Full text: Nach der Schicht (24)

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gegen sind seit 1870 durch Straßenerweis— 
serungen, Beschlagnahme von Klöstern und 
zirchlicher Anstalten durch die italienische Re— 
gzierung 71 Kirchen und Kapellen zerstört oder 
ihrem Zweck entfremdet worden. 
inf. Eine höchst interessante Pe— 
ciode der Kirchengeschichte. „Ein 
neuer Haß gegen Rom greift heute um sich. 
Er fußt nicht mehr auf der bisherigen Vor— 
stellung, daß Rom im Unrecht sei, sondern auf 
den modernen Gedanhen. „Zum Heaker noch— 
mnal, Rom wird es noch fertig bringen, allec 
Welt zu zeigen, daß es doch recht hat“, so 
sprach Bischof Dunn von Nottingham auf der 
zürzlich zu York gehaltenen Jahreskonferenz 
der Kath. Aufklärungsliga! (Catholie Evi— 
dence Guild). Wir erleben eine höchst in⸗ 
eressante Periode der katholischen Kirchenge— 
chichte. Es kann kein Zweifel darüber be— 
stehen, daß die Kirche in unserem Lande heute 
yor einer Krisis steht und daß die große Mehr⸗ 
seit der Engländer sind wie Schafe ohne 
Hirten. Sie haben Zusammengehörigkeitsge⸗ 
fühl, wollen keine Sonderlinge sein, wollen eine 
Hemeinschaft, ein Ganzes, eine Herde bilden. 
Doch diese Herde braucht einen Hirten, und sie 
chauen um sich und fragen: „Wo sind unsere 
Hirten? Sie sehen nur eine Menge Menschen, 
die sich gegenseitig besehden und keine Ahnung 
daron haben, was der edle Beruf des Hirten 
erfordert. Sie verlangen nach der Wahrheit 
ind schon beginnt es bei ihnen zu dämmern — 
in Erfolg der zum größten Teil das Werk der 
Kath. Aufklärungsliga“ ist —, daß am Ende 
an der katholischen Kirche doch noch etwas 
Hutes ist.“ — Spät in der Nacht konnte man 
eine geheimnisvolle Wallfahrergruppe sehen, die 
lich zum Hinrichtungsplatz von York bewegte, 
vo einst viele Martyrer zum Tode geführt 
vurden. Im Kreise stehend beteten sie — in 
trömendem Regen — den Rosenkranz, während 
die Stadt schlief. Es waren die Delegierten 
der Konferenz, welche auf die Morgenzüge 
warteten. 
Der Beschluß der Sowjet-Regierung, das 
Treuz auf Gräbern abzuschaffen, 
ist jetzt zur Ausführung gelangt. Der Re— 
gierungskommissar M. Jokine hat die Kunst-— 
akademie beauftragt, einen Entwurf für ein 
Hrabsymbol bestehend aus einer Blume aus 
Stein und einer Flamme aus rotem Mosaik. 
auszuarbeiten. 
Italienische Blätter berichten von einer 
vunderbaren Heilung, die sich am 
Feste der Unbeflechten Empfäng— 
nis in dem Dorfe Vignignoly in der Nähe von 
Meiland zutrug. Michelina Montrasi, 37jährig, 
zerheiratet und Mutter von drei Kindern, war 
eit ihrem 23. Lebensjahre schwer tuberkulös; 
iie konnte trotz oftmaliger Sanatoriumsbehand⸗ 
ung nicht geheilt werden; als sie mit Tuber— 
zulose an beiden Lungen schließlich in das 
Sanatorium von Ornago eingeliefert wurde, 
zaben sie die Aerzte auf. Am Morgen des 
3. Dezember 1927 empfing sie um 1/26 Uhr 
die heilige Kommunion, besete bis etwa 8 Uhr 
und hörte dann die Glocken einer naheliegenden 
Kirche zur Messe läuten; sie verspürte im glei— 
hen Augenblick einen überaus heftigen Schmerz, 
hr Mann eilte, in dem Glauben, sie sterbe, um 
Hilfe, aber gleich nachher stand die Frau auf 
und sagte, sie sei gesund. Es konnten keinera 
ei Spuren der schweren Krankheit an ihr 
nehr festgestellt werden. 
Ein Priester als „Arbeitsloser“. 
Ein nachahmenswertes Beispiel gab der hochw. 
