Full text: Der Saarbergknappe (13 [1932])

Aummer4 itten, den 2. Januar 1982 
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Organ des Geweryoreins christl. Bergarbeiter Deutschlands für das Saargebiet 
eee Jn ae .Var wirtichs tunche un geistige Jebuns duet e e 
Botenlohn, für die Postabonnenten 15.— Fr. vierteljährl. des Bergarbeiterstandes Amt Saarbrücken,. Nt. 6660 bis 6669. 
Zum J 
Jahreswechsel 
„Wir sind in das Jahr 1931 hineingeschriften. Düstere Wolken hängen 
über seinem Tore und verwehren uns den lichten Ausblick. Die Weltwirt— 
schaftskrise, der Unfriede unter der Menschheit, der Mangel an wahrem Ver— 
staääͤndigungswillen, das große Manko an echt christlichem Geiste, haben diese 
düsteren Wolken geballt. Mitten in ihnen steht die Wiege des neuen Jahres, 
das berufen ist, sie zu zerstreuen, damit allen Brot werde die willens sind, 
durch ihres Geistes und ihrer Hände Arbeit Dienste für sich, ihre Familien, 
ihr Volk und die Menschheit zu leisten.“ 
So lautete der erste Abschnitt unserer Neujahrsbetrachtung zu Beginn 
des Jahres 1931. Für den neuen Jahresbeginn können wir keine bessere 
Kennzeichnung der Lage bringen. Die Wolken sind nur noch düsterer und 
undurchdringlicher geworden. Wohl selten in der neueren Menschheits— 
geschichte lastete so starkes wirtschaftliches Unheil 
auf der Menschheit wie gegenwärtig. Woher das 
kommt, haben wir in dem Artikel „Weihnachts- 
gedanken“ deutlich genug herausgearbeitet. Wir 
können es daher für heute bei einer Unterstreichung 
der darin angegebenen Tatsachen bewenden lassen. 
Es ist und bleibt so, daß die Menschheit sich selbst 
schwer schädigt, wenn sie in der Wirischaft, in der 
Politik, im Zusammenleben nicht mehr die Gebote 
und die Lehren dessen beachtet und besolgt, der diese 
Welt und alle Menschen erschaffen hat. CEinen er⸗ 
neuten Beweis dafür bietet der Verlauf der Baseler 
Verhandlungen, die bisher durch egoistischen, natio⸗ 
nalistischen und unvoersöhnlichen Geist zur Un— 
fruchtbarkeit verdammt blieben. 
Das alte Jahr hatte sehr viel Leid für unsere 
Bergleute im Gefolge. Von Dezember 1980 bis Ok⸗ 
tober 1931 (die späteren gahlen liegen noch nicht 
vor) wurde die aktive Belegschaftszahl um 3631 
gleich 6.35 Prozent gekürzt. Das hatte zur Folge. 
daß die aktive Mitgliederzahl der Pensionskasse B 
der Saarknappschaft auf rund 52000 sank, der 
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sen, demnach rund 30 500 volle Renteneinheiten 
gegenüber standen. 
