Full text: Der Saarbergknappe (10 [1929])

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Es soll ein Grundbetrag eingeführt werden wie in 
der Invalidenversicherung, und glauben wir ferner 
uns auf eine gewisse Zusage stützen zu können, daß 
auch ein Staatszuschuß eingeführt wird. Der Knapp 
schaftsvorstand rechnet bestimmt damit, daß ein an 
gemessener Staatszuschuß gegeben wird. — E— 
dürfte der Reg.omm. durchaus nicht schwer sein 
diesbezüglich einen endgültigen Beschluß zu fassen 
der die Knappfchaft resp. die Mitglieder derselben 
wirklich befriedigen kann. Vorbilder hat die Reg. 
Komm. sowohl an der Reichsregierung als auch an 
der französischen Regierung. Der französische Staas 
zahlt zur Pensionskasse der französischen Bergar— 
beitet 45 Prozent der gesamten Lohnsumme im 
Bergbau. Das deutsche Reich zahlte in diesem Jahre 
auf Grund der „Lex-Brüning“ 75 Millionen Mark 
in die Kasse des Reichs-Knappschaftsvereins, wo⸗ 
durch die Beiträge recht erheblich gesenkt werden 
konnten. — Es dürfte nicht zu verkennen sein, daß 
der Saar-Bergmann, der im Interesse des Staates 
die größten Opfer bringt, ebenfalls Anspruch an den 
Staat erheben darf, ihn bezüglich der Versicherungs⸗ 
beiträge zu entlasten. Was in Frankreich und in 
Deutschland möglich ist, dürfte doch auch im Saar—⸗ 
gebiet möglich gemacht werden können. 
Auf dem Gebiete des Knappschaftswesens sind uns 
nunmehr in den letzten Tagen verbessernde Reformer 
in nahe Aussicht gestellt worden. Diesem immer nur 
In⸗Aussichtstellen muß endlich doch einmal die prat 
tische Tat folgen. Die AKnappschaftsmitglieder 
wollen Taten sehen. In allen Knappschaftsver—⸗ 
sammlungen, die zur Zeit abgehalten werden, wirt 
von Diskussionsrednern darauf hingewiesen, daf 
man des Vertröstens auf spätere Zeiten leid sei 
Ganz besonders empfinden die Knappschaftsmit 
glieder die Leistungen der 
knappschaftlichen Krankenversicherung 
ils ungenügend. Eine Novelle zur Krankenver 
scherung soll nun ebenfalls in Ausarbeitung sein 
Hoffentlich trägt man bei der Fassung des Entwurfe 
derselben den besonderen Verhältnissen des Berg— 
baues Rechnung. Im Reichs⸗Knappschaftsverein gil 
stets der wirklich verdiente Lohn als Grundlohn in 
der knappschaftlichen Krankenkasse. Warum soll man 
eine solche Bestimmung nicht auch im Saargebie 
Gesetz werden lassen? 
Wir geben nunmehr der bestimmten Erwartung 
Ausdruck, daß die Reg.⸗somm. sich baldmöglichft 
dazu entschließt, die läängft zugesagien erforderlichen 
—A 
zunehmen. J. M. 
Lohnbewegung in Mitteldeutichland. 
Wie bekannt, haben die ustandigen Bergarbeiter 
organisationen br den mitteldeutschen Braunkohlen 
bergbau am 22. September de die geltende Lohn 
ordnung zu darn Die Kündigung wurde mittler 
weile zum 30 November aus —*2* Die Unter 
nehmer schelnen nicht geneigt zu —2 eine Lohnerhöhung 
freiwillig zu bewilligen. Dies geht aus ihrem Verhalten 
deutlich genug hervor. Die Jorderung der Organisationen 
wurde den Unternehmern schon am 285. Oktober zugestellt 
Die Hauptforderung dreht sich um die — der 
tariflichen Durchschnittslöhne um 1,— Mark —— die 
Unternehmer in der Lage od diefe Forderung zu be— 
willigen, geht aus den Geschäftsberichten der einzelnen 
Unternehmungen klar hervor. Und daß die Forderung 
berechtigt ist, zeigen die tariflichen Durchschnittslöhne 
die gegenwärtig gelten. So beträgt der tarifliche Durch— 
schnittslohn im Randrevier IV —8 und rdg nur 
474 Mart; der höchste tarifliche Durchschnittslohn, im 
eigentlichen Kernrevier beträgt nur 6— Martk. Diese 
Zahlen sagen genug. Sie begründen die Lohnforderung 
om besten. Es ist nur jammerschade, daß so viele Berg- 
leute in diesem Gebiet den Anschluß an die Gewerk— 
schaften noch nicht gefunden haben. Zu was das führt 
zeigt die Lohnbildung deutllch 
Der niederschlesische Bergbau 
befindet sich auch in der Aufwärtsentwialung Er ifft 
ja das merzenskind unter den deutschen edeen 
gebieten. Reulich noch brachte unsere Tageszeltung 
In Deutsche“ geradezu erschütternde Bilder vom Le— 
en der Bergleute im Neuroder Gebiet. Die armen 
Venschen en sich Prgen. weil sich außer der Ge⸗ 
werkschaft fast niemand ihrer Not erbarmt. Daß aber 
die Vezahlung eine bessere sein könnte, bewpe die Ent⸗ 
wicklung der Forderung und des venage spes So 
stieg die Förderung von 5 560 000 Tonnen im Jahre 
tors auf 5844000 im Jahre 1927 und 5271000 im 
Jahre 1928. 1829 wird eine pog höhere Steigerung 
herauskommen. da für das erste Halblahr die Förder 
menge schon 3020 000 Tonnen bettägt. Der Leistungs 
effelt., der 1913 — auf die eaeespn errechnet — 
je Kopf und Schicht 669 Kilogramm betrug, ist auf B72 
Kiloaramm im ersten Viertelsahr 1929 gestiegen. Eine 
Steigerung um 303 Prozent, die sicher — beachtens⸗ 
wert ist für ein Gebiet, das keine güustigen Flözver— 
hbültnisse zu verzeichnen hat. Trotz gesteigerter Förderung 
ist agber das Gesamtlohnaufkommen zurückgegangen. Im 
1 Vierteljahr 1928 war das vIrpnnemnwen um rund 
1 Million Mark geringer als im 1. Viertel 1928. Im 
ersten Halbiahr 1929 ist es wieder gestiegen. bat abert 
„Der Safueß —ν 
die Hohe vom 1. Viertel 1928 noch nicht erreicht. Eir 
Beweis, daß die Grubenverwaltungen erhöhten Nutzen 
aus der Foͤrderungs⸗ und Leistungseffektsteigerung g 
hen. dofentic grungt es den lo 
nen, den Lohnanteil der Bergleute am Gesamlergebni 
der Grube zu stelgeen 
Im Ruhrgebiet 
nahm der Hauerleistungslohn nach Aufstellung de 
Zechenverbandes folgende Entwicklung: 
Tariflicher Hauer⸗Mehr als 
Bezirks⸗ durchschnitts⸗ tarlflicher 
durchschnitt lohn Durchschnitt 
MVk. nk. Mk. 
977 an 0,17 
n —X 
—X 
v22 
,10 
v, 80 —X 
9,80 0,15 
9,80 0,18 
9 40 919 
Monat 
1920 
Januar 
Februar 
März 
April 2 
Mai 3,90 
Juni 9,94 
Juli 9,95 
August 9,98 
September 9 99 
Die Entwicklung zeigt, daß die Fudedehdusnietueß 
mer es verstehen, das Gedinge zu en daß eir 
größeres Ueberschreiten des tariflichen Durch asteonne 
chwer möglich ist. Auf einigen Gruben gilt das soge 
rannte Einmann-Gedinge, das der Antreiberei Tür und 
Tor öffnet und deshalb Feschlofen von den Organisationer 
hekämpft wird 
Aus dem Lothringer Kohlengehiet 
— 
Am 8. Nopember tagte in Merlenbach (Lothringen 
eine große Revierkonferenz des Unabhängigen Berg 
Wbeiterverbandes, die von 133 Delegierten, welche 64 
Ortsgruppen vertraten, besucht war. Viese Konferenz be 
egete sich mit den akuten Lohns und sozialen Fragen 
insbesondere mit dem Stande der Knappschaftsresotm. Die 
dauptreferate wurden von den Kollegen Meier (Merlen 
bach) u. Meck Straßbura gehalten. Daran schloß sich ein 
rege Aussprache an, in der der Unwille der lothr. Berg 
leute über die Behandlung der Lohn⸗ und Kna eae 
stage deutlich zum Ausdruck kam. Es wurde p af 
die „lothringischen Bergleute nicht als en be 
handelt sein wollten“. Den lothringischen Bergleuten 
müsse derselbe eieh wie den snerdfranos 
chen gewährt werden. In der eneee wurd 
betont, daß die lothringischen Arbeiter die eolenn 
der Versicherung bei der Landesversicherungsanstalt drin 
