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Der Safar⸗Bergluapve“
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roren, und als Krüppel werden sie zeitlebens dieses
Schredenswinters gedenken. Die Singvögel sterben
nassenhaft, auch Raubvögel fallen der Kälte zum
Ipfer. Nicht nut Hirsche, Rehe und Hasen, auch das
piderstandsfähige Wildschwein erliegt der sibirischen
dälte. Kältegrade von 20 bis 30 Grad werden aus
illen Gegenden gemeldet. Durch das Mauerwertk
zringt die Kälte und zerstört die Wasserleitungen
In den Kellern erfrieren die Vorräte an Kartoffeln
Inübersehbar wird der Schaden sein, den die Kälte—
Jeriode anrichtet. Große Schäden werden noch ent—
tehen, wenn das Tauwetter einsetzt. Ueberschwem—
nungen und sonstige Schäden wird die Folge von
zchnee⸗ und Eisschmelze sein, die ja einmal der sieg⸗
eiche Frühling vornehmen wird. Wehe jetzt aber
denen, die keinen Brennstoff haben! Die Arbeiter
ziertel der Groß- und Industriestädte sowie die Ob—
achlosenasyle reden eine furchtbare Sprache. Arbeiter
rfrieten auf dem Wege zur Arbeit, Kinder in dem
ürftigen Bettchen. Abgemagerte Mütter weinen
iber ihr und ihrer Angehörigen Elend. Ihre Tränen
ristarren zu Eis ..
Und doch gehen Tausende erbarmungslos an diesem
ẽĩlend vorüber, das der Natur-Winter hervorgerufen
jat. In ihren Herzen ist auch Winter. Da herrscht
ser furchtbare „metallisch-klingende“ Winter, der noch
chlimmer ist als der Winter in Gottes Natur. Dieser
Vinter in den Herzen. der Menschen taut auch im
zochsommer nicht auf, weil er sich auf dem absoluten
sefrier-Rullpunkt befindet. Und dieser Winter zer—
tört noch mehr als der Winter in der Natur. Taute
er mal auf, dann wären die bitteren Folgen eines
trengen Natur-Winters längst nicht so schlimm, als
ie heuer in die Erscheinung treten. Auftauen kann
iesen Winter aber nur die warme Sonne der Re—
igion. Wer sie verdrängen hilft im Volksleben, der
nacht aus warmen, erbarmensfähigen Herzen eiser⸗
ftarrte Wüsten“
Angepackt!
Nun, laßt uns greifen fröhlich in die Speichen,
Daß eilig weiter wir den Wagen bringen!
Es muß und wird uns ganz bestimmt gelingen,
denn Tatkraft kann und wird gar viel erreichen
Und mag vorerst er auch noch liefer dringen,
Nicht soll die bange Sorge uns beschleichen!
Zzu frischem Tuen geben wir das Zeichen,
Und jeder muß mil ein zur Hilfe springen.
Von Uebel ist und bleibk ein langes Zagen,
Doch rasches Mühen, kreu, gewissenhaft,
Läßt immerdar noch gute Früchte kragen.
Drum angepackt! Die Sehnen frisch geftrafft!
Nun- einen⸗ ruck! Hinrollt er schon, der Wagen,
Und wieder siegte die vereinte Kraft.
