Aummer4 itten, den 2. Januar 1982
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Organ des Geweryoreins christl. Bergarbeiter Deutschlands für das Saargebiet
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Botenlohn, für die Postabonnenten 15.— Fr. vierteljährl. des Bergarbeiterstandes Amt Saarbrücken,. Nt. 6660 bis 6669.
Zum J
Jahreswechsel
„Wir sind in das Jahr 1931 hineingeschriften. Düstere Wolken hängen
über seinem Tore und verwehren uns den lichten Ausblick. Die Weltwirt—
schaftskrise, der Unfriede unter der Menschheit, der Mangel an wahrem Ver—
staääͤndigungswillen, das große Manko an echt christlichem Geiste, haben diese
düsteren Wolken geballt. Mitten in ihnen steht die Wiege des neuen Jahres,
das berufen ist, sie zu zerstreuen, damit allen Brot werde die willens sind,
durch ihres Geistes und ihrer Hände Arbeit Dienste für sich, ihre Familien,
ihr Volk und die Menschheit zu leisten.“
So lautete der erste Abschnitt unserer Neujahrsbetrachtung zu Beginn
des Jahres 1931. Für den neuen Jahresbeginn können wir keine bessere
Kennzeichnung der Lage bringen. Die Wolken sind nur noch düsterer und
undurchdringlicher geworden. Wohl selten in der neueren Menschheits—
geschichte lastete so starkes wirtschaftliches Unheil
auf der Menschheit wie gegenwärtig. Woher das
kommt, haben wir in dem Artikel „Weihnachts-
gedanken“ deutlich genug herausgearbeitet. Wir
können es daher für heute bei einer Unterstreichung
der darin angegebenen Tatsachen bewenden lassen.
Es ist und bleibt so, daß die Menschheit sich selbst
schwer schädigt, wenn sie in der Wirischaft, in der
Politik, im Zusammenleben nicht mehr die Gebote
und die Lehren dessen beachtet und besolgt, der diese
Welt und alle Menschen erschaffen hat. CEinen er⸗
neuten Beweis dafür bietet der Verlauf der Baseler
Verhandlungen, die bisher durch egoistischen, natio⸗
nalistischen und unvoersöhnlichen Geist zur Un—
fruchtbarkeit verdammt blieben.
Das alte Jahr hatte sehr viel Leid für unsere
Bergleute im Gefolge. Von Dezember 1980 bis Ok⸗
tober 1931 (die späteren gahlen liegen noch nicht
vor) wurde die aktive Belegschaftszahl um 3631
gleich 6.35 Prozent gekürzt. Das hatte zur Folge.
daß die aktive Mitgliederzahl der Pensionskasse B
der Saarknappschaft auf rund 52000 sank, der
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sen, demnach rund 30 500 volle Renteneinheiten
gegenüber standen.
Der Belegschaftsabbau mit seiner unmittelbaren
Wirkung auf die Verhältnisse bei der Saarknapp-
schaft blieb aber nicht die alleinige Folge der wirt⸗
schaftlichen Lage für die Bergleute. Zunächst muß—
ten sie auch noch einen fühlbaren Lohnabbau von
6.52 Prozent im Durchschnitt auf sich nehmen, der
ab März bzw. ab Mai 1931 wirksam wurde. Damit
nicht genug, es reihten sich die Feierschichten im
vergangenen Jahre wie die Glieder an einer un—
unterbrochenen Kette. Man kann sagen, daß die große Mehrzahl der Saar—
bergleute im vergangenen Jahre 50 bis 60 Feierschichten erlitken haben. Ein
ungeheuerer Lohnverlust traf sie dadurch. Er hatte zur Folge, daß bittere
Armut in die Bergmannsfamilien einzog. Dafür hatte aber die Regierungs-
kommission nicht das nötige Verständnis. Bei gutem Willen ihrerseits wäre
es möglich gewesen, durch entsprechende Aenderung der Kurzarbeiterfürsorge-
Bestimmungen, den Bergleuten einen gewissen Ersatz für den durch die Feier—
schichten erlittenen Lohnverlust zu schaffen. Das hat die Regierungskommission
nicht getan. Auf die Forderung der Bergarbeiterorganisationen hin, den
Bergleuten dann anderweitig einen Ersatz zu bieten, hat die Regierungs-
kommission vor Weihnachten 1931 eine Maßnahme zur Durchführung ge—
bracht, die helle Empörung in der Bergarbeiterschaft auslösen mußte. Man
wird des Eindruckes nicht frei, daß diese Regierungsmaßnahme von der Ab—
sicht geleitet war, der Gewerkschaftsbewegung zu schaden und Unfrieden
innerhalb der Bergarbeiterschaft zu stiften. Genau wie bei ihrer Notverord
nung hat sie es auch bei dieser Maßnahme unterlassen, vorher mit den Berg
arbeiterorganisationen zu beraten, wie am besten und zweckmäßigsten diese
Maßnahme durchzuführen wäre. Nur mit der Bergwerksdirektion hat sie in
enger Beziehung gestanden, wie der Kreis der bedachten Beragleute deutlich
genug erkennen läßt.
Aber nicht nur von der materiellen Seite her war das Jahr 1931 für die
Bergleute eine schwere Last, sondern auch von der geistigen und seelischen her.
Oft genug haben wir darauf verwiesen, daß die Notlage der Bergmanns-
familien und des Bergmannsstandes an der Saar durch die französische
holitik in der unerhörtesten und traurigsten Weise ausgenutzt wird. Die
)ropaganda für den Saarbund und seine Unterglieder sowie für die
domanialschule, haben wir in ihrer verwerflichen Art oft genug gekenn—
eichnet. Schwer leiden unsere Bergleute unter diesem ekelhaften und erbärm-
ichen Walten der französischen Politik, die ehrenhafte Männer der Arbeit
zu Verrätern am heiligen Vätererbe zu machen sucht. Die Opfer sind gar nicht
neßbar und die Leiden gar nicht saßbar, die durch diese Politik unsere Berg-
eute zu bringen und zu tragen haben. GOerade diese Politik führte dazu, daß
die Verbitterung gegen Frankreich immer mehr steigt.
Dieses Frankreich hat es auch nicht für notwendig gefunden, den Saar—
»ergbau vor dem Absinken zu bewahren. Um rund 16 Prozent ist die Förde—⸗
rung zurückgegangen, weil auch der Absatz nach Frankreich mehr und mehr
zusammenschrumpfte. Und seine Aufgabe besteht
doch darin, für ausreichenden Absatz gerade der
Bruben im eigenen Lande zu sorgen, die man sich
entgegen allem Recht einfach auf Grund einer er—
langten Machtposition übereignen ließ.
In große Mitleidenschaft wurden auch die Ver—
icherten und die Rentenempfänger der Saarknapp-
chaft gegen Ende des alten Jahres gezogen. Die
besondere Notverordnung für die Saarknappschaft
haben wir in ihrer Wirkung ausreichend gekenn—
eichneft. Sie schreckte nicht davor zurück, tiese Ein—
zriffe in wohlerworbene Rechte vorzunehmen, und
auch da zu beschneiden, wo an sich schon die Not zur
Lebensgefährtin geworden war. Und das neue
Jahr brachte als „Bescherung“ für alle Versicherten
und Sozialrentner eine „große“ Notverordnung,
deren Auswirkungen in der Nummer 521931 nach-
ulesen sind.
Ein schweres Jahr liegt hinter uns, ein noch
chlimmeres vor uns: das ist die Lage. Aber ein
zrober Trost bleibt uns: durch die unermüdliche
Arbeit unseres Gewerkvereins im Verein mit
anderen beteiligten Organisationen konnte manches
Schwere und Harte gemildert und verhindert wer—
den. Das ist und bleibt eine feststehende Tatsache,
daß ohne fest gefügte Bergarbeiterorganisationen,
ohne einen in sich gesunden und starken und kampf-
frohen Gewerkverein christlicher Bergarbeiter das
Los der Saarbergleute schon längst zu einem uner—
träglichen geworden wäre. Es ist unsere Pflicht, in
Wertung dieses großen Ergebnisses unserer Arbeit
allen den Kameraden herzlich zu danken, die trotz
der Schwere und der Sorgen der Zeit unermüdlich
um den inneren Ausbau und die äußere Aus—
weitung unseres Gewerkvereins bemüht waren. Ihnen ist es zu danken, daß
die Bergleute nicht zu Kulis herabgewürdigt wurden. Wir danken auch allen
stitgliedern, ihren Frauen und Müttern für die im alten Jahre erwiesene
kreue. Aus der Treue ist noch immer Gutes und Edles gesprossen, weshalb
vir auch im neuen Jahre in Treue fest zueinander stehen wollen. Der Geist
der Kameradschaftlichkeit, des Opferns, des Zusammenstehens und Einander⸗
selfens, der muß sich auch im Sahre 1932 erneut bewähren. Dieser Geist, der
us dem Christentum sich ständig nähren und seine Triebträfte schöpfen muß,
st es, an dem die Welt genesen wird, wenn er voll und ganz zur Wirksamkelt
ommt. Wir wollen am Anfange des neuen Jahres das Versprechen geben,
»aß wir alles tun was in unserer Macht steht, um dem christlichen Geiste an
lusbreitung zu verhelfen. Dann leisten wir wirklichen Vettungsdienst für
ins und die Menschheit. — Bei dieser Arbeit sollen uns folgende Worte von
'osef Görres Leitmotiv bleiben:
„In Zeiten, wo die sittliche Welt in allen ihren Tiefen bewegt erscheint,
ind die Gesellschaft in großen Wellen schlägt und brandet, ist es notwendig
ür jeden, der sich dem Spiel der Elemente nicht preisgeben will, daß er sich
uerst nach den Standsternen des Himmels zurechtzufinden suche, damit er
eiinen Halt gewinne an dem, was fest bleibt in der Mitte der Bewe—
zungen, und damit er die Weltgegenden erkenne und wisse. woher Windeszug
ind Wasserströmungen kommen, und wohin sie wieder ziehen. — Aber es soll
einer zagen, der im Recht steht, und keiner, der in der Macht, dem Herrn
rotzen: denn keiner ist stärker als er. Der Wahrheit aber. woher sie komme.
oll niemand sich verschließen.“
uspuiur ··.·
Beh hin, o Jahr, recht hart bijt du gewesen.
Man wird viel Gutes einst nicht von dir lesen.
du brachtest Elend, arbeiislose Scharen;
diel Beitler jah man durch die Lande Jahren,
Und mancher ballt die harte Fausft ergrimmt,
Penn Abichled er von dir au immer nimmf
Lrägst du die Schuld im Wandel der Planeten?
Ztait Moses galten einzig die Moneten.
die Klöster brannten, Nazi⸗ SIhbeale“,
Sie zeigten sich gar kett im Sonnenstrahle,
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Und Frautreichs Wünsche scheuchsen den HZumor.
9 schiimmes Jahr! Nein, Menschen, grause, harte!
Dn Tuen, das sich herzlos offenbarte:
Was Gott ließ wachsen reich zu seiner Ehre,
Ddas ward verbrannt, geschüttet in die Meere
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Und nicht gennug des Fluchs die Erde trägt.
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die Hölle herrschen weiter hier auf Erden?
Zoll her von Rußland schlimme Sündflut kommen
Und jschen verbergen sich die Schar der Frommen?
O nein, o nein, des Kreuzes Fahnen wehn!
Man soll uns all auf rechtem Platze sjehn.
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Mach licht und hell es rings aufj allen Wegen.
Laß Engel mild vom hohen Himmel steigen
Und uns den Stern der hehren Liebe zeigen.
Dann weicht der Haß, die Drangsal geht zu Ende.
Und ineinander liegen alle Hände.
Ludw. Kessing.