Der Belegschaftsabbau mit seiner unmittelbaren 
Wirkung auf die Verhältnisse bei der Saarknapp- 
schaft blieb aber nicht die alleinige Folge der wirt⸗ 
schaftlichen Lage für die Bergleute. Zunächst muß— 
ten sie auch noch einen fühlbaren Lohnabbau von 
6.52 Prozent im Durchschnitt auf sich nehmen, der 
ab März bzw. ab Mai 1931 wirksam wurde. Damit 
nicht genug, es reihten sich die Feierschichten im 
vergangenen Jahre wie die Glieder an einer un— 
unterbrochenen Kette. Man kann sagen, daß die große Mehrzahl der Saar— 
bergleute im vergangenen Jahre 50 bis 60 Feierschichten erlitken haben. Ein 
ungeheuerer Lohnverlust traf sie dadurch. Er hatte zur Folge, daß bittere 
Armut in die Bergmannsfamilien einzog. Dafür hatte aber die Regierungs- 
kommission nicht das nötige Verständnis. Bei gutem Willen ihrerseits wäre 
es möglich gewesen, durch entsprechende Aenderung der Kurzarbeiterfürsorge- 
Bestimmungen, den Bergleuten einen gewissen Ersatz für den durch die Feier— 
schichten erlittenen Lohnverlust zu schaffen. Das hat die Regierungskommission 
nicht getan. Auf die Forderung der Bergarbeiterorganisationen hin, den 
Bergleuten dann anderweitig einen Ersatz zu bieten, hat die Regierungs- 
kommission vor Weihnachten 1931 eine Maßnahme zur Durchführung ge— 
bracht, die helle Empörung in der Bergarbeiterschaft auslösen mußte. Man 
wird des Eindruckes nicht frei, daß diese Regierungsmaßnahme von der Ab— 
sicht geleitet war, der Gewerkschaftsbewegung zu schaden und Unfrieden 
innerhalb der Bergarbeiterschaft zu stiften. Genau wie bei ihrer Notverord 
nung hat sie es auch bei dieser Maßnahme unterlassen, vorher mit den Berg 
arbeiterorganisationen zu beraten, wie am besten und zweckmäßigsten diese 
Maßnahme durchzuführen wäre. Nur mit der Bergwerksdirektion hat sie in 
enger Beziehung gestanden, wie der Kreis der bedachten Beragleute deutlich 
genug erkennen läßt. 
Aber nicht nur von der materiellen Seite her war das Jahr 1931 für die 
Bergleute eine schwere Last, sondern auch von der geistigen und seelischen her. 
Oft genug haben wir darauf verwiesen, daß die Notlage der Bergmanns- 
familien und des Bergmannsstandes an der Saar durch die französische 
holitik in der unerhörtesten und traurigsten Weise ausgenutzt wird. Die 
)ropaganda für den Saarbund und seine Unterglieder sowie für die 
domanialschule, haben wir in ihrer verwerflichen Art oft genug gekenn— 
eichnet. Schwer leiden unsere Bergleute unter diesem ekelhaften und erbärm- 
ichen Walten der französischen Politik, die ehrenhafte Männer der Arbeit 
zu Verrätern am heiligen Vätererbe zu machen sucht. Die Opfer sind gar nicht 
neßbar und die Leiden gar nicht saßbar, die durch diese Politik unsere Berg- 
eute zu bringen und zu tragen haben. GOerade diese Politik führte dazu, daß 
die Verbitterung gegen Frankreich immer mehr steigt. 
Dieses Frankreich hat es auch nicht für notwendig gefunden, den Saar— 
»ergbau vor dem Absinken zu bewahren. Um rund 16 Prozent ist die Förde—⸗ 
rung zurückgegangen, weil auch der Absatz nach Frankreich mehr und mehr 
zusammenschrumpfte. Und seine Aufgabe besteht 
doch darin, für ausreichenden Absatz gerade der 
Bruben im eigenen Lande zu sorgen, die man sich 
entgegen allem Recht einfach auf Grund einer er— 
langten Machtposition übereignen ließ. 
In große Mitleidenschaft wurden auch die Ver— 
icherten und die Rentenempfänger der Saarknapp- 
chaft gegen Ende des alten Jahres gezogen. Die 
besondere Notverordnung für die Saarknappschaft 
haben wir in ihrer Wirkung ausreichend gekenn— 
eichneft. Sie schreckte nicht davor zurück, tiese Ein— 
zriffe in wohlerworbene Rechte vorzunehmen, und 
auch da zu beschneiden, wo an sich schon die Not zur 
Lebensgefährtin geworden war. Und das neue 
Jahr brachte als „Bescherung“ für alle Versicherten 
und Sozialrentner eine „große“ Notverordnung, 
deren Auswirkungen in der Nummer 521931 nach- 
ulesen sind. 
