christen, indem
sie ähnliche Verbindungen wie die Römer nach—⸗
ahmten, zu Bruderschaften zusammen; sie zahl⸗
len in eine gemeinsame Kasse einen Monats⸗
beitrag, aus dem die Kosten für die Beerdigung
destritten und auch die Jossoren bezahlt wurden.
Das römische Gesetz bot den Cyristen vollen
Schutz für igre Begräbnisstätten, da jeder Ort,
wo ein Toter ruhte, als geweihte Stätte galt
und jede Verletzung solcher den schwersten
Strasen unter!ag. So heftig deshalb auch die
Chrisenrersolgungen wüteten, vor den Gräbern
der Christen fanden sie an den gesetzlichen
Bestimmungen wie an der allgemeinen An—
schauung ihre Schranken. Allecdings hat die
Volkswut manchmal auch die e Schranken durch—
brochen. Besonders in der Verfolgung des
Diokletian kam es vor, daß die Heiden ein⸗
drangen in die Katakomben, um die Christen
zu ergreifen und zu morden.
Manche Christen wurden in Steinsärge ge—
bettet und in besonderen Grabnischen odern
Grabkammern beigesetzzt. Die meisten jedoch
fanden ihre Ruhestätte in den Wänden der
Katakomben. Man bohrte in das tuffartige
Gestein in den Wänden der Katakombenwände
Oeffnungen, so groß, daß der Leichnam hinein—
geschoben werden konnte. Dann verschloß man
diese Oeffnungen mit Ziegel- oder Marmor—⸗
platten und malte oder meißelte eine Inschrift
darauf. In diesen Inschriften kam immern
wieder der Glaube an die Unsterblichkeit der
Seele und an die Auferstehung zum Ausdruck
„Mögest du leben in Gott!“ — „Möge der
Himmel sich dir öffnen!“ — „Mögest du leben
in Frieden!“ Einem Kinde schreiben die Eltern
auf die Geabplatte: „Viktor, süße, unschuldige
Seele, mögest du leben unter den Heiligen
und Gerechten, und in deinen Gebeten bitte für
uns!“ Auch in schönen Symholen haben die
ersten Christen auf den Katakombengräbern
ihren Glauben und ihre Jenseitshoffnung zum
Ausdruck gebracht. Da finden wir in den
verschiedensten Formen den Namenszug des
Erlösers. Dann grüßt uns dort der Oelzweig
das Sinnbied des Friedens in Gott, die Palme
als Sinnbild des Sieges und der Anker als
Zeichen der Hoffnung. Ein schönes Symbol
der vom Körper befreiten Seele ist die Taube.
Bald nippt die am Born der Seligkeit, bald
bewegt sie sich in den Gärten des Paradieses
oder schwingt sich mit dem Oelzweig zum
Himmel.
Was immer Großes und Schönes die ersten
Christen an ihrem Glauben hatten, was sie
tröstete in den schweren Zeiten der Verfol—
gungen, das alles haben sie in schlichter Form
an den Wänden der Katakomben verewigt,
und so sind die Katakomben ein rührendes
Denkmal ihres Glaubens, ihrer Liebe und ihrer
Frömmigkeit. Ganz besonders interessant in
dieser Hinsicht sind die Sakramentskapellen in
den Katakomben von San Callisto an der
Appischen Straße. Da finden wir Gemälde.
welche in verschiedenen Szenen das Sakrament
der heiligen Taufe darstellen. Des weiteren
finden wir dort Bilder vom allerheiligsten
Altarsakßkrament und vom heiligen Meßorfer.
Ein Dreifuß stellt den Altar dar, darauf ruhen
die Opfergaben, über die ein Priester segnend
die Hände legt.
„Nach der Schicht“
Auch für die Muttergottesverehrung der
zrsten Christen legen die Katakomben Zeugnis
1b. Wir finden dort das älteste Muttergottes⸗
»ild, das sicher aus dem Anfang des zweiten
zahrhunderts stammt. Maria sitzt auf dem
Throne, an ihrer Beust das Jesuskind. Ueber
hrem Haupte leuchtet der Stern von Bethlehem.
