Full text: Der Saarbergknappe (8 [1927])

Nummer 42. 
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zug der leichtern und billigeren Förderung der Mas— 
sen hat, und auch manche Vorteile in Bezug auf Aus 
hau dafür sprechen, wendet man das Verfahren trot 
anderer, unfallgefährlicher Momente sehr oft an. Ab 
gesehen von dem Umstande, daß das Ueberbrechen ir 
ark schlagwetterhaltigem Gebirge die Wetterführung 
* erschwert, wird auch das senkrechte Aufwärts 
rechen, besonders in kurzklüftigem, gebrächem Ge— 
birge eine dauernde große Unfallgefahrenquelle sein. 
Do die Arbeitsweise so geschieht, daß stets mehrere 
Sprengschüsse mitsammen, d. h. kurz hintereinander 
abgetan werden, so ist es notwendig, daß der Hauer 
nach jeder Sprengung, sei es zur Beräumung des 
Schusses, sei es zum Besetzen bezw. Anhängen neuer 
Bohrlöcher auf gut Glück durch die Sicherheitsbühne 
und die Arbeitsbühne nach oben steigen muß, es dem 
Zufall überlassend, ob ihn nicht ein durch den 
Sprengschuß gelöster Felsblock trifft. Selbst die größte 
Vorsicht und die beste Erfahrung und Uebung s(die 
ja auch noch bekanntlich gegen die Gefahr abstumpft) 
kann da manchmal einen Unfall nicht verhüten; 
es ist eben in diesem Falle zuviel Zufallsache. Vor 
der Herstellung eines Schachtes wäre aus den ange⸗ 
führlen Gründen jedesmal auch die Unfallgefährlich— 
deit des anauwendenden Suitems in Rechnung zu 
ltellen. 
Aus den Statistiken ersehen wir immer wieder, 
daß die Schachtunfälle noch einen großen Raum in 
dem gesamten Grubenunfallkapitel einnehmen und 
daß zur Herabdrückung dieser Unfälle alle möglichen 
debel angeletzt werden müssen v* 
—FVVVVNI r. 
* 
Die Unternehmer rüsten 
Die deutschen Unternehmer wollen aufs Ganze ge⸗ 
hen. Ihr Ziel ist, die Arbeiterschaft aus allen Stel⸗ 
sungen herauszuwerfen, die die Gewerkschaften für die 
Arbeitet eroberten. Das Verhältnis, das Alexander 
Tille, der üble scharfmacherische Syndikus der Saar⸗ 
brücker Handelskammer in „Saarabiens glorreicher 
Zeit“, den Unternehmern als das Ideal zeichnete, 
der Unternehmer ist der befehlende Herr und der Ar— 
beiter der gehorchende, demütige und gefügige Diener, 
oll erreicht werden. Die Vorgeplänkel des kommen⸗ 
den großen Kampfes sind zugange. Im Westen, in 
Mitteldeutschland, im Osten und Süden, überall sucht 
das Unternehmertum die Stellung der Arbeiter zu 
lockern und zu zermürben. Inzwischen schließt es seine 
Reihen fester und sammellt es die nötigen Kräfte 
zum großen Schlaae 
Welche Pläne das Unternehmertum verfolgt und 
wie es seine Kräftesammlung vornimmt, geht aus 
einem Rundschreiben eines Unternehmerverbandes im 
Westen Deutschlands hervor, das unsere Tageszeitung 
„Der Deutsche“ (Nr. 218 vom 17. Sept. 1927) zur 
Kenntnis brachte. Es dürfte gut sein, auch unsere 
Mitglieder mit dem Inhalte des Rundschreibens be— 
kannt zu machen, damit sie sehen, wie berechtigt un— 
sere Ausführungen im Leitartikel sind, und daß ge⸗— 
rade die Arbeilterschaft keine Zeit haben darf, um 
müde zu werden. Kampifgeist muß in ihr lebendie 
bleiben, damit sie nicht schlafend und ungerüstet üher 
rumpelt wird. 
Lassen wir nun die Ausführungen des Deutschen 
die unwidersprochen bleiben, hier folgen: 
„Wir erhalten von dem Rundschreiben eines Arbeit— 
geberverbandes im Westen Deutschlands Kenntnis, dessen 
Echtheit nach unseren Ermittelungen nicht bestreithar 
Herbst 
Schnell gealtert, 
Hager gewelkt und grau, 
Ruhist du nun aus, Frau Erde. 