L. Kessing.
Winter im Herzen der Menschen
Ein Kamerad schreibt uns: „Die Zeitungen berich—
en: „Der kälteste Winter seit 154 Jahren!“ Mit
sedem Tage hofft die Menschheit auf mildere Tem—
peratur, aber mit jedem neuen Tag wird ihre Hoff—
nung zu schanden. Große Städte wie Berlin, Ham⸗
hurg, Leipzig, Hannover, Breslau, Warschau, usw
nelden tausende von Erfrierungsfällen. Hunderte von
Menihen tot: Tausenden sind die Gliedmaßen er—
Mehr Undsallschutz für die Bergleute
den Bergmann vor dem Stoß auswirkt. Handelt er
zenau nach den Bergpolizeivorschriften, dann kommt
das Soll nicht heraus und er verdient nichts. Was
iegt da näher, daß weder die Aufsichtsinstanzen noch
die Bergleute in der rechten Weise die Unfallver⸗
zütungsvorschriften beachten. Wie schon gesagt, diese
ind sehr schön und gut, aber die Praxis. Soll und
Prämien stehen über den Unfallverhütungsvorschrij⸗
sen, wie ja in der Wirtschaft überhaupt Sachgut zu
diel vor Menschenleben geht. Zur rechten Unsallbe
ämpfung im Bergbau gehört
die Abschaffung des Prämiensystems
ind eine Gedingebemessung, die es dem Gedingear
zeiter erlaubt, neben der strikten Beachtung der Un—
ollverhütungsvorschriften einen ausreichenden Lohn
zu verdienen. Die technischen Beamten, die die Auf—
icht unter Tage auszuühen haben, sollen im Gehalt
'o gestellt werden, daß sie auf die elende Prämien—⸗
virtschaft nicht angewiesen sind. Wenn das Verhält—
uis zwischen technischen Beamten und Bergleuten sich
sjo zugespitzt hat, dürfte das Prämiensystem daran
»inen erheblichen Teil der Schuld tragen
Notwendig ist weiter, daß
die Fahr⸗, Förder- und Wetterstrecken
in tadellosem Zustande, soweit man davon im Berg—
zau sprechen kann, gehalten werden. Nach den Un—
ällen durch Stein- und Kohlenfall rangieren die
velche in Schächten und Förderstrecken vorkommen
zchon oft mußten wir darauf hinweisen, daß die ein—
und ausfahrenden Bergleute während der Förderung
die Förderstrecken passieren müssen, wodurch öfters
Unfälle verursacht werden. Schlechte Förderstrecken
verursachen viele Quetschungen, was zu vermeiden
väre, wenn sie immer ordentlich in Stand gehalten
vürden. Praktisch wird heute so gehandelt, daß die
zimmerhauer bzw. Nachreißer oft nachts vor Kohle
jelegt werden, anstatt die Förderstrecken in Ordnung
u halten.
Außerordentlich wichtig ist. daß im Untertagebe
trieb immer
genügend richtiges Holz
um Ausbau vorhanden ist. Holzmangel hat schon oft
Infälle verursacht, dann aber auch die Verwendung
jon Holzarten, die für den Bergbaubetrieb ungeeig—
iet sind. Dieser dJea e müssen gerade die Sicherheits—
nänner erhöhte —S———— schenken.
Im Zusammenhange mit diesen Fragen ist auch
darauf zu verweisen, daß in Sclagwettergruben
eine elektrisch betriebenen Grubenlokomotiven zur
berwendung kommen dürften. Sodann aber auch
eine Lokomotiven, die durch ihre Gasentwicklung die
Belegschaft belästigen oder gar gefährden.
Wir haben vorstehend nur auf einige praktische
Lerhältnisse hingewiesen, die unbedingt gebessert
verden müssen, soll den Unfallgefahren und der Un—
dusiete ersolgreicher begegnet werden. In theo⸗
etischer Hinsicht 3 viel geschehen, was aber
demlich wirkfunaslos bleiben wird wenn die Vrarxis
„Schützt Leben und Gesundheit“, so lautete das
Motto der Reichs-Unfallverhütungswoche vom 24.
Februar bis 3. März. An sich ist es erfreulich, daß
die berusenen Körperschaften die Reichs-Unfallver⸗
zütungswoche veranstaltet haben, daß sie dazu auf⸗
tiesen, alles zu tun, was zur Einschränkung der Un⸗
alle geeignet ist. Es ist auch zu begrüßen, daß man
nehr als früher durch Wort und Bild der Auftlärung
dient und dem Einzelnen zeigt, wie er unfallvermin—
dernd wirken kann. Wenn in dieser Weise mal einige
Zeit gewirkt wurde und gewisse Erfahrungen sich her—⸗
ausgebildet haben, dann wird ja sicher manches aus
der Wort⸗ und Bildaufklärung bezw. Belehrung
chwinden, das sich als unpraktisch erwiesen hat.
