Full text: Der Saarbergknappe (13 [1932])

Nummer 52 
Diese recht erheblichen Ersparnisse dürften der 
Regierungskommission genügend Anlaß sein, um durch 
sßewährung einer angemessenen Beihilfse die Knapp⸗ 
Dligtassen der Saarbergarbeiter in Ordnung zu 
alten. 
Wir beantragen daher, daß die Verwaltung der 
Saar⸗Knappschaft unverzüglich mit der Regierungs⸗ 
kommission ins Benehmen tritit zwecss Hergabe eines 
angemessenen Zuschusses.“ 
Die Knappschaftsverwaltung zeigte sich sofort bereit, 
diese Erklärung dem Oberbergamt als Aufsichts⸗ 
behörde zur weiteren Veranlassung zu übermitteln. — 
Wir möchten glauben, daß die Regierungskommission 
sich im Hinblick auf die Notstände im Saargebiet doch 
noch bewegen läßt, ihre kundgetane Absicht wiede 
rufzugeben. 
bterbegeld und Begräbnisbeihilfe 
der 6aur⸗Knappichaft 
Gemähß 8 76 der Satzung beträgt das Sterbegeld 
hei der Krankenkasse der Saar⸗-Knappschaft das 
z0fache des Grundlohnes. Nach 8 77 wird auch für die 
Kinder eines Versicherten ein Sterbegeld gewährt, 
wenn dieselben mit dem Versicherten in hauslicher 
Hemeinschaft gelebt haben. Das Sterbegeld für eine 
Ehefrau beträgt das 2ofache, für ein Kind das 
lOfache und für eine Totgeburt das S5fache des 
ßrundlohnes. Nachstehende Tabelle gibt eine genaue 
Uebersicht: 
Sterbegeld (A⸗Abteilung). 
Lohnstufe Grundlohn Mitglied Ehefrau Kind Totgeburt 
Frs. Frs. Frs. Frs. 
1230 330 220 110 5 
1430* 420 280 40 70 
17230-5 10 340 170 85 
20230 * 600 to 00 100 
2330 *690 46 230 115 
26.30* 780 520 260 130 
29)30- 870 580 290 145 
3230 * 960 640 320 160 
Für Berginvaliden, die nicht Mitglied der 
Kraänkenkasse sind, sowie für deren Ehefrauen und 
Kinder wird beim Tode eine 
Begräbnisbeihilfe 
gewährt. Die entsprechende Bestimmung der Knapp 
schaftssatzung lautet: 
„Bei dem Tode eines Berginvaliden, eines pen— 
sionierten früheren Pensionskassenmitgliedes, der 
Ehefrau oder eines noch nicht 15 Jahre alten Kindes 
eines Berginvaliden oder eines pensionierten früheren 
Pensionskassenmitgliedes sowie bei dem Tode einer 
Witwe oder eines noch nicht 15 Jahre alten Kindes 
eines verstorbenen Berginvaliden oder eines ver— 
sttorbenen pensionierten früheren Pensionskassenmit— 
zliedes, sofern die Witwe bezw. das Kind zur Zeit 
ihres Todes von der Knappschaft Witwenpension 
bezw. Waisengeld bezogen haben, wird eine Beihilfe 
zu den Bestattungskosten gewährt. Sie wird um den 
Weihnachtstrnum im Winterwäalde 
Im tiefverschneiten Walde, weit abseits von der 
Straße, stand eine junge, schöne, schlankgewachsene Tanne 
Da sie duzg nichts beengt und beeinträchtigt wurde, 
konnte sie sich schön stark und ebenmäßig entwickeln. Wie 
ein weicher, weißer Pelz fielen nun die Schneemassen von 
ihrem Kopfe über Schultern und Arme herunter und 
drückten sie sichtlich zu Voden. Gleich neben N halb im 
Schnee begraben, stand ihre viel kleinere Gefährtin, die 
von der VNutter Natur weniger an Anmut und Schön⸗ 
heit erhalten hatte. Durch das Wiegen und Tanzen von 
gestern bis spät in die Nacht — der Wind hatte auf— 
espielt und mit vollen Backen geblasen — waren sie 
— ermüdet und schliefen nun in ihren weichen zarten 
Daunen bis in den lichten Tag hinein. Erst spät, als 
die Sonne sich durchgerungen hatte, und in ihrem Scheine 
die weißen Nachthauben glitzerten, als wären sie von 
Gold und Silber durchwirkt, da erwachte die Größere, 
rieb sich die Flofgen aus den Augen und schüttelte zum 
Teil die weißen Daunen von ihren Armen. Da diese der 
Kleinen ins Gesicht fielen, erwachte auch sie und ngue 
traumverloren in die prächtige Winterlandschaft. Nach⸗ 
dem sie sich einen freundlichen „Guten Morgen“ ge— 
wünscht, fing die Große gleich damit an zu berichten, was 
ie geträumt habe. 
