Full text: Der Saarbergknappe (10 [1929])

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Der Jahresschluß steht vor der Tur. Bis dahin müssen alle auf 1929 entfallenden Wochen. 
9 beiträge entrichtet sein. Ab 1. Januar 1930 kommen Marken in blauer Farbe zur Verwendung— 
Die diesjährigen roten Marken dürfen ab 1. Januar keine Verwendung finden. Sorge jeder 
dafür, daß dann sein Mitgliedsbuch in Ordnung ist. Jede Zahlstelle muß ihre Ehre darin 
setzen, am Jahresschluß keine Restanten zu haben. Die Abrechnungen für Dezember 1929 
müssen spätestens am 12. Januar 1930 in Saarbrücken sein. Mit ihnen müssen die restverbliebenen roten Marken eingeschickt werden 
Wenn alle Mitglieder und Zahlstellen sich an diese Weisung halten, dann kann der Jahresbericht rechtzeitig bekannt gegeben werden. 
zu hringen, daß über die Lohnfrage verhandelt wird.“ 
Stillschweigend wird das Lohndiktat geschluckt, das die 
Frubenherren nach eigenem Belieben festgesetzt haben. 
hier im Saargebiet schreien die Kommunisten bei 
seder Gelegenheit „Verrat“, zumal dann, wenn die 
hiesigen Bergarbeiterorganisationen einen schönen 
Erfolg Aen haben. In Lothringen, seiner eigenen 
Wirkungsdomäne, schweigt der Kommunismus hübsch 
still eben aus dem Bewußtsein heraus, daß er völlig 
unfähig zu einer praktischen Leistung ist. — 
Die am 23. November durch die Grubenherren be⸗ 
kannt gegebene Lohnerhöhung sieht eine Heraufsetzung 
der Lohnzulage von bisher 6 auf 10 Jregt vor. 
Durch diese Regelung erfährt der geringste Lohn der 
Tagesarbeiter eine Aufbesserung um 6.93 Fr. der 
Lohn der Untertagearbeiter erhöht sich im höchsten 
Falle um 1.230 Fr. Diese Lohnerhöhung bleibt hinter 
der saarländischen und innerfranzösischen Aufbesserung 
zurück. In Innerfrankreich wurden die Hauerlöhne 
bis zu 2.90 Franken erhöht, die zwei Monate früher 
als in Lothringen, wo die Erhöhung erst ab 1. De— 
zember in Kraft trat, gegeben wurden. Der Hauer⸗ 
mindestlohn beträgt ab J. Dezember in Lothringen 
nur 35.75 Ir. gegen 38. 64 Fr. im Saargebiet und 41.12 
guo in Nordfrankreich. Der Hauerdurchschnittslohn in 
othringen beträgt nur 38.50 Fr. gegen 41.40 Fr. im 
Saargebiet. Noch schlimmer ist der Unterschied bei den 
Uebertagearbeitern. Die niedrigste Uebertagegruppe 
in Lothringen bezieht ab 1. Dezember einen Schicht 
lohn in Höhe von 2563 Fr., im Saargebiet 33.12 Fr 
Das ist ein Unterschied von 7550 Franken. Und doch 
wagten es die Kommunisten, den hiesigen Bergarbei— 
terorganisationen „Verrat“ vorzuwerfen, als sie den 
letzten Lohntarif vereinbarten! — Nun noch ein ern⸗ 
stes Wort:; Die lothringischen Grubenherren werden 
solange willkürlich schalten und walten können, als 
die lothringischen Bergleute in ihrer Mehrzahl un— 
organisiert herumlaufen und den Kommunisten Ge— 
XV 
munistischen Phrasendreschern abwenden und sich ge— 
schlossen im Unabhängigen Bergarbeiterverband or⸗ 
ganisieren, dann wird es auch mit ihren Arbeits- und 
Lohnverhältnissen besser werden. Wo der Kommunis—- 
mus einen Einfluß ausüben kann, schlägt dieser immer 
zum Schaden der Arbeiter aus. Die Zustände im loth 
tingischen Bergbau sind dafür ein schlagender Beweis 
Die Spitzenverbände der christlichen, freien und 
hirsch-Dunkerschen Arbeiter- und Angestellten-Ge— 
werkschaften haben am 10. Dezember 1929 nach— 
stehendes Schteiben an den Präsidenten der Regie— 
rungskommission, Herrn Wilton, gerichtet: 
„Die unterzeichneten Vertreter der Gewerkschaften 
des Saargebietes bitten den Herrn raeen der 
Frpiereenmen ergebenst um eine Unterredung 
mit den Mitgliedern der Gesamt⸗-Regierung. 