Es ist natürlich, daß wir angesichts der Bemühun—
gen um Milderung der Unfälle die Pflicht haben, au
die Unfallgesahren des Bergbaues
hinzuweisen, die ja besonderer Art und äußerst viel⸗
ältig sind. Die Entwicklung der Iee im
deuischen Bergbau zeigt, daß 1900 auf 1000 versicherte
Vergleute 1219 und 1927 15.12 entschädigungspflich⸗
tige Unfälle fallen. Auf 1000 Unfälle im deutschen
vag überhaupt entfielen 1900 202 und 1927
1.91 tödliche Unfälle. Wie wir daran erkennen, hat
ich die Zahl der Unfälle überhaupt gesteigert, die
Zahl der tödlichen ist im Verhältnis zur Belegschafts⸗
tärke nur um ein Geringes zurückgegangen. Wohl
—
oerschärft worden, andererseits sind die Unfallgefah—
en aber auch gewachsen. Wir brauchen da nur an
die sortschreitende Technisterung des Bergbaues unter
Tage zu erinnern, die auch neue Unfallgefahren mit
ich führt.
Wenn man
die theoretische Seite des Unfallschutzes
nimmt, dann kann man wohl sagen, daß manches ge⸗
oessert und viel Gutes geschafsen wurde. Nimmt man
hagegen die praktische Seite, dann findet man noch
rußerordentlich viele Mängel, die — soweit der Berg⸗
dau in Frage kommt — während der Reichsunfall⸗
erhütungswoche von den veranstaltenden Körper⸗
chaften auch hätten herausgestellt werden müssen.
Denn was nützen schließlich die schönsten Vorschriften,
venn die Arbeiter sie nicht restlos beachten können,
vollen fie mit ihren Familien nicht Hunger leiden
Zuerst erinnern wir da an
das Soll⸗ und Prämienhystem,
as auch im Saarbergbau herrscht. Am grünen Tische
vird die Fördermenge errechnet, die eine Steigerab⸗
eilung mindestens zu fördern hat. Für dieses „Soll“
vird der Steiger verantwortlich gemacht, dem aber
indererseits kein maßgebender Einfluß auf die Ge—
dingebemessung eingeräaumt wird. Das Gedinge i
tbenfalls am grünen Tisch errechnet — gemäß dem
aufgestellten Soll — und den Kameradschaften dann
diktiert. Run beginnt der Murks. Der Steiger wird
mit Prämien an der ÿ»S interessiert, ein
geil treibt den andern. 833 sich der ganze Druck auf
Nummer 9
nicht mit der Theorie einigermaßken in Einklang a⸗
bracht wird.
Zum Schlusse betonen wir noch die besondere
Pflicht, die auf jedem Bergmann ruht,
ich gegen die Unfallgefahren selbst weitestgehend zu
chüthen. Wenn alle Bergleute in der rechten Weise
darduf bedacht sind, dann wird manches besser wer⸗
den. Es muß in diefsem Punkte absolute Einigkeit
hertschen, da es um die eigene Gesundheit und um
das eigene Leben geht. Jeder erfahrene Bergmann
sat auch die Pflicht, den bergmännischen Nachwuchs
richtig aufzuklären und zu belehren, damit auch jeder
m Stande ist, sich selbst, soweit das die Verhältnisse
rur zulassen, zu schützen. — Folgt man nun an ver—
intwortlicher Stelle unseren vorstehenden Hinweisen,
dann wird die Unfallverhütungswoche sicher nicht
ohne praktischen Erfolg bleiben. Darum erheben wir
nechmals den Ruf: Schützt Leben und Gesundheit de⸗
Beraleute durch wirksame Tat!