send wünschten und gegen eine Verschmelzung seien, wie 
le von behördlicher Seite erstrebt würde. Kamerat 
denhoff üͤberbrachte der Finen die Grüße der in 
Zaargebiet wohnenden Lothringer Kameraden, die sid 
in er Zahl dem Gewerkverein eee Diese 
Mitteilung weckte Freude, da die beim Gewerkverein or⸗ 
ganisterten Lothringer Bergleute treue Bundesgenossen 
der Kameraden vom Unabhängigen Bergarbeiterverband 
ind. Alles in allem kann gesagt werden, daß die Kon— 
erenz ein sehr gutes Bild bot und die lothringische christ⸗ 
liche Vergarbeiterbewegung neuen Impuls von ihr 
mesangen haben wird. — Die Meinung der Konferen⸗— 
wurde in einstimmig Pn eee Entschließzungen 
zum Ausdruck gebtaht Dlie wichtigsten davon bringen 
wir nachstehend zut denntnis unserer in Lothringen ar 
bheitenden Mitdgllebder 
Aur Lohnfrage 
„Die am 3. November im Lokale Delesse in Merlen 
bach ee versammelten Delegierten des Unabhängi 
gen rgarbeiterverbandes nehmen Kenntnis von den 
von der — unternommenen Schritten 
zwecks Gewährung einer ohnerhöhung. Die steigende 
deeer und die dadurch bedingte Verarmung, 
der Bergarbeifer bei Vei gebliebenen Löhnen recht— 
bertigen in keiner Weise die edecueersae 
er Direktion, und dies umso weniger, als bei ethöhten 
Kohlenpreisen und guter Konjunktur Wyene Gewinne 
zu verzeichnen und zu erwarten sind. Die Konferenz stellt 
est, daß der Hauermindestlohn in Nordfrankreich seit 
Ottober auf 41,12 Fr. durch Verhandlungen erhöh⸗ 
wurde, und proiestiert energisch gegen die Verschleppung 
der eroeeng Lothringen, wo der Mindestlohn 
noch immer auf 3445 Fr. stebt Sie erwartet, daß die 
in Frage kommenden Instanzen 3 zur Ab⸗ 
tellung die ungerechtfertigten Schlechterstellung der 
Lothringer Vergleute beitragen. 
Vit aller Schärfe wenden sich die Delegierten gegen 
die Ausschaltung der Organisationsvertreter bel der Feft 
legung neuer Lohnbedingungen anläßlich des inee 
vom Monat Juni. Die ee erwartet die baldigt 
Anberaumung einer Lohnverhand ung mit den drgang 
sationsvertretern und den Arbeiterdelegierten, um vdurch 
eine durchgreifende Lohn⸗ und Tarifregelung dem Ver— 
armungszustand der Bergarbeiter ein Ende zuͤ setzen.“ 
Zur Knappichaftsreform. 
„Die Revierkonferenz des Unabhängigen wergastee 
zerbandes verlangt mit Entschiedenheit die ringlich⸗ 
Erleolgung der Knappsfchaftsreform 
Sie billigt voll und gang die daltung der Vertreten 
des Unabhängigen Gewerkichaftsbundes in den Knapp 
schaftsverhandlungen zu Varis und erwartet, daß auf 
der Grundlage der vom Unabhänglgen Bergarbeiterver 
bande aufgestellten Forderungen bäldigst 8 Reforn 
der Knappschaftsstatuten zustande kommte 
NRummer 46 
Zum Unfallgefahrenschut. 
„Die Katastrophe von Klein⸗Rosseln und das ständige 
Anste igen der e, tödlichen Unfälle im Kohlen⸗ 
bergbau Lothringens geenen sofortige epe zut 
Erreichung eines besseren te der Bergarbe terschatt 
Die — begrüßßzt die Initiative des Generalsetre— 
tärs des UGB. Depute Meck, durch eine Interpellation 
die Oeffentlichkeit und die maßgebenden Instanzen aus 
die standig wachsenden Anieeer mensn &ꝛ 
machen und auf eine bessere Unfallbekämpfun — r⸗ 
ten. Eine Reform der egoeyn in ten, ver⸗ 
bunden mit dem Verbot der Beschäftigung jugendlicher 
Arbeiter unter a und der — der Unter⸗ 
nehmer, das Prämlensystem einzustellen, ist im Intere 
der Bergarbeiter baldigst F verwirtlichen. Die Erweil 
terung der Rechte e die uderuee ist dringend 
—5 — unter gue chzeitiger Ermöglichung der Vetriebs⸗ 
ontrolle durch die Ausschußvertreter. 
