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derungen der englischen Kameraden auf eine Ver—
kürzung der Arbeitszeit, erscheint auch im Hinblid
auf diese Situation durchaus berechtigt.
Im Bergban Frankreichs
ist seit vielen Monaten ein dauernd guter Absatz an
Kohlen wibande Die in guter Konjunktur sich be—
findliche Eisenindustrie verbraucht gewaltige Mengen
Von England und Belgien sind die Zuführen nicht
gering. Hinzu kommen von Feutlem starle Liefe⸗
rungen auf Reparationskonto. Im eigenen Lande
* man inzwischen die Kohlenpreise verschiedentlich
eraufgesetzt. Arbeitslose sind nicht vorhanden. Es
werden bei einer gesamten Belegschaft von 295 000
Menschen annähernd 100 000 Ausländer beschäftigt.
Leider haben die Bergleute keinen entsprechenden
Anteil in Gestalt höherer Löhne erhalten. Die Macht
der gewerkschaftlichen Organisationen ist zu klein, um
einen nachhaltigen Druck auf die Verbesserungen des
Lohn⸗- und Arbeitsverhältnisses ausüben zu können
Von der Regierung wurde allerdings durch Schaffung
eines entsprechenden Gesetzes zugesagt, vom nächsten
Jahr ab eine Verbesserung der Alterspensionen de⸗
Beraleute durchzuführen.
Der Saar⸗VBe⸗r⸗e
kin der Saar
liegen die wirtschaftlichen Verhältnisse im Bergbau
ebenfalls nicht ungünstig. Die Kohle hat seit Mo—
saten einen guten Absatz. Auf den Haiden sind die
Vorräte gering. Neben der täglichen Produktion hat
man die aufgestapelten Vengen in den Handel ge—
dracht. Verschiedentlich wurden Preiserhöhungen vor—
zjenommen. Der Leistungseffekt pro Arbeiter und
ee befindet sich in ständiger Aufwärtsentwich
ung.
So ist überall gegenüber dem letzten Jahr ein star
ler Mehrverbrauch an Kohle festzustellen. Daran hat
die geringe Bautätigkeit an der Saar und in Deutsch
land wenig geändert. Gerade auf dem Inlandsmartt
in Deutschland hat man, nach den Konjunkturberich
ten von April bis August d. J. über 8 Millionen
Tonnen Stein- und Braunkohlen mehr verbrauch
als in derselben Zeit des Vorjahres. Es kommt hinzu
daß in vielen Kohlengebieten der Gedanke zur ge—
meinsamen Regelung der Absatzverhältnisse stark in
den Vordergrund getreten ist. Man darf wohl in
den kommenden Jahren mit mehr Einheitlichkeit au
dem Kohlenmarkt rechnen.
An dieser Entwicklung müssen sich auch die Berg
eute ihren Anteil sichern. Der Lohn ist in allen Ge—
hdieten zu gering. Die Pensionen für Alter und Be—
rufsunfähigkeit sind nicht ausreichend. In geistiger
ind kultureller Beziehung sind andere Volksschichten
vornehmlich in den letzten Jahren, den Arbeiter
schichten stark vorausgeeilt. Hier liegt die Rettung
nur in dem gewerkschaftlichen Zusammenschlußz. Er
hat über die nationalen Grenzen hinaus dahin zu
wirken, daß ein allgemeiner Aufstieg in sozialer und
kultureller Hinsicht vorbereitet und durchgeführt wird
Bei einer Neugestaltung der bergbaulichen Verhält
nisse müssen auch die berechtigten Forderungen der
Bergarbeiter ihre Erledigung finden. Gen.
