heft 11/1928
raurig un ernscht sinn, in der vergangene
Fastnächtszeit hat m'r nix devon gemerkt. Ich
Jan jo früher schon emol geschrieb, daß ich
ze unbedingter Gegner von re anschtännige Be—
luschtigung bin, 's kann a mol eener die
Narrekapp offsetze wann die Zeit dazu do isch,
awer Grenze müsse doch inngehall werr?.
Die Vereine in jedem Ort sorge doch 's ganz
Johr schon vor de nötige Klim bim. Awer
in de Fastnachtszeit, do komme manche Leut
zar nimeh aus 'm Vergnüge eraus un ins Bett,
un am Äschermittwoch schtehn se do mit me
biehsische un moralische Kater un mit me leere
Geldbeutel. E mancher siehts dann erscht inn,
daß die Geschicht so net weiter gehn kann. Ich
zlab wann die Kerch net wär wo de Mahner
nache duht, wann noh 'm Jastnachtdienschtdag
net de Aschermittwoch käm mit seiner Mahnung,
daß alles vergänglich isch un daß die Mensche
net alleen zum Vergnüge un zun Genieße off
de Welt sinn, ball waͤr. die ganz Menschheit
m Unnergang geweiht. Wolle m'r also die
Zeit benüße zur Innkehr un uns wider not—
wendigere Angelegeheete widme. Oschtere taucht
im Hinnergrund off, das Fescht der Aufer—
sttehung un do wolle m'r doch a mit reinem
Herze mit innstimme, wann das befreiende
Alleluja erklingt.
Jeßt ebbes Anne res. Die Wuch han
ich e Stückelche in de Zeitung gelest wo mir be—
sonnersch gut gefalle hat. Do hat e Paschtor
bon re kleene Landgemeen Sonntags in de
Kerch gepredigt gege die Schundliteratur un
aufreizende Presseerzeugnisse. Er hat, wies
ei Pflicht war, scharf Stellung genomm gege
derlei Schund un hat seine Parrkinner an's
Herz gelegt, so Bücher, wo 's Herz verderwe
in de Kopp dorchnanner mache bei ihm zur
Vernichtung abseliefere. Dann war die Pre—
digt aus un die Parrkinner han deheem noch
emol drüwer nohgedenkt. Am annere Dag
kommt e ganz schlauer Bauersmann in's Parr⸗
jaus un bringt e ganzer Arem voll Steuer—
oͤücher, Schreiwe vom Finanz- un Steueramt,
Mahnzettele un dergleiche, wo re unner de
Bauere gesammelt hat. Der Herr Vaschtor hat
eerscht net gewußt was mit dem Bauersmann
umgeht un hat ne gefrogt, was r mit dem
Steuerkram anfange sollt. Verbrenne, Herr
Paschtor hat 'r gesaht, die Sache gehöre zu
dene Bücher un Schrifte wo eem de Kopp
am meischte dorchenanner mache.
Nadeerlich hat de Herr Paschtor gelacht üwer
obiel Schlauheit un hat dem Bauer sei Plunder
wider mitgeb.
Ja, die Steuere wann mir die mol nimeh
se bezahle hätte, do wär schon viel gebessert
off de Welt. Ich han awer a noch Niemand
zenne gelernt wo gere Steuere, bezahlt. Un
doch ehr liewe Leuͤt, wann mir han wolle,
daß alles im Staat un in de Gemcen soll in
Ordnung sinn, do müsse m'r nadeerlich Steuere
Hezahle.“ Nur sollte sede bische gerechter ver—
deelt werre. Awer daß isch a leichter gesaht
vie gemacht, well jeder Stand un, jede Ka—
ecorie von Steuerzahler der Ansicht isch, er
deht so wie so schon zu viel bezahle. De
Vater Staat isch tatsächlich dran for sei Unter—
ane tot se steuere, daß heescht, er verlangt s0
ziel, daß bald Jeder die Substanz angreife
nuß, um seine Verpflich uge nohsekumme.
Un daß isch nadeerlich de Anfang vom End.