Fröstelnd ziehst du um dich 
Fables dichtes Nebelgewand 
Doch, da schlägst du dein Auge auf 
Frohß und leuchtend, 
Ruhis und fest und klar, 
Mild und sinnend und wissend. 
Ach welch herrliches Greisenaug. 
AüX 
Dringt mir in Serz und Geblät. 
Und ich fühle den Wunsch, 
So im Alter auch einst 
Auni die Jugend können zu sehen, 
FGroß und leuchtend, 
Ruhia und fest und klar, 
Mild und sinnend und wissend, — 
Mäandbder ves Greeilenauges Georag Nick 
Ueber Ordnung und Gesetz 
VRon Ludwig Kesftin«a 
Ohne Ordnung kommt die Welt nicht aus, und ohne Gese— 
Bvird die so notwendige Ordnung keine genügende Be 
achtung finden. Beide greifen zu eng ineinander, als do 
sich eine von ihnen als überflüssig erweisen könnte 
„Der Saar⸗Beraknapper 
ist. In diesem Rundschreiben wird in aller Offenheis 
klargeleat, wie die Arbeitgeber den Kampf gegen die 
Arbeitnehmer vorbereiten. 
Das Rundschreiben, das der Einrichtung eine, 
Streikkasse der Arbeitgeber das Wort redet, weis 
darauf hin, daß über kurz oder lang 
ein arober Kampf zwischen der Arbeitgeberschaft und 
der Arbeiterschait 
über gewisse Prinzivien begw. Lebensnotwendigkeiten 
der deutschen Wirtschaft enrbrennen werde. Für die 
denner der Verhältnisse unterliege es heute keinem 
Zweisel mehr, daß an diesem Kampfnicht vorbei— 
zutommen sei. Die zurzeit im Gans befindlichen 
Streiks und Aussperrungen seien zum Teil von grund 
ä slicher Bedeutuns, zumal neben lohnvolitischen 
illgemeinpolitische Beweggründe eine ausschlaggebende 
Rolle spielen. Das Rundschreiben wendet sich dann 
ehr schati gegen den Reichsarbeitsminister 
Brauns, der den Beteuerungen der Wirtschaft über 
die Untragsbarkeit von Schiedssprüchen zu wenig Glau—⸗ 
ben schenke. Solange Brauns Arbeitsminister sei, könn 
ür die Wirtschaft nichts erwartet werden. Daraus müß 
en endlich einmal die notwendigen Konsequenzen ge— 
ogen werden. Der Vorstand der nordwestlichen 
ßruppe babe in klaret Erkenntnis dieses Gedankens be⸗ 
chlossen, dem Reichsarbeitsminister bei 
derersten Gelegenbeitendlicheinmaldie 
Stirne zu bieten und einen möglicherweise daraus 
ntstehenden Kampf restlos und mit allern 
Mitteln durchzuführen. 
Aller Voraussicht nach werde es also zu einem Kampi 
Ende dieses bezw. Aufang des kommenden Jahres 
anläßlich der Verkürzung der Arbeitszeit süre die 
Schwerindustrie kommen. 
Selte9 
weigert man ja die notwendige Lohnaufbesserung, 
woraus die Teilkämpfe, die sich jietzt schon abspielen, 
»ntstanden sind. 
Das Rundschreiben muß allen Arbeitern die Augen 
öffnen. Sie müssen die notwendigen Gegenmaß— 
nahmen treffen. Gegen maßnahmentreffen, 
heißtdieGewertschaftenstärken. Daran 
aber fehlt es. Die Arbeiter, die den Gewerkschaften 
fern stehen, die Menschen, die die Gewerkschaften ver⸗ 
ketzern, arbeiten dem Unternehmertum in die Hände, 
stärken deren Position. Das muß erkannt werden, da⸗ 
mit die Notwendigkeit einer gesteigerten Werbetätig— 
keit erfaßt wird. Ohne sie gibt es keine Stärkung der 
Gewerkschaftsbewegung. Wer sie trotz der Pläne der 
Unternehmer und troß Kennens der drohenden Ge⸗ 
fahren nicht vornimmt, macht sich auch schuldig, wenn 
in der Entscheidungszeit die Posttion der Unternehmer 
eine starke ist. Gelingt es durch eifrige Werbearbeit 
die Gewerkschaftsbewegung erheblich zu stärken, dann 
werden die Unternehmer es sich eher überlegen, ob sie 
losschlagen sollen oder nicht. Wer also sich selbst 
dienen will, muß an der Stärkung der Gewerklchafis— 
hewequng arbeiten 
Nicht alles ruhig hinnehymen 