Der Bergbau in Belgien und Hollaud
ist bei dieser Entwickelung nicht zurückgeblieben. Man
hat die aufgestapelten Kohlenvorräte auf den Halden
fast vollständig aufgebraucht. Das belgische Kohlen
gebiet de Campine, in dem 1913 noch nicht peorder
wurde, hat jetzt eine Produktionsmöglichkeit von
jährlich 10 Millionen Tonnen guter Feitkohle. Noch
besser liegen die Verhältnisse in Holland. Während
hier im Jahre 1913 kaum 2Millionen Tonnen Koh
len gefördert wurden, ist diese Produktion jetzt aus
10 Millionen im letzten Jahr gestiegen. Die Beleg
schaft hat sich stark vermehrt. Sie zählt heute üben
35 000 Mitglieder
Verbeßetung des Verlehrweseng in den Greuzlündgehteten
Der Vorstand des Gesamtoerbandes der christlichen
Gewerkschaften Deutschlands hat an den Reichstag,
an die Reichsregierung, an die Regierungen von
Preußen, Bayern, Hessen, Baden und Oldenburg, so—
wie an die Verwaltungen der Reichsbahn und Reichs-
post eine Denkschrift gerichtet, die sich mit der Ver
besserung des Verkehrswesens in den Grenzland
gebieten beschäftigt. Diese wichtige Denkichrift stehr
unter dem Motto:
Zauptprodukt ist; auch die bedeutende Stahl⸗ und
Eisenindustrie und die sonstige Saarindustrie haben
neben dem Interesse an einem lebhaften Bergbau im
eigenen Revier auch das Interesse daß dieser Berg—
bau infolge günstiger Absatzmöglichkeiten in die Lagt
bersetzt wird, der Industrie gegenüber eine ihre Kon
lurrenzfähigkeit hebende bzw. erleichternde Preis
bolitik zu treiben. Die Saarindustrie und die Indu—
trie der angrenzenden Pfalz sind aber gerade auf die
Möglichkeit, billige Kohlen zu erhalten, aufgebaut
Prominente Vertreter der Saarindustrie sind auch
davon überzeugt, daß heute der Weg für den Bau
einer Wasserstrahe vom Saargebiet nach dem Ober
thein leichter sei, als die Saar-Mosel-Kanalisierung
Katürlich darf die begonnene Kanalisierung der
Saar, wenn die Mosel schiffbar gemacht wird, nicht
zum Stillstand gebracht werden. Auch die Arbeiter—
chaft an der Saar und in der Pfalz verlangt ein—
nütig, daß Störungen in der Wirtschaft bei der kom
nenden Umstellung unter allen Umständen vermieden
verden müssen, weil von einem guten Absatz der
Tohle und der sonstigen Industrieprodukte auch das
Wohlergehen der beteiligten Arbeitergruppen
zurchaus abhängig ist. Daher sollte seitens des Rei—
hes und der in Frage kommenden Länder nichts un
ersucht bleiben, um notwendige neue Verkehrswegt
ür das Saargebiet und die Pfalz zu erschließen.“
Nach diesen Forderungen wird die technische und
inanzielle Möglichkeit eines Kanals durch die Pfal
owie eine Frachtenerleichterung durch die Verwirk
ichung des Transportsystens für Massen—
Jütter nach den Vorschlägen, wie fie Kommerzienrat
Röchling machte, erläutert. Anschließend wird au'
die Verhältnisse im Trierer Gebiet und in Birkenfelt
verwiesen. Nach Hervorkehrung der völkischen, poli
ischen und wirischaftlichen Verbundenheit des Saar—
gebietes mit dem übrigen Regierungsbezirk Trier
vird dargelegt: „Darum darf nicht außer acht ge
assen werden, daß für den eigentlichen Trierer Be—
irk und für das Saarrevier die alten zusammen—
zängenden wirtschaftlichen Beziehungen nach Mög
ichkeit wieder herzustellen sind, weil die
kolossale Vertenerung der reinen Frachtlosten
den Verkehr mit dem weiteren innerdeutschen Gebie
auch bei mittleren Entfernungen unmöglich macht
Die Fracht macht z. B. bei einer mittleren Entfernung
von 580 Kilometer bereits 11,3 Prozent des Rech—
rungswertes der Ware aus. Die Verlehrswege
müssen auch hier verbessert werden. Was beispiels.
weise die Kanalisierung der Saar oberhalb Saar—
hbrückens für Frankreich bedeutet, das bedeutet die
veitere Kanalisierung bis zur Mosel und die Kanali—
ierung der Mosel bis zum Rhein für den Trierer
Bezirk und schließlich auch für das gesamte Saar—
revier. Uebrigens würde durch die Schaffung eines
olchen Wasserweges auch der ganze Eifeler Bezirk
der bekanntermaßen einer der allerärmsten Deutsch—
ands ist. wirtichaftlich sicherer gestellt werden“
Mehr Schutz und Hilfe den Grenzlanden!
