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Hose KagneMeIB—
fkgoismus; sie fühlen es nicht oder wollen es nic
iihlen, wie unkameradschaftlich ihr Verhalten ist
zie hängen fsich wie ein Hemmschuh oder Bleigewicht
in die opferfreudigen, zum Wohle des Standes und
zer Allgemeinheit arbeitenden Kameraden, helfen
iber mit der größten Selbstverständlichkeit die
zrüchte aus deren Fleiß verzehren. Einige Wenige
ogar werden zum Verrater, zum Judas an der Ka⸗—
neradentreue. Sie fallen denjenigen, die da opfern
ind kämpfen in den Rücken und Nhen deren gutes
Werk zu zerstören. Das ist feige Tat und muß als
oelche gekennzeichnet werden!
, find die Opfer, die innerhalb der Organisa⸗—
ion in kameradschaftlichem Geiste schon gebracht
vurden, und mühsam und schwer war der Weg. Aber
zrößere Opfer warten noch, deshalb heißt es auch
ür die Zukunft, im neuen Jahre:
„Treu Hand in Hand!“
der Erfolg der Vergangenheit läßt uns hoffend in
In tanst schauen. Sagt doch der Dreizehnlinden—
dichter:
„Weil sich nun die neuen Tage aus dem
Schutt der alten bauen, kann ein ungetrübtes
Auge rückwärtsblickend vorwärts schanen
el.
chlußz schufen in alter Zeit die Knappen die „Bru⸗
derladen“, führten fie freiwillig Beiträge ab, danũt
die Not der Kameraden gelindert werden konne. Ob—
en man auch heute immer darauf bedacht ist, dem
Bergmann nicht viel mehr zu geben als das —2
notwendigste, zeigt sich doch daß aus eigenem
Antrieb Hilfsaäktsonen, wie Sammlungen usw. ver⸗
anstaltet werden, wenn es gilt, die Not vom Schichk-
al betroffener Kameraden vder die von deren Hin⸗
erbliebenen zu lindern. Die Danksagungen, die im—
mer wieder in unserm Orgen veröffentlicht werden,
jseigen klar, mit welch beispielloser Opfer—
villigkeit die Bergleute sich an diesen Aktionen be—
eiligen. Manche vom Glück mehr begünstigte Volks—
reise könnten sich an dieser opferfreudigen Kamera—
dentreue wohl ein Beispiel nehmen.
In organisatorischer Beziehung ist aber noch nicht
zeͤles so, wie es sein sollte. Trotzdem gerade das
Drganisationsleben auf echter und tiefer Kamerad,
chaft aufgebaut ist, wird das noch nicht allseitig be—
zriffen und entsprechend gehandeli. Da gibt es noch
eine Reihe Abseitssteher, die sich scheuen, die Kame—
tadenhand zu ergreifen, die ihnen von den organisier⸗
sen Bergleuten entgegengestrteckt wird. Meist ge—
schieht das aus Gleichgültigkeit oder kleinlichem
ιιιαασαααια
Der kiefere Sinn des Kampfes in der
dentischen Schwerindstrie
Die deutsche Wirtschaft stand in den letzten Wochen
unter Hochspannung. Nach den Verordnungen des
Keichsarbeitsministers sollen ab 1. Januar 1828 in
destimmten Zweigen der Schwerindustrie die not⸗
wendigen Arbeilszeitverkürzungen eintreten. Die
MNetallarbeiterorganisationen machten auch notwen—⸗
dige Lohnforderungen geltend Anstatt den vorlie—
genden Notwendigkeiten Rechnung zu tragen, kün—
zigten die Unternehmer die Betriebsstillegung ab
.Januar 1928 an. Es ist klar, daß dieser Schritt
er Unternehmer die Situation außerordentlich ver⸗
schärfte und die Hütten- und Metallarbeiterschaft in
zrößte Erregung versetzen mußte. Die zwischen den
heteiligten Kontrahenten stattgefundenen Verhand—
ungen verliefen ergebnislos, weil die Unternehmer
zu keinem Entgegenkommen bereit waren. So trat
denn der amtliche Schlichter in Tätigkeit, der einen
Schlichtungsausschuß bildete. Nach langwierigen
Lerhandlungen wurden zwei 337 — und zwar je
einer die Arbeitszeit und die Lohnfrage betreffend,
zefällt. Die Arbeitgeber lehnten beide Schiedssprüche
1b. die Isicen Metallarbeiter hingegen nur den
nhier pruch. Wie dieser Tage die Presse be—
richtete, hat der Reichsarbeitsminister die gefällten
Schiedssprüche für verbindlich erklärt, wodurch beide
Teile fie anerkennen müssen Ob und inwieweit beide
deile die für verbindlich erklärten Schiedssprliche be⸗—
achten werden, wird die Zeit nach dem 1 Januar
1928 erweisen. Jedenfalls lehrt dieser bedeutungs—
volle Vorgang uns wieder, welche Bedeutung dem
amtlichen Schlichtungswesen zusfällt Rach dem Stand
der Dinge wäre es sotsicher ab 1. Januar zu einem
heftigen und ũüberaus schwierigen offenen Kampfe in
ber Schwerindustrie gekommen, da die Unternehmer
sedes Entgegenkommen ja hartnäckig verweigerten.