Wann m'r emol all nirx mehr han, noher
kommts annerscht. Noher gilt wider das
Zprüchwort: Wo nit isch, hat de Kaiser (oder
de Staat) 's Recht verlore. Un wann de Voll—
treckungsbeamte kummt, do sahn m'r: Nemme
e Plaßz, sonscht könne se doch nix nemme.
So macht in'r noch sei Sprüch üwer die
ernschte Sache. Awer besonnersch in meim
„Nach der Schicht“
Das bittende Späßtlein.
zuten Morgen, ihr fleißigen Mädlein!
zabt ihr gesprochen euer Gebetlein;
50 gebt auch einem armen, armen Schlucker!
ztwas von euerm Kaffee und Zucker!
zuten Tag, ihr fleißigen Mädlein.
Re ihr drillt und dreht euer Rädlein!
ẽs sitzt vor dem Fenfter ein alter und ein junger —
5patz, die haben einen großen Hunger.
zrüß' euch Gott, ihr fleißigen Mädlein!
zuten Appetit zu euerm Brätlein!
Bir wollen euch nur kürzlich ansagen:
Wir haben auch einen leeren Magen.
zuten Tag. ihr fleißigen Mädlein.
fi, wie hispeilt und haspelt ihr euer Rädlein!
Nacht nur ein warmes Röcklein und ein Söcklein,
ind gebt mir ein übriges Bröcklein!
zute Nacht, ihr fleißigen Mädlein:
ẽs düftert im Siädtlein, schließt euer Lädlein,
ind schlaft und schlummert, und träumt bis
morgen,
hann könnt ihr wieder aufs Spätzlein horchen.
z5tand, im Handwerkerstand, siehts zur Zeit
ös aus, do isch vom goldene Bode, dene wo
n'r früher 'm Handwerk nohgesaht hat, nimeh
iel se merke. Nur eener Troscht isch uns ge—
lieb, die annere Ständ, besunnersch 'm Ar—
eitersstand un Bauernstand gehts a net bess'er,
)aß isch nadeerlich e schwacher Troscht.
zolang wie de Arweiter net besser bezahlt
yerd, solang kann's a 'm Handwerker un 'm
zauer net besser gehn. Gehts gut beim Ar—
eiterstand, stehts gut im ganze Land. So
eescht e alter Spruch un der isch wohr. Awer
a'r sieht ke Anzeiche defor, daß 's besser werre
önnt. Awer de alte Gott lebt jo noch, er werd
hon Alles zum Gute lenke. Domit ver—
leib ich
Euer Vetter aus de Palz.
Aus Welt und kirchen
Ueber Merxiko war schon in den letzten
dummern ausführlich die Rede und die heu—
gen Bilder reden eine deutliche Sprache. Sie
ind von der Regierung selbst angefertigt und
berall im Lande plakatiert worden, um die
'alholiken einzuschüchtern. Aber sie haben viel—
eicht das Gegenteil bewirkt, zumal sogar die
)gebknebelte, zensurierte mexikanische Presse
on dem Leichenbegängnis oder besser Triumph—
ug der Märtyrer berichten mußte, so auffällig
estaltete es sich. Die Bilder wirken ernüch—
ernd etwa wie bei uns die Bilder der Ruinen
»es Justizpalastes. Nichtsdestoweniger brachte
5 die „Vossische Zeitung“ fertig, zu sagen,
die Mexikaner könnten ihren Calles in Gold
assen“. Ja, da werden die Gedanken vieler
ffenbar. (Siehe unsere Bilder Seite 165 167.)