Nach Schilderung der allgemeinen Lage in den
Brenzgebieten werden die Forderungen fuͤr die ein⸗
zelnen Grenzgebiete genau umrissen. Und zwar für
die Saar und Pfalz, für Hessen, für Baden, für das
Aachener Wirtschaftsgebiet, für Ostpreußen, für die
Grenzmark Posen-Westpreußen. für Niederschlesien,
für Oberschlesien und für den Osten Bayerns. Natur—
gemäß interessieren uns die Forderungen für die
Saar und Pfalz am meisten, weshalb wir sie gemäß
der Denkschrift nachstehend unseren Mitgliedern be—
kannt geben.
Saar und Pfalz.
„Die wirtschaftliche Existenz der 750 000 Bewohner
des Saargebietes —— auf Bergbau und Industrie.
Es sind in ihr rund 200 000 Arbeitnehmer beschästigt,
die mit ihren Familienangehörigen 80 Prozent der
Bevölkerung ausmachen. Der französische Staat als
Besttzer der Saargruben hat die Saarwirtschaft in
stärkstem Maße von ihren natürlichen Bindungen mit
dem übrigen Reiche gelöst. Er tat dies in der Absicht
das Saargebiet spälestens 1935 für einen Anschluß
an Frankreich reif zu machen. So erklärt es sich auch,
daß die französische Grubenverwaltung den deutschen
Absatzmarkt preisgab und die Saarkohle in Frank⸗
reich abzusetzen versuchte. Die Grubenverwaltung hat
nicht einmal das ihr zugebilligte Kohlekontingent
von 1380 000 Tonnen im Jahre, das ihr von der
deutschen Regierung nach der xig und Suddeutsch⸗
land zustand, ausgenutzt. Bei Wiederangliederung
des Saargebietes an das Reich muß auch
der deutsche Wsatzmarkt wieder gewonnen
werden. Um dies zu ermöglichen, fordern die Wirt—
schaftskreise des Saargebietes, daß schon jetzt alle Vor⸗
bereitungen dazu getroffen werden. Die Wiederge—
winnung des süddeutschen Marktes begegnet großen
Schwierigkeiten, denn die Saarkohle stößt dort mit
der Ruhr- und englischen Kohle zusammen. Es ist gar
lein Zweifel, die Saarkohle wird in der Konkurrenz
mit der englischen und mit der Ruhrkohle, die den
wohlfeileren Wasserweg viel mehr benutzt als
früher, kaum mitkommen, wenn sie nicht auch
zinen Wasserweg erhält. Die Wirtschafts-
kreise des Saargebietes und der benachbarten Pfalz
haben diese Dinge naturgemäß erkannt und fordern
einmütig den
Bau eines Saar⸗Pfalz⸗Kanals,
der von Saarbrücken aus direkt zum Oberrhein nach
Ludwigshafen führt. Es handelt sich an der Saat
ibrigens ja nicht nur um Kohle, die allerdings das
Selte 8
Nach der Erörterung der speziellen Verlehrswünsche
der Pfalz wird das Verhältnis in Birtenfeld
zeschildert. Genau wie in der Pfalz wird eug hier
der Bahnbau Kusel-Türkismühle erstrebt. Dieser
Bahnbau ist notwendig zur besseren Erschließung des
Saargrenzgürtels. Weiter wird der Bahnbau üdar⸗
ral nach Bernkastel verlangt sowie die Verbindung
Türkismühle —Koblenz.
Die Denkschrift liegt zweifelsohne im allergrößten
Interesse der Bewohner der Grenzgebiete. Wir freuen
uns daher, daß der Vorstand des Gesamtverbandes
die Fragen aufgriff und sich hinter die Forderungen
der Grenzbevölkerung stellte. Unsere Aufgabe wird
es sein, mit dem Gesamtverbande dahin zu wirken,
daß die auigestellten dringlichsten Forderungen
schnelle Verwirklichung finden. Die beste Grenzpolititk
liegt in der Sicherung der wirtschaftlichen Lebens⸗
nöglichkeiten der Bevölklerung. Diese Sicherung schaf⸗
jen und gewährleisten zu helfen ist die vornehmsie
Aufgabe und Pflicht der angegangenen Instanzen.
Warum laußt die Regjerungslenmisston
so lunge guf sih warten?
