ñcken, den 2. November 1920
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Am 28. Oktober bestand der Gewerkverein christlicher Berg⸗
arbeiter 35 Jahre. In schwerer und drangvoller Zeit geboren,
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vollwerk, das auch hier in der äußersten Westmark des Reiches
trutzig emporragt. In der Kohlen- und Eisenstadt Ejsse n nahm
dieses Werk seinen Ausgang, das längst in allen Bergbau—
gebieten des deutschen Vaterlandes feste Verwurzelung ge—
unden hat. Das 35jährige Werden, Kämpfen und Wirken des
ßewerkvereins soll uns Anlaß sein, der Männer zu gedenken,
die das Werk in opfervoller Arbeit geschaffen und der christ—
ichen Bergarbeiterschaft Deutschlands geschenkt haben.
In einem schlichten Bergmannshäuschen in Altenessen sann
vor 35 Jahren näch schwerer Schicht ein knorriger Kumpel
ange geit nach, wie seinem schwer ums Dasein ringenden
Stande ein wirklich uneigennütziger und erfolgreicher Helser
zeschaffen werden könne. Der Bergmannsstand, dem er mit
Ldeib und Seele angehörte, war seiner früheren Geltung be—
aubt worden. Hart lastete die Lebensnot auf den Bergleuten,
egnser charakterstarker und weitsichtiger Kumpel schmerzlich
fühlte.
Die Summe des Elendes hatte die Bergleute des Ruhrge—
bietes 1889 zur Auflehnung gebracht, welche Tat zu der Er—
kenntnis führte, daß sie zukünftig nach dem einfachen und doch
so schwerwiegenden Grundsatze zu handeln hatten:
Einer für alle, alle für einen.
die Erkenntnis führte zur Verwirklichung. Der alte Verband
vurde am 18. August 1889 ins Leben gerufen. Vergleute aller
Bekenntnisse traten ihm bei. Leider verlor sich der alte Verband
ins sozialdemokratische Fahrwasser. Dem einseitigen Partei—
dienst zuliebe gab er die so notwendige Neutralität auf. Als
alle Versuche, die Neutralität wieder herzustellen scheiterten,
chieden die christlich nationalen Mitglieder von ihm. Dazu ge—
hörkte auch unser Kumpel von Altenessen, der kein anderer als
August Brust war. der Gründer unseres Gewerkvereins.
Die Not seiner Brüder war seine Not. Er empfand sie
iefer als alle. Darum empfand er auch die Untreue des alten
Verbandes so schmerzlich, aus der die Trennung verursacht
worden war. Sein klarer Geist hatte längst erkannt, daß ohne
wvirklich neutrale Organisation die Vergleute nicht bleiben
tonnten. Ihre Not schrie geradezu danach. Und dieser Notschrei
ließ ihn nicht los. Da zergrübelte er denn lange sein Gehirn,
wie der Helfer geschaffen werden könne. Nach harter Schicht.
inmitten einer großen Kinderschar, angesichts riesenhafter
Zchwierigkeiten. Äber diese Schwierigkeiten schreckten ihn nicht;
»enn er war eine echte zähe Westfalennatur. Was ein Glück
wvar, sollte der Plan gelingen, den er erdacht und sich zurecht-
zemacht hatte.
Am 8. April 1894 teilte Brust seinen Plan seinem Kame-
raden Hermann Köster-Frohnhausen brieflich mit. In
HRiesem Briefe betonte er:
„Eine Besserung unserer Lage kann nur durch eine ge—
verkschaftliche Organisation der christlichen Beraleute
erreicht werden.“
darum ging es Brust. Obschon er genau wußte, welche Gegen—
kräfte zu überwinden waren. Er gewann Hermann Köster für
einen Plan,. der gleich mit ihm an die Verwirklichung ging.
Zermann VBöster veranlaßfte gemäßß den Weisungen von Anaust
zrust eine Versammlung von Delegierten der katholischen und
dangelischen Arbeiter- und Knappenvereine, die am 3. Mai
894 in Essen stattfand. Köster leitete die Versammlung, und
zrust brachte gemäß seinen brieflichen Vorschlägen vom 4. April
in Köster, eine Entschließung ein, wonach eine Kommission ge—
oählt wurde, „welche die Maßnahmen erwägen soll, mit denen
ie wünschenswerte Besserung der bergmännischen Verhältnisse
uuf christlicher und gesetzlicher Grundlage möglich ist.“ Dieser
intrag wurde angenommen und Brust und Köster wurden in
je Kommission gewählt.
Aber schon setzten Gegenströmungen ein, die den Anstchein
ufkommen ließen, als solle die Gründung einer selbbstän-—
igen Organisation vereitelt werden. Brust sprach sich aber
ntschieden für eine selbständige Organisation aus. Die Kom-—
nission beschloß deshalb, am 26. August eine weitere Delegier-
en⸗Versammlung abzuhalten, und erließ einen Aufruf, in dem
olgende Forderungen figurierten:
l. Herbeiführung eines gerechten Lohnes, der dem Werte
der geleisteten Arbeit entspricht;
2. Achtstündige Schicht einschließlich Ein- und Ausfahrt;
3. Bessere Grubentontrolle;
4. Mitverwaltung der Unterstützungskassen;
5. Eine zeitgemäße Knappschaftsreform.
Zleichzeitig wurde in dem Aufruf der Vorschlag gemacht, eine
jewerkschaftliche Organisation ins Leben zu rufen.
Der Delegiertentag am 26. August 1804 fand auch in Esseu
tatt. Diese Tagung beschloß die
Gründung des Gewerlvereins christlicher Berg⸗
arbeiter jür den Oberbergamtsbezirk Dortmund.
damit war eine entscheidende Tat geschehen. Diese Tat war das
Verk von August Brust und Hermann Köster. Ersterer hatte
en Plan geboren, letzterer hatte ihn mit verwirklichen helfen.
»omit steht einwandfrei fest, daß der Gewerkverein christlicher
zergarbeiter von aktiven Bergleuten ins Leben ge—
ufen wurde. Er ist die erste gewerkschaftliche Organisation
on Dauerbestand aufschristlicher Grundlage.
Die endgültige Konstituierang erfolgte am 28. Ottober 1894.
sorher schon war der Kampf um die beschlossene Neugründung
ntbrannt. Gegner befanden sich in allen Lagern. Das Mittel
er Verdächtigung spielte eine große Rolle. Es waren aber
uch einflußreithe Freunde vorhanden, die als Anwälte für
ie Neugründung eintraten. So auf katholischer Seite der
dölner Weihbischof Dr. Schmitz, der sich öffentlich ganz ent-
hieden für eine solche interkonfessionelle Organisation aus-
prach, und auf evangelischer Seite die Pfarrer Weber und
Vahl. — Trotz aller Gegenströmungen wurde das feste Funda—
nent am 28. Ottober 1894 gelegt. Nach eingehender Beratung
ourde das Stafut angenommen, auf dem der Gewerkverein
hristlicher Bergarbeiter jfür den Oberbergamtsbezirk Dortmund
ufbaute. Aus dem Statut geht hervor, daß der Gewerkverein
ine religiös- und politischneutrale Organisation sein wollte.
diesen Charakter hat er bis auf den heutigen Tag zum Segen
er Bergleute bewahrt. Es geht weiter daraus hervor, daß er
uf christlich⸗gesetzlicher Grundlage fußte. Auch diese Prägung
oar richtig, wie die bisherige 35jährige Geschichte des Gewerk—
ereins bewiesen hat. Und drittens sagt das Statut klar. daß
z sich um eine selbständige Arheiferorganisafion handoelf. die
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