Farbige Bischöfe und Kolonial—
olitik. Anläßlich der Erhebung chine—
scher Priester zur Bischofswürde hat der Papst
en Wunsch bekundet, auh in den anderen ka—
holischen Missionen Eingeborene zur Würde
ines Bischofs zu erheben. Rach einer Behaup—
Seite 173
ung des „Popolo d'Stalia“ wird dies nicht
hne Widerstand der in Frage kommenden Ko—
onialmächte erfolgen. Diese Staaten würden
ei einer Erweiterung der Zahl und Junktionen
es eingeborenen Klerus ihren Einfluß zu ver—
ieren fürchten, den sie besitzen und ausüben,
venn den Missionen Männer vorstehen, die für
ie Interessen des Mutterlandes tätig sind. Es
vird darauf hingewiesen, daß der Papst gleich—
eitig mit den Chinesen auch Vertreter anderer
Rassen, besonders einen Neger aus Uganda,
gern zur Bischofswürde erhoben hätte, und daß
r lediglich auf englischen Einspruch hin von
iesem Vorhaben Abstand genommen hat. FJer—
ner weist das italienische Blatt darauf hin, daß
»s auch zur Ernennung der chinesischen Bischöfe
nicht gekommen wäre, wenn man die alten
Ansprüche Frankreichs auf das jetzt begrabene
ranzösische Protektorat über die Christen in
leinasien und im fernen Osten noch anerkaant
zätte. Zweimal, im Jahre 1880 und dann un—
nittelbar nach dem Weltkriege, habe der fran—
zösische Einfluß die schon mit der Regierung
n Peking vereinbarte Einsetzung einer aposto—
ischen Administratur in China zu verhindern
sewußt. Jetzt erst sei es endlich dem energischen
Auftreten des apostolischen Gesandten Msare.
Fonstantini zu verdanken, daß der Papst, frei
»on europäischen und besonders französischen
sinmischungen, der katholischen Kirche in China
zie erstrebte Förderung und weitere Entwick—
ung geben könne
Baurekord der Katholiken Eng—
Aands. Wie aus Regina die Zeitschrift
Der Katholik“ meldet, haben die Katholiken
»jverpools innerhalb sechs Wochen mit dem
Zau von vier Kirchen und zwei großen Schulen
egonnen. Die Kosten der Gebäude sind anf
5 500 Pfund Sterling veranschlagt. Auch von
nnderen Teilen Englands wird ein unerhörter
zaueifer gemeldet. So wurden an einem Tage
zrei Kirchen eingeweiht, in London, Hull und
Ubereynon. An vielen anderen Orten wurde der
Hrundstein zu neuen Gotteshäusern gelegt. i-
Errichtung neuer kirchlicher Ber—
valtungsbezirke. Bezeichnend für das
Wachsstum der Kirche, namentlich in den
Missionsgebieten, ist die Errichtung immer neuer
zirchlicher Verwaltungsbezirke. So wurden nach
zem Dezemberheft der Acta Apostolicae Sedis
n Indien zwei neue Döözesen errichtet. Ca—
scut und Tuticorin, beide zur Erzdiözese Bom—
ay gehörig. Vom Apaostolischen Vißkariat
lequatorial⸗-Nil (Sudan) wurde eine neue
lIpostolische Präfektur Bahr-el Gebel abgetrennt
ind dem Institut der Söhne des hl. Herzens
zesu von Verona anvertraut. Die der irischen
Nissionsgesellschaft vom hl. Columban anver—
raute Präfektur Hanyang in China wurde zu
inem apostolischen Vikariat erhoben. i-
Aus der Exerzitienbewegung. An
»er Männerparade (Einkehrtag) in St. Ger—
sjardus bei Ensdorf am 12. Februar nahmen
1 verheiratete Männer teil. Eine herrliche
dundgebung! 91 Männer mit brennenden Ker—
en in der einen und mit dem Rosenkranz in
er anderen Hand, gaben dem eucharistischen
zeiland bei der Prozession durch Park und
zarten des Exerzitienhauses das Geleite! Wie
aben es diese braren Männer gefühlt, wie tief
aben sie es empfunden, daß es auf der ganzen,
veiten Welt nichts Wunderbareres, nichts in
einer Höhe. Tiese und Weite Unermeßlicheres,
lichts an Geist und Wille zugleich mehr Hin—
eißenderes gibt, als den heiligen, alten, ka—
holischen Glauben! Gebt der Kirche rect viele
olcher Männer, und die Kirche wird die sin—
ende Welt retten! Ihr aber. die Ihr das