Um was es aber zu tiefst bei diesem Kampfe geht,
'agen uns klat folgende Darlegungen des Kollegen
Feorg Wieber im Organ des christlichen Metall⸗
arbeilerverbandes, die er in einem Artikel „Das
RKingen in Nordwest vor dem Siedepunkt“ u. a
machte:
„Ohne Zweifel geht der Kampf, der sich abzuspie⸗
len beginnt, zunächst die Schwerindustrie und die
Metallärbeiterjchaft bezw. die Metallarbeiterver⸗
hände an. Aber darüber sollte sich die deutsche Ar—
beiterschaft, das deutsche Volk und auch die Regie—
rung im Klaren sein, daß dieser Kampf in Nordwest
nach Ansicht der Schwerindustrie nur die Bresche
legen, ein zweiter Durchbruch von Tarnow-Gorlice
jein soll, um von da aus die Frepten der Arbeiter⸗
chaft, bder Arbeiterrechte und der gegenwärtigen
Staatsgewalt überhaupt aufzurollen.
der Kampf wird geführt um den Primat, d. h.
zie Oberherrschaft der Wirtschaft über den
Ztaat, die Herrschaft des unbeschränkten Kapi⸗
dalinteresses über vollliche Lebensnotwendig⸗
keiten, die Herrschaft des Unternehmertums über
die Regierungsautorität. Man will los von aller
og. Zwangsbewirtschaftung auf wirtschaftlichen,
arbeitsrechtlichem und sozialpolitischem Gebiet
lommen und gegenüber den Volksstaat den
slassenstaat nen sestigen.
ks sind die alten Strömungen wieder lebendig, den
zurtleer Staau so fest in die Hand auäu
ekommen, wie es im alten der Fall war, wo
man nicht im Parlament und in der Regierung zu
seim brauchte, um dennoch einseitig Wirtschaft und
Aapitalbefitz als die leitenden Faltoren des Ganzen
anzusehen, wo man in bequemer Handhabe Militär
ind Oeffentlichtkteit in der Gewalt hatte. wenn die
Arbeiter „unberechtigte“ Forderungen stellten, wo
nan sozialdenkende Minister, wie Freiherrn von
Berlepsch nach kurzem Anhieb schon beseitigen konnte,
vo Reingewuͤnn und Tonnenfsördern mehr galt als
Lolksgesundheit, Volksgesittung und Familienkultur.
Im das wieder zu erreichen, kämpft man gegen den
jeutigen Staat, der Sozialpolitik auf seine Fahne
zeschrieben hat.
Soziaponn geht ja weiter als Sozialversicherung.
die letztere würde man noch tragen, man tat es im
ilten Staate auch, aber Sozialpolitik umfaßt
»cdeutend mehr; Sozialpolitik treiben heißt, alle
hueder des Volkes in gleichem Rechte umfassen, sie
neinander einfügen, den Ertrag der Wirtschaft ge⸗
recht verteilen, Sozialpolitik treiben heißt ferner, in
das Volksgefüge die rechte Rangordnung der Werte
hineinzubringen, daß das Tote unter dem Leben—
ziigen, das Kapital unter dem Menschen, die Ma—⸗
chinenkraft unter der Arbeitskraft, der RKeingewinn
ind die Dividende unter Volksexistenz und Volks—
zesittung, daß die Wirtschaftswerte unter den Lebens—
verten eines Volkes zu stehen haben. Es ist eine
eraltete Ansicht, daß die Kapitalkraft um so besser
tehe, je mehr aus den Volkskräften herausgeholt
verde. Das ist die Räuber- und Kolonialpolitik des
httee Die englische und amerikanische
zolkswirtschaft haben schon gelernt, daß eine Stel—
erung aller Volkskräfte eine Steigerung der Kapi—
alkräfte nach sich zieht. Der deutsche Kapitalismus
ucht auf dem umgekehrten Wege sein Ziel zu er—
eichen, und deshalb führt er den erbitterten Kampi
zegen Jede Sozialpolitik“
Vorstehend ist herausgeschült, was die Unter—⸗
ehmer wollen, ist aber auch herausgestellt, was alles
ziel der Sozialpolitik sein muß. Ob die Entwicklung
o oder so geht, hängt von der deutschen Arbeiter⸗
chaft ab. Bleibt sie in ihrer Masse denkfaul und
ppferscheu, dann siegen die Unternehmer; wird sie
zeistig regsam und opferwillig, daun wird der soziale
Zoltsstaat nach und nach reisen.