Ein Vertrauensmann schreibt uns: Sitze ich da eines 
Zonntags in einem Lokale, um nach dem Rundtragen des 
Anappen und dem Einkassieren der Beiträge mein wohl⸗ 
zerdientes „Schöppchen“ zu trinken. In einer Ecke, am 
„Stammtische“, sitzt eine Anzahl Pensionäre. Sie unter⸗ 
hielten fsich ziemlich laut, und als ich etwas näher hin⸗ 
hörte, stellte ich feft, daß von den „Gewerkschaften“ die 
Rede war. Sie übten recht heftig an den Gewerkschaften 
Aritik, schlugen auf den Tisch, daß fie „nichts täten“ und 
somit gar „keinen Wert“ hätten. Immer wieder erhoben 
tie die Behauptung, daß die „Gewerkschaften“ für sie, die 
Pensionäre, noch „gar nichts getan“ hätten. — Das war 
nir denn doch zu bunt. Es saßen auch noch einige Gewerk⸗ 
bereinler da, die fich nicht rührten. Ich schlängelte mich 
in die Kritiküber und Besserwisser heran, und frug sie 
mal, ob sie überhaupt während ihrer aktiven Dienfstzeit 
organisiert gewesen seien. Ich sei nun schon jahrelang 
Vertrauensmann, könnte mich aber nicht entsinnen, sie je⸗ 
mals bedient zu haben, im Gegenteil, bei Hausagitationen 
hätten sie sich meist ins Schlafzimmer verstectt und durch 
die Frau sagen lassen, es wäre „nichts zu machen“, sie 
könnten das „teure Geld“ nicht den „Gewerkschaften“ in 
den Hals werfen. Als ich das den Kritikübern unver⸗ 
blümt ins Gesicht' sagte, wurden sie schon etwas klein⸗ 
lauter, und als einer aufbegehren wollte, sagte ich ihm 
rundweg, daß er gar kein Recht habe, an den Gewerkschaf⸗ 
ten Kritik zu üben oder ihnen Vorschriften zu machen. 
Wenn er organifiert wäre, wüßte er schon, was die Ge⸗ 
werktschaften für die Arbeiter und Rentenempfänger ge— 
leiftet hätren. Als wir nun so in der Debatte drin waren, 
wurden auch die übrigen Gewerkschaftler munter. Jeder 
wußte nun etwas den Alten zu sagen. Es wurde ihnen 
nachgewiesen, daß gerade für die Rentenempfänger unge— 
mein viel von den Gewerkschaften geleistet wurde. Sie 
Das Rundschreiben ist eindeutig. Die Unternehmer wurden erinnert an die 40 Zentner Deputatkohlen. die fie 
wollen die Arbeiter zum Kampfe zwingen. Damit die früher nicht betamen, an die Erhöhung der Teuerungs— 
kleinen Unternehmer aushalten können, sollen sie aus zulage als Ersatz des früheren Wartegeldes, an den Aus— 
der „Streikkasse“ unterstützt werden. Um diese zu öbeu der Familien-Krankenhilfe, an die Zuschüsse aus Mit— 
füllen, wurde die Abführung eines Betrages von 5, —teln des Keichs-Knappschaftsvereins, an die Erhöhung der 
Mark je Arbeitnehmer, der beschäftigt wird, und je knappschaftlichen Bezüge an sich, an die Abmachungen 
Monat beschlossen. Die Streikkasse wird somit aus zwischen Reich und Saargebiet, die in absehbarer Zeit in 
dem Ertrage der Produktion gebildet. Aber nicht Kraft treten. Unverblümt wurde den Vensionären gesagt, 
etwa aus dem Gewinnanteil der Unternehmer, son⸗- daß sie keine Hilfe mehr fänden, wenn die aktiven Berg— 
vorn auf Kosten der Löhne der Arhboiter Diesen ver⸗-tente genau in mie ie die Gaworkichaften norketzerten. 
— ——— 
Schon der Einzelne muß, sofern er sich nicht erheblich bildeten für kurz die maßgebenden Faktoren in dem zur 
3 — deg einer ee — d e gewordenen Staatswesen 
Linrichten und die Bestimmungen, die zur Einbaltung der-— Ohne Ordnung und Gesetz kommt die Welt nicht aus 
selben notwendig sind ehr woblt beobachten und auch in der Natur gewahren wir dieselben. at aus, 
Von grötzeren Wichtigkeit sind Ordnung und, Geses tur Tag und Nacht, Sommer und Winter wechseln ordnungs⸗ 
das gesellschaftliche Leben. So kann die Familie, als die gemäