Univet sitatæhibliotnek
sa Saarbrocken
*
Seite *
„DerSaar⸗Beratbrapper
A Ach ichti
Fahrsteiger Aeclermann berichtigt
Von „Herrn Hauptmann“ Ackermann des „Verban⸗- das ist, hat die „Lothringer Volkszeitung“, also ein
des der Saarbergleute, Sektion Maybach“, erhielten inverdächtiger z r —* n folgt
wir folgende Berichtigung: und gegeben:
.1. Es ist unwahr, daßz ich jemals Teparatist gewesen bin z 4e1 8
Wahr ist, daßz ich —22 mit der e e Be⸗ „Die Führer sind Rheinlandjsevaratisten und
wegung in Agend einer Verbindung gestanden habe Saarländer, die bereiis die französische Nationali-
und auch niemals Mitslied derselben war. üt erworben haben. Sie zogen es vor, sern von
Es ist unwahr, daß ich erklärt oder behauptet hätte, aller Oeffentlichteit den autonomistischen Samen
unschuldig von den verflixten Chauvinisten im Ruhr— auszustreuen, da sie mehr an Frankreich
gebiet versolgt worden zu sein. Wahr ist. daß ich 1m als ans Saargebiet gebundensind.“
Ruͤhrgebiet niemals von irgend iemand veriolst 2
wurde. Daß Sie, Herr Adermann, sich in dieser Gesellschaft
Es i unwahr. daß ich nach dem Maybacher Gruben- besinden, haben Sie doch senb st mehrmals be—
Nusglüc ais Aisichtsbeamter am Schacht wie belessen undet, so auch durch Ihren in der Saar⸗-Chronik“
herumgeschrieen habe. Wahr ist. daß ich als anwesender (Nr. 17, neue Folge Nr. 1, vom 24 Dliober 1031)
dangäliester Beamter während des Transportes der heröffentlichter Brlef 'd J R la
ersten Toten und Verwundeten am Schacht dafür sorgte, sfentlichten Brief an den eufranzosen Gebelein
nen Zoten and eudete gne wt detere Jeuern Sie in diesem Briese Gehrelein, Ihren zuleben
drange nicht so statk wurde. daß es den Transport bätte freund“ nicht an, „nicht zu erlahmen und in der bis⸗
gefahrden lönnen und daß ich in dieser Sandrung jserigen Richtung tätig zu sein“, also unentwegt auf
von nee seht hoch sehenden behördlichen Person ber die Lostrennung des Saargebietes vom
IJ IAM Miis noswendig polneiliche Hülfe Keichehinzuarbeiten! Wer gab Ihnen, dem
adeil in ust stellte. 3 sti , *
Es ist unwahr. daß sich jeniand mit dem Erfuchen — nn m h re len —5
ir oreehie' hhere Benmie gewandt hat. mich vomer icht heißßt, daß Sie auch wirklit
sihtediet e sbindene Wahr ijt. dat die mir Lin deutscher Saagarland er seien, da die „Saat.
vorgeseblen höberen Beamten von einem derartigen einwohnerschaft“ von der Regierungskommission au⸗
Unnnn nichts wissen. durchsid tigen politischen Gründen für die ausländi—
Es ist unwahr. daß ich jür die Auigabe bezahlt werde. schen Nichtsaarländer ‚neu geprägt“ wurde) überhaupt
d srien deusschen Beamten zu bespißein und dem auch nur den Schein eines Rechts, im Namen der
Saar bund. owie der französischen Schule innerbalb der igentlichen Bevölkerung des Saargebietes zu sprechen
e eee
se jeder. meiner Kollegen ausübt, und wie man sie serung zu machen und die Forderung zu erheben, der
n inem Fahrsteiget verlanst. etzige politische Zustand müsse beibehalten werden?