„Htir war,“ so erzählte sie der Kleinen, „als stände ich 
als Weihnachtsbaum in einem feinen Salon. Rings—⸗ 
herum war ich mit bunten Kugeln und prächtigem 
Schmucke geziert und von oben bis unten in goldene und 
filberne Fäden gehüllt. Darüber fiel dann noch ein 
Schleier von weißem, zarten Engelhaar. Als Kopischut 
frug ich eine in eine Spitz n'ande glänzende grans 
Wie herrlich aber erstrahlte dies alles, die funkelnde 
Krone und das prächtige Gewand erst am Abend beim 
Kerzenschimmer! Ich kam mir schöner und reizender vor. 
als eine Prinzessin. Da vernahm ich, wie vor dem Fenster 
ein Auto hiell dann noch zwei oder drei. Ich hörte, wie 
man draußen die Pelzmäntel ablegte und herein lamen 
herren im Frack und Damen in rauschenden Seiden— 
gßewändern. Es folaten elegante und ce Ver⸗ 
neigungen. man reichte einander die Hände und wünschte 
fich frohe Feiertane Jetzt aber glaubte ich, es sei für 
mich der ersehnte Augenblick gelommen. denn alle wandten 
ihre Aufmerisamkeit mir zu. Die Damen und Herren 
kamen näher, lächelten über das Glitzern und Funkeln 
und lobten den auten Geschmack in der Mahl und Au— 
ver Saar⸗Bergknappe 
getrag des Sterbegeldes gekürzt, auf das der Ver— 
torbene einen Anspruch gegen einen Träger der ge— 
etzlichen Kranken⸗ oder Unfallversicherung hat. 
Die Bestattungsbeihilse beträgt: 
a) bei dem Tode eines Berginvaliden oder eines 
penfionierten früheren Pensionskassenmitgliedes 
600 Frs., sofern nicht nach 8 78 ein hoöheres 
Sterbegeld (8 76) zu zahlen ist, 
d) bei dem Tode einer berechtigten Ehefrau oder 
Witwe 400 Frs. 
) bei dem Tode eines berechtigten Kindes 200 Frs. 
für ein totgeborenes Kind 100 Frs. 
Die Krankenkasse der Angestellten-Abteilung (B⸗ 
Abteilung) gewährt für ihre Mitglieder ein Sterbe— 
geld in Höhe des 34fachen des Grundlohnes. Beim 
Tode der Ehefrau oder eines noch nicht 15 Jahre 
ilten Kindes, falls dieselben mit dem Versicherten 
n häuslicher Gemeinschaft gelebt haben, wird eben⸗ 
alls ein Sterbegeld gewährt. Es beträgt: 
für die Ehefrau *, für ein Kind * 
für ein totgeborenes Kind * 
des Mitglieder-Sterbegeldes. Genaue Uebersicht gib 
iolgende Tabelle: 
Sterbegeld (B⸗Abteilung) 
rohnstuse Grundlohn Mitglied Ehefrau Kind Totgebur 
Frs. Frs. Frs. Frs. 
9 306 204 102 51 
12 408 272 136 68 
15 X 340 170 85 
8 612 408 204 102 
2. 714 476 238 119 
24 816 544 272 136 
27 918 612 306 153 
30 1020 680 340 170 
Die Angestellten⸗Pensionskasse gewährt eine Be 
tattungsbeihilfe in gleicher Höhe wie die Arbeiter 
Pensionskasse 
Seite 8 
Gorsprechende zu den einzelnen Buros nicht zu⸗ 
gelassen 
Unsere Mitglieder wollen diesen Beschluß zur 
Denntnis nehmen und beachten. Es soll ganz be⸗ 
onders nochmals darauf hingewiesen werden, daß 
alle Wünsche und Anträge zunächst durch den zu⸗ 
tändigen Knappfchaftsältesten einzureichen sind. Auch 
evt. Nachfragen über den Stand einer knappschaft⸗ 
ichen Angelegenheit können durch den zuständigen 
dnappschaftsältesten getätigt werden. 
Die Knappschaftsältesten selbst sollen sich ebenfalls 
iach Möglichkeit an die eingerichteten Sprechtage 
salten und nur in dringenden Fällen an anderen 
Tagen vorsprechen. 
