Rummer 43.
die Sriigwersicherung ist aus der Schicksals⸗
emeinschaft der Arbeiter hervorgegangen.
Sie ist für die Arbeiter ein Abschnitt in ihrem all—
semeinen Befreiungskampfe, ähnlich wie jrüher die
handwerker und die Bauern um ihre Befreiung ge—
ämpft haben. Sie ist für die Arbeiter eine unent—
zehrliche Lebensform geworden. Auf dem Weltmarkte
pird das Volk siegen, das den bestgeschulten, geweck—
esten und strebsamsten Arbeiter hat.
b
Aus dem Lothringer Kohlengebiet
Um die Reform der Knappschaftskaffen
Oer Unabhängige Gewerkschaftsbund (Christliche
gewerkschaften) in Straßburg hat ein vom 7. Oktober
atiertes Schreiben des Arbeitsministeriums erhalten;
nwelchem mitgeteilt wird, daß in kürzester Frist die
Tommifsion zur Beratung der Statutenreform der
Ufaß⸗lothringischen Knappschaftskassen zusammen be⸗
rufen wird. Eine ähnliche Auskunft erhielt auch Abg.
pt esck, der sich im Verein mit dem Vorsitzenden des
lnabhängigen Gewerkschaftsbundes, Abg. Bilger,
ehr energisch um die zufriedenstellende Lösung der
Znappschaftsfrage immer bemüht hat. Nach der Aus⸗
unft sollen die Verhandlungen in Paris stattfinden.
zoffentlich jühren sie zu dem längst fälligen — 53
Ergebnis. In einer Besprechung, die Abg. Meck am
11. Oktober mit dem Arbeitsminister Loucheur hatte,
zab dieser auch die Zusicherung, daß er dafür Sorge
rrage, daß sobald als möglich der Staatszuschuß für
die zuͤrückliegenden Jahre den Knappschaftskassen zu—
zewlesen würde. Mittlerweile wurde der Staatszu⸗
chuß auf 40 Prozent erhöht, ein Verdienst des Un—
abhängigen Gewerkschaftsbundes, der im Gegensatz
um kommunistischen Verbande wirklich praktische Ar⸗
»eit leistet, von der die Bergleute und Sozialrentner
zuch etwas haben
Zur Lohnfrage im lothr. Kohlenbergbau
Bei den zuständigen Regierungsorganen hat der
lnabhängige Bergarbeiterverband für Elsaß-Loth—
ringen, mit dem wir in einem Kartellverhältnis
tehen, den dringenden Antrag gestellt, bei den drei
othringischen Grubengesellschaften dahin vorstellig zu
werden, daß bald gemeinsame Lohnver—
handlungen zwischen den Grubendirektionen und
den Bergarbeiterorganisationen stattfinden. Dieses
berechtigte Begehren stützt sich auf die Tatsache, daß
vor 4 Wochen in Nordfrankreich der Hauer-Mindest⸗
lohn auf 41,18 Franken erhöht wurde, während dieser
n Lothringen nur 34.45 Franken beträgt. Die in den
kohlenbezirken Altfrankreichs durchgeführten Lohn—
erhöhungen brachten durchschnittlich ein Mehr von
250 bis 2.80 Franken. Bezeichnend ist nun, daß die
othringischen Grubengesellschaften die Eingabe des
lnabhängigen Bergarbeiterverbandes beim Nieder—
chreiben dieser Zeilen noch nicht mal beantwortet
jatten, trozdem der lothringische Bergbau in der
ohnfrage weit hinterherhinkt. Es ist geradezu ein
zammer, daß die lothringischen Bergleute aus dieser
katsache immer noch nicht die richtige Lehre ziehen
zie ihnen doch mit zwingender Deutlichkeit zeigt, dakß
1
Für unsere Frauen
Fßz wüchst begen sgus der Einiglell
eiebe Knappenfrau! Heute wollen wir mal zusammen
was plaudern über Juügenderinnerungen. Wo—
um nicht auch, nicht wahr? Dein Alter braucht nicht eifer,
üchtig zu werden, denn wir wollen nichts von „Freien“
ijw. pplaudern. Sondern so aus dem Leben herdus, wie
s in unserer Jugend war.
