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nuch das Mitleid, das den betrossenen Familien ent-
gegengebracht wird. Leber nur kurze Zeit wird ver⸗
zehen, daun ist alles wieder vergeisen. Wir aber
wollen dauernd unsere Stimme erheben und dafür
tämpfen, daßz der Unfaällschutz verbessert wird. Alles
stönnen muß darauf gerichtet bleiben, den Bergbau
vor solchen Katastrophen zu bewahren. Außerdem
nüssen wir ständig verlangen, daß die Gefüährlichteit
der bergmännischen Berussausübung mehr anerkannt
vird. Es ist beschümend, dahz der Bergmann im
Lohne hinter anderen Berufsschichten, die gewiß nicht
zu viel haben, zurückbleiben muß und eine Behand⸗
iung erfährt, die ihm itändig zu bitteren Klagen
„Der Saar-Bergünapper
—E — ——
Anlaß gibt. Was nutzen die gelegentlichen Ae uße⸗
ungen des Mitleids, wenn der Würger Tod unter
ꝛen Bergleuten eine Massenernte gehalten hat, um
znn doch des lebenden Bergmannes zu ver—⸗
gessen! Wenn das üble Antreibesystem nicht im
hergbau bestände, wenn der Bergmann nicht in stüän⸗
iger Sorge um einen ausreichenden Lohn zu leben
zrauchte, dann wäre manche Unsfallquelle verstopft,
zie so vielen zum Verhängnis wurde. Möge man
iiso die richtigen Schlußfolgerungen aus diesem
Massenunglück ziehen, damit der Bergmann erkennen
ann, daß man ihm volle Anerkennung und Achtung
uteil werden läßt.
Der Zugze: *Maorbild für die Zukunst
Der Zuge: RMaorbild fsür die Zutun
Aus der Rede des Reichzjugendleiters biders am 21. Juli im Vereinshuuse Malstatt
Nach der Uebermittelung herzlicher Glückwünsche, beseitigt durch die Kraft der christlich organisierten
ner christlichen Jungtnapphen im deutschen Vaier⸗-Bergleute. Heute ist das System der „milden und
sande zum 25jährigen Jubelfeste des Gewerkvereins, trengen Hand“ abgelöst durch die Gleichberechtigung
im Sgarrevier, sührte Reichszjugendleiter Sickers zer Gewerkschaften als Tarifkontrahenten. Die Zeit
u. a. folgendes aus: st vorüber, in der man in die Familienrechte des
Seit der Einführung unseres Verbandes im Saar⸗ Urbeiters eingriff, in der man dem Arbeiter vor⸗
tevier sind nunmehr 25 Jahre verflossen. Zehn yreiben konnte, wie er sich politisch zu betätigen
Jahre davon entfallen auf unsere Jugendbewegung. hatte. Heute stehen die Bergleute injolge der Stärke
Als vor zehn Jahren in Essen die Jubelgeneralver⸗ inserer Organisation geachtet da. Der Wirt, der
ammlung unseres Gewerkvereins aus Anlaß seines ins heute seinen Saal zu Versammlungen überläßt
2bjährigen Bestehens stattfand, da legten viertausend hraucht nicht zu befürchten, vom Unternehmertum
junge Mitglieder ein öffentlhiches Bekenntnis hoykottiert zu werden. Das Koalitionsrecht ist auch
ab. Es war ein imponierender Festzug, den die zür uns gesichert und frei und stolz können wir uns
abe ee g Whe selene ilsschristlische Gewerkschaftler bekennen.
an amalsen e n Gründern unseres Ver⸗
ane e Beruse und germann Kost er vor— Das alles verdanken wir den alten Kämpen.
zcidefilierte, und an sie der Dankesausdruck der Ju⸗ Die Verhältnisse im Saarbergbau
zend war. — Vor zehn Jahren der Aufmarsch der ind gewiß nicht rosig, dennoch freuen wir uns über
Ruhrjugend, heute der imponierende Festzug der die Erfolge, die auch hier reichlich erzielt wurden.
hriftlichen Saarbergarbeiterschaft, voran die Jung dank der Stärke unserer Organisation haben wir
nappen. Für dieses Bekenntnis der Treue zu un dier unter Tage die 734Stundenschicht bis auf den
erer Bewegung sage ich euch herglichen Dank. Mit zeutigen Tag erhalten können. Daran wollen wir
der Treue wollen wir auch den Dank an unsere zuch nie rütteln lassen. Der Tarifvertrag und
ründer verbinden. So wollen wir denn all den er Erholungsurlaub wurden auch errungen
treuen Kämpfern, die uns den Weg bereitet haben damit ist das Alleinbestimmungsrecht des Bergbau.
den Dank für ihre Mühen und Opfer aussprechen zesitzers beseitigt. Es könnten noch sehr viele Erfolge
Unser Eelöbnis am heutigen Festtage soll sein: ufgezählt werden, worauf wir aber verzichten kön
„Wir wollen das Erbe der Väter mit derselben sen, da sie allen bekannt find.
ien⸗ zu n Stande und zur Vewegung weiter⸗ All das Errungene zeigt uns die großen Kämpfe,
ragen. zie erfolgreich gesührt wurden. Aber nicht nur ma⸗—
erielle Fortschritte sind erzielt worden, sondern auch
geistige und kulturelle.
