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n fast jüniund dreittigjähriger opfernoller Arhert er⸗
cricht worben Aber
der jungen Generatian
dleibt noch viel Arbeit. Die theoretische Gleichberech
ligung ist erlkämpft, aber an der praktischen
Hleichberochtigung sehlt es noch. Was nützt die theo⸗
retische Gleichberechtigung, wenn das wirtschaflide
Fundament fehlt? Die RMinderbewertung der Berg⸗
aubeiter ist ein unwürdiger Zustand, der beseit:gt
werdon muß. Das Mitbestimmungsrecht beim Ar—
beitsvortrag haben wir uns ertämpft, aber in den
zioßen Betrieben und Konzernen müssen wir Ein⸗
luß in der Verwaltung helommen. Wir vedlangen
die volle Gleichberehtigung mit den Unter⸗
oseen Zur Gleichberecht igung des Arbeiterstamdes
gehött mehr als theoretische Gosetzesbestimmungen.
Vor allem ist
eine wirtschaftliche Besserstellung
gotwendig. Die Möglichkeit des Erwerbs von Eigen-—
um muß auch dem Arbeiterstande gegeben werden.
Alle diese Ziele unmnd viele andere können nur im
Kampf errungen werden. Freiwillig gibt dem Ar⸗
jzeiter niemand etwas. Der echte Kampfgeist muß bei
sedem von uns vorhanden sein. Dazu gehört eine
tarke Willenskraft und die Ueberwindung der
Dpferscheu. Die Jugend soll vor allem ihre Freizen
zur Ausbildamg benutzen, damit die alten Kämpier
zinst von noch tüchrigeren jungen abgelöst werden
das ist heute möglich, weil die Ausbildungsmöglich
eiten bessere sind als früher.
Die Knappenjugend im Gewerkverein
yat es heute auch leichter, weil sie Bestehendes nicht
iur erhalten, jondern davanf weiter aufbauen kann.
Es muß deshalb der Stolz der Jungknappen sera,
sür den Gewertverein, für die Hebung ihres Standes
ju arbeiten und alle Kraft einzusetzen. Mögen sich
deshalb die Jungknappen der Vorkämpfer ihrer christ⸗
sichen Bewegang würdig erweisen umd datkwväftig an
dem Ansgeg des Bergmannsstandes mitarbeiten.
Jtur mit zieslbewußter Energie, größter Opferwillig⸗
leit und Hingabe für umseren Gewerkverein wird der
Kampf für die wirtschaftliche und geistige Hebung
inseres Standes weiter von Erfolg gekrönt sein.“
Noch ist der Abstand von der letzten Lohnbewegung
im Saarbergbau gering. Die volle Auswirkung kann
erst nach Verlauf von weiteren Wochen überschaut
werden. Dann wird es auch möglich sein, jenen Schluß—
trich zu ziehen, den die Revierleitung gelegentlich der
abschließenden Konferenz angekündigt. Schon heute
aber ist zu erkennen, nach welcher Richtung die wirt—
schaftlichen und gewerkschaftlichen Dinge sich aus—
virken. Auch jetzt schon muß man zu der Aufsassung
ommen, die Bergwerksdirektion möge bei allen Be
vegungen in der Zukunft den Versuch einer gegen—
eitigen Verständigung nicht zurückweisen. Es erscheint
jülr sie unerläßlich, die wirtschaftliche Rechnung nicht
ohne den Bergman und seine Organisation zu machen
Rur so wird es möglich sein, eine zweite Aktion dieser
Art in der Wirtschaft der Saar zu verhindern.
Das Ankündigen der Produktionsdrosselung durch
obie einsjache Art des Beachtens bergpolizeilicher Vor⸗
J erregte bei den Uneingeweihten ein Kopf—
schutteln. Diese Kreise waren bisher der Auffassung,
daß ein Einhalten genannter Vorschriften selbstver—
ttändlich sei Auch industrielle Kreise der Saar, die
rußerhalb des Bergbaues stehen, waren derselben
Auffassung. Man hatte nie geglaubt, daß die bis—
herigen Ergebnisse der Gruben ohne Einhaltung der
Sicherheits- und Gesundheitsvorschriften erreicht wur⸗
den. Jene Kreise hielten es für unmöglich, daß der
Bergmann für etwas wehr Lohn zuliebe sein Leben
und seine Gesundheit auf das Spiel setzt. Trotzdem
ist dies in nicht wenigen Fällen leider Tatsache Der
Bergmann will sich eben ein Verdienst beschaffen,
der ihm seinen Unterhalt einigermaßen fsicherstellt.
