Anmmer 53
⸗aarbrücken, den 831. Dezember 1932
13. Jahrgans
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* —
Organ des Gewerkvereins christl. Bergarbeiter Deutschlands für das Saargebiet
Aßchein seden Samstag für die Nitglieder gratis. — JGeschäftsstelle des SaarBergknappen“: &
Preis fur die Zahlstellenabonnenten 5.— Fr monatl ohne Jür wirthehasenez , Hebung hrũcken 2. St Johanner Straße 49. — FernsprechAnschluß:
Botenlohn. für die Postabonnenten 18— Fr viertelsjährlee des ergarbeiterstandes Amt Saarbrücken. Sammel⸗Nr. 292 41.
Zum Jahreswechsel
Ein hartes Notjahr findet mit dem heutigen Tage sein Ende. Es hatte viel
Leid und Prüfung für die breiten Voltsschichten in seinem Gesolge. Es
bescherte Arbeitslosigkeit in vermehrtem Maße, Feierschichten in nie gekannter
Zahl und Wirtschaftsschwierigkeiten, wie sie die Welt selten erlebt hat. Und
doch hielten wir uns aufrecht, und doch verzagten und verzweifelten wir
nicht. Wenn je, dann bewährte sich gerade im Jahre 1932 der echte gewert—
schaftliche Geist. Wir halten uns verpflichtet, diese Tatsache gleich am Anfang
unserer heutigen Betrachtung festzustellen. Unsere Mitgliedschaft, die sicherlich
in den zwölf Monaten des nunmehr ablaufenden Jahres nicht auf Vosen
gebettet war, hat sich prächtig bewährt. Unsere Gegner versuchten ja alles,
um in dieser schweren Krisenzeit die Gewerkschaftsbewegung zu erledigen.
Ihe Beginnen und Handeln scheiterte an der gewerkschaftlichen Treue und
dem Opfersinn unserer Mitgliedschaft. Der Gewert—
schaftsgedanke hat seine Bewährung und Erprobung
bestanden. Es erwies sich, daß er nicht an der Ober⸗
fläche wurzelt, sondern tief gründet im Innern un—
serer braven Bergleute. Ihnen gebührt der Dank
der ganzen Arbeiterschaft für ihre gewerkschaftliche
Treue. Ohne diese gewerkschaftliche Treue wäre die
Arbeiterschaft gerade im jetzt ablaufenden Jahre um
Jahrzehnte zurückgeworfen worden. Niemals hatte
die Reaktion Anstrengungen in dem Umfange, mit
der Wucht und den zahlreichen Machtmitteln ge—-
macht, wie im Jahre 1932, um die Herrschaft wieder
pöllig in ihren Besitz zu bekommen. Wenn ihr An—
zriff scheiterte, wenn er das gesteckte Fiel nicht
erreichte, dann muß die deutftsche Arbeiterschaft sich
dei den Gewerkschaftlern bedanken. Sie stellten die
Zampftruppen, sie warfen sich der Reaktion ent—
gegen, sie wehrten das Böse und Schlimme ab, das
über die ganze Arbeiterschaft hereinzubrechen drohte.
Für diese hervorragende Tat, die in einer geit
zrößter wirtschaftlicher Not, die in einer gZeit der
Enttäuschungen und Hoffnungslosigkeit vollbracht
wurde, sagen wir heute unserer ganzen Mitglied—
schaft recht herzlichen Dank. Diesen Dank dehnen
wir auch auf ihre Frauen und Mütter aus, die mit-
kämpften. mitrangen und mitopferten, um der
Arbeiterschaft ihre Freiheit zu erhalten, um sie be—
wahren zu helfen vor einem schlimmen Sklavenlose.
Besonderer Dank gebührt allen unsern Vorstands-
mitgliedern, Verktrauensleuten, Versammlungs-
rednern und den anderen Funktionären, die sich im Laufe des Sahres beson-
deren Mühen für die heilige Sache der Arbeiterschaft unterzogen. Gar oft
waren sie täfig, Unentschlossene aufzumuntern, Laue anzufeuern, Fern—
stehende zu gewinnen, Säumige zur pünkflichen Zahlung zu bewegen, damit
die Front intakt und kampffähig blieb. Andere trugen unverdrossen Woche
um Woche unser Organ in die Wohnungen der Mitglieder, wehrten manches
harte Wort durch unermüdliche Belehrung ab, kamen immer wieder, bis die
Beitragszahlung erfolgt war — alles aus dem Streben heraus, der Arbeiter⸗
jache zu nutzen, der durch die Angriffe der Reaktion so furchtbare Gefahren
drohten. Und rief unser Gewerkverein zu notwendigen Tagungen, mochte es
sich um Revier-oder Bezirkstagungen handeln, dann folgten alle im Vorder⸗
ftreffen stehenden Kameraden dem Kusfe. Einmütig stellten sie sich immer
hinter die Forderungen ihrer Organisation; einmütig wehrten sie Angriffe
ab; einmütig bewiesen sie der Oeffentlichkeit und allen Gegnern, daß sie sich
nif ihrer Organisationsleitung untrennbar verbunden fühlen, daß Mitglied-
schaft und Leitung einen einzigen unzerstörbaren Block bilden. So ist es an⸗
zebracht, daß wir all diesen Geftreuen, die so manches Opfer brachten, unseren
besenderen Dank am Vahresschlusse aussprechen. — Aber auch unsere christ-
liche Knappenjugend darf nicht leer ausgehen. Sie hat sich besonders prächtig
im Jahre 1932 geschlagen. Neben der Not wuchs auch der Radikalismus, der