Füt jeden sredsumen Gewertchuftler 
In der Nummer 50 geigen wir die Lehrbogen an, oie 
om Verlag „Deutsche Arbeit“, Beruin⸗ Wilmersdors 
daiserallee 25, unter der Leitung von Herrn Dr. Röhr, 
ür strebsame Gewerkschaftler herausgegeben werden. Diese 
rehrbogen, die die verschiedensten aktuellen Fragen des 
WPirtschafts⸗, Sozial⸗ und Staatsleben behandeln, wurden 
aund werden von ersten Fachleuten e die in ge⸗ 
drängter Kürze einen gut unterrichtenden Äbriß über die 
jeweilige Frage geben. In unserer ersten Anzeige waren 
die ferligen Lehrbogen bis Nr. 14 angegeben. Mittler⸗ 
weile sind weitere Lehrbogen erschienen, die wir nach⸗ 
stehend zur Kenntnis unserer srde bringen. Be⸗ 
stellungen können bei dem am Schlusse angegebenen Verlag 
erfolgen. 
15. „Das Geld muß rollen! /... 8 Pig. 
(Geld soll tauschen. Man kaufe. Man spare. Geldumlauf 
und Geldpolitik. Schwundgeld? ufsw.) 
16. „Autarkie oder Wirtschaft?“. .20 Pig. 
Autarkie ist Verzicht auf jeden Außenhandel. Sind wir 
uf dem Wege zur Autarkie? Autarkie bedeutet Arbeits⸗ 
osigkeit. Autarkie bringt Gefahr der Hungersnot usw.) 
7. „Die Staatengebilde der Erder....20Ppig. 
Souveräne Staaten. Diplomatie. Internationale Ver⸗ 
räge. Völkerbund. Haager Gerichtshof. Kellogg-Pakt. 
rocarno-⸗Vertrag. Reparationen. Die einzelnen Staaten⸗ 
ind Ländergruppen: Deutschland. Frankreich. Italien. 
Japan. China usw. Weltfrieden. „Pan-Europa“.) 
8. „Die Gesellschaft“ 20 Pig. 
Was ist die Gesellschaft? Die Teilgebilde und der ein⸗ 
elne. Die Familie. Die Gemeinde. Der Staat. Die 
Zirche. Der Berufsstand. Neue Gesellschaftsordnung und 
Arbeiterschaft. Allgemeine Bedeutung der Neuordnung) 
9. „Der Rechtsstaat und seine Geführdung“ . 20Psfg. 
A. Der Rechtsstaat. — Rechtliche Ordnung des Lebens der 
taatsangehörigen. Die Verfassung. Die Bürgerrechte. 
zeordnetes Versahren in Ausübung der Zwangsgewalt. — 
3. Die Gefährdungen des Rechtsstaates. — Gefährdungen 
nn der privatrechtlichen Sphäre. Gefährdungen in der 
S5phäre des konstitutionellen Aufbaues. — C. Das ganze 
Lolk muß Hüter des Recht-itantis vin 
20 „Die Konjunktur“ ca. 55 Pig. 
Die Begrenzung des Themas. Was gehört nicht zur Kon⸗ 
unktur? Der Die Dauer des Kon⸗ 
unktur⸗Zyklus. Die langen Wellen der Konjunktur. Vom 
Vesen der Konjunktur. Gleichgewicht und Störung. Der 
doniunktur-Anstiea. Die Hochkoniunktur. Die Krisis. Die 
2 
3 
Einrichtung von oprechlagen bei der 
baar⸗Knappschaft 
Die Knappschaftsverwaltung brachte dem Vorstand 
ur Kenntnis, daß viele aktive und inaktive Knapp— 
chaftsmitglieder unter Umgehung des zuständigen 
Tnappschaftsältesten direkt bei der Verwaltung in 
Saarbrücken vorsprechen in der irrigen Annahme, daß 
dadurch Wünsche und Begehren schneller und leichter 
hre Befriedigung finden. Der Zuspruch sei aber in 
zer letzten Zeit so stark geworden, daß die einzelnen 
Dienststellen in der Erledigung ihres Arbeitspensums 
rußerordentlich gehemmt gewesen wären. 
Um wenigstens an einigen Tagen ein ungestörtes 
Arbeiten zu gewährleisten, machte die Verwaltung 
den Vorschlag, für die Mitglieder, die unbedingt per⸗ 
sönlich bei der Knappschaft vorsprechen wollen, 
Sprechtage festzusetzen. Der Vorstand hat den Vor—⸗ 
chlag angenommen und als Sprechtage 
Montag, Mittwoch und Freitag 
eder Woche bestimmt. An den andern Tagen werden 
hn und die Mutter der Kleinen war nichts übrig ge⸗ 
lieben. Als die Frau in die Stube trat und mich in 
zem ärmlichen Schmucke sah, kamen ihr die Tränen in 
die Augen. „Komm,“ sagte der Mann, der dies merkte, 
nit weicher Stimme. „gehen wir schlafen. Bald wird es 
zesser. Der liebe Herrgott wird uns nicht ganz verlassen. 