die schlechten Gedingeverhältnisse sind die Triebkraft
der genannten Handlungsweise. Dann konnte man
dort auch nicht glauben, daß die Solidarität eines
Kohlenhauers soweit gehe, auf einen ihm zugesagten
PDlehrverdienst zu Gunsten eines schlechter bezahlten
Berufskollegen zu verzichten Man hai sich getäuscht
und wieder einmal erfahren. daß man die Bergar—⸗
deiterorganisationen an der Saar nicht mit denen in
inderen Revieren vergleichen darf. Der Zusammen⸗
chluß, die Solidarität und die Disziplin find hier
derart vollständig, wie man sie in diesem Umfange
wohl kaum mehr antrifft. Die Aufforderung der
Verbände brachte hierfür im Januar einen erneuten
Beweis. Wir sehen ziffernmäßig die ersten Aus—
wirkungen.
Die Förderung blieb im Monat Januar mit zu—
sammen 956 932 T um 145 295 T. hinter dem gleichen
Monat des Vorjahres zurück Sie war selbst niedriger
als im Februgar, in dem nur 21,16 Schichten verfahren
wurden Es kam hinzu, daß der Leistungseffekt von
330 Kilo pro Mann und Schicht im Monat Dezember
auf 689 im Januar zurückging. Ebenso wurden die
Haldenbestände um 48417 ger geringer. Sie hetrugen
Der Saar⸗Beroerrabppern
Ende Januar nur noch 120 000 T. In diesen einfochen
und trockenen Zahlen liegen nun große wirtschaftliche
ind jogiale Schwierigkeiten verborgen. Zunächst fiel
zieser Förderungsausfall in eine Jeit des besten Ab—
atzes. Im Monat Januar ist fast in allen Jahren
»ine stärkere Nachfrage nach Kohlen vorhanden.
Neben Frankreich mußlen die Industrien an der Saar
hren erhöhten Bedarf an Brennstoffen decken. Auch
derlangte der Hausbrand ein erhöhtes Quantum. In—
olge der genannten Störungen konnte der Bedars
un Kohlen nicht gedeckt werden. Nicht wenig In—
vustriezweige bestellten fremden Brennstoff. Schlim
ner mußte sich die Situation im Februar auswirken
Zunächst hatte die Grubendirektion durch die ange—
ündigte Schichtenreduzierung die Arbeitsfreudigkeit
der in den Betrieben tätigen Menschen zerstört. Ohne
diese kann nun im Bergbau eine Produktionssteige—
rung nie erreicht werden. So ist die gegenwärtige
5timmung unter den Bergarbeitern, durch die ver—
dängten Raßnahmen verursacht, wenig geeignet eine
rhöhte Förderung zu ereichen Hinzu kam, daß durch
die große Kälte nicht allein die Industrie, sondern
nuch der Familienhaushalt mehr Kohlen bedurfte
Zo wurde die Kohlenknappheit ungemein stark. Eine
Nenge Arbeitsloser entstand. Der Schaden in der
Pirtschaft zählt nach Millionen.
Nummert 10.
Jetzt tauchen neue Schwierigkeiten auf. Infolge der
n Frankreich gesteigerten Kohlennachfrage, liefert die
Safur in erhöhten Mengen. Der heimische Bedarj
hleibt unbefriedigt. Jetzt tritt wiederum die alte Er—
cheinung zutage, daß die Grubenverwaltung in
zeiten großer Kohlenknappheit die Abnehmer im
Saargebiet und Süddeutschland schlechter beliefert.
Bei einer normalen Förderung in beiden Monaten
onnte man der gesteigerten Kohlennachfrage gerecht
verden. Auch hätte man die jetzt vorhandenen wirt—
chaftlichen Schäden verhindert. Darüber hinaus wäre
die Arbeitsfreudigkeit, die in den letzten Monaten des
dergangenen Jahres der Direktion glänzende Er—
gebnisse gebracht, erhalten geblieben.
Der gewerkschaftliche Gedanke ist durch die Maß,—
iahme der Bergwerksdirektion erneut gestärkt worden.
