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scheinen läßt. In vielen Fällen wird sich der Inhabe
des Armenrechts selbst vertreten können. Wer zur
Vertretung seines Anspruches keine Fähigkeiten be⸗
r dem kann ein Gerichtsbeamter oder ein Referen⸗
ar von amtswegen beigeordnet werden.
Prozesse vor dem Landgericht können nur durch
einen Rechtsanwalt geführt werden.
Deshalb muß in dem Antrag auf Bewilligung des
Armenrechts der Antrag auf Beiordnung eines
Rechtsanwalts zur unentgeltlichen Wahrnehmung des
Rechtsstreits mitenthalten sein.
Die Erteilung des Armenrechts befreit die arme
Partei vorläufig von der Zahlung der Gerichtskosten,
gleich, ob dieselben bereits entstanden sind oder erst
in der Zukunft entstehen werden. Ferner erlangt die
arme Partei die unentgeltliche Dienstleistung des
Gerichtsvollziehers für Zustellungen und Voll—
strecungen, sowie die unentgeltliche Beiordnung eines
Rechtsanwalts, wenn dies notwendig oder ersorder⸗
lich erscheint.
Unterliegt in einem Prozeß die im Besitz des
Armenrechts befindliche Partei, so kann sie ver—
pflichtet werden, die Kosten des Prozeßgegners, sowie
aile entstandenen Gerichts⸗- und außergerichtliche
Kosten, die mit dem Prozeß verbunden sind, zu
zahlen. Die gegnerische Partei kann die Zwangsvoll⸗
treckung wegen der Kosten betreiben, wenn sie einen
gerichtlichen Kostenfestsetzungsbeschluß erwirkt hat.
Die arme Partei kann jedoch auf der gerichtlichen
Festsetzung bestehen, wobei sie die beruhigende Ge⸗—
wißheit haben darf, daß die Forderungsberechtigung
genau nachgeprüft wird.
Wie kann nun ein Gesuch um Bewilligung
des Armenrechts aussehen?
Lassen wir zwei Entwürfe folgen:
An das Amtsgericht in Völklingen⸗Saar.
Gesuch um Bewilligung des Armenrechts
in Sachen Pifte — Muck.
Am 15. April ds. Is verkaufte ich dem Kornelius Mucd
einen Handwagen zum Preise von 120 — Frs. Mucd ver⸗
Zichtere sich. mir den Kaufpreis bis spätestens 1. Oktober
s. Is. zu zahlen. Er ist dieser Verpflichtung trotz mehr⸗
jacher Mahnung bisher nicht nachgekommen, wodurch ich
— bin. zu klagen. Ausweislich beiliegenden
rmutszeugnisses bin ich unbemittelt und bitte daher
mir das Armenrecht zur Anstrengung der Klage zu be—
willigen.
Ort und Datum. Karl Pifke.
An das Landgericht in Saarbrücken.
Gesuch um Bewilligung des Armenrechts
in Sachen Meyer — Müller.
In der Zeit vom 18. Mai bis 14. Juni ds. Is. habe ich
m Auftrage des Fus Müller die Fundamente für seinen
zu erstellenden Neubau ausgeschachtet, ferner bis zur
Kellerhöhe das Beton-Mauerwerk errichtet. Auch habe ich
das Baumaterial wie Kies, Sand, Kalk und Zement ge—⸗
liefert. Die Gesamtforderung hieraus beträgt laut über—
reichter und von Müller anerkannter Aufstellung 3960.-
Frs. Obschon ich sehr in Not bin und ich Müller schon
mehrfach gemahnt habe, weigert er sich, zu zahlen. Des
halb ist Klage erforderlich. Laut beiliegendem Armuts
jeugnis bin ich unbemittelt.
Ich bitte deshalb um Bewilligung des Armenrechts und
Beiordnung eines Rechtsanwalts zur unentgeltlicher
Wahrnehmung meiner Rechte.
Ort und Datnuin Kaspar Meyer.
Anbedingt notwendig ist es, daß man in den An⸗
tragen auf Ertenlung des Armenrechis genau die
Wahrheitfsagt und gegebenenfalls auch die Be
weismittel für den Rechtsanspruch angibt. J. M.
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—IILO
Weißt Du, wie sehr es eine Verantwortlichkei
bedeutet, wenn Du Jugendliche unter Dir hast? Wir
haben es lange und heiß genug beklagt, daß für den
modernen Unternehmer, ob groß, ob klein, der Jugend—⸗
liche das Ausbeutungsobjekt wäre. Wir haben
gesagt, das wäre eine Gewissenlosigkeit und eine Schande.