Die Gewerkschaften oen den Wunsch, die Regie 
rungskommission über Erwerbslosenfragen zu pae 
die das zur JZeit, brennendste und eine anderweitige 
Lösung am dringlichsten erfordernde Problem ist.“ 
Wir haben seit jeher den Standpunkt vertreten 
daß die beste Erwerbslosenunterstützung 
die Beschaffung von Arbeitsgelegenheit 
bildet. Schon seit Jahren fordern wir von der Re— 
gierungskommission eine intensive Unterstützung der 
Zautätigkeit, weil gerade durch sie großen Arbeiter— 
schichten Erwerb und Brot gesichert werden kann 
Noch in unserer Nummer 45 richteten wir an die 
Regierungskommission den dringenden Appell, von 
ihren uberchusstgen Millionen bestimmte Beträge 
zur Belebung des Baumarktes zur Verfügung zu 
tellen. Außerdem forderten wir se auf, den Kom— 
munen, die unter erheblicher Geldknappheit leiden 
Mittel zur Bepaltigung dringender Aufgaben zur 
Lerfügung zu stellen. ir sind gewiß, daß die Ar— 
beitslosigkeit nur einen sehr geringen Umfang zeigte 
wenn man rechtzeitig das Problem der Arbeitsbe— 
schaffung in der vorgeschlagenen Form in Angriff 
—R hätte. Anläßlich der letzten Sitzung des 
andesrates hat Kamerad Kiefer die im „Saar— 
Bergknappen“ erhobenen Forderungen erneut her— 
ausgestellt und unterstrichen. Er fsand dabei die 
Unterstützung des ganzen Hauses. Die Regierungs— 
kommission weiß also, worum es geht. An ihr liegt 
es nun, die nächgesuchte Besprechung bald anzube— 
raumen und den Vertretern der Gewerkschaften ein 
Arbeitsbeschaffungsprogramm vorzu— 
legen. Das Ziel muß aßt die vorhandenen Mit— 
tel schnell und wirksam der edutuiven Erwerbs 
enfürsorge dienstbat zu machen 
* v* 
Die Absatzgebiete JVon den Arbeitsstätten 
der Saarkohle der Kameraden 
Grube Heinitz. Tarifausschuß. In der letzten Sitzuns 
wurden folgende zwei Fälle erledigt: Der Kamerad Joh 
Alt herr, Grube Heinitz, Abt. 1, war mit 50 Prozent 
eines Schichtlohnes bestraft worden und hatte auf Er— 
tattung geklagt. Der Tarifausschuß lehnte die Erstattung 
ab, weil der Vertreter der Grubenverwaltung behauptete, 
Altherr habe seine Beschwerde dem Ingenieur Divisionäre 
icht vorgetragen. — Der Kameraed Jakob Reichert 
war ebenfalls mit 25 Prozent seines Schichtlohnes bestrafi 
worden; eine Einigung kam nicht zustande, weshalb Ueber⸗ 
weifung an den Haupttarifausschuß erfolgte 
Von der Förderung des Jahres 1928 wurden zusammen 
1786 389 Tonnen abgesetzt. Die zwischen Förder und Ab 
atzmenge liegende Tonnenzahl wurde von den Jechen selbs 
zerbraucht. Die 11786 380 Tonnen verteilen sich auft di 
inaelnen Absatzgebiete wie folgt: 
1928 1913 
1. Saargebiet 4641357 To. 4438 274 To. 
2. Uebriges Reich 1285 484, 4063 0311, 
5926 841 To. 8501 305 To. 
2305 186 933 232 
167 443 1331954, 
2265 186 To. 
