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Gillofsky erhob sich und schritt einigemale
im Zimmer auf und ab. Es schien, als ob
er sich mit schweren Gedanken beschägtigte,
denn seine Stirne legte sich in Jalten und
seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
„Josef, warum giost du mir keine Antwort
auf meine FJrage?“ Auch Therese hatte sich
von ihrem Sitze erhoben.
„Therese,“ meinte Gillofsky, „mußt nicht
weiß Gott was glauben von mir. Darfst nicht
meinen, daß ich nicht ehrlich und aufrichtig
gegen dich bin. Warum ich dich noch nicht zu
meiner rechtmäßigen Gattin gemacht habe, hat
seinen Grund darin, daß meine Mutter deine
größte Gegnerin ist. Sie hat mir oft gedroht,
mich zu enterben, wenn ich dich gegen ihren
Willen zu meiner Frau mache, und wie ich
meine Mutter kenne, so ist sie auch imstande,
dies zu tun. Die Zeit wird kommen, daß
ich das Wort einlöse, das ich dir gegeben habe,
denn ich liebe, liebe dich mit jeder Faser
meines Herzens.“
Er hatte ihre Hand ergriffen, doch Therese
wandte sich zur Seite und entzog sie ihm
durch eine rasche Bewegung.
Therese hätte vielleicht seinen Worten Glau—
ben geschenkt, wenn ihr nicht wieder jenes
Papier in den Sinn gekommen wäre, das
heute ein Unbekannter bei ihr abgegeben hatte.
Wohl nahm sie sich vor, jener Warnung keine
Bedeutung beizumessen, da sie der Meinung
war, daß nur jemand, der Josef Gillofsky
ihren Besitz neide, dahinterstecke, wohl hatte
sie sich vorgenommen, jeden Zweifel an Josefs
Liebe und Treue zu erstichken und dennoch
war ihr, als riefe eine laute Stimme in ihr:
Es ist nicht wahr, was Gillofsky sprach.
„Josef,“ sagte sie, nach einer Weile, „wahre
Liebe setzt sich über alle Hindernisse hinweg
Dir zu Liebe bin ich vom Theater gegangen
weil du mir dein Wort gabst, mich zu deinem
Weibe zu machen. Ich habe Opfer, große
Opfer der Liebe zu dir gebracht, und was gabst
du mir? Was gibst du mir? Worte sprichst.
du zu mir, die mir weh tun müssen, Worte,
die nur auf Täuschung berechnet sind .“
„Therese ...“
„Ja, ja, die nur auf Täuschung berechnet
sind,“ fuhr sie fort und ihre Augen blickten
in einem eigentümlichen Glanze. „Du liebst
mich nicht mehr, Josef,“ stieß sie dann hervor,
„du liebst eine andere und willst mich mit
leeren Worten hinhalten.“
„Wer hat dir das gesagt?“ fragte er und
tat entrüstet. „Du beleidigst mich mit einem
solchen Vorwurf. Das hab' ich nicht verdient.
Im übrigen, wenn ich gewußt hätte, daß mir
ein solcher Empfang zuteil werde. wäre ich
heute nicht zu dir gekommen.“
„Ich habe lange genug auf Einlösung deines
Versprechens gewartet,“ fuhr Therese fort, „und
wäre es tatsächlich wahr, daß deine Mutter
meine Gegnerin ist, so hättest du ein Mann,
ein ganzer Mann sein und deiner Mutter
antworten sollen: Behalt deinen Mammon, das
Wesen, das ich liebe, ist mir kostbarer als
Geld und Gut. So höättest du sprechen sollen
und ich hätte dir dafür die Hände geküßt und
wäre dir zeitlebens dankbar gewesen.“
„Ich kann auf das Erbteil meiner Mutter
nicht verzichten,“ erwiderte Gillofsky. An seiner
Stirn schwoll eine Ader an und die zartge—
„Nach der Schicht“
öteten Ilecke in seinem Gesicht glühten. „Im
ibrigen möchte ich bitten, Therese, mich mit
derlei Szenen in Zukunft zu verschonen. Es
ist mein gutes Recht, nach meinem Willen zu
jandeln. Ich sehe, die Mademoiselle Therese
st heute in schlechter Laune und ich bin nicht
geneigt, für diese einen Ableiter zu bilden.“
Voll Unmut sprach Gillofsky, wandte sich
im und griff nach seinem Hut.
Im nächsten Augenblick riß er die Tür auf
„Josef!“
Aber er hörte auf seinen Ramen nicht mehr
wollte vielmehr auf ihn nicht hören.
Er war froh, dem Auftritte durch eine rasche
ẽntsernung ein Ende bereitet zu haben. Ob—
zwar er vor Therese tat, als ob ihn ihre
Worte erregt, und einen Sturm von Ent—
üstung in ihm hervorgerufen hätten, so war
nichts weniger als das der Jall. Nur eines
var, was ihm Gedanken machte: von wem hat
Therese erfahren, daß er eine andere liebe?
Das war es, woran er immerfort dachte
us er durch die finsteren Gassen stapfte. Er
var so vertieft, sich eine Antwort auf diese
ich ihm aufdrängende Frage zu geben, daß
er gar nicht merkte, wie aus einem Seiten⸗
zäßchen eine schwarze Gestalt trat, einen Augen—
olick, die Blicke auf ihn gerichtet, stehen blieb,
dann mit hastigen Schritten auf ihn zueilte.
„Gillofsky!“ hörte er jetzt seinen Namen
ufen.
Gillofsky wandte sich um.
„Du bist's, Hebenstreit?“
„Ja, ich bin's.“
„Ich hätte dich beinahe nicht erkannt, Franz,“
ind Gillofsky reichte dem Mann die Hand.
Wohin des Weges?“
„Resurrektio!“ sautete die Antwort.
Gillofeky wußte sofort, was dieses geheime
Wort zu bedeuten habe.
„Auch ich habe dieselbe Parole,“ meinte er.
„Dann können wir jedenfalls mitsammen
»en Weg fortsetzen,“ gab der andere zurück.
Die beiden Männer schritten weiter.
Heft 1/1928
Nach kurzer Zeit gelangten sie durch ein
Hewirr von Gassen und Gäßchen zum Schotten⸗
tor, das sie knapp vor dem Sperren passierten.
Sie gingen weiter über das sogenannte Schot—
tenravelin und wandten sich hernach gegen die
Vorstadt Josefstadt. (Jortsetzung folgt.)
4
Sieben Grundsätze
über Konnersreuth.
Von Kardinal v. Jaulhaber.
—
Ind Jesus sprach zu seinen Jüngern: Es
werden Tage kommen, da werdet ihr
5 darnach sehnen, einen einzigen Tag
des Menschensohnes zu sehen. Und man
wird euch sagen: Siehe, hier ist er und
iehe, dort ist er. Geht nicht hin und laufet
dem nicht nach!“ (Luk. 17, 22 f.)
Die öffentliche Aussprache über Konners—
euth will nicht zur Ruhe kommen. In den
Familien, auf der Straßenbahn, auf dem Wege
zur Arbeit und in den Arbeitspausen wird
is zum Ueberdruß darüber gesprochen, und in
»er europäischen Presse zieht die Frage immer
veitere Kreise, Liebe, Haß, Zartgefühl und
Hefühlsroheit, Glaube und Unglaube melden
ich zum Worte, und einige lassen sich die
Helegenheit nicht entgehen, ein Geschäft zu
nachen und ihren Haß gegen die Kirche aus—
zusprechen. Die Bischöfe von Bayern haben
nerboten, nach Konnersreuth zu wallfahren. —
Geht nicht hin und laufet dem nicht nach!“ —
Andersgläubige aber und Nichtbayern fühlen
ich durch das Verbot der bayerischen Bischöfe
nicht gebunden. Darum läßt mich mein Ge—
wvissen nicht länger schweigen und fühle ich
nich verpflichtet, das Verbot der Bischöfe neu
zu begründen und in sieben Grundsätzen sieben
Schlüssel für dieses Zeiträtsel zu geben!
1. Grundsatz: Christus hat Wunder ge—
wirkt und seiner Kirche Wunderkraft des
P
Der japanische Tempel in Karlsruhe. Die Stadt Nagoya in Zapan hat der Stadt Karlsruhe
zinen japanischen Tempel geschenki, der in dem japanischen Teil des berühmten Karlsruher
Stadtgartens aufgestellt wurde. Der Tempel, ein Meisterwerk japanischer Kunst, besteht
ius japanischem Holz. Er wird von kleinen Löwen flankiert. Es ist der einzige Tempel
dieser Art in Europa, alle Teile wurden direkt in Japan hergestellt