Und wo es wirklich der Fall war, da war es auch eine
Schande, und ich habe es nie begreifen können, wie ein
Viensch, der die Jugend rücksichtslos als sein Ausbeutungs
objekt mißbrauchte, sich noch christlich nennen konnte.
„Was hätten denn die Jugendlichen dem Unternehmer
ein sollen?“ Ich denke, junge Menschen; er hätte
bedenken sollen, daß diese jungen Menschen ein Anrech“
darauf hatten, echte Kerle zu werden; Vienschen
die was können und ihre sittlichen Grundsätze
haben. Und der Unternehmer hätte sich selbst um die
Jugendlichen kümmern sollen, daß sietwas lernten
daß sie in der Fabrik und in der Werkstatt nicht verwahr⸗
losten; daß fie keine Zotenreitzer, keine Schweinigel und
teine laffen Bengel wurden.
Aber wie hätte er das denn anfangen sollen? Hätte
er selbst die Anleitung und die Erziehung der Jugend⸗
lichen in die Hand nehmen sollen? Das konnte wohl der
Handwerksmeister in der guten alten Zeit; aber das kanr
doch der Fabrikunternehmer von heute nicht, wo gleich
eine ganze große Schar von Jugendlichen eingestellt ist
„Dann hätte er die Anleitung und Erziehung der
Jugendlichen wenigstens in vertrauenswürdige Hände
tegen sollen.“
Was sind das denn, vertrauenswürdige Hände?
„Ei, das sind erwachsene Arbeiter, die es gut mit den
Jugendlichen meinen und denen etwas daran gelegen ist
daß die Jugendlichen echte Kerle werden“
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Bergkuan
Qllen Vorslönden, Dertouensleulen,
Miiqolisdern, Mitorbeiternp, Besern und
ihren Fomilienongehoriqen
wünschen wir
ein geseꝗqneles dlũckliches
Gevierleilunq u. Redoklion
Zur neuen Hetze gegen Imbusch
und den Gewerkor rem
In ihrer Donnerstagnummer (22. Dezember) fiel
die weiter nicht verwunderlich ist, die kommunistische
Arbeiterzeitung“ ebenfalls in schofelster Weise über
zmbusch und den Gewerktverein her, wobei sie den
Dortmunder Generalanzeiger“, also ein typisch
»ürgerliches Blatt, als Kronzeugen anführte. Die
tommunistische „Arbeiterzeitung“ hätte sich ja auch
etwas vergeben, wenn sie in diesem Kampfe nicht
ebenfalls Schulter an Schulter mit den Unternehmer—
»lättern marschiert wäre. Dieser neueste Hetzkampf
gegen Imbusch und den Gewerkverein wurde von der
„Deutschen Bergwerkszeitung“ begonnen, die es
unserm Führer und unserer Organisation nicht ver⸗
zeihen kann, den starken Angriff der Reaktion auf—
gefangen und abgebogen zu haben und für die Ver—
taatlichung des Bergbaues eingetreten zu sein. Wer
diesen Herrschaften in die Parade fährt, muß halt
derdächtigt werden. Daß sich an diesem Treiben gegen
zinen Arbeiterführer und eine Arbeiterorganisation
die kommunistische „Arbeiterzeitung“ munter betei⸗
ligt, zeigt uns zur Genüge, wo die Unternehmer ihre
Zhelfershelfer sitizen haben.
Zu dieser neuesten Hetze nahm unser Essener Berg
knappe in seiner letzten Nummer Stellung. Nach
tehend geben wir diese Stellungnahme auch unsern
Lesern bekannt und bitten sie, gemäß dieser Verlaut—
barung unserer Organisation im Aufklärungs⸗ und
Abwehrkampfe zu handeln.
„Seit Jahren wird in der Unternehmerpresse eine
ible Hetze gegen den Vorsitzenden des Gewerkvereins,
Imbusch, betrieben. In der Wahl der Mittel waren
die Unternehmervertreter dabei nicht wählerisch.
Recht oft gestattete man sich agrob wahrheitswidrige
Behauptungen.