n gnem ahteeüat s a Grubenbüro zur, her- Sehen Sie, auf Grund des soeben Ausgeführten müsser
sellung der Einladungen jür die Gründungsversamm- vir Sie sogar als einen sehr anmaßenden
nug in Maybach benutzt habe. Wahr ist. daß ich diese Saarseparatisten solange betrachten, als Sie nicht den
ere sr — auf eigener Schreib- dündigen Beweis dafür erbringen, daß Sie sich nicht
malchine angefertiat babe reiwillig in dieser Gesellschaft besinden und ihre
E n x. e, edruckte att —2
i unzen dat de n dorz dogeuutten t Zanviumgen nur deshals aussuührten wein Sie Ihue
e n Grubenbuürts jabriziert wurde. Wahr, ist In befohlen wurden. Für uns gilt immer nocd
dan bine esdit on in der Verammlung am 28. Rod der alte Spruch: „Mitgegangen. mitgefsangen und
anj der Kegelbahn Maybach einstimmig augenommen nitgehangen.“ Das dürfte vorläusig zu Punkt 15
wurde. hrer Berichtigung genügen. —
2. Aber, aber Herr Ackermann, was soll denn da
u Ihrer Berichtigung heißen:
„Es ist unwahr, daß ich erklärt oder behaup—
tet hätte, unschuüdig von den verflixten
Chauvinisten im Ruhrgebiet verfolgt worden
zu sein.“
Auszeichnung im Tett nahmen wir vor. D. Red.,
hatten wir denn etwas anderes gesagt gehabt in der
stuͤmmer 511931 unseres Organs? Sehen Sie, es
bleibt auch in Ihrem Falle wahr, daß blinder Eifer
nur schadet, und daß der, der den Schaden hat, für
den Spott nicht zu sorgen braucht. Wir glauben es
Ihnen übrigens gerne, daß Süennicht verfolgt
vpurden , weil Sie sich durch dieses öffentliche Zeug—
us in obiger Berichtigung ein wirtliches Verdienst
Aworben haben. Dieses Verdienst besteht darin, daß
Sie sich zum verdienten Kronzeugen dafür
Jgemacht haben, daß die zahlreichen Meldungen fran⸗
zsischer Blätter, wonach alle Deutschen, die es wäh⸗
endder Besatzungszeit im Ruhrgebiet, im Rhein—
ünd und in der Pfalz mit den Franzoseen ge—
galten hätten, nach deren Abzug von den übrigen
Heutschen so miserabel schlecht behandelt worden
wären, doch glatter Schwindel waren. Sehen Sie
so kann man sich ungewollt Verdienste erwerben
Ddenn man etwas allzu eilig in „Berichtigungen“
nacht. Die Franzosen werden sich sicher über Ihre
Aworbene Kronzeugenschaft in diesem Falle auch
sehr freuen. Schließlich ist Ihr Zeugnis auch wich—
tig für die Jukünfit; denn wir können uns vorstel⸗
en, daß n ach 1935 französische Blätter schreiben
önnten, wenn die heutigen Saarseparatisten in
Frankreich um ein Alyl betteln, wir bösen“ deut⸗
chen Saarländer hätten diese „armen Leute hinaus⸗
seekelt“, Rein, nein, Sie haben schon recht, Herr
Acermann diese Leule gehen dann genau so jre i—
villig und unverfolgt aus dem Saargebiet
die Sre aus dem Ruhrgebiet „gegangen“ sind
delle? Un nix vor ungutt! —
3. serr Ackermann, wir sind gar nicht so wie Sise
meinen. Wir wollen es nicht bestreiten, daß Sie
ür Ihr Verhalten am Schachte der Grube Maͤybach
am Unglücksabend „von einer sehr hoch stehenden
behördlichen Person belobigt“ wurden. Sie wissen
es doch auch, daß die Geschmäcker der Menschen
sehr verschieden sind. Jedenfalls fühlten wir
liüs von Ihlem Auftreten und Tone nicht angenehm
berührt, um uns mal ganz milde auszudrücken. Außer⸗
dem sagte ein in unserer Nähe stehender Herr da—
nals:
Diesem Men'schen da möchte ich als Arbeiter
nicht unterstellt sein.“
Wir können nichts dafür, daß dieser Ausspruch eine
cnmittelbare Wirkung Ihres Verhal—
Ens war. „Rit woahr“, sagt der Saarbergmann
loh konnicht de neischt droan machen, so ebbes sitzt
escht. Da erscht Aendruck iß g'wehnlich da richdig.“
4. Wir fuhlen gar keine Veranlassung, Ihnen, Herr
Ackermann, auf die Nase zu binden, wer damals an
den herangetreten ist. Uns genügte es, daß der
Iftrebte Zweck erreicht wurde. Und damit basta! —
Josei Akermann.
Fahriteiger, Grube Maybach.“
An dieser Berichtigung haben wir unsere helle
Freude, weshalb wir sie auch gleich unseren Lesern
hielen. Sie ist es wirklich wert, sich etwas näher mi⸗
ihr zu beschäftigen.