Zugespigte Lage in Riederschlefien
Das niederschlesische Steinkohlengebiet zeigt seit
eher die niedrigsten Löhne. Die Folge ist eine sehr
sedrückte LBebenshaltung der dortigen Bergleute
deren Wohnungsverhältnisse sind geradezu erbärm
ich. Die VPtehrzahl der Bergleute wohnt in Ein- oder
zweizimmerwohnungen. Daß — Wohnungselend
ie übelsten Folgen zeitigt, dürfte ohne näheren
Rachweis einleuchten. So ist der Gesundheitsstand
ver bergmännischen Bevölkerung der denkbar schlech
este. Unzureichende Ernährung, primitivste Woh
rung — das ist das Los der niederschlesischen Berg
eute seit Jahrzehnten.
Seit einigen Wochen stehen die Bergleute Rieder
chlestens in einer Lohnbewegung. Die bisher ge
ührten Verhandlungen führten keiner Einigung
das Angebot der Unternehmer ist derart, daß ihm
»ie Bergleute und deren Organisationen nicht zu
timmen können. Eine am 11. Dezember in Walden—
»urg tagende Konferenz unseres Gewerkvereins be
chäftigte sich mit der Lage. Nach der Berichterstat—
ung durch den zuständigen Bezirksleiter Beerbaum
ind den Abg. Kollegen Harsch wurde eine Enftschlie
zung angenommen, in der das Angebot der Unter
tehmer als völlig ungenügend abgelehnt wurde Es
vurde weiter der einmütigen Auifassung Ausdrud
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gegeben, daß, falls bis zum 20. Dezember keine be⸗
riedigende Regelung der Lohnfrage erfolgt ei, die
rampfmaßznahmen zu treisen seien.
Das heißt also Streik im diederhuehen Berg⸗
»au, wenn bis zu dem angegebenen Termin kein be—
nedigendes ede durch die Unternehmer ge⸗
macht wird. Die Weihnachtstage, die dem Frieden
bestimmt sind, sollen den niederschlesischen Bergleuten,
die so arm wie die Kirchenmäuse sind, Kampf be—
Den Es ist ein wundes Kapitel der deutschen
Wirtschaft, daßz die Unternehmerseite selten notwen⸗
diges uͤnd mögliches Entgegenkommen zeigt. Viuß es
denn immer zum Kampf kommen, der so tiefe Wun⸗
den schlägt? Die Forderungen der niederschlesischen
Bergleute sind ge bescheiden, daß bei nur einiger—
maßen gutem Willen der Gegenseite der Streik sich
vermeiden ließe. Es ist aber leider so, wie wir schon
nehrmals schrieben, daß die Arbeiterschaft IJ eine
langwierige Zermürbuüngstaktik unter das kaudi—
nische Joch gebeugt werden soll.
Ueber den ien und die Höhe der
röhne im niederschlesischen Steinkohlengebiet orien⸗
iett nachstehende Tabelle, die den Feststellungen des
Zztatistischen Reichsamtes für das 2. Viertelijahr 1327
mtnommen ist.
Zahl aller Vollarbeiter 24 985
durchschnittslohn aller Vollarbeiter (brutto) 6.76 V.
Abzug an Beiträgen zur Sozialversicherung 6. 88 Vi.
durchichnittslohn aller Vollarbeiter (netto) 4.88 Vi.
Es wird kein Mensch behaupten können, daß Netto⸗
öhne von 488 Mtk. ausreichend seien, eine Familie
u ernähren. Wir wünschen von ganzem Herzen, daß
z2s8 gelingen möge, die — der niederschle—
ischen Beraleute ohne Streik zu erfilllen.
