Full text: Der Saarbergknappe (10 [1929])

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Diunde und aus Rützlichkeitserwägungen hetaus die 
Rückgliederung ans Reich fordern soll, sondern ag 
man auch mit'ganzem Herzen bei diesen —* 
jsein muß. Dies kann man aber nicht sagen, wenn 
man inmmer wieder sehen muß, wie die deutschen 
Unternehmer herzlich Arm in Arm mit den franzö— 
fischen Kapitalisten alle Anträge bekämpfen, welche 
bezwecken, auch die deutschen Gesetze im Saargebiet 
zur Geltung zu bringen. Wie gesagt — darüber wird 
aoch besonders gesprochen. 
So kann es nicht weiter gehen; es ist endlich an 
det Zeit, daß die Regierungskommission das auch 
draktisch wahr macht, was ihr für ihr Tun und Han— 
daln im Saargeblet vorgeschrieben ist. J. M. 
Stand der Umrechnuntzsarbeiten 
in der Invalidenversicherung 
In der am 16. Janunar stattgeiundenen Vorstandssikung 
Xsß SKVB. teilte die Verwaltung mit, daß die Umrech⸗ 
aungsarbeiten in der Invalidenversicherung ßun flott vor⸗ 
varis gehen. Der von den Reichsversicherungstregern be⸗ 
stimmte Treuhänder war bereits beim SaAass. Es wurde 
ron dieser Seite zugesagt, daß für eine rechtzeitige Miltel⸗ 
überweilung Sorge getragen werde und zwar derart, dan 
der SaV. seine Mittel nicht zur Zah'ung der auf die 
Reichsversicherungsträger entfallenden Anteile zu ver— 
wenden brauche. Im nächsten Monat soll ein grohßer Teil 
der neuen Rentenbescheide sertiggestellt jein. Es wird je⸗ 
doch aufmerksam gemacht, daß alle Invalidenrentner. die 
neben der Invalidenrente noch Unfallrente bezichen, 
auf die endgültige Umrechnung ihrer neuen Invaliden⸗ 
rente warten müssen, bis das neue Unfallversiche runas⸗ 
zesen auch in Kraft gesest ist, weil zuäischen den beiden 
Versicherungsleistungen eine gewisse Aufrechnung erkoelet. 
Dem Landesrat ist bisher ein Entwurf betrefsend Neu⸗ 
reselung der Unfallversicherung noch nicht zugegangen. Es 
wurde aber in einer Besprechung mit dem Regierungz⸗ 
kommissar sür Sozialversicherung den Gewerklchaftsmit⸗ 
Aiedern des Landesrates dei Zusage gegeben. daß die 
Korlaue in der allernächsten Zeit erfolge. 
—A 
im Saarbergtan 
Angesichts des Lohnkampfes, der zur Zeit wieder mal 
m Saarbergbau zugange ist, dürfte es nützlich sein, der 
Deffentlichkeit die Entwicklung des Leistungseffektes auf⸗ 
zuzeigen, um ihr damit die Möglichkeit zu bieten, selbst 
zu erkennen, daß die Bergwerksdirektion wohl in der Lage 
st. die berechtigten Lohnwünsche der Saarbergleute zu 
·rfilslen. 
Januar 1920 146 * 
Junt 1920 3 
Dezember 19200 
Durchschnitt 1820 
Januar 1921 
juni 18921 
dezember 1921 
durchschnitt 1921 
Januar 1922 
zuni 1822 
dezember 1922 
durchschnitt 1922 
FJanuar 1923 
Juni 1923 321 
Dezember 1923 679 
Durd schnitt 1923 639 
Januar 1924 703, 
zJuni 1824 6338 
Wer an Hand vorstehender Tabelle die Leistungsent⸗ 
vlcklung verfolgt. wird finden, daß vom Jahre 1920 ab, 
in dem die Gruben erstmalig vom französischen Staat be— 
tieben wurden, bis Oktober 1028 der Leistungseffekt von 
durchschnittlich 1920) 482 Klg. auf 834 Klg. gestiegen ist 
Das ist eine Steigerung um 352 Kilogramm gleich 73 Pro— 
ent. Die'e Leistungssteigerung läßt sich sehen und räumt 
Bergleuten das Recht auf eine anständige Bezahlung 
CEhristliche Wohlfahrtspflege 
Zur Nachahmung empfohlen. 