insbesondere die Jugend zu erfassen bestrebt ist. Unsere Jugend fiel auf die
Lockungen des Radikalismus nicht herein. Sie erbrachte den Beweis, daß sie
Phrasen von Taten zu unterscheiden versteht. Es zeigte sich, daß sie nicht um-
sonst die gewerkschaffliche Schule besucht hat. Aber auch das zeigte sich, daß sie
weiß. was für ihre Zukunft auf dem Spiele stand und steht. Sie hat es be—
griffen, daß die Jugend selbst mit Handanlegen muß zur Gestaltung ihrer
Zukunft. Eine bessere Zukunft wird nicht aus kommunistischem Geschrei. wird
nicht aus einer Verekelung des Gewertftschaftsgebanfens und einor Serstöruna
er Gewerkschaftsbewegung. Das hat unsere Jugend vollauf begriffen. Sie
jat es erfaßl, daß es dazu der unermüdlichen und stets opferbereiten Klein—
rbeit, des zähen Hinarbeitens auf das ersehnte Ziel aus einer unausschöpf-
ichen Kraftquelle bedars. Und weil sie das begriffen hat, weiß sie, daß diese
sätigkeit sich in der und durch die Gewerkschaftsbewegung vollziehen muß, daß
iese Gewerkschasisbewegung wiederum in einem Boden gründen muß, der
est und unwandelbar ist und daß sie die Kraft aus einer Quelle schöpfen muß,
ie ewig ist und aus Gott selbst fließt. Weil unsere Jugend sich davon über—
eugt hat. darum stand auch sie fest wie eine Eiche zur Gewerkschaftssache, hielt
e ihrem Gewerkverein christlicher Bergarbeiter nicht nur die Treue, sondern
jalf sie aktiv alle die Angriffe abwehren, die ihre Freiheit als Bürger und
Nensch bedrohten. So hat auch sie unsern Dantk verdient, den wir ihr hier
öffentlich aussprechen. —
Wir können natürlich für das neue Jahr kein
horoskop stellen, weil wir auch nicht die Zukunft, die
dunkel vor uns liegt, erhellen und durchschauen
können. Nur das eine wissen wir, daß die Arbeiter⸗
schaft die Schwierigkeiten, die ihnen das neue Sahr
sicherlich auch in reichem Maße bescheren wird, wenn
sie weiterhin gewerkschaftliche Treue übt. Die wirt—
schaftlichen Schwierigkeiten werden noch anhalten,
die die Reaktion auch zukünftig für ihre Ziele aus—
zunutzen suchen wird. Wenn unsere Miäigliedschaft
zusammenhält, wenn sie sich auch zukünftig opfer-
fähig erweist, dann werden die Bestrebungen der
Roaktion ohne Erfolg bleiben. Das alte Jahr war
ans in dieser Hinsicht ein wertvoller Lehrmeister. In
hm lernten wir das wieder richtig erkennen und
chãtzen, was wir uns durch unser gewerkschaftliches
Zusammenstehen erworben hatten. Gar viele hatten
teinen Blick mehr für das, was erworben worden
war. Sie mäkelten an allem herum, ließen an nichts
ein gates Haar. Bis ihnen dann durch die Reaktion
die Augen geöffnet wurden, bis diese ihnen einige
Positionen weggenommen hatte und andere in äu—
zerste Bedrängnis geraten waren. Da erkannte
man, was man eigentklich besitzt, und erkannte da-
mit auch den großen Wert des Bedrohten. Dadrech
wurde die Widerstandskraft geweckt und genährt,
die es ermöglichte, daß wir inühsam Erworbenes
nicht preiszugeben brauchten, sondern uns und un⸗
serer Nachkommenschaft erhielten. Um dieses heiß
krworbene geht es auch im neuen Jahre. Es wird bestimmt nicht verloren
zehen, und mögen die Schwierigkeiten sich himmelhoch iürmen, und mag die
Keaktion mit erneuter und vermehrter Schärfe gegen uns kämpfen, wenn wir
inig bleiben und treu. Aus dem Geschehen des alten Jahres müssen wir
jernen, um im neuen Jahre richtig handeln zu können. Wir wollen es hakten mif
Fasar Flaischlen:
Zum neuen Jahr!
BGleich einem sthönen Sterne
Baut sich das neue Jahr
Aus nebelgrauer Ferne
Den lieben Menschen dar.
Was bringt es wohl an Düften,
hält Dornen es bereit?
AuI
Den Schleier künjt'ger Feit.
Kein Auge auch sich weitet,
Zu forschen in der Nacht,
Was tief sich vorbereitet
Im dunklen Bergesschacht.
Getroft! getroft! Ich singe,
Nicht wahr, du Knappenstchar,
Die Treue, sie umschlinge
Uns autch im neuen Jahr.
L. Kessing.
Sieh doch den Wettersturm am Himmel!
sieh doch die Wolken um die Höhn!
Ich aber sag: das geht vorüber
und auf den Abend wird es schön!
Bebt mich nur frei und laßt mich's wagen.
ein bißchen auch mir selbst zu traun!
Was frommt es denn, altjsungfer⸗änastlich
nach jedem Nebel auszuschaun!?
Nur frei muß ich! und frei ... ehe
der Zorn zum Sieg in mir erlahmt
und was ich Großes möchte, elend
in Alltagströdel sich verkramt!
Noch krägt zu stolzbegrenzten Fielen
ein jauchzend Hoffen mich empor ...
und bis zu Ende sei gehalten,
was meiner Ingend ich beschwor!
Und grollen rings auch tausend Wetter
und droht es noch so von den Höhn ..
aß drohn. was will! es geht vorüber
ind auf den Abond wird es schön