Full text: Nach der Schicht (24)

Seite 220 
Protest gegen die 
Blutheurschaft in Mexiko. 
Z3wei imposante Kundagebungen 
—— 
n Weltprotest gegen die Greuel der 
Christenverfolgung in Mexiko ist im 
Gange. Die im Dienste der Frei— 
maurerei stehende Presse schweigt dar⸗ 
5 über. Manche Bläiter gehen in ihrem 
Katholikenhaß so weit, daß sie die in Merxiko 
an den Katholiken verübten Justizmorde und 
Scheußlichkeiten leugret oder — den Präsiden— 
len Calles in Schutz nehmen. Es ist ja einer 
von ihrer Sorte! Aber immer lauter erhebt 
iich in der zivilisierten Welt der Schrei des 
Entseßens üder die mexi— 
zanische Bluther. schaft. Die 
mexikanischen Gesandtschaf⸗ 
ten in Europa können noch 
so viel Dementis veröffent— 
lichen, die von ihren Hand— 
langern, den sozia istischen 
Blättern gebracht werden: 
Die Wahrheit bricht sich 
machtvoll Bahn, vor allem 
seitdem der Heilige Valer 
in seiner Werhnachtsa.lo⸗ 
kution auf die furchtbaren 
Hreuel in Mexiko hinge— 
wiesen und sie verurteilt 
qat. 
Zwei Kundgebungen lie— 
gen vor, in denen die Blut— 
herrschaft des Präsidenten 
Lalles öffentlich gebrand— 
narkt wird. Die eine fand 
tatt in München, der 
Hauptstadt Bayerns,« die 
andere in Budapest, der 
Hauptstadt Ungarns. In 
München war es bei der 
Beratung des Kultusetats 
m Bayerischen Landtag, 
daß der Abgeordnete Schar— 
iagl von der Baye— ischen 
Volkspartei in markanten 
Worten die Schandtaten 
gegen die Katholiken in 
Mexiko gegeißelt hat. Im 
Anschluß an die Bemerkung 
zines Vorredners, daß Deutschland sich an dem 
Protest gegen die Hinrichtung von Sacco und 
Vanzetti nicht beteiligt habe, ecinnerte Schar— 
nagl an Mexiko. Er führte aus: „Während 
es sich in dem einen Falle um zwei Männer 
gehandelt hat, die auf Grund eines rechtlichen 
Verfahrens verurteilt wurden, sehen wir in 
Mexiko an der Katholikenverfolgung, daß ohne 
edes rechtliche Verfahren Hunderte und Aber— 
hunderte hingemordet werden. Ich bedaure, 
daß sich dazegen keine Stimme weder bei uns, 
aoch in dem christlichen und gesitteten Europa 
iberhaupt erhebt. Das ist ein Skandal (Zu— 
ruf des Abg. Dörfler: Eine Kullurschande 
ist'sl). Eine Kulturschande ja, daß man so ruhig 
und ohne mit der Wimper zu zucken, das hin— 
aimmt (sehr richtig rechts). Calles will sich 
anscheinend den Namen eines Nero verdienen; 
den hat er bereits (allseitige Zustimmung der 
Bayerischen Volksparteis. Aber man soll nicht 
„Nach der Schicht“ 
agen, daß wir ohne jeden Protest derartige 
dinge einfach hinnehmen. Ich glaube, daß 
s dem Empfinden weiter Kreise speziell unseres 
ayerischen Volkes entspricht, wenn ich zum 
lusdruck bringe, daß wir gegen eine derartige 
gerfolgung unschutdiger Menschen, die in der 
lutigsten und in einer jedem Recht hohn⸗ 
orechenden Weise vor sich geht, den energischsten 
Zrotest erheben, daß wir dagegen protestieren 
icht nur im Namen der christlichen Religion, 
ondern im Namen der Menschlichkeit und Ge— 
echtigkeit überhaupt. (Bravo! rechts). Calles 
oird so wenig wie ein Nero oder Diokletian um 
zie Erfahrung herumkommen, daß trotz all 
einem Wüten die katholische Kirche doch noch 
veiter bestehen wird, auch wenn er in den 
Zlättern der Geschichte als der blutige Ver— 
Jeberrascht. Von Em Pfeiffer 
olger gekennzeichnet ist. 