Da weiß ich, daß wir Kinder vft nach dem Großvoalet
nrugen, der jung gestorben war. Vei dieser Frage huschte
mmer so'n frautiger Zug um Multkers Augemn aber sie er⸗
ahlte uns doch die Ursache des frühen Todes ihres Vaters
der war nämlich Schachlhauer. Im Schachte, der noch in
dolz ausgebaut war, regnete es mächtig. Wasserdichte
Ueisdung war noch unbekannkt. Und doch mußten die
¶chachthauer 12 (3zwölf) lange Stunden arbellen. Das eisige
Wasser drang bis auf die Haut und floßz am arbellsheißen
dörper hinab. Hatten sie ihte 12 Stunden um, dann war
eine Waschkaue da, in der sie sich umzlehen und reinigen
tonnten. Auch im Winter mußtke Großrater mit den nas⸗
en Kleidern heimgehen. Dann waren die Kleider steif ge⸗
roren. Und tedmüde sank GOroßzvater dann ins Bett. — Die⸗
cs Hundeleben brachte ihn und andere frühzeitig ins Otab.
Weil der Arbeiler garnichts galt, weil in ihm nur die Ar—
eilskraft gewertet wurde. Und dann hagte meine Mutter
mmer nach der Erzählung: „Kinder, wenn ihr Bergleule
orden seid, dann bleibt einig, damit es euch besser
tehte“
Watum sie das sagle? Daran knüpft eine zweile wichlige
mgenderlnnetung. Ich wat so 6 bis 7 Jahre olt, da war
inter den Beigleulen eine große Rührigkeif zu verzestbhnen
t sanden viele Versammlungen stott, zu der lle in Mos-
„Der Saar⸗Bergknapper
e sich geschlossen organisieren müssen. Die gelegent⸗—
ichen radikalen Sprüchlein der Kommunisten tragen
einen Centimes Lohnerhöhung ein. Helfen kann nur
ewerkschaftliche Arbeit, die von der übergroßen
Vehrheit der lothringischen Bergarbeiterschaft ge—
ragen sein muß
Seite 8
väre Ihnen sicherlich ein ganz erheblicher Teil ihrer
lagesumme zugesprochen worden, von dem Sie auf
zahre hinaus Ihre Verbandsbeiträge hätten zahlen
önnen.“ Wie beschämend muß es sein, sich in aller
Ischte eine solche Zurechtweisung erteilen zu
assen!“
Gegenseitigkleitsvertraäge und
Ruͤckgliederung
Es ist zu verstehen, daß die Rückgliederung des
Zaargebietes ans Reich auch manche Fragen akut
verden läßt, an denen die Bergarbeiterschaft, auch
die in Lothringen ete sehr interesfiert ist.
Eine dieser Fragen betrifft die Gegenseitigkeitsver—
räge, die auf dem Gebiete der Sozialversicherung
wischen Frankreich und dem Reich abgeschlossen wer⸗
den müssen zur Wahrung der Rechte der Arbeiter, die
n diesem Lande wohnen, jedoch im andern arbeiten.
der Generalsekretär des Unabhaͤngigen Gewerkschafts—
zundes, Abg. Meck, hat anläßlich der Besprechung
zer elsaß⸗lothringischen Abgeordneten mit der franzö—
ischen Saardelegation diese Frage angeschnitten. Er
orderte die Schasffung und Ratifizierung von Gegen⸗
eitigleitsverträgen für alle Zweige der Sozialver⸗
icherung, die nach erfolgter Rückgliederung gelten
nüßten. Weiterhin forderte er eine Regelung des
AUrbeitergrenzverkehrs, damit die Arbeiterschaft in den
zeide rseitigen Gebieten ungestört der Beschäftigung im
stachbargebiete nachkommen könne. Auch hier haben
vir den Beweis, daß der Unabhängige Gewerkschafts⸗
hund stets auf dem Posten ist, wenn es Arbeiterinter⸗
issen zu vertreten gilt.
Fine beachtenswerte Mahnung
Die Westdeutsche Arbeiterzeitung, das vorzüglich
redigierte Organ der kathol. Arbeitervereine West—
deutschlands, hat sich seit jeher für die christlichen Ge—
verkschaften eifrigst eingesetzst. Es wäre, da sie auf
kultur⸗ und sozialpolitischem Gebiete viel leistet, so⸗
wie das religiöse Leben pflegt und für die Stand—
werdung der Arbeiter wirkt, nur zu begrüßen, wenn
sie im Hause eines jeden christlichen Gewerkschaftlers,
der katholisch ist, vertreten wäre. Sie hat wiederum
eine ernste Mahnung an die katholischen Arbeiter
gerichtet, die wir auch unsern Mitgliedern nachstehend
jur Kenntnis bringen mit dem dringenden Ersuchen,
diese Mahnung auch zu beachten. Die Westdeutsche
Arbeiterzeitung schreibt u. a.:
„Ist es nicht ein Jammer, daß just zur selben Zeit,
da das Kapital seine Macht ins Ungeheure steigert,
die Arbeiter ihre Organisationskraft vernachlässigen?