Ein schweres Jahr liegt hinter uns, ein noch 
chlimmeres vor uns: das ist die Lage. Aber ein 
zrober Trost bleibt uns: durch die unermüdliche 
Arbeit unseres Gewerkvereins im Verein mit 
anderen beteiligten Organisationen konnte manches 
Schwere und Harte gemildert und verhindert wer— 
den. Das ist und bleibt eine feststehende Tatsache, 
daß ohne fest gefügte Bergarbeiterorganisationen, 
ohne einen in sich gesunden und starken und kampf- 
frohen Gewerkverein christlicher Bergarbeiter das 
Los der Saarbergleute schon längst zu einem uner— 
träglichen geworden wäre. Es ist unsere Pflicht, in 
Wertung dieses großen Ergebnisses unserer Arbeit 
allen den Kameraden herzlich zu danken, die trotz 
der Schwere und der Sorgen der Zeit unermüdlich 
um den inneren Ausbau und die äußere Aus— 
weitung unseres Gewerkvereins bemüht waren. Ihnen ist es zu danken, daß 
die Bergleute nicht zu Kulis herabgewürdigt wurden. Wir danken auch allen 
stitgliedern, ihren Frauen und Müttern für die im alten Jahre erwiesene 
kreue. Aus der Treue ist noch immer Gutes und Edles gesprossen, weshalb 
vir auch im neuen Jahre in Treue fest zueinander stehen wollen. Der Geist 
der Kameradschaftlichkeit, des Opferns, des Zusammenstehens und Einander⸗ 
selfens, der muß sich auch im Sahre 1932 erneut bewähren. Dieser Geist, der 
us dem Christentum sich ständig nähren und seine Triebträfte schöpfen muß, 
st es, an dem die Welt genesen wird, wenn er voll und ganz zur Wirksamkelt 
ommt. Wir wollen am Anfange des neuen Jahres das Versprechen geben, 
»aß wir alles tun was in unserer Macht steht, um dem christlichen Geiste an 
lusbreitung zu verhelfen. Dann leisten wir wirklichen Vettungsdienst für 
ins und die Menschheit. — Bei dieser Arbeit sollen uns folgende Worte von 
'osef Görres Leitmotiv bleiben: 
„In Zeiten, wo die sittliche Welt in allen ihren Tiefen bewegt erscheint, 
ind die Gesellschaft in großen Wellen schlägt und brandet, ist es notwendig 
ür jeden, der sich dem Spiel der Elemente nicht preisgeben will, daß er sich 
uerst nach den Standsternen des Himmels zurechtzufinden suche, damit er 
eiinen Halt gewinne an dem, was fest bleibt in der Mitte der Bewe— 
zungen, und damit er die Weltgegenden erkenne und wisse. woher Windeszug 
ind Wasserströmungen kommen, und wohin sie wieder ziehen. — Aber es soll 
einer zagen, der im Recht steht, und keiner, der in der Macht, dem Herrn 
rotzen: denn keiner ist stärker als er. Der Wahrheit aber. woher sie komme. 
oll niemand sich verschließen.“ 
uspuiur ··.· 
Beh hin, o Jahr, recht hart bijt du gewesen. 
Man wird viel Gutes einst nicht von dir lesen. 
du brachtest Elend, arbeiislose Scharen; 
diel Beitler jah man durch die Lande Jahren, 
Und mancher ballt die harte Fausft ergrimmt, 
Penn Abichled er von dir au immer nimmf 
Lrägst du die Schuld im Wandel der Planeten? 
Ztait Moses galten einzig die Moneten. 
die Klöster brannten, Nazi⸗ SIhbeale“, 
Sie zeigten sich gar kett im Sonnenstrahle, 
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Und Frautreichs Wünsche scheuchsen den HZumor. 
9 schiimmes Jahr! Nein, Menschen, grause, harte! 
Dn Tuen, das sich herzlos offenbarte: 
Was Gott ließ wachsen reich zu seiner Ehre, 
Ddas ward verbrannt, geschüttet in die Meere 
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Und nicht gennug des Fluchs die Erde trägt. 
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die Hölle herrschen weiter hier auf Erden? 
Zoll her von Rußland schlimme Sündflut kommen 
Und jschen verbergen sich die Schar der Frommen? 
O nein, o nein, des Kreuzes Fahnen wehn! 
Man soll uns all auf rechtem Platze sjehn. 
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Mach licht und hell es rings aufj allen Wegen. 
Laß Engel mild vom hohen Himmel steigen 
Und uns den Stern der hehren Liebe zeigen. 
Dann weicht der Haß, die Drangsal geht zu Ende. 
Und ineinander liegen alle Hände. 
Ludw. Kessing.
	        
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