Dieser eindrucksvolle Protest fand stürmischen 
Zeifall in der Kammer, aber noch imposanter 
var der Massenprotest des katholischen Ungarn 
jegen die mexikanische Blutherrschaft. Die 
Brotestversammlung, die in einem der größten 
Zäle von Budapest stattfand, wurde ducch den 
zatholischen Landesverband unter dem Protek— 
orat des Kardinals Fürstprimas Seredi unter 
sewaltiger Anteilnahme der katholischen Be— 
ölkerung aller Stände veranstaltet. Große 
Massen fanden zu der Versammlung beinen Zu— 
ritt mehr. Die bekanntesten Führer der un— 
jarischen Katholiken hatten sich zusammenge— 
unden, als der Kardinal Fürstprimas im Saal 
rschien und von den Versammelten mit be— 
jeisterten Zurufen begrüßt wurde. 
Der Kardinal führte aus: „Die Sache un— 
erer verfolgten katholischen Brüder in Mexiko 
sat uns hier zusammengeführt. Was sie 
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chmerzt, schmerzt auch uns, ihr Ruym ist auch 
zer unsrige, denn zusammen mit ihnen bekennen 
ruch wir uns zu demselben Glauben, sind auch 
vir Mitglieder derselhen heiligen Kirche. Die 
zatholische Mutterkirche ist der geheimnisvolle 
Zörper unseres Herrn Jesus Christus, deren 
insichtbares Haupt Christus selber ist, ihr sicht⸗ 
nares Haupt aber der Papst. Je enger die Zu— 
ammengehörigkeit, um so größer ist die Soli— 
darität, um so größer die Teilnahme an den 
gegenseitigen Freuden und Leiden. Es liegt in 
der verfolgten Natur der katholischen Mutter— 
zirche, daß sie häufiger Gelegenheit gab zur 
Solidarität im Schmerz als dem Mitjubeln in 
der Freude. Und auch hrue hat uns die Soli— 
darität des Schmerzes zusammengeführt. Wir 
haben uns versammelt, um teilzunehmen an 
den Leiden unserer katholi— 
schen Brüder, um jene 
großen Helden zu bewun— 
dern, die in unseen Tagen 
den Märsyrertod erlitten 
haben. Im Namen dieser 
glorreichen Märyrer er— 
öffne ich unsere Versamm— 
lung!“ 
Abgdn. Aladar Krüger, 
Chefredakteur eines katho— 
lischen Tagblattes, erörterte 
die Entsetzlichkeiten der 
mexikanischen Kirchenver⸗ 
folgung. Dann sprach der 
dormalige Kultusminister 
Abg. Stephan Haller, der 
sich an das Gewissen der 
zivilisierten Welt wandte: 
„Wo ist die Kulturmensch— 
heit und wo ist die neue 
demokratische Welto dnung 
angesichts dieser Greuel— 
taten? Wo ist die Liga 
für Menschenrech!e, und wo 
sind die übrigen auf der 
Lauer liegenden internatio— 
nalen Unionen? Wa.um 
hört man ihre Stimme 
etzt nicht, und wo ist der 
Bölkerbund, der sich zum 
Träger der Fürsorge der 
Erdenvölker, zum Beschützer 
der Unterdrückten, zum 
höchsten Beobachter der 
Zouveränität aller Staaten ernannt hat? Wir 
pppelieren an unsere Regierung und auf diesem 
Wege an den Völterbund. Wir ersuchen die 
ingarische Regierung, sie möge folgendes An— 
uchen der ungarischen Katholiken vermitteln: 
Der Völkerbund möge im Namen der Huma— 
nität, der Kultur und der Menschenrechte sein 
Beto einlegen gegen die Verfolgung der mexi— 
zanischen Katholiken, um den späteren Nach— 
ahren der Caligulas und Diokletiane auf dem 
Wege des Irrsinns Einhalt zu gebieten.“ 
Mit begeisterndem Jubel begrüßt, nahm dann 
2. Bela Bangha 8. J. das Wort. Der glän— 
ende Redner führte aus: Der Verlauf der 
dirchenverfolgung in Mexiko beweise, daß der 
datholizismus auch im 20. Jahrhundert kein 
Feilschen kennt und innerlich auch heute so stark 
st, wie im Zeitalter der Reronen. Die merxi— 
zanischen Ereignisse enthalten auch die Mah— 
rung, daß die ungarischen Katholiken angde—
	        
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