Gemäß 8 12 der Heidelberger Abrede haben die
Bereinbarungen derselben zur Voraussetzung, daß
die Vorschriften über den Gegenstand der Versiche⸗
eung im Saargebiet die gleichen sind wie im Deut⸗
schen Reich. Durch das Gesetz über
Leistungen in der Invalidenversicherung
vom 12. 7. 1929 (Reichsgesetzblatt 1 Seite 135) wur⸗
den die Steigerungsbeträge in der Invalidenver⸗
sicherung um 15 Prozent erhöht. Ebenso wurde
durch dieses Gesetz bestimmt, daß auch die Hinter⸗
bliebenen solcher Versicherten, die am 1. 1. 1912 ver⸗
storben waren, oder an diesem Tage dauernd inva—
lide waren und dann gestorben sind, Anspruch auf
Witwen⸗- und Waisenrente haben. Dieses Gesetz trat
am 1. Oktober 1929 im Reiche in Kraft. Die neuen
Bestimmungen betreffend Hinterbliebenenrente be⸗
eitigen eine von uns stets als ungerecht bezeichnete
soziale Härte.
Von seiten der zuständigen Stelle der Regie⸗
rungskommission wurde uns schon vor Monaten an⸗
läßlich einer Aussprache über schwebende Fragen in
der Sozialversicherung zugesagt, daß das vorge⸗
nannte Reichsgesetz auch sehr bald im Saargebiet
gesetzliche Wirksamkeit erhalte. Die Knappschafts⸗
verwaltung hat sich bereits auf das Erscheinen des
Gesetzes vorbereitet. Einige hundert Witwen warten
sehnsüchtig darauf, daß das Gesetz in Kraft tritt, da⸗
mit sie endlich auch in den Genuß der Witwenrente
gelangen können. Es ist uns wirklich wenig ver⸗
ständlich, warum die Reg.⸗Komm. so lange zögert
mit der zugesagten Inkraftsetzung. U. E. brauchte
die Reg.Komm. doch überhaupt keine Bedenken zu
haben, dem Gesetz im Saargebiet Geltung zu ver⸗
schaffen, da die hiesige Staatslasse lediglich belaftet
wird durch den neu zu zewährenden Staatszuschuß.
Alle anderen Leistungen haben nach der Heidelberger
Abrede die deutschen Versicherunasträgern aufzu⸗
bringen.
Aber nicht nur die vorgenannten Witwen sind
in Erwartung, sondern auch sämtliche Invallden⸗
rentner des Saargebietes erhoffen ab 1. 10. 1929 die
15prozentige Erhöhung ihrer Rentenbezüge, soweit
die Steigerungsbeträge in Frage kommen. Die zu⸗
ständige Stelle bei der Reg-Komm. dürfte doch be⸗
denken, daß in dieser Frage etwas Eile ihrerseits
nottut. Die Umrechnung der Renten erfordert von
den Versicherungsträgern — Landesversicherungs⸗
anstalt, Saar-Knappschaftsverein und Eisenbahner⸗
Penfionskasse — monatelanges Arbeiten. Je länger
die Reg.-Komm. mit der Veröffentlichung der not⸗
wendigen Verordnung wartet, um so — kommen
die Interessenten in den Genuß ihrer erhöhten
Bezüge. Das Zuwarten der Rentner gebiert wieder⸗
um erhebliche Verstimmungen, die zweifellos ver⸗
mieden bleiben könnten.
Des weiteren hat die Reg.Komm. uns versichern
lassen, daß sie beabsichtigt, den
Multiplikator zur Umstellung
des im Reiche geltenden eage und y,
zuschusses von Mark in Franken, der bisher 6,6
hetrug, auf den z. Zt. geltenden Kursstand des
Franken zu erhöhen. Diese brne würde rund
10 Prozent ausmachen. — Auch hler darf man
tagen, daß es wirklich an der Zeit wäre, wenn die
Reg.-Komm. die gegebene Zusicherung erfüllte. Da⸗
mit wäre eine wirkliche Gleichstellung der Leistungen
des Saargebietes mit denjenigen des Reiches gemäh
den Beftimmungen des 4. Buches der Reichsͤver⸗
sicherungsordnung gegeben.
Ferner erwarten die altiven und pensionierten
Nitglieder des Saar⸗Knappschaftsvereins schon seit
Anfang dieses Jahres die angesagte
Novelle zum Knappschaftsgesetz.
Diese Novelle soll ebenfalls in ihren Beftimmun—
ten dem Reichs-Knappschaftsgesetz angealichen sein