Er hat auch im Monat Januar seine Probe be—
tanden. Der letzte Bergmann in den Gruben hat den
Wert seines Zusammenschlusses wiederum verspiürt. Es
st unendlich schade, daß solche Proben eines gewerk—
chaftlichen Selbstbewußtsein mit erheblichen wirt—
chaftlichen Schäden verbunden sind. Wir hoffen, daß
es für absehbare Zeit einer solchen Auseinander—
etzung nicht mehr bedarf, um dem Bergmann der
Zaargruben zu einem Lohne zu verhelfen, der durch
die Verhältnisse mehr als berechtigt ist K. G.
Prubtische Bebömpfung der Unfallgeführen
Die letzte Woche stand im Zeichen des Wortes.
Helft Unfälle verhüten!“ Es ist sicher anzuerkennen,
venn' berufene Koͤrperschaften dazu übergehen, die
Vekämpfung der Unfallgefahren zu einer allgemeinen
bolkssache zu machen. Das Volk muß aber auch zur
raktischen Bekämpfung der Unfallgefahren unmittel⸗
zar mit herangezogen werden. Dies gilt in besonderem
MNaße zur Bekämpfung der Unfallgefahren in den
en Betrieben. Leider müssen wir feststellen,
jaß die Arbeiterschaft und ihre Vertretung da nicht
n der richtigen Weise an der Bekämpfung der Un—
Juepen beteiligt mird. Sie sind im Saargebiet
n keinem der Organe beteiligt, die obligatorisch der
Unfallverhütung zu dienen haben. Das ist ein großer
Dangel, der nach Beseitigung ruft. Schon oft haben
vir die Beteiligung der Vergleute in den Aussichts—
zeganen des Bergbaues verlangt; bis heute ist dieser
Ruf ungehört verhallt. In Preußen ist man ausf
diesem Gebiete uns hier an der Saar um ein gutes
Wegestück voraus. Dort besteht seit einigen Jahren
das Grubensicherheitsamt, dessen spezielle
Lufgabe die Bekämpfung der Unfallgefahren im
Bergbau ist. In seinen einzelnen Organen wirken
bertreter der Bergleute praktisch mit. Das ist richtig.
Dder Bergleute tragen ja ihre Haut zu Markte. Sie
»aben darum auch ein Recht darauf, selbst an der
Unfallverhütung praktisch beteiligt zu sein. Zumal
der Bergbau den gefährlichsten Gewerbebetrieb bildet.
Ddamit die Saarbergleute auch zu ihrem Rechte
ommen, erheben wir erneut die Forderung nach
hrer Beteiligung in den Aufsichtsorganen des Berg
»aues, denen die Unfallbekämpfung obliegt. —
folgende Unterausschüsse:
Allgemeine Sprengstoffragen, allgemeine Zündmittel⸗
fragen, betrieblich sicherheitliche Vagen Zulassung
von Sprengstoffen, Prüfung von prengitoen, flüs—⸗
sige Luft, zusammengefaßt im Ausschuß für das
Sprengstoff- und Zündmittelwesen; ferner die Seil—
fahrtskommission mit fünf Unterausschüssen: Förder—
ürbe und, Fangvorrichtungen, Förderseile einschl
Zwischengelchirre und Seilfahrtsstatistik, Förder—
naschinen einschl. Seilscheiben und Fördergerüste
Signalzeichen und Ausbildung des Personals, Seil
'ahrt in blinden Schächten; dann noch der Ausschuß
ür Schlagwetter und Kohlenstaubfragen.
3. Grubensicherheitskommissionen bei den
Oberbergamtern.
Sie bestehen aus: ein Vertreter des Oberbergamtes
wei Bergrevierbeamten, je drei Vertreter der Arbeit:
geber und Arbeitnehmer, zwei Mitgliedern des Preu—
zischen Landtages. Sie werden sinngemäß wie bei
der Hauptkommission berufen, dabei müssen die Ver—
treter der Oberbergämter (die Vertreter der Arbeit—
geber und Arbeitnehmer können) Mitglieder der
dauptkommission sein. Die Kommissionen sind be—⸗
ratende Organe der Oberbergämter. Aufgaben: Mit—
virkung bei der Aufklärung wichtiger Unfälle, Mit—
virkung bei anderen wichtigen Ereignissen, Stellung⸗
tahme zu den Entwürfen der Bergpolizeiverord—
tungen. Auch diesen Kommissionen können Fachaus
— beigeben werden; so bestehen in Breslau dit
Ausschüsse für die Erforschung und Bekämpfung der
Tohlensäureausbrüche, zur eene der Gebirgs
chlãge, für flüssige Luft; in Dortmund für das Ge—
teinsstaubverfahren. Bei jedem Oberbergamt besteh⸗
ein Unfallausschuhßz.
