Nummer 47
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Organ des Gewerkyereins christl. Bergarbeiter Deutschlands für das Saargebiet
krscheint jeden Samstag für die Mitglieder gratis. —
Preis für die Zahlstellenabonnenten 5.— Fr. monatl. ohne
Botenlohn. für die Postabonnenten 15.— Fr. pierteliährl.
Saorbvñũcken, den 23. Noveniber 1929
10. Jahrgon
dafür führen wollte, die Heidelberger Abrede sei sein
Zur Beachtung alleiniges Verdienst. Wir glauben bestimmt, daß nach
den Akten des Reichsarbeitsministeriums dann der
alte Verband in eine arge Klemme käme, abgesehen
davon, daß auch Reichsarbeitsminister Dr. Braune
und sein Ministerialdirektor Dr. Grieser belustigt
lachen müßten. Wir haben es gar nicht mal nötig
näher die Verdienste des Gewerkvereins gerade um
das Zustandekommen der Heidelberger Abrede nachzu—
weisen, weil das Wasser in die Saar schütten hieße
Unsere Mitglieder sind ja über seine Leistungen im
Bilde, weshalb es für heute genüge, die Ueberheblich—
keiten des alten Verbandes ein klein wenig niedriger
zu hängen, damit auch unsere Mitglieder recht herzlich
in diesen trüben Novembertagen lachen können. Nun
eine ernste Seite der Angelegenheit. Der alte Verband
beruft sich auf die Mehrzahl der Aeltesten (die Stim—
menzahl beider Organisationen verschweigt er, weil
die nicht weit auseinanderliegt). Diese Mehrheit be
üähze er nicht., wenn unsere Mitalieder bei der letzter
Knappschaftswahl Disziplin gewahrt hätten oder es
verstanden hätten, keine falsche Gefühlsduselei zu be—
kunden. Sie haben es bewerkstelligt, daß ihnen nun—
mehr der alte Verband Ohrfeigen versetzt. Wenn sie
restlos sich für die Gewerkvereinskandidaten entschieden
hätten, dann besüße der Gewerkverein die Mehrzahl
der Aeltesten und der alte Verband könnte dann keine
Ohrfeigen austeilen. Das ist der Lohn für die Un—
disziplinierten in unseren Reihen, daß sie nun auch
noch verüppelt werden. Wir meinen, daß unsere Mit—
glieder doch geschlossen am 1. Dezember die richtige
Antwort erteilen müßten. An diesem Tage geht's da⸗
tum, ob der Gewerkverein entsprechend seiner Mit—
gliederstärke am Mandutsbesitz teilnimmt. Wenn
unsere Mitglieder sich frei machen von Gefühlsduselei,
nur ein wenig die eigene Ehre und die ihrer Organi—
sation im Auge haben, dann muß dem Gewerkverein
die Mehrheit der Kandidaten zufallen. Damit ver—
hindern unsere Mitglieder es, daß der alte Verband
ihnen nicht nochmals Ohrfeigen versetzen kann.
Kameraden,
besucht die Knappschaftsversammlungen
Am 24. November und die solgenden Tage finden
in den meijten Jahljtellen Knappjtchaftsversamm
(ungen des Gewerkvereins statt. Diese Versamm
lungen müssen von allen unseren Mitgliedern unbe
dingt besucht werden. Die Bedeutung der Knapp
schaftswahl wird dann nochmals erörtert werden.
Jedes Viitglied muß sich diejer Bedeutung bewußt
werden, damit es weiß, wie es sich zu entscheiden hat
kKameraden! Erjcheint aljo geschlossen in allen Ver
ammlungen des Gewerkvereins, die am 24. Novem
her und die solgenden Tage itattfinden.
Erfülle jeder seine Wahlpflicht
Am 1. Dezember ist Knappschaftswahl. Unsert
wahlberechtigten Mitglieder haben dann ihre Ver
kreter jür den Saar-Knappstchajtsverein zu wählen
Sie üben im Auftrage der Mitglieder ein hochwich
tiges Amt aus. Da erfordert es das wohlverstandent
Interesse aller Mitglieder, daß sie ihr Wahlrecht
aAusüben. Und alle Mitglieder des Gewerkvereins
haben die große Pflicht, ihre Stimme dem Kandi
daten des Gewerkvereins zu geben. Keiner darj der
Wahl jern bleiben! Alle Stimmen müssen den Ge
werknereinstandidaten gegeben werden?