Vorwärts immer — rückwärts nimmer!
Jungkamerad! Sylvester ist da!l Der letzte Tag des
Fahres 1927. Dich locken da Fidel und Geigen. Musik in
Alen Tanzsälen. Frohsinn und Ausgelassenheit überall.
sdoch einmal will man sich „austoben“ am Schlusse des
Jahres. Es soll hinwegtäuschen über das Schwere, das
Trübe der vergangenen Tage und Monate.
Jungkamerad! Vergeude die letzten Stunden des alten
Jahres nicht nutzlos. Freuen im edlen Sinne des Wortes
ollit du dich. Im Kreise Gleichgesinnter, im Kreise wahrer
Freunde und Kameraden. Aber nicht tollen bis in die
rühen Morgenstunden des neuen Jahres. Das wäre ver⸗
kehrt, weil nur „Katerstimmung“ übrig bleibt. Körper⸗
liche und moralische Katerstimmung. Mit klarem Blick
ind frischem Körper soll dich das neue Jahr antreffen.
Das löst Freude aus.
Jungkamerad! Blicke am letzten Tage des Jahres
twas in die Vergangenheit. Schaue zu, ob du immer auf
dem Posten warst. Diese Rüchschau soll dir die Unter⸗
assungen und Fehler zeigen, die unserer Jugendbewegung
aicht nützten. Sie soll dir auch das erneut einprägen, was
der Jugendbewegung frommte. Die schlechten und guten
kErfahrungen sammle am letzten Tage des Jahres. Sie
ollen dir Lehrmeister sein für die Zukunit. Nur Erfah⸗
ung macht klug. Wer alles spurlos aus seinem Gedächt⸗
uis streicht, wird sich und seinem Stande nicht dienen
önnen
Jungkamerad! Benutze in der Hinsicht den letzten
Jdahrestag. Das nutzt dir und deiner Sache mehr, als der
olle Trubel. Setze dich mit Gleichgesinnten zusammen
ind halte mit ihnen gemeinsam eine Abrechnung. Gemein⸗
am faßt dann den Entschluß, im neuen Jahre die guten
stjsahrungen mit erhöhtem Eifer im Dienlte der Jugend⸗
ind Bergmannssache zu verwerten.
Jungkamerad! Ist die Jahresbilanz für 1927 gezogen,
zann blicke in die Zukunft. Frei, offen und aufrecht.
Richt niedergedrüdt, verzagt und fatalistisch. Zum Ver⸗
agen fsind wir nicht geboren, sondern zum rechten
Schmieden unseres Schidsals. Mag das alte Jahr uns
auch manches Schwere gebracht haben, so hat es uns auch
ßutes beschieden. Wir dürfen nicht nur das Schwere
chen, sondern auch das Gute. Wir müssen die Ersfolge
ehen, die wir durch unser gewerkschaftliches Zusammen⸗
virken erzielt haben. Sie müssen uns der Ansporn sein,
m neuen Jahre mit vermehrtem Eifer der Jugendbewe⸗
jung zu dienen. Mit diesem Entschluß trete ein ins neue
dahr, das frommt dir und deiner Standessache.
Jungkamerad! Unserte Jugendbewegung ist deine Be⸗
oegung. Diese deine Bewegung ist noch nicht so, wie sie
ein könnte und mühte. Daß es so ist, liegt an der Jugend
elbst. Sie war nicht genügend bemüht im alten Jahre
um ihre eigene Sache. Zu viele Jungkameraden waren
aur Statisten, tote Zahlen. Sie sorgten sich nicht um
ihre Bewegung. Im neuen Jahre muß das anders wer⸗
»en. Diesen Entschluß fasse am Sylvesterabend. Raffe
ich auf zur Mitarbeit. Dann wird es sicher mit der
Jugendbewegung vorangehen, dem großen Ziele zu—
Jungkamerad! Rutze die Zeit im neuen Jahr in der
echten Weise. Studiere wöchentlich den „Saarberg⸗
mnappen“; studiere die Knappenjugend“ und Gewerk⸗
chafisliteratutr. Du wirs sicher nicht dümmer davon Be⸗
uche auch die Unterrichtskurse. Wo diese stattfinden, sagt
dir dein Zahlstellenvorstand Bedenke, daßz um den Ar⸗
heiteraufstieg mit dem Gehirn gelämpft wird. Geistes⸗
vaffen mußt du dir schmieden. Rur eine geistig gewedte