Pater Stanley Parker von Newcastle. Er rer⸗ 
zleidete sich als „Arbeitsloser“ und begab sich in 
zdie „Unterwelt“ von Newcastle Am Tage 
„Nach der Schicht“ 
nischte er sich unter seinesgleichen in öffent— 
ichen Häusern, abends schlief er mit ihnen im 
Asyl für Obdachlose. In die Oberwelt zurück— 
ekehrt, sprach er über seine Erfahrungen in der 
Besley⸗-Hall. Er ist der Ueleczeugung, daß 
ene Bewohner der „Unterwelt“ niemals aus 
hrem sozialen noch aus ihrem geistigen Elend 
rlöst werden können, wenn die Christen der 
Oberwelt“ das Leben jener nicht aus eigener 
ẽkrfahrung kennen lernen. Sein fürchterlichstes 
Wenteuer durchlebte er eines Nachts in einem 
Usyl für Obdachlose, ganz nahe bei der Kathe— 
rale, in Gesellschaft eines der Elendesten. Als 
r dort eintrat, war es ihm gewesen, als betrete 
r die „Diebeskücher“ von Dickens. Am er—⸗ 
chhütterndsten aber waren die Reden seines 
zchlafgenossen, den das Mitleid mit seinen 
Kollegen“ nicht zur Ruhe kommen ließ, die 
ie Nacht draußen verbringen mußten, weil sie 
ie 10 Schilling Logisgeld nicht besaßen. Er 
neinte, neun Zehntel aller Verbrechen dieser 
sacht würden ungeschehen bleiben, hätten alle 
ene ein Dach über ihrem Kopf. 
Dies und das 
Auf ca. 60000 3Zentner Frauen— 
aare schätzt eine große amerikanische Frauen⸗ 
eitschrift die Masse Zöpfe, den sich die ca. 14 
Nillionen Bubiköpfe Nordamerikas abnehmen 
'eßen. Natürlich heben sich die Friseure diese 
hönen Zöpfe wohl auf, denn sie rechnen mit 
inem plötzlichen Umschwung der Mode, der 
»gar wieder reiche Frisur fordert. Und dann 
önnen sich die „Gestutzten“ wieder um teu:es 
zeld neue Zöpfe kaufen. Ja die Welt ist ein 
roßes Narrenhaus. Wie lächerlich werden wir 
rst von der Ewigkeit aus diese Modesklaverei 
mpfinden. Die moderne schamlose Kleidung 
ber ist häßlich und macht den Menschen 
iuch häßlich. Anmut — und welche Frau 
vollte es nicht sein! — fehlt ihr vollständig. 
Ganz der Verarmung verfällt das 
jedem durch Kohlenbergwerkbesitz so reiche 
räfliche Geschlecht Henckel von Donnersmarck. 
Die deutsche wie polnische Inflation, der Ueber— 
sang der Bergwerke an Polen und unerhörter 
Zteüerdruck haben den alten stolzen Besitz 
uiniert. Die gräfliche Familie hat sich im 
atholischen Leben Deutschlands und besonders 
m Kullutkampf hohe Verdienste erworben. 
lind welche Familie nur immer in Not kam, 
and beim Grafen Henckel Beschäftigung. 
lber Gott hat Mittel übergenug, um solche 
berke der Nächstenliebe zu lohnen. 
Mitten unter Flammen unver— 
ehrt blieb ein Muttergottesbild, als jüngst 
a Oberschwarzenberg (Ober-Oesterr.) ein hoͤl⸗ 
ernes Häuschen vollständig niederbrannte. Der 
dahmen des an der Wand hängenden Bildes 
»urde noch angekohlt, das alte nicht einmal 
urch Glas geschützte Bisd selbst aber blieb, 
dunderbarer Weise, tadellos erhalten. Wieviel 
lehnliches haben doch unsere Soldaten im Krieg 
in religiösen Gegenständen erlebt! 
Die vielbesucht Marienwallfahrt 
Zammerei EGSankta Maria) bei Ortenburg 
erdankt einem ähnlichen Vorfall seine Ent— 
ehung. An einem Baum gelehnt stand nächst 
jnem hölzernen Bauernhaus eine holzschindel⸗ 
edeckte hoͤlzernre Kapelle mit Muttergottesbild. 
zaus und Baum brannten nieder. Aber Ka— 
ellchen und Bild blieben tadellos erhalten. 