Im letzten Jahre wurde die Hetze schlimmer als
rüher. Die entschiedene Vertretung der Arbeiter—
interessen und die Forderung nach Verstaatlichung
des Bergbaues durch Imbusch waren die Ursache. An—⸗
cheinend ist heute manchem Vertreter der Unter—
nehmerinteressen dabei jegliches Mittel recht. In den
etzten Wochen wurden die tollsten Dinge behauptet
Dan versucht, Imbusch für alles Mögliche verant
vwortlich au machen Inch-sfandere nerbucht man den
mlüßzten solche erwachsenen Arbeiter nicht zuerst einma
elbst echte Kerle sein? Mühßtte in ihnen nicht das Ar—
deiterbewußtsein, der Berufs⸗ und Standesstolz lebendit
ein? Und eine richtige Liebe zu dem jungen Nachwuche?—
des Standes? Und ein Stol z, daß man der Arbeiter-
sugend nichts Ehrenrühriges, nichts Liederliches, nichts
Blödes und Laffes soll nachsagen können? Und eine
5cham, wenn sich leere Kerle unter der Arbeiterjugend
zefinden? Müßte es nicht ihre Herzensforge sein, dafß
die Jugendlichen Freude an ihrer Berufsarbeit kriegen
daß sie in der Fortbildungsschule etwas Ganzes und Tüch
tiges lernen? Daß die Jungen auch einen andern Stof
der Unterhaltung finden als das blödsinnige. laffe Ge
schwätz und die zwei⸗ und eindeutige Rede? Dazß sie nicht
so blödsinnig sind, des Sonntags ihre Groschen und ihr⸗
Kraft zu vergeuden im Kinoblödsinn und in der Liebele;
mit den Blagen und Frauenzimmern, wodurch sie für die
echte, große männliche Liebe und für die Familie ver
dorben werden? Aber wo Kind diese in der Arheiterschaf
u finden?
„Meinst du denn nicht, daß es in der Arbeiterschaf—
ische echte Kerle gibt?“
Um Gottes willen, dann müßte ich ja an der Zukunf
nicht bloß der Arbeiterschaft, sondern von uns allen
»erzweifeln. Ich glaube sogar, daß es ihrer mehr gibt
ils mancher wahrhaben mag. Ich weiß, mit welcher
Sorgfalt mancher Angestellte, mancher Fabrikmeister, man
her ältere Arbeiter die Lehrlinge anleitet. Ich habe
uuch eine Reihe Freunde in der Arbeiterschaft, das sind
echte Kerle, die bekümmern sich um die Arbeiterjugend
obschon ste nicht den Auftrag haben, sie anzuleiten. Die
haben Spaß an jedem strebsamen jungen Arbeiter, die
geben sich Mühe, solche zum Voranstreben aufzumuntern
Reden halten, unter der Jugend agitieren, die Junger
rufretzen das fun Fe nicht Es ist ihnen klar geworden
Seite d
Anschein zu erwecken, als wenn Imbusch mit Geldern
des Gewerkvereins spekulierte und dadurch ungeheure
Verluste entstanden seien. Die Kommunisten helfen
den Unternehmern bei ihrer Hetze. Sie betätigen sich
in diesem Falle wieder als Schutztruppe der Unter⸗
nehmer gegen die Arbeitervertretung.
Wir stellen gegenüber den Nachrichten der Unter⸗
nehmer⸗- und Kommunistenpresse fest, daß die zahl⸗
reich gebrachten Hetznachrichten unzutreffend find. Die
bevorstehende Generalversammlung des Gewerkver⸗
eins wird Gelegenheit geben, an der Stelle, der der
Fewerkvereinsvorstand verantwortlich ist, auf die
Einzelheiten einzugehen und auch über alle geschäft—
lichen Dinge restlos offen zu reden. Unsere Delegier⸗
ten und Mitglieder werden dobei keine Enttäuschun⸗
zen erleben.“
Aus der Jugendbewegung
Gedanlen zum Jahreswechsel
Prosit Neujahr, junger Freund! Lange genug
saben wir uns mit dem alten Jahre herumgeplagt,
im dann schließlich einzusehen, daß es sich nicht mehr
ohnt verlängert zu werden. Mit einem kräftigen:
Prosit Reujahr — wohl beklomm's!
vollen wir uns dann in der Neujahrsnacht die Hände
reundschaftlich drücken und durch Böllerschüsse den
anft schlafenden Mitbürgern das große Geschehen
iber umso hörbarer mitteilen.