Grube Altenwald. Von hiesiger Grube mehren sich die 
Tlagen der Uebertagearbeiter gegen einige Grubenhüter 
Insbesondere gegen den Wächter Sch. und den Ober⸗ 
wächter H. — Ersterer hat es besonders auf die jugend⸗ 
lichen Kameraden abgesehen. Diese halten sich während der 
Brotpause in einer Bude auf, die nur mangelhaft be—⸗ 
ieuchtet ist. Sie liegt etwas vom Leseband entfernti. Der 
Weg dahin ist auch mangelhaft beleuchtet und dazu nock 
bei Regenwetter voller Wasserpfützen Um diesen qaus— 
weichen zu können, haben die jungen Knappen sich elektr 
Taschenlampen zugelegt. Als dieser Tage ein Junge von 
der Bude zum Leseband zurückging, beleuchtete er den Weg 
mit seiner Taschenlampe. Da trat der Wächter Sch. aus 
einem Jere hervor und nahm dem Jungen die Taäschen-⸗ 
ampe ab. Als Begründung stellte er die Behauptung auf 
der Junge habe mit der Lampe, Dummheiten“ gemacht — 
Wir fragen: Wie kommt der Wächter Sch. dazu, einem 
zungen sein Egentum abzunehmen? Es ist Sache des 
Ausschußmannes über Tage, dafür zu sorgen, daß dem 
JFungen sein Eigentum wieder zugestellt wird, sofern das 
inzwischen nicht geschehen ist Die Grubenverwaltung aber 
ersuchen wir, den Weg und die Bude gut zu beleuchten, 
damit die Jungen keine Taschenlampen brauchen. Und den 
Wächtern raten wir, sich nicht durch Dummheiten die Ab⸗ 
neigung der ganzen Belegschaft zuzuziehen. 
Weiherzentrale. Schon wiederholt hat die Belegschaft 
und auch die gewerkschaftliche Organisation Beschwerde 
über geradezu haarsträubende Zustände bei der hiesigen 
Badeanstalt geführt. Eine Aenderung ist bis heute nicht 
eingetreten. Wir sehen uns daher gezwungen der Oeffent— 
lichkeit hiervon Kenntnis zu geben. Vielleicht wird dadurch 
die Gesundheitspolizei aufmerksam und sorat sie für Ab— 
stellung des Mißstandes. 
Das Wasser, daß zum Baden im Mannschaftsbad ver— 
wandt wird, kommt aus dem dort befindlichen Weiher. 
Dieser Weiher dient als Begräbnisanstalt für krepierte 
Tiere. Die Abortanlage ist eingerichtet. daß sie entweder 
direkt mit dem Weiher in Verbindung steht, oder aber 
der Inhalt in den Weiher geleitet wird. In letzter Zeit 
erhielt der Kühlraum einen neuen Anstrich Hierfür wur— 
den 30 Faß Karbolineum verwandt. Der Abfluk des Kar— 
holineum nahm seinen Lauf ebenfolls in den Weiher. 
Alle Beschwerden waren bisher erfolglos. Das Wasser 
ist scheinbar für die Mannschaft gut genug. Die Bade—⸗ 
anstalt für die dort beschäftigten Beamten ist dagegen 
direkt an die Wasserleitung angeschlossen. 
Solche Zustände schreien zum Himmel. Die Arbeiterschaft 
st nicht gewillt, dieselben noch länger zu ertragen. Die 
Polizeiverwaltung hat das Wort Hoffentlich wird bald 
»*twos azut Aenderunga unternommen 
412 397, 766631, 
526 575. 195 864 . 
299 073, 157 896, 
144 028, 22 6938, 
4849, 
zusammen Absatz 11786 389 To 11909 475 To. 
Die läßt deutlich die Verschiebung erkennen 
ie seit 1820 in der Absatzverteilung von Osten nach dem 
Westen erfolgte. 
Die Koksproduktion im Jahre 1928 betrug im Saargebie 
238 898 Tonnen Fegen 244 593 Tonnen 1913. — Sie wurd⸗ 
vie folgt abgesetzt: 
1. Saargebiet 
2. erces Reich 
3. — reich 
4. Schweiz 
5. Italien 
z. BelgienLuxemburg 
7. Oesterreich 
3. Sonstige Länder 
zusammen 
1928 
190 To, 
37 
7 
1913 
166 844 To. 