Zungknappen, helft bei der Wahl
Mancher Jungknappe wählt zum ersten Male
Das ijt eine große Ehre. Die Ehre muß jeden Erst
wähler bestimmen, das neue Recht zu nutzen. Und
die Disziplin muß ihn bejstimmen, seine Stimme dew
Bewerkvereinskandidaten zu geben. — Die Jung
knappen, die noch nicht wählen können, müssen auch
heljen. Sie müssen sich zur Verjügung haiten, um
Zäumige aufzujutchen und zur Wahlurne zu bringen
Jdedes Mitglied, auch das jüngste, ist selbjt verant.
wortlich jür einen guten Wahlausgang. Wenn alle
zur Mitarbeit bereit sind. dann muk die Sach—e
lavven
Vom Sinn der
Aeltestenwahlen
Gewerkschaftsarbeit ist ununterbrochener, harter
Dienst am Aufstieg des Arbeiterstandes. Schon die
Gründung der Bewegung war eine Auflehnung
Jegenüber den Zuständen, in denen man den Ar
eiter zu leben gezwungen hatte. Kaum ein Zu
gestäudnis hat man ihm freiwillig gemacht. Alles
mußte in zäher Arbeit im Laufe der Jahre errungen
werden. Die Auseinandersetzungen mit den Wi
derständen konnten nicht allein auf das wirtschaft
liche und soziale Gebiet beschränkt bleiben. Ueber
die eigentliche Gewerkschaftsarbeit hinaus hatte der
Arbeiter, genügend geschult und vorgebildet, die
Auseinandersetzungen mit den Vorurteilen bei der
anderen Volksschichten vornehmen müssen. Se
mußte es kommen, daß der Gewerkschaftler als der
gehaßteste Staaisbürger jahrelang angesehen wurde
Nicht gering war die Zahl der Kräfte, die infolge
der fortwährend auftauchenden neuen Schwierig—
keiten an Energie eingebüßt hatten. Sie hatten das
weitere Ringen um den Aufftieg eingestellt. Andert
traten an ihre Stelle. So behielt die Bewegung
ihren geistigen und seelischen Sbpio
Wahltag ist Zahltag.
Wenn Worte einen Sinn haben, dann darf dies nur
so heißen, daß auch die christlich organisierte Berg—
arbeiterschaft der Saargruben am Wahltage durch
ein restloses Eintreten für ihre Kandidaten nichi
allein der Grubenverwaltung, sondern der gesamten
Bevölkerung an der Saar zeigt, daß sie einen Pacht
fakltor darstellt, mit dem gerechnet werden muß. Sie
wird an diesem Tag all der mühseligen Arbeit ge
denken, die zur Befreiung des Bergmanus im Ge—
biet notwendig gewesen. Man wird sich erinnern
müssen, wie die Verhältnisse lagen, als Lauheit
Gleichgültigkeit, Korruption und eine Reihe fon—
stiger unangenehmer Erscheinungen an der Saar
ihre Triumphe gefeiert. Vielleicht ist es noch not
wendig, darauf hinzuweisen, wie schlecht es mit
unseren knappschaftlichen Verhältnissen bestellt ge—
wesen, als man die Organisation gesbassen Auch
der Aufgaben wird man sich entsinnen, die uns in
den kommenden Monaten und Jahren bevorstehen
Ein Kamerad, der an diese Ereignisse und an die
Arbeiten der Zukunft denkt, handelt am Wahltaa-—
entiyrechend.
Wahltag ist Erntetod
——7*
Die richtige Antwort
Die Mitgliedschaft imnd das regelmäßige Zahler
der Beiträge allein macht nicht den ganzen und
echten Gewerkschaftler aus. Darüber hinaus hat er
seine Person mit der gesamten ihm innewohnenden
Energie in den Dienst der Sache zu stellen. Eine
Probe dieser gewerlschaftlichen Einstellung lieferr
die am 1. Dezember stattfindenden
Wahlen der Knappschaftsältesten
Der alte Verband tut sehr überheblich. Als erneuter
Beweis gilt die letzte Nummer seines Organs. Hier
kann man lesen, daß alle knappschaftlichen und sojial—
politischen Erfolge der jüngsten Jahre eigentlich nur
dem alten Verbande gut geschrieben werden dürften
Auch das Zustandekommen der Heidelberger Abrede
ijt nur sein Verdienst. Wir waren baß erfstaunt, als
wir das lasen. Nicht etwa deshalb, daß uns ähnliche
Ueberhebungen durch den alten Verband noch nicht
passiert wären, sondern darum, daßz gerade in den
genannten Fällen der alte Verband so unverschämt
ju flunkern wagt. Er will sich das Verdienst deshalb
allein zuschreiben, weil er zufällig die Mehrzahl der
senappfchaftsältesten besitzt. Das ist doch reichlich naiv
geschlußfolgert; denn was hätten die Verbandsältesten
erreicht, wenn der Gewerkverein mit seinen Aeltejten
gegen den Verband gestanden hätte? Nichts, rein
zarnichts hätte der Verband ohne den Gewerkverein
erzielt. Wir wollen angesichts der gemeinsamen Auf⸗
zaben, die es auch zukünftig zu erfüllen gibt, nicht
ironisch werde; denn sonst würden wir nachweisen, daf
chlietzlich der Gewerkverein doch in vielen wichtigen
Fragen der Treibende und der Vorangehende war.