Aber es hilft alles nichts: Die Arbeiter müssen ein—
sehen, daß sie der Macht des Kapitals nur eine Macht
entgegenzusetzen haben — Uund das ist die Macht
der gewerkschaftlichen Organisation.
Und diese Macht müssen die Arbeiter schaffen und
steigern, d. h. sie müssen fich restlos organisteren, wie
die ünlernehmer und Kapitalisten es tun. Jeder
Arbeiter gehört in seinen Verband, der Platz der
wieh sen Arbeiter ist in den christlichen Gewerk
chaften.“
„Wären Sie organisiert“
Me„Kölner Gewerkschaftszeitung“ veröffentlichte
ürzlich folgenden Bericht über eine Verhandlung vor
zem Arbeitsgericht:
„Ein Arbeiter klagte eine Summe von über 2300
Mark ein. Die Beklagte machte geltend, daß Kläger
einen Anspruch auf die —E habe, da er nicht
Vertragskontrahent sei. Hierauf legte der Vorsitzende
em Kläger die Frage vor, ob er nachweisen
önne, daß er Mitglied einer gewerkschaftlichen Or⸗
zanifätion sei. Da zog der Kläger eine Mitglieds—
arte hervor. Aber, die Sache 33 einen Haken:
Am Morgen vor dem Termine hatte der betr. Ar—⸗
zeiter sich erst dem Verbande angeschlossen und ein
salbes Jahr rückwirkend seine Beiträge entrichtet
zabei aber trotzdem 8 bis 10 Wochen zu wenig be—
zahlt. Dadurch kam er nach den Verbandssatzungen
ils Mitglied nicht in Frage. Das wußte der Be—
klagte und wies den Arbeitsgerichtsvorsitzenden dar⸗
auf hin. Als der Kläger seine hoffnungslose Situa—
tion sah, erklärte er, immer Mitglied einer Organi—
ation gewesen zu sein, nur die letzten vier Monate
ruicht mehr geklebt zu haben. Darauf erklärte der
Vorsitzende, dann müsse er seine Forderung anderswo
zeltend machen. Das Gericht legte dem Kläger nahe
inter diesen Umständen seine Klage zurückzuziehen
im sich die nicht geringen Kosten zu ersparen. Not⸗
edrungen mußte der Kläger diesem Rat folgen. Vom
zorsißzenden mußte er sich aber sagen lassen: „Sehen
S5ie, wären Sie gewerkschaftlich organisiert gewesen
Manteltarifkündigung im
niederschlesischen Steinlohlenbergbau
Von den Tariforganisationen ist der Manteltarif für
en niederschlesischen Steinkohlenbergbau gekündigt wor⸗
zen. Bereits im vorigen Jahre waren die Unternehmer
in die Bergarbeiterverbände herangetreten, um eine re⸗
daktionelle Aenderung einiger Paragraphen des Mantel⸗
arifs vorzunehmen. Nach Angabe der Unternehmer er—
jab sich die Notwendigkeit einer redaktionellen Aenderung
zurch die Rechtssprechung an den Arbeitsgerichten. Eigen—
irtigerweise forderten die Unternehmer aber nur bei
den Bestimmungen Aenderungen, die für sie in der
Rechtssprechung Nachteile zeigten. Die Organisationen
haben den Bergbauverein aufgefordert, daß er ihnen die
Uenderungswünsche schriftlich übermitteln sollte. Im
Monat Juli d. J. wurde nun den Organisationen ein
neuer Tarifvertragsentwurf vom Bergbauverein über—
eicht.