45 944 , 
29 325, 
1300, 
100538, 
175 
. 
238 898 To. M 08 To 
—— 
Besucht die Unterrichtslurse! 
0 
In den einzelnen Bezirken beginnen bald die 
Interrichtskurse. Wir bitten unsere Mitglieder, zu— 
nal die jüngeren, sich recht eifrig an diesen Kursen 
zu beteiligen. Im heutigen Zeitalter muß die Ar 
zeiterschaft Bescheid wissen über gewerkschaftliche 
ozialpolrtische und staatsbürgerliche Fragen. Eine 
zute und erfolgreiche Vertretung der Arbeiterinter 
essen hat ein gediegenes Wissen und feste Charaktere 
zur Voraussetzung. Unsere Kurse bemühen sich, den 
Urbeiter mit geistigem Rüstzeug auszustatten und ihn 
zu einer vollen Persönlichkeit heranzubilden. Alse 
auf, Kameraden! Besucht recht zahlreich die kommen 
den Unterrichtskurse! 
Unterrichtskurse für den Bezirk St. Wendel. 
Am Sonntag, den 29. Dezember, nachm. 1 Uhr 
13 Uhr), beginnt in St. Wendel, Wirtschaft „Zur 
dindenau“, ein Unterrichtskursus. Alle Kameraden 
welche nach geistigem und gewerkschaftlichem Fort 
chritt streben, sind recht herzlich eingeladen. Der 
Aursus wird fortlaufend jeden Sonntag stattfinden 
Die Kameraden, die den Kursus besuchen wollen 
nögen sich umgehend beim Bezirksleiter Weyrick 
der ihrem Zahlstellenvorsitzenden melden. Die Mel 
zungen sind baldigst an die Bezirksleitung weiter 
jsugeben. Es wird erwartet, daß die jungen Kame 
raden sich besonders zahlreich beteiligen werden 
Nachruf. Unsere Zahlstelle verlor zwei brave Kameraden 
durch den Tod: Doetar Meiser und Lorenz Kirsch 
Meiser war viele Jahre hindurch Mitglied des Vorstandes 
und Obmann, auch Kirsch stand seit Jahren treu zu unserer 
Sache. Den beiden Kameräden, die immer für den Gewerk— 
berein kämpften, wird die Zahlstelle ein ehrendes An— 
vwenten ewobren 
Pie Zablstelle Merchweiler 
Nachrufs. Am vergangenen Sonntag wurde ein treues 
Mitglied unserer Zahlstelle, der junge Kamerad Krauß 
ju Grabe getragen. Im blühenden Alter von 25 Jahren 
wurde er durch den Tod aus unserer Mitte gerissen. Wir 
e dem Verstorbenen stets ein treues Andenken be— 
vaahren 
Pie 20ohlsteslse Mainzweiler 
Nachruf. Am 24. November verunglückte unser Kamerad 
Ludwig Backes auf Grube Heinitz tödlich. Wir verloren 
in ihm ein sehr rühriges Mitglied, das immer treu zu 
inserer Fahne stand. Sein Andenken werden wir allezeit 
in Ehren halten 
Unterrichtskursus für den Bezirk Neunkirchen. 
Im Januar 1930 wird für die Mitglieder des Be 
irkes Neunkirchen der vorgesehene Unterrichtskursus 
eginnen. Die Kameraden, die am Kursus teilnehmen 
vollen, mögen sich sofort schriftlich oder mündlich 
inter genauer Angabe ihrer Adresse und ihres Ge— 
zurtsdatums sowie der Grube, wo sie beschäftigt sind 
eim Bezirksbüro in Neunkirchen melden. Die Ein 
adungen zum Kursius werden später schriftlich er 
Agen 
Die Zablstelle Elnorssoro 
Bekanntmachung 
Der 51. Wochenbeitrag (Woche vom 15. bis 21. 
Dezember) ist in hdieser Moche fällia. 
Für die Redaktion verantwortlich: Peter Kiefer 
druck: Saarbrücker Drucerei und Verlag A⸗G
	        
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