Der Gewerkverein war eine Charakterschule.
Er hat die Arbeiter aus der geistigen Depression
ur geistigen Mitarbeit geführt. Er hat den Soli—
aritätsgedanken geweckt und lebendig erhalten. Er
zat das Gefühl der Minderwertigkeit überwunden
ind an seine Stelle Opferfreudigkeit und Pflichttreue
gesetzt. Dieser geistig-kulturelle Fortschritt der Berg
irbeiterschaft ist ein Verdienst der alten Kämpfer.
— Wenn wir auch stolz auf diese Fortschritte sein
Das Betriebsrütenitem önnen, so wollen wir doch nicht stehen bieiben. Wir
ichert die Mitbestimmung des Arbeiters im Be vollen weiter voran schreiten. Da verlangen winr
riebe. Es bildet eine gute Grundlage, dem Arbeiter hor allem
m Wirtschaftsleben weitere Geltung zu verschaffen J .
Das Liebtindsystem bei der Lohnfestsetzung ist durch auskömmliche Lohnverhältnisse
zie tarifliche Regelung des Arbeitsverhältnisses über: Veiter wollen wir ein ausreichendes Mitbestim—
wunden. Früher gait der Schmarotzer etwas, heute nungsrecht im Betrieb und in der Wittschaft, Aus
aß uͤ Wweter sein Recht A ie au des Tarisvertrages, insbesondere aber
rliche Festsetzung un eberschrei— * — —
tung der —— ist durch den Tarifver— auskömmlichen Urlaub für unsere Jugend.
trag und durch gesetzliche Bestimmungen unterbun— Wir wollen unsere Jubelfeier nicht vorübergehen
den? Die Einführung der Tarifverträge im Berg- assen, ohne erneut der Regierung und dem Gruben⸗
»au, die Einführung des Erholungsurlaubes sind! zesitzer zuzurufen: Gebt der Jugend aus—
Erfolge, auf die unsere Vorkämpfer mit Stolz zurück⸗neichenden Urlaub! Es ist ein Schandfleck,
— Aiher vee ir 8 er der Regierung und den Ünternehmern anhaftet,
— — d de schwerarbeitende Bergarbeiterjugend unter
Kird'orf sagte: „Wir werden uns nie mit Jahren im Saarbergbau keinen Tag Ausspan—
e r at n Tifh sehen.“ zung im Jahre erhält. In allen deutschen Bers
inn heute?“ Heute müssen sich die Änternehmet mit daurevieren ist bei den letzten Tarifabschlüssen der
sen Arbeitern an einen Tisch sehen, heute schließen Jugend ein Urlaub von 324 Tagen einge räum—
ne für alle Bergbaureviere mit den Bergarbeiter vorden. Im Auhrgebiet erhält jetzt auch der 14
orgunisationen Tarifvert räge ab. — Wenn wir dis 16jährige Jungknappe seine vier Tage bezahl—
die soziale Gesetggebung en goheee e, au möglich ist, muß
doch auch im Saarbergbau möglich sein.
— 8 — deaee a, Sollen alle unsere erworbenen Rechte erhalter
beraus grobe Erfoige Lrgiell wurden, die leiben, dann muß
3 ewarmecw der *7 e wait die Stoßkraft des Gewerkvereins
iberschritten haben. ieser erzielten Erfolge wollenb,
vir dn am heutigen Rluehe von —5* freuen. nicht nur erhalten, sondern gestärkt werden · Aud
Auch im Saargebiet, wo unsere Kameraden unter n der Zukunft — ja dann erst recht — brauchen
insäglichen Opfern und Kämpfen um wit einen starken Gewerkverein christlicher Verg
die Freiheit unseres Staudes arbeiter Dewtschlands. An euch Jungknappen er—
zerungen aben, sind die Opfer nicht umsonst ge⸗ eht darum der Ruf:
ttture eines Stumm und Silqger murde eTenaat meiter das Merk aus der Räterzeit'“
Aummer 32
Margarete Behm
Die Führerin der christlichen Heimarbeiterinnen
Margarete Behm, weilt nicht mehr unter den Le.
zenden. Am 28. Juli schloß sie ihre gütigen Auger
ür immer. Mit ihr ist eine hervorragende Führerin
die ganz in ihrem Berufe aufging, dahingegangen.