Die Katakomben waren von den ersten
cheisten als Begräbnisstätten angelegt worden.
Aber wenn die großen, blutigen Christenver⸗
olgungen kamen, dann dienten die unterirdi⸗
chen Gänge und Gewölbe den Gläubigen und
»em Klerus als Zufluchtsstätten und als Ka—
jellen, in denen die heiligen Geheimnisse ge—
eiert wurden. Noch stehen heute dort unten
die schlichten Steinaltäre, auf denen die Mär—
yrerpärste das hei ige Meßopfer dargebracht
haben. Und die Gläubigen empfingen dort
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die katholische Kirche entfachte, die Katakomben
mtdeckt wurden, um Zeugnis für die Wah,. heit
der kalhorischen Religion abzulegen. Steigen
vir heute in die wiederaufgefundenen Katakom⸗
»en hinunter, dann umgibt uns dort eine tiefe,
—V —
Altäre und der Katakombenwände reden, und
sie reden gar laut. Sie rufen uns eindringlich
zu: Haltet fest euren katholischen Glauden,
denn das ist der Glaube, für den die hier
Ruhenden ihr kostbarstes Gut, ihr Leben hin⸗
zeopfert haben! (Fortsetzung folgt.)
—
Von Jahren zu Jahren
Muß man viel Fremdes erfahren,
Du truchte, wie du lebst und leibst,
Dab du nur immer derselbe bleibst.
Hinein in die unendliche Winterpracht.
inten die heilige Kommunion, um dann gestärkt
)urch das Himmelsbrot für ihren katholischen
Hlauben zu streiten, zu leiden und zu sterben.
Mit dem Jahre 313 — in dem Kaiser Kon—
tantin der Große der Kirche die Freheit gab —
rat ein Wendepunkt ein. Die Katakomben
vurden immer seltener benützt, bis mit der
Froberung Roms durch Alarich (410) die Bei—
etzung der Toten in diesen unterirdischen
Hängen gänzlich aufhörte. Die Katakomben
durden noch hier und da besucht; man betete
in den Gräbern der Märtyrer; es fanden wohl
iuch hier und da Gottesdienste an den Festen
der dort begrabenen heiligen Blutzeugen statt;
iber allmählich versielen die Katakomben immer
nehr. Schließlich hörten auch die Besuche der
Hläubiçgen allmählich auf und die meisten der
da:akomben wurden zugeschüttet und fielen
ollständig in Vergessenheit.
Viele Jahrhunderte lang waren die Kata—
domben ganz vergessen. Da ließ es Gott zu,
daß gerade im 16. Jahrhundert, in welchem
zie sogenannte Reformalion den Kampf gegen
Die Aermsten der Armen.
Kunert, Köln.
X eit langem hat der Name Krüppel, der
J die Entstellten, die Menschen mit ver⸗
kümmerten oder mit gelähmten Glied⸗
9 maßen, die von der menschlichen Ge⸗—
O meinschaft Zurückgesetzten, die Aermsten
der Armen bezeichnet, seinen ursprünglichen
Tlang des Erbarmens verloren. Er ist zum
Spottwort vieler Menschen, vor allem der
zugend geworden. Wie oft ruft sie einem
ungen Menschenkinde, das aus irgend einem
Hrunde nicht so springen, nicht so mitmachen
zann, „du Krüppel“ zu, auch wenn es dieses
nn des Wortes Bedeutung oft gar nicht ist.
Das neue Krüppelgesetz hat diese armen Men—
chen erfaßt, um sie in Anstalten zu heilen,
zu bessern, zu belehren, sie, die zurückgesetzt,
»ernachlässigt, verspotiet, aber auch zum Teil
‚erhätschelt sind, ihre Willenskraft fast gänzlich
zerloren haben, zu brauchbaren Gliedern der
nenschlichen Ge'eilschaft zu gestalten. damit sie