1. Herr Ackermann, Sie bestreiten es, je Separa-
tist gewesen zu sein. Nun gut: wir sind halt o
frei,über Micumleute unsere eigene Meinung
zu haben, auch darüber, daß der ganze Troß gerade
im Saarbergbau, der den Franzosen gehört, Unter—
schlupf fand. Diese unsere Meinung untersteht er—
freulicherweise im Saargebiet noch nicht den fran
zösischen Zollbestimmungen. Was uͤns aber in erster
Linie bewegt ist die Tatsache, daß Sie doch in
zwischen Saarseparatiste geworden
sind. Sie haben doch die Führung der „Sel
tion Maybach des Verbandes der Saarbergleute.
Und in der Resolution dieser „Sektion Manbach“
die wir in unserer Nummer 511931 veröffentlichten
und von Ihnen doch wohl verfaßt sein wird (diese
Annahme unsererseits dürsen Sie ruhig wieder „be
richtigen“, ohne uns dadurch vom Gegenteil überzeu
gen zu können), heißt es doch wörtlich,
... daß im Interesse der jaarländischen werk⸗
ratigen Bevölkerung die Beibehaltung des
jetzigen politijchen Zustandes .. *
oom „Verband der Saarbergleute“, der Glied-Organi.
jation des Saarbundes, er streb't wird. Da die⸗
ses Streben auf eine endgültige Abtrennung des
deutschen Saargebietes vom deuͤtschen Mutterlande
abzielt, stellt es glatten Separatismus dar.
Wir sind halt so frei sogar zu jagen, daß wir unter
solchem Separatismus Vaterlandsverrat verstehen,
und daß wir jeden für einen Separatisten
übelster Art halten, der sich freiwillig in
die Front derer einreiht, die die endgültige Abtren—
nung des urdeutschen Saargebietes vom Mutterland
Deuisches Reich erstreben. Sie werden doch nicht sagen
tönnen, Sie ständen unfrei w illig in der Front
der Saarseparatisten, wie wir es auch nicht glaubten
wenn Sie uns auch das noch vorzumachen versuchten
Sie handelten aus purem Edelmut. Das muß doch
auch Ihnen einleuchten, daß wir wirklichen deutschen
Suerlander unsere eigen? Meinung über PMen
schen haben müssen, die in der „Wahrnehmung saar.
laͤndischer Interessen“ zu machen suchen, deren Wiege
nicht im Saargebiet stand, und erst in der Besatzungs⸗
zeli oder während der Herrschaftszeit der Franzosen
über den Saarbergbau in unsere Saarheimat herein
geschneit sind. Wäre es dem Willen der eigent—
isch en Bevölkerung des Saargebietes entsprechend
dann hätten die Gewertschaften, die politischen Par—
leien. die kirchlichen Gemeinschaften und sonstige Kör
perschaften, die vom Volte im Saargebiet gebildet
und getragen werden, schon längst die „Beibehaltung
des jetzigen politischen Zustandes“ gesordert. Gerade
weil das eigentliche deutsche Saarvolk das nicht
will, mußte die französijche Propaganda sich Werber
für dieses Ziel suchen, die an dessen Verwirklichung
In saltes persönliches Intereise haben. Wer
RNummer 1
8. So, so, Sie sind also doch ein ganz richtig⸗
—I5 Fahrsteiger. Wer hätte das auch nur
zgeahnt! Und so viel Edelsinn, die mühevolle Pro⸗
aganda für den Saarbund, den Verband der Saar⸗
hergleute und die aie ganz umsonst zu
machen! Sieh' mal an, werden unsere Leser sicher
gleich uns sagen, es gibt doch noch uneigennützige
deute. UAeber solche Prachteremplare wird die fran⸗
ösische Propaganda wohl wenig verfügen, weshalb
vir diesen Passus mit dem Ausruf schließen wollen;:
Dunnaschlag, beinoh hätten ma uß än Eich
yteischt!“ —
6. Herrgott, Herr Ackermann, Sie hringen aber
auch zu viel Opfer! „Wenn das so weiter geht, ein
zanzes Jahr .., dann haben Sie sich jaganz aufge⸗
opfert, was sehr schade wäre, weil wir Sie n ach 1935
doch auch noch haben müssen zur Verhütung der Still⸗
legung aller Saargtuben. Ihr „Idealismus“ treibt
inem ja die Haare buchstäblich zu Berge! Hat der
Mann doch eine eigene Schreibmaschine in seinem
Zzause, um darauf die Einladung sür die Versamm⸗
sungen der Saarbündler zu fabrizieren. Wem aber
nag die Vervielfältigungsmaschine ge—
hören, auf der die von uns in der Nummer 511931
jeröffentlichte Resolution hergestellt
vurde? Ist sie auch Ihr Eigentum, Herr Acker⸗
nann? So'n Ding ist doch sehr teuer. Aber bei
Ihrem Opfermute ist schon anzunehmen, daß Sie
berichtigen“ können, diese Maschine stünde nicht im
Grubenbüro, sondern als „Eigentum“ in Ihrer Woh⸗
nung. Es ist eigentlich jammerschade, daßßz das Gru⸗
benkasino samt der Kegelbahn nicht auch Ihr Eigen—
tum ist, weil dann doch alles so schön „in Ordnung“
wäre. Vielleicht bekonmmt der „Vorband der Saar⸗
bergleute“ diese Gebäulichkeiten bzw. Räume ge⸗
schentt, wie ja Frankreich den Saarländern die
ganzen Gruben und Kohlenvorkommen schenken
will, wenn sie sich für die „Beibehaltung des
etzigen politischen Zustandes“ entscheiden sollten
wie, im Vertrauen gesagt, Saarbündler unseren
reuten schon mehrmals weiß zu machen suchten). —
Ver lacht da? O, ihr Ungläubigen, lest doch obige
zerichtigung mehrmals, dann werdet ihr schon gläu⸗
big so wie ich es unter tiefer Rührung geworden
din! —
7. Wirklich, Herr Ackermann. der Schrieb von Re—
alution wurde schon in der Versammlung vom 26.