Den so wichtigen Augenblick — von der nahen
dirche schlägt es 12 Uhr —, der Tod des alten und
die Geburt des neuen Jahres, haben wir nun schon
oft erlebt. Immer glaubten und erwarteten wir,
das neue Jahr müsse endlich die Erfüllung unserer
Wünsche bringen. Zum mindesten erhofften wir von
sedem neuen Jahre Vernarbung der Wunden, die
ins während des verflossenen Jahres geschlagen wor⸗
den waren. Im letzten alten Jahre wurden wir
ditter enttäuscht und haben wir deshalb unsere ganze
Hoffnung auf das neue Jahr gesetzt, von welchem wir
nal Gutes erwarten. Deshalb unsere Begeisterung,
darum unser Jubel bei der Geburt des neuen Zeilt⸗
Ibhschnittes 1933
„Der Mensch soll nicht über seine Zeit klagen, dabet
ommt nichts heraus“, sagt ein großer Dichter. Die
Arbeiterjugend, die von den schlechten Zeiten, in
denen ihre Väter fast ausschließlich lebten, so gut wie
nichts weiß, klagt sehr über die heutige Zeit. Gewiß,
es gab in unsern Tagen Jahre, in denen die Jugend
und die älteren Kameraden restlos beschäftigt waren
und das Einkommen gegenüber heute weit besser war.
Die Frage, ob diese Zeiten hätten bleiben, bzw. vieles
hätte aufgehalten werden können, falls die Arbeiter⸗
chaft sich ernstlich darum bemüht hätte., lei hier
nur zum Nahdenken gestellt.
Die Arbeiterschaft, und nicht zuletzt die Jugend,
velche für die heutige Zeit, die uns in keiner Weise
defriedigt, mitverantwortlich zeichnet, muß für vieles
lnangenehme und Schlechte, das die Arbeiterschaft im
etzten Jahre hat hinnehmen müssen, schuldig gespro⸗
hen werden. Was hätte in den letzten Jahren man⸗
hes anders und besser werden können, wenn die
Jugend, ja, wenn die Arbeiterschaft in der Vergangen⸗
jeit anstatt gegen, für sich gearbeitet hätte.
Die Zeit an sich ist nicht schlecht, sie ist die gleiche
ehlieben wie damals. als wir sie mit „gut“ bezeich⸗
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datz man damit nicht weiter kommt. Aber ihre große
Sorge ist die Bildung der Arbeiterjugend. Sie haben
kleine Freundschaftskreise von jugendlichen Standesge⸗
iossen um sich geschart. Sie machen mit denselben Wan⸗
erungen, führen mit ihnen ernste, vernünftige Gespräche
iber Welt und Leben, geben ihnen gute Bücher und be⸗
prechen den Inhalt mit ihnen. Marnen. wie der Freund
en Freund warnt.
„Tun sie das im Auftrag des Unternehmers?“
Ist das denn heute noch notwendig? Nein; aber sie
un es von sich selbst aus, weil sie selbst echte. standes⸗
ewußte Arbeiter sind.
„Kriegen sie denn etwas fertig? Oder werden sie von
er Jugend ausgelacht?“
Nun, ich leugne nicht, daß es unter der Arbeiterjugend
olche gibt, die sie auslachen. Warum auch nicht? Aber
zielleicht noch mehr unter den Alten, die die Hände in
eie Taschen stecen und denken: „Was geht das uns an?“
AÄber dadurch lassen fie sich nicht anfechten. Sie suchen
rnicht gleich die Masse, sondern einzelne. Es ist ein
Freundeskreis, in dem nicht mehr gezotet und kein
Blödsinn mehr geschwätzt wird; in dem ernste Bildungs⸗
ragen besprochen werden; wo man sich allmählich schämt,
daß man nichts anderes weiß als die letzten Sportberichte
und den jüngsten Roman von Courths-Mahler und die
aeueste Nic-Karter-Geschichte. Zum Glüdck gibt es heute
in der Arbeiterjugend schon einzelne. denen das Treiben
don früher zum Hals herauskommt; denen es aufgegangen
ist, daß sie auf Erden sind, um Menschen zu sein, und
denen Menschenwürde etwas mehr ist als eine hohle
Agitationsphrase. Und solche haben sich lange genug nach
Führern gesehnt aus dem eigenen Stande. Jetzt scheinen
hnen aana allmählich einige solche zu erwachsen.
Anton Heinen.
Nan alltäalichen Dingen“