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Ne Unfallursaen im Saarberghan
Die Reichsunfallverhütungswoche im Saargebiet
vurde uns so spät bekanntgegeben, daß wir nicht
mehr in der rechten Weise vorher dazu Stellung
siehmen und in unserem Organ mit Material dienen
koönnten. Wir haben daher an anderer Stelle dieser
Rummer das Notwendigste nachgeholt, damit alle In⸗
stanzen erkennen können, worauf es in der Hauptsache
im Bergbau zur Unfallverhütung ankommt. Rützlich
dürfte es auch sein, nochmals die hauptfsächlichsten
Unfallursachen im Saarbergbau bekannt zu geben,
die unsere Ausführungen an anderer Stelle nur er—
härten.
Verunglückungen tödlicher Art unter Tage:
Zahl der Auf 1000 Mann
Unfallursache tödl. Unfälle je Jahr
Zzteinfall 20 0.392
Kohlenfall 9 0,176
In den Schächten und Blind⸗
schächten J d. 196
In den Strecken mit auf—⸗
wärts und abwärts ge—⸗
hender Förderung
Bei der Foͤrderung in hori
zontalen Strecken
Durch Explosionen
Durch böse oder matte
Wetter — —
Bei der Schießarbeit 3 0,058
Auf sonstige Weise 2 0,039
zusammen unter Tage 58 1,136
Verunglückungen tödlicher Art über Tage:
Perschiedene Ursachen 3 0,148
usammen unter und
über Tage 61 —X
Durch Steinfall wurden die meisten Unfälle töd⸗
icher Art verursacht. Dann solgen die Unfälle in
Schächten, Förderstrecken und durch Kohlenfall. Wo
zier der Hebel anzusetken ist. haben wir in dem an—
deren Artikel gesagt.
Dit Forderung der Saurgruden
Die reine Förderung (ausgelelen und gewaschen] b⸗
rug:
Ponat staatl. Gruben 7*- Frankenholz zufammer
Tonnen Tonnen Tonnen
Janvar 209 o 930 1099 139
debruar *762 180 1028 924
Närz 7 350 1196857
April 2 876 994 220
VNai 29 82 232
zuni 719 1064 1268
Juli 759 105 806
ãugust 3085 1146517
September 34 561 106s 282
Dktober 40 067 1188 220
Rovember 41 064 1088 470
Dezem her 37181 1069 646
—E —
R
3
17
12
537
158 162
044 406
1032 465
Ißr 1928 12661 797 444 921 13 106 716
Jahr 1927 13193 754 402 070 13 595 82⸗
Die Förderung blieb im Jabre 1928 (zusammen) um
89 100 Ton nen I der des Vorjahres zurück. Die
Hrube Frankenholz hatte eine höhere Förderung zu ver
zeichnen (42861 To.), die vom e Staate selbs
Jusgebeuteten Gruben einen Foͤrderruͤfgang von 531 951
Tonnen. Dieser Förderrückgang ist nur eine dolge de⸗
starken Besegschaftsabbaues. Ende 1927 betrug dle Ar
beiterzahl 67 345 und Ende 1928 69 912; die Belegschafts
zahl wurde im Laufe des Jahres 1928 um 7433 ver
Angert. — Die höchste Förderung in der Nachkriegszei
seit dem Bestehen des Saarbergbaues überhaupt) wurde
m Jahre 1924 —A sie betrug 14032 118 To. Iut
910 betrug die Förderung aller Saargruben (einschließ—⸗
ich der pfälzischen) 13 216300 To. Sie übersteigt die des
Jahres 18928 um 109691 To. Daß diese Friedenshöchst
örderung im vorigen zeß nicht erreicht wurde, st eint
Folge der eingelegten Felerschichten, deren Zahl auf aller
Fruhben acht. auf einem Teil sogaar neun betruag.