sNovember 1931 zür Annahme kommandiert, pardon:
reiwillig angenommen! Hm. hm — uns kommt nur
in bischen komisch vor, daß Besucher dieser ,‚Ver⸗
ammlung“ nichts davon gemerkt haben. Das kann
ja sein, daß sie unbemerkt unter dem Tisch gefaßt
wurde. Aljo wollen wir mal auf dieses Kapitel
Streusand streuen und annehmen, es wäre so gewesen.
Wichtig für uns bleibt die Tatsache, daß diese Reso⸗
ution vifen ausspricht, daß wir es bei den hinter ihr
tehenden Leuten mit Saarseparatisten zu tun
jaben.
Zum Schluß noch die Bemerkung, daß es uns sehr
villkommen ist, wenn noch mehr solcher „Berichti⸗
Jungen“ uns zugeschickt werden. Konnten wir doch
nal wieder recht herzlich lachen, was wir auch unseren
desern in dieser trüben Zeit von Herzen wünschen
——
uß del dugendbee
33314 2 3 4 J
ng der dugendeeun
An der Jahreswende.
Wiederum ist ein Jahr im großen Raum der Zeit
ersunken. Sehnsüchtig erwartet, begann ein neues
Fahr seinen Lauf. Dem Jahreswechsel schenken wir
Henschen weit über die Bedeutung hinaus Beachtung
Es scheint den Menschen, als ob mit dem Antritt
des neuen Jahres auch ein neues, besseres Leben be⸗
zinnt. — Dem Menschen, für den das alte Jahr nur
RNot und Bitlerkeiten jeglicher Art brachte, geht das
Absterben des greisen Jahres nicht schnell genug, er
mochte etwas nachhelfen. Glaubt er doch trotz alledem,
das neue Jahr müßte in sein Leben eine Wendung
bringen, er hofft sehnsüchtig. Auch der Mensch, dem
das Schidsal im vergangenen Jahre hold war, er—
wartet hoffnungsvoll das neue Jahr, von dem er noch
Besseres erwartet, von dem er glaubt. daß sein Stern
roch an Glanz gewänne.
Wir als junge christl. Bergarbeiter hatten vom
ilten Jahre die Behebung der allgemeinen wirtschaft⸗
ichen und sozialen Not erwartet. Wie schon so oft,
vuürden wir auch im letzten Jahre bitter enttäuscht.
krotzdem sahen wir der Jahreswende 1931/32 er⸗
vartungsvoll entgegen, hoffend, daß unser Schickhsal
n neuen Jahre sich zum Besseren wende, jedoch wis⸗
end, daß durch die Jahreswende an sich unser Schich
ui nicht zum Besseren gewendet wird.
Denn, solange Haß und Liebe,
Furcht und Gier auf Erden walten,
werden sich der Meunschheits Lose.
aähnlich oder altich gestalten.“
F. W. Weber.
Nicht der Zeitabschnitt „Jaht“ ändert und gestalten
inser Geschi. Die Formung und Gestaltung unseres
S—chicksals ist abhüngig von uns selbst. Unsere welt—
inschauliche Einstellung, unser Wissen, Können und
Wollen wird im neuen Jahre unser persönliches und
erufliches Leben beitimmen