Im Mai 192 ging die Zahlstelle Sulzbach des Gewerl⸗ 
æreins christl. Bergarbeiter dazu über, einen Wohlfahrts— 
Ausschuß der christl Volkswohlfahrt ins Leben zu rufen 
Die Not der Zeit gab einen berechtigten Ansporn hlerzu 
deute, wo wir keine Einzel sondern Massennot zu ver⸗ 
eichnen haben, reichen die behördlichen Mittel und Kräft* 
zut Behenderung der Not nicht mehr aus. Die Massennot 
ist heute halbwegs ausreichend nur dann zu beheben, 
wenn auch die christliche Arbeiterschaft sich dazu entschl'eßt, 
sicht mehr Objekt in der Wohljahrtsplege zu sein son⸗ 
dern Subjekt dieser zu werden. Als christl. Arbeiter dür— 
en wir uns dieser Verpilichtung nicht mehr entzieha. 
Liebe deinen Nächsten we dich selbjt, heißt die Parole. 
und der Lohn wird nicht ausbleiben. Seit der Gründung 
des Ortsausschußßzes Sulzbach haben sich nicht weniger als 
4100 Mitglieder der christl. Bergarbeiterschaft einzeichnen 
lassen. Einige Wochen nach der Gründung gab in einer 
nierau elnberufenen Versammlung, zu der auch dle Ver⸗ 
278 e⸗ 
trauensleute der umltiegenden Zahlstellen eingeladen 
vaten, Herr Stadtinspektor Klein Saarbrücken einen Vor⸗ 
rag über die Gestaltung und Aufbau der Wohljahrts- 
»flege im Gesamtverband des Zentralwohlfahrtso us⸗ 
chusses der chrestl. Gewerk'chaften. Es meldeten sich Frauen 
er Mitglieder als Selferinnen. Sind sie och hierzu 
esonders geeignet. Kleine Beiträge werden ktegelmäßig 
Ratschläge 
Zeid nun jtill und haltet Rutz 
Und bedenlet weijse: 
Weiter geht der Arbeitsschuh 
In dem alten Glelse, 
Weiter schafft die Schwlelenhand 
Nach gewehnter Regel, 
Und der alte Unverstand 
zeigt sich nen als Flegel. 
Alles geht nach seiner Art, 
Zo wie es gedungen, 
Und der Mann milt grauem Bart 
Folget oft den Jungen, 
Und die halbverlebte Frau 
Ddentt an neue Schnitte, 
Und die jüngste Modenschau 
dacht der allen Sitte. 
Sollen nun zu altem Jeug 
Wir uns gängeln lassen! 
Freunde, Brüder, rühret euch, 
Fejten Grund zu fassen! 
Ueberall nur Uebersport, 
—AI 
Ernjtes Tuen muß hinsort 
Alles übertrumpfen! 