Diese Einrichtungen können und haben schon Er—
prießliches fsür die Unfallverhütung Leghet
rommen doch in den Kommissionen alle Vertreter
der Inieressierten zusammen, um gegenseitig ihre
rfahrungen auszutauschen und nach gemeinsamer
Beratung das vorzuschlagen, was für den Unfall—
chutz am wirksamsten erscheint. — Wir sind der
Bleinung, daß die Regierungskommission nur einer
großen Pflicht nachkäme, wenn sie für den Bereich der
Zaargruben eine ähnliche Einrichtung schüfe
Wie für den preußischen Bergbau das Gruben
icherheitswesen, sae es durch das Grubensicher—
sjeitsamt betreut wird, gegliedert ist, geht aus nach
tehenden Ausführungen hervor.
1. Das Grubensicherheitsamt.
Es ist dem preußischen Ministerlum für Hander
ind Gewerbe eingegliedert. Es besteht aus dem Leiten
ind vier Fachreferenten und bearbeitet:
Allgemeine bergpolizeiliche Angelegenheiten, Un
allverhütung, die sicherheitstechnischen Einrichtungen
ẽs hat dahin zu wirken, daß die gemachten Ersah.
uungen für den ganzen preußischen Bergbau nutzbar
jsemacht werden Um diesen Zweck besser erfüllen zu
oͤnnen ist ihm beigeordnet
2. die Grubensiche rheitskommission.
Diese gilt als Hauptkommission. Sie besteht aus
em Leiter des Grubensicherheitsamtes (Vorfitzender)
e einem Vertreter der Oberbergämter, sieben Ver—
retern der Arbeitgeber (darunter ein Betriebs
ührer), sieben Vertreter der Arbeitnehmer (darunter
wei Angestellte) und drei Vertreter des Preußischen
randtages.
Von den Vertretern der Arbeitgeber und Arbeit⸗
iehmern entfallen je vier auf Steinkohle, je einer
ruf Braunkohle, Erz und Kali, sie müssen mindestens
ünf Jahre praktisch im Bergbau tätig gewesen sein
Zie werden von der Arbeitsgemeinschaft, Fachgruppt
Bergbau, benannt und vom Minister berufen. Es ist
in Ehrenamt.
„Freie Bahn dem Tüchtigen!“
Das Schlagwort „Freie Bahn dem Tüchtigen'
schwirrte besonders in der Nachkriegszeit. Leute, di—
alles durch die rosige Illusionsbrille betrachten, tater
so, als ob nun jedem begabten, fleißigen und tüch
tigen Arbeiterkinde der Weg nach oben frei gemach
sei. Manche glaubten, daß die höheren Schulanstalter
mehr als fruüher den Arbeiterkindern erschlossen wür
den. So die „holde“ Theorie. Die graue Praxis rede
eine andere Sprache. Sie zeigt, daß der Aufstieg nad
oben nicht nur von Verstandesgaben, sondern haupt
r von dem notwendigen „Mummes“ (Geld
abhängig ist — und nach dem Studium von nach
schubjahiger Protektion. Darin hat sich gegen frühes
aber auch gar nichts geändert, wir glauben, daß vie!
eher eine Verschlechterung für die Arbeiterschaft zu
erzeichnen ist.
Diese unsere Meinung wird durch die Statistik er
zärtet. Man braucht nur die nachfolgenden Zahler
u würdigen, die unsere Tageszeitung „Der Deutsche“
n der Nummer vom 85. Fehruar ds. Is in einen
wachtenswerten Artikel Arbeiterkinder auß der
Die Kommission hat das Grubensicherheitsamt zu
zeraten; sie kann Anregungen geben, Beschlüsse fassen;
»as Grubensicherheitsamt hat die Stellungnahme der
ZTommission zu allen wichtigen techn. Maßnahmen
»er Unfallverhütung zu veranlassen. Die Kommission
vie auch deren Unterausschüsse können Grubenbe
ahrungen vornehmen oder durch einzelne Mitalieden
wrnehmen lassen. — Es hestehen