»eute noch nach 400 Jahren kannst du das 
dapellchen wie Bild nebst dem Baum mit sei⸗ 
em Aeste-Stumpen in der darüber gebauten 
dirche sehen. 
Heft 9/1928 
Ueber das große Stocken im Bü— 
herhandel klagen die deutschen Verleger. 
Die Gründe sind klar. Das Volk hat zu 
venig Geld und die Bücher sind auch meist 
ju teuer. Dazu noch die schreckliche Ueber— 
zroduktion. Das deutsche Volk ist entsetzlich 
chreibselig. Zur Zeit werden wieder 25 000 
eue Bücher gedruckt, das sind pro Tag zirka 
5 Neuerscheinungen oder 6 mal soviel wie in 
nnderen Kulturländern. Auf jeden 3000. Deut 
chen trifft schon ein Bücherschreiber und weiß 
hott wieviel „Bücherwürmer“. — Weißt du 
och wie sündteuer in der Inflation Papier und 
amit auch Zeitungen waren? Kreum zu er— 
hwingen. Jüngst hat jemand den Papier— 
abriken nachgerechnet, welch horrende Divi— 
enden sie in dieser Zeit erzielt und verteilt 
aben. Je weniger Gewissen eben und Christen— 
um, desto mehr Wucher uad Betrug im Großen 
vie im Kleinen. Da helfen uns keine Gesetze 
ind keine Parlamente. 
Bundeskanzler Dr. Seipel, aus 
Bien gebürtig, hat das Elternhaus seiner 
Mutter in Weitegg bei Melk a. D. in ein Kin— 
derheim umbauen lassen. Am Elisabethstag 
jahm er selbst die Einweihung dieses „Elisa— 
ethsheimes“ vor. Es ist ja bekannti, wie 
oohltätig der österreichische Kanzler ist. Er lebt 
ehr bescheiden in einem Kloster und gibt den 
Hßroßteil seines Gehaltes, der übrigens nicht so 
zroß ist wie der des Wiener Buͤrgermeisters, 
u wohltätigen Zwecken hin. Ueberhaupt fließt 
ein Vermögen und kein Gehalt bei keinem 
5tand so schnell wieder ins Volk zurück, als 
»ie beim katholischen Klerus. Nachkommen 
interläßt der Priester nicht und so geht sein 
»ab und Gut nach dem Ableben sofort wie— 
er dem Volk oder wohltätigen Stiftungen zu. 
zanz abgesehen davon, was schon zu seinen 
ebzeiten Arme und Notleidende bekommen, 
enn an keiner Tür wird mehr geklopft als 
in der Tür des Geistlichen 
Rleingartenbau, Kleintierzucht 
und hauswirtichaft 
Wie soll man frisches Brot schnei— 
en? Es ist bekanntlich schwierig, aus frischem 
Zrot schöne, wohlgeformte Schnitten zu schnei— 
en; es gibt aber ein recht einfaches Mittel, 
nit dem man sich helfen kann: das Brotmesser 
raucht vor dem Ansetzen nur einen Augenblick 
n kochendes Wasser getaucht und ganz rasch 
ibgetrockhnet zu werden. Das Schneiden des 
rischen Brotes gelingt dann über alles Er— 
zarten gut! 
Kakaopulver klumpt nicht beim 
Zzerquirlen mit Milch oder Wasser, wenn sofort 
»er nötige klare Zucker dazu getan wird. 
Aluminiumtöpfe. Es dürfte nicht all— 
jemein bekannt sein, daß innen dunkel und 
mansehnlich gewordene Aluminumtöpfe wie neu 
verden, wenn man einmal eine Portion Sauer—⸗ 
zraut darin kocht. Das Sauerkraut ist übrigens 
urchaus genußfähig und leidet weder an Ge— 
hmack noch Aussehen. 
Buttermaschine oder Butterfaß 
ür den Ziegenhalter? Ukralt ist die 
herstellung von Butter durch das aus Holz 
»der Steingut angefertigte Stoßbutterfaß 
Neuerdings aber hat immer mehr die Butter— 
naschine sowohl in größeren als auch in klei— 
jeren milchwirtschaftlichen Betrieben Eingang 
efunden. Der Ziegenhalter bedient sich vielfach
	        
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