—AI 
hi 
112554464* 
ffs— 
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zrhoben, eine behördlich genehmigte Haussammlung veran⸗ 
taltet. Schon treffen Unterstützungsanträge hilisbedür⸗ 
Der Standesgenossen in grobem Ausmaße ein Kein Wun⸗ 
der bei der heutigen Entlöhnung der Arbeiterschaft und 
zumal der Bergarbeiterschaft. Es wurde auch nach Prü—⸗ 
ung der Verhältnisse helfend eingegriffen. Lebensmittel, 
Bekleidungsstücke usp. wurden an die Aermsten der Armen 
erteilt. Der Winter kam und die Arbeit im Wohllahrts⸗ 
usschuß der Ortsgruppe Sulzbach wurde intenstver. Sollte 
roch zum Weihnachtsfest den vilsisbedürftigen und deren 
inschuldigen Kindlein eine Weihnachtssreude bereltet 
perden. Schon Wochen vor dem Weihnachtsfest kamen die 
delferinnen einmal wöchentlich an einem Nachmittag 
zufammen. Es wurden ihnen 2 Nähmaschinen und ein 
ꝛdotal kostenlos zur Verfügung gestellt, und munter rassel⸗ 
ten die Räder der Maschinen und freudig ging die Arbeit 
»on statten. Am 30. Dezember nachm. 2 Uhr veranstal⸗ 
ete der Ortsausschuß eine Weihnachtsfeter im Langen⸗ 
eld'schen Saale, der dicht besetzt war. Und wie strahlten 
Re Kinderaugen beim Schein der trauten Christbaumker—⸗ 
en! Herr Stadtinspeltor Klein Saarbrücken, der als Fest⸗ 
edner gewonnen war, gab in seiner Ansptache einen 
Rückol'ck über die Entstehung und bisherige Tätigke:t 
des Wohlfahrtsausschußes der christlichen Arbeitnehmer⸗ 
daft. Ein besonderes Lob sprach er der christlichen Volks— 
vohlfahrt Sulzbach aus, die in kurzer Zeit von der Theorie 
ins Praktische sich begeben konnte. Möchten sich auch die 
anderen Berufsgruppen zur edlen Tat aufraffen. damit 
vieder Verbindunosbrücken geschlagen werden von Mensch 
uu Mensch, vom Berufsgenossen zum Berufsgenossen, so 
chloß der Festredner seinen Vortrag. Nachdem Bezirks⸗ 
eiter Klahm noch einige zu Herzen gehende Worte ve⸗ 
prochen und Kollege Haupenthal den Tät'gkeitsbericht 
des Ausschußes der christlichen Volkswohljahrt Sulzbach 
ekannt gegeben hatte, trug der Eesangverein Eintracht 
zulzbach 2 sinnige Weihnachtsl'eder vor. Der Vorhang 
er Bühne ösinete sich und 3 Tische hoch beladen mit Vaket 
hen wurde sichtbar. Es geht zur Bescherung. Daß es kein 
zuckerzeug. Lebkuchen. Aepfel oder Nüsse gab. lag nicht 
m Sinne der Veranstaltung. Nützliche Sachen, Hemden 
Unterhosen. Strumpfe und dergl. wurden ausgedeben 
leber 250 Pakete waren zusammengestellt. Je nach Lage 
er einzelnen Verhältnisse in den Familien wurde die 
zescherung vorgenommen. Nachdem das schöne Lied ‚O du 
röhl icher gemeinsam gesungen ward, fand die Veran⸗ 
taltung ihr End- 
Nummer 4 
Den qristl. Berßarbeitern und thren leißtgen Frauer 
ein welteres „Glück Auf“, den übrigen Zahlstellen abe 
zut Nachahmung empfohlen. 
P. Klein 
Auslündische Ardeiter in 6lsaß⸗Lothringer 
Die französische Zndustrie ist nicht in der Lage 
hre Betriebe restlos mit franzoͤsischen Arbeitern auf— 
recht zu erhalten. Es ist bekannt, daß im Vorkriegs— 
Frankreich sehr viele Polen und Italiener, ohne die 
ibtigen fremden Staatsangehörigen und die Afri— 
taner, beschäftigt sind. 