Bei Durchsicht dieses Entwurfes merkte man gleich, daß
hon einer redaktionellen Aenderung einiger Paragraphen
teine Rede. mehr sein kann, sondern die Unternehmer
hatten einen regekrechten Reuentwurf vorgelegt. In
iesem Entwurfe glaubten die Unternehmer allerhand
gerschlechterungen hineinbringen zu müssen. Bei ge⸗
auer Durchsicht des Entwurfs kann man feftstellen, daß
ne niederschlesischen Berabauunternehmer sich die Wünsche
en hinströmten. Vorwitzig wie ich war, hüpfte ich auch tragten, immer sagte: „Kinna, wenn da groß, und Berg-
nal auf eine Fensterbank und lauschte am offenen Fenster, eit sinn, donn bleiwen um Gokleswillen niag
cs war nach der Frühschicht und da saß nun fast die ganze
zelegschaft der Grube, schwarz, schweißlg, müd — denn
le war 10 Stunden in der Grube gewesen. Aber sie hingen
ꝛaͤlle an dem Munde eines knochigen und bärtigen Man—
res,. der die Versammlung leilete. Er machte bekannt,
daß der Hauptredner, der hätte hommen sollen, verhaftel
vorden fei. Späler habe ich es erst erkannt, daß das der
ilte Warken war, der den Rechlsschutzverein gegründetf
»atte.) Und er entlschuldigte sich, daß er nicht — reden
ionne. Aber, das sagle er (und das habe ich mir wie ein
vangelium eingeprägth:
Olückauf Kameraden! Wir wollen änig sinn. Nurren
Aenigkät micht stärk. Aener vor all, allen gar vor
Boch ußa Rechtsschutzverein! Glückauf. Kame—
Aen
Damit ich dich nicht zu lange aufhalte, nur noch eine
ritte Erinnerung aus der Jugendzeit, obschon ich Dutzende
erzählen könnte, die lehrreich sind fürs Leben. Also: weil
wir dlele Kinder halten, kam mein ältester Bruder mil
iebenjährigem Schulbefuch schon aus der Schnle. Er war
ilso noch keine 13 Jahre alt. Aber er mußte verdienen
helfen. Damit der Hunger etwas mehr gestillt werden
zonnte. Und da ging er zu einem Schachtmeister, der am
Neubau eines — der grofze Umänderungen mit
sich brachte, in die Arbeil. Der arme Bursche mußte mor-
gens um 4 heraus. Um 5 Uhr ging im Sommer die Arbeit
los, um 8 Ühr abends war sie zu Ende. Wenn der arme
ferl abends nach 16bis 18 Stunden nach Hause kam,
vann schleppie er nur so die Beine nach. Und sank dann
wie tot um. Da standen wir Jüngeren dann herum — und
weinten. Weil das Leben doch gar so hart war 9 den
Bruder, der doch noch ein Kindd war. Und die Mutter
zerdrückte immer Tränen in den Augen, wenn sie ihm lieb⸗
kosend über den Kopf strich. Da packte einen schon als
unger Bengel die Wul über Me harte Welt, die so etwas
zulietz. Als ich dann äller geworden wat und denken ge
ernt hatte, konnte 9 es nicht begreifen, wie die Ar⸗
2310ft si derortiges barte bieten
asfsen,
donnernd wurde das Glüchauf erwidert und dann sang
de ganze Bersammlung: „GOlückauf Kameraden, durch Nacht
zum Licht, uns sollen die Felnde nicht ttennen ...“ Und
bit kleinen Knirpse brüllsen aus Leibeskräften mit, ob-
chon wir weder Text noch Melodie kannten. Ja, damals
ertschte Begeisterung, und die —— trugen den
dopf hoch. Und durch Einlgkelt erzielten sie elwas. Diese
kinigkelt wat verkörpett im — —
Aber er ging in die Brüche. Unelnigkelt zZerstortke
hn. Heule —A es, daß es der polltische Spalt⸗«
e e re e Ihelie. 3 d wdusden
die Bergmaͤnner wieder geschu riegelt. ausende wurden Nun, liebe Knappenftaa, auch eine Schlußfol— :
inausgeworfen. Der Lohn wurde empfindlich gekllrzt. Die 3 heute auch foꝰẽ —— set 5 Anpez
Drubenhetren regierten mit brutaler Strenge. Und das VBeweile für mein Nein anführen? On hast recht, man
ratz an den Beigmännetn. Abet, sie kamen nicht mehr »raucht nur zu vergleichen, um den gewaltigen Unterschled
ur Einigkeit, sondern liefzen den Kopf hängen. Und da- uum Besseten zu erkennen. Du erlebst an das Bessere.
auf verwies unsere Mutter, wenn wir sie frugen, warum Ind wer hat P. geschaffen? Nun, v Cinighkeit!
o vpiele Haunsierer kämen, die alle sagten: „Eich wor diefe Einlakell verkörpert der Bewerkoverteln. Wenn
Batrauensmonn vum Rechtsschußvereln. un deswegen hal vlr die Einigkeit erhalten wollen, die unr Gules scaffi.
ma mich rausgelchmitz. Eich bitt eich, käfen ma doch ebbes ann müssen wir den Gewerkverein erhallen, ausbauen
ab, damet mein Kinna nit verhungere.“ — Dann standen ind weiler stärken. Das ift die Lehre ans den Jugend-
vir Kinder, da mitt mitleidigem Herzen und konnten es rinnerungen. Nun umntze du, llebe Knappenfrau. diese
roch nicht so recht begreifen, warum dann die Mutter Lehre seo: Slärke den Gewerkverein, wo immer da —53
venn wir sie nach der Ursache des Unglüchs der Haussereres wird aus deinenm Tun helliger Segen wachsen.