Im Frühjahr werde ich wieder Arbeit bekommen und 
dann geht es wieder aufmärte“ 
In der Stube wurde es dunkel. Ich hörte nur noch 
inige Zeit durch die Türe ein Murmeln wie ein leises 
Beten, dann war es stille. — Doch nicht lange, da fiel 
ein eigentümliches, glänzendes Licht in die Stuübe. Lieb⸗ 
liche Engelein kamen herein und geradewegs zu mir. 
krst war ich erschrocken, bald aber verwandelte sich mein 
S„chrecken in Staunen. Sie packten wunderschöne Sachen 
dus und fingen dann an, mich von allen Seiten zu 
Aufmerksam war die Kleine der Erzählung der schmücken. Eines der Englein brachte eine Kette von 
ßrößeren gefolgt. Am Ende aber war sie sichtlich ent- hlleinen aber wunderbar glänzenden Kugeln, mit der es 
äuscht. Umso eiliger ergriff sie aber die Gelegenheit zu neine Schultern, die Taille und den Saum meines Röck— 
agen, daß auch sie von Weihnachten geträumt habe und leins zierte. Während es die schimmernde Kette befestigte, 
zerichtete der Größeren in kindlichem Eifer nun folgendes: erzãhlle es den anderen, wie es im Auftrag des Christ⸗ 
„Ich sah mich im Traume unter dem Arm eines kräf⸗ lindleins die ganze Kette zusammengesetzt habe und zwar 
igen Mannes. Er war einfach, fast ärmlich gekleidet und aus den heißen, bitteren Tränen einer liebenden sor⸗ 
oa er keine Handschuhe hatte, vergrub er die Hände in genden Mutter, der Frau dieses Hauses. Ein anderes 
den Taschen. In Gedanken versunken und als oß Sorgen Englein brachte prächtige farbige Kugeln und erklärte, 
hn drückten, ging er auf ein kleines bescheidenes Häus⸗ seien die Seuijzer des atmen Mannes, der schwer untert 
hen zu. Eine saubere junge Frau kam auf den Haus⸗- der Arbeitslosigkeit leide. „Und seht hier wie das gläu— 
gang. Als sie mich sah. huschte ein Lächeln über ihr bige Vertrauen. das die braven Leute auch in den schlimm— 
lasses, müdes Gesicht. Während der Mann mich auf dem ‚sten Zeiten der RNot stets bewäahrten, trefflich belohnt 
Flur in die Ecke setzte, hörte ich. wie er ihr etwas sacte birdo rief ein lockenköpfiges Englein und schwebte mit 
yon Arbeitsamt und wenigen Groschen. Dann hörte ich einer funkelnden Krone, wie auch du sie im Traume ge— 
nur mehr das Rattern einer Rähmaschine und das Laufen ragen hast, zu mir und setzte sie mir auf das Köpflein. 
ind Lachen von Kindern. Bald aber wurde es ruhiger. Sie brachten ferner noch Gold- und Silberfäden in reich— 
Ind als es ganz dunkel war, nahm mich der Mann mit icher Menge, die, wie die Englein sagten, die wahre 
serein in die Stube. Die Frau saß an der Rähmaschine diebe und Treue zu Gott und den Menschen bezeichnen 
iber ihre Arbeit gebückt. Pas Zimmer war einfach und ollten, die auch in schweren Tagen nicht aus dieser 
lein, es war Küche und Wohnzimmer zugleich. Ich wurde familie wichen Von der schimmernden Krone bis 
nuf einem Brette befestigt und dann holte der Mann jinunter zu der glänzenden Kette von Kugeln, die das 
ius einem anstoßenden Zimmer die Sachen zum Röcklein uümsäumten, spannten sie dann einen schönen 
Zchmüchen. Es war nur sehr wenig aus den letzten weißzen Schleier von Engelhaar, zum Zeichen des zärten, 
Jahren mehr übrig geblieben. So klein ich auch war, innigen Familienlebens, das hier noch gepflegt wurde. 
ind so sehr der arme Mann sich bemühte, der Schmuck Während eines der Engelein an einem prächtig strahlen⸗ 
lieb weniger noch als bescheiden. Nun war die Frau den Kleide bunte Kerzen befestigte, dag Sinnbild so 
nuch mit dem zweiten Schürzchen fertig geworden und be- mancherlei Opfer, die die Aermsten gebracht hatten. 
zann flink das Zimmer zu räumen. Der Mann trug mich legten die anderen vassende Geschenke zurecht für Kinder 
aher in die Stube und legte die Geschenke, zwei Hös⸗ und Eltern. Die Englein verschwanden darauf, und um 
hen und Schürzchen für die vier Kinder darunter Für mich war es dunkel wie vorher. Ich wukte ern ß
	        
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