Aber auch im benachbarten Lothringen sind sehr 
biele Arbeiter in der Industrie, vor allem im Berg 
bau beschäftigt. Hier überwiegt die Zahl der Aus 
länder das einheimische Element. Nach einer Sta 
istik der ⏑—— waren im Moseldeparte 
nent im Jahre 1927 insgesamt 88031 Arbeiter vor 
zanden, gegenüber 81826 im Vorjahre. Von der 
NOs1 Arbeitern des Jahres 1927 enifielen auf den 
zteinkohlenbergbau 31080, den Erzbergbau 189 60 
und die Hüttenindustrie 87343. — In Prozenten 
derechnet gehörten die 88031 Arbeiter in der Haupt 
ache folgenden Nationen an: 
Kohlenbergbau Erzbergbau Hüttenindustt 
26.9 39.9 
8.9 31 
1.1 12.4 
4.9 123 
80.9 87.7 
20.9 123 
100 6 100 60 
zusammen 1000 
Wie aus der Aufstellung hervorgeht, überwiegt im 
Zergbau bei weitem das auglandische Element. Im 
Erzbergbau ist die einheimische Arbeiterschaft sogat 
nur mit etwas knapp über ein Viertel beteiligt. NRut 
in der Hüttenindustrie überflügeln die einheimischen 
Arbeiter die ausländischen. Im Kohlenbergbau sind 
neben den einheimischen Arbeitern die deutschen am 
tärksten vertreten. Der größte Prozentsatz davon 
vohnt im Saargebiet. Auffallend stark sind die Polen 
m Steinkohlenbergbau und die Italiener im Erz— 
zergbau vertreten Es ist klar, daß bei einer so zu— 
ammengesetzten Arbeiterschaft sich der gewerkschast— 
ichen Erfassung die allergrößten Schwierigkeiten ent 
zegenstellen. 
Von den Arbeitsftätten 
der Kumeruden 
Die sKommunisten können nicht im Trüben fischen 
Darob sind sie furcht bar erbost. Ueberall sind sie am toben 
ind schimpfen auf die „verräterischen“ Gewerkschaften. 
Auch im Landesrat tobten sie. Und leisteten dabei wacker 
det Bergwerksdirektion Handlangerdienste. Es sitzt ihnen 
urcht bat quer, daß die Bergleute so treu und wacker die 
Parole der Gewerljchaften vefolgen. Dabei können die 
dommunisten aber auch gar wichts verdienen. Sie möchten 
e Bewegung doch gern für Mostkau ausschlachten. Wei' 
nan dort immer mit dem Zaunpfahle winkt, wenn nichte 
ür die Weltrevolution“ heraus pringt. Und auch gleich 
hei der Hand ist. um diesen oder jenen Kommunisten⸗ 
däuptling von heute vor die Türe zu setzen. So können 
vir schon die Schmerzen des kommunistischen Generalstabe 
derstehen, daß er aber auch gar nichts fischen bann. Der 
berleuten ist aber auch nicht zuzumuten, wegen de— 
„chmerzen, die der kommunistische Generalstab hat, zu strei 
en. Daͤs wäre im Augenblick der größte Fehler, den sie 
egehen könnten. Datum ist es schon richtig, daß die 
Mittogschicht von Grube Velsen, die eine Schicht den Kom— 
nunisten opferle, andern tags wieder gemäß der Parole 
er Gewertschaften handelte, Die Vergangenheit hat je 
ur Genüge gezeigt, daß die Arbeiter vertatzt se die der 
Zommunisten solgen. Die Lothringer wissen ja ein Lied 
hen davon zu singen. Die Bergleute sind noch nie schlech 
gefahren. wenn sie den Gewerlschaften folgten. Daran 
nüssen sie immer halten olso auch in diesem Kampfe. Den 
Kommunisten geht es doh nur um eine Zerschlagung der 
Fewerkchaften aus politischen Motiven. Darum darj ni⸗ 
in dentender Beromann sich von den Kommunuisten auf 
Hlatteis führen lassen 
Bekanntmachungen 
An 30. Dezember 1928 ist im Arbeiterzug Richtun⸗ 
Memmeisweiler — Wadern ein Rucksack gefunde; 
worden. Der Verlierer kann ihn beim Zahljteslen⸗ 
porsigenden Reter Buchheit in Neswendel, Sau 
Itr. 70, abholen eder sich dort melden. 
Der 4. Wochenbeitrug (Woche vom 20. bis 26. Jas 
ijt in dieser Woche fällig. 
Fut die Redaktton verantwortlich P Kieser. 
dernc: Saatbrücket Arucke rei und Verlag A
	        
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