Ihr Leben und Wirken ist ungertrennlich verbunden
mit der Geschichte der Heimarbeiterinnenbewegung
Seit 1905 stand sie an der Spitze des Gewerkvereins
der Heimarbeiterinnen Deutschlands, denen sie fast
25 Jahre gütige Mutter und Betreuerin sein konnte
Ursprünglich wirkte sie als Lehrerin. Die christlich—
ozialen Ideen Adolf Stoeckers packten sie aber tief⸗
nnerlich und die große Not der Heimarbeiterinnen
erbarmte sie. Sie enischloß sich, ihnen eine Helferim
zu werden. Neben ihrem Berufe führte sie zunächst
zon 1900 ab die Kassengeschäfte des Gewerkvereins
der Heimarbeiterinnen, der ein Glied des Gesamt—
derbandes der christlichen Gewerkschaften wurde. Als
die Arbeit ins Riesenhafte wuchs, da schied sie aus
hrem Berufe aus und widmete sich ganz der Sache
»es Gewerkvereins, dessen erste Vorsitzende sie seit
1905 war. Als Führerin der Heimarbeiterinnen
dat Margarete Behm wirklich Großes geleistet. Sie
enkte die Blicke der Oeffentlichkeit, der Regierung
ind des Parlamentes auf die traurige Lage der
Heimarbeiterinnen, die wirklich ausgebeutet worden
waren. Sie erreichte ihre Einbeziehumg in die So—
ialversicherung und eine wesentliche Besserung ihrer
dage. „Muttel Behm“, wie sie von ihren Heim—
arbeiterinnen in großer Verehrung genannt wurde,
war ein wohlerworbener Ehrentitel. — Margerete
Behm war auch im Vorstande des Gesamtverbandes
der christlichen Gewerkschaften tätig und Vorstamds⸗
mitglied des Deutschen Gewerkschafisbundes. Man⸗
ches wichtige Referat hat sie auf den christlichen Kon⸗
gressen gehalten und in den Ausschüssen mit ihrem
erfahrenen Rate gediegene Arbeit garantiert. Rach
dem Zusammenbruch wurde sie Mitglied der Deut⸗
schen Volksvertretung, in welcher sie sich tatkräftig
für ihre Schützlinge einsetzte. Das Hausarbeitsgeset
von 1923 trägt ihren Namen als „Lex Behm“. Daß
es einstimmig vom Reichstage angenommen wurde.
war für sie eine große Freude, aber auch eine ehrende
Anerkennung ihrer sozialen Wirksamkeit, die auch
durch Verleihung des Dr. h. c. (Doktor ehrenhalber)
ebenfalls anerkannt wurde. — Nunmehr deckt die
Nimmermüde der kühle Rasen. Im 70. Lebensjahre
hat sie der Herrgott, auf den sie in starkem Glauben
hre Arbeit eingestellt hatte, zu sich genommen. Ihr
Geist aber wird weiter leben in ihrer Orgamisation,
die ja ihr Gepräge trägt, und wird weiter wirken
zum Segen der Heimarbeiterinnen. Auch wir wer—
den der edlen Führerin, die uns viel wertvolles
jeistige Gut schenkte, ein dauerndes und ehrende—
Undenken bewahren.
Fundtische Velümpfung der Arheitslhsen—
bersichetung
Je länger man in der „Deutschen Bergwerksztg.
die Artikel gegen die Arbeitslosenversicherung ver
folgte, umsomehr kann man zur Auffassung kommen
daß diese Artikel nur noch aus Fanatismus und wahr—
cheinlich unter dem Einfluß von Rauschgiften fabri—
ziert werden. Nur muß man sich darüber wundern
daß die Redaktion der Deutschen Bergwerkszeitung
aill die Schwindelnachrichten, die gegen die Arbeit—
iehmer aus purem Haß gerichtet sind, bringt und es
richt merkt, daß sie von ihren sogenannten Mit—
arbeitern verulki und hereingelegt wird.
So z. B. bringt die „Deutsche Bergwerkszeitung“ in
hrer Nr. 133 vom 9. Juni 1829 eine Notiz unter der
leberschrift „Doppelverdiener und Arbeitslojenver
icherung“ und schreiht dann wörtlich“
„Ein Leser schreibt uns: Eine mir bekannte Firme
orderte vom Arbeitsamt einige junge Leute zur Her—
tellung von Betonsteinen an. Es meldeten sich auck
mnehrere. U. a. kam ein junger Mann von eben 17 Jahren
der Erwerbslosenunterstützung bezog. Er erkundigte sic
borher, was er verdienen sollte. Es wurde ihm gesagt
daß er den ihm zustehenden Tariflohn bekommen würde
Ddieser betrug 3990 RM. Der junge Mann erwiderte dar
ruf, daß er dann auf die Arbeit verzichte. denn er be
me in der Frmeorbpelaenfürsforae UuUndefähr dasfelh⸗
Angaben über das betreffende Arbeitsamt sind m
der Notiz nicht enthalten. Mithin ist eine Nach⸗
yrüfung über den Fall nicht möglich. Jedenfalls⸗
pürde das Arbeitsamt dem jungen Mann die Unter—
tützung entzogen haben, wenn der Fall sich nicht in
der Phantasie, sondern in Wirklichteit abgespielt
hätte. Auch' ist es nicht zu glauben, daß der junge
Mann sich geäußert haben soll, aus der Erwerbslosen—
fürsorge betäme er ungefähr dasselbe, was ihm al—
Lohn versprochen werde. Bei einem Schichtlohn vo
390 Mark haätte er einen Wochenlohn von 23.40 M.
gehabt. Vei einem Wochenlohn von 18,01 bis 24 M'
wird nach dem Gesetz ein Einheitswochenlohn vre
21 9701k a9 Errochnung der Unterfftükung zuarufm