Wir wissen es schon längit zur Genüge, daß es hali
o Gernegroße gibt, die bei jeder Sache, die erfolg⸗
reich läuft, sich vorne hin jstellen und schreien: „Das
habe ich allein gemacht!“ Nun ja, jeder macht sich halt
nach jeiner Vanier wichtig bezw. lächerlich, sodaß wir
uns nicht mehr lünger mit der Seite der Angelegen—
heit zu beschäftigen brauchen. Nur darauf wären wir
nal gespaunnt wie der alte Rerband den Naochwei—
Die gewerkschaftliche Arbeit erhält mit einem guter
Ausgang der Wahl und restloser Beteiligung der
entsprechenden Dank. Nicht gering waren die mi
Hilfe der Organisation errungenen Erfolge. Im
Lohnverhältnis sind wir vorwärts gekommen
Weit davon entfernt, in dem Erreichten den Gipfe
aller Leistungen zu erblicken, muß trotzdem der
Fortschritt anerkannt werden. Wie stände es heut—
um den Bergmann ohne Organisation? Auf knapp
schaftlichem Gebiet sind die Erfolge nicht geringer
Auszahlen der Invalidenrente neben der Pension
Erhöhungen der Rente und Pensionen selbst, Ein
führen der Familienfürsorge und eine Reihe im Ein
zelnen kaum alle anzuführender Vorteile wurder
herausgeholt. Neben den besonderen Arbeiten im
eigentlichen Saargebiet, konnte für die Kamerader
in den angrenzenden Teilen eine laufende Unter
stützung eingerichte werden. Hat die Einführung
derselben schon ein gewaltiges Maß von Arbeit ge
kostet, so ist das Festhalten des Erreichten nod
schwerer gewesen. Die Erfolge der gewerkschaft
lichen Arbeit auf geistigem Gebiete lassen sid
zahlenmäßig nicht erfassen. Hier können nur offen
Augen und Ohren ein Urteil abgeben. Es dürfte
faum eine Arbeiterschaft geben, die geistig regsamer
ist als die Bergleute an der Saar. Der hier er—
reichte Aufstieg ist Frucht gewerkschafitlicher Arbeit
Es ist Ehrenpflicht des christlichen Gewerkschaftlers
am Wahltage ein offenes Bekeunntnis iür sein⸗ Ro
weagqung abzulegen
Sie müssen zeigen, wie weit jeder einzelne Kamerat
von der Idee unserer Bewegung erfaßt und wie er
sich die Durchführung der von ihm aufgestellter
Forderungen auf knappschaftlichem Gebiete denkt
So bilden diese Wahlen für den organisierten Ar
beiter eine Probemobilmachung, bei der festgestell
werden kann, wie weit die Schlagkraft der Organi—
sation erhalten geblieben und welche weiteren An—
forderungen ne an diese gestellt werden können.
Fine restlose Wahlbeteiligung ist, ohne daß der
Kamerad über die gewöhnliche Beitragszahlung
hinaus finanzielle Opfer bringt, ein nicht hoch ge—
nug zu veranschlagender Erfolg. Mit der in Frage
tommenden Industrie verfolagt die gesamte Oeffent
lichkeit das Wahlergebnis. Je nach dem Ausgang
der Wahl steigt oder fällt der Einfluß des Ar
beiters nicht allein im wirtschaftlichen und so zialen
sondern auch im sigatsbürgerlichen und politischer
Leben. Nur eine Stunde Zeit hat der Gewerk
chastler für diese Angelegenheit zu opfern. Fün
die geistig hochstehende Bergarbeiterschaft an der
Zaar bedeutet der 1. Dezember einen Ehrentaa. —
Im Nolfsmunde heikt