Durch Einstellung der Ipeeasegeen durch Gewäh⸗ 
rung höherer eee kann durch die Unternehmer 
wu zur Unfallverhinderung beigetragen werden. 
ie Konferenz erwartet von allen WVnnweartr 
Instanzen weitgehendste Mitwirkung zur Zegenung et 
katastrophalen Anfqustenerung im lothringischen ra⸗ 
hau durch Ausbau der Arbeiterschußbestimmungen.“ 
Von den Arbeitsstütten 
der Kameraden 
Grube Maybach. Wie es hier um Anstand und Bil—⸗ 
dung einzelner Beamten besteilt ist, zeigt 83 Vor⸗ 
kommnis, das jüngst detfe Der Acker⸗ 
mann e der, we ger sich als — Sozialdemotrat 
nach selner Micumtätigkeit im Sagargebiet enabee 
Die Red.) hat dem Kameraden K. H. aus M. der 
bereits eine 34jährige Dienstzeit im Bergbau zurücge⸗ 
legt hat, während des Bückens beim —— einen 
Fußtritt vors Gesäße gegeben wegen einer an gering⸗ 
fügigen Sache. (Wenn der Bergmann sich das dem doht: 
og egenüber erlaubt hätte, dann wäre er „geschaßt“ 
wor 3* Es ist wirklich weit gekommen, daß vderartige 
Vorkommnisse üÜberhaupt im Farterv g7 Moglich⸗ 
keit geworden sind. Wenn sich ein Ärbeiter mal ver— 
greift, dann schreit alles Zeter und Mordio. Hier p 
man nicht, was die Verwaltung zu tun geec Sonst ist 
sie immer fix im Handeln, wenn ein Ärbeiter sich mal 
Inrr hen ließ. Sollen hier beide Augen augéedrüickt 
eiben? 
Tauschmanun suht Hauer Peter Weyand aus Dud⸗ 
weiler, Theodorstraße d, zur Verlegung von Grube FSirsch⸗ 
hach nach Jägersfreude e Meldung beim 
RKameraden oder Bezirksbüro Sarbrücken 
Danksagung. Für die aus Anlaß des tödlichen Un⸗ 
talles meines Mannes durch die Belegschaft der Grube 
Sulzbach vorgenommene freiwillige Sapemnn welche 
den Betrag von 1895 Franken und mir atg den 
Arbeiterausschuß richtig augedin igt wurden, yr⸗ e ich 
allen Spendern an dieser Stelle innigen Dank aus. 
Frau Witwe Wendel Schnur. Thelesn 
Nachruf! Unsere Zahlstelle verlor einen ihrer Grün⸗ 
der, den Kameraden Jakob 340 frühzeitig durch den 
Tod. Er war immer ein braver Strelter für unsere gute 
;, Die Zahlstelle wird sein Andenken stets in Ehren 
alten 
Zahlstelle Niedersalbach 
Nachruf! Am 1. November starb der Kamerad I 
Me J— im Alter von 72 Jahren. Er war ueer na F 
chaftsuͤltester und trat schon in der Rechlsschutzze il 
die Interessen der Sgarbergleute ein. 20 Jahte 
versah er eet sein Amt als —— 
und wirkte auch tatkräftig für den Gewerktvere in. Immei 
war er bereit, den Kameraden, Witwen und Waisen 
n gnen. Sein Andenken werben wir hoch in Ehren 
alten 
Zahlstelle Wellesweiler 
Nachruf! Durch den Autounfall auf dem Wege von 
der Arbeitsstätte F, vauße kam unser uadeee Mit⸗ 
glied Fetann Wier he zu Tode. Unsere Zaͤhlstelle wurde 
adurch schmerzli —8 da Werle stets einer dei 
Eifrigsten für unsere Sache war. Selne Verdienste um 
ins werden sein Andenken nie erlöschen laffen. 
Zahlstelle Frelsen 
Velanntmachung 
Am Samstag, den 26. Ollober, wurde morgent 
im letzten Nachtschichterzu (Richtung Wemmets— 
weiler. —Wadern) ein ee mit Arbeitskleidern 
gefunden. Der Berlierer klann den Ruckack bei 
Peter Buchheit in Noswendel, Haus Nr 70. 48 
holen oder abholen lassen. 
Der 46. Wochenbeitrag (Woche vom 10. bis 16. No— 
vem ber) ist 9. dieser Woche fällig. 
Das Jahr neigt sich seinem Ende zu. Da ist es 
Pflicht aller Mitglieder darauf zu achten, daß sie 
mit ihren Beiträgen nicht im Rückstande bleiben. Am 
Jahresschlusse müssen alle Beiträge fuür das laufende 
Jahr entrichtet sein. Wir bitten alle Mitglieder, 
davon Lenntnis zu nehmen und ihre Mliglieds 
bücher in Ordnung zu bringen 
Für die Redaktion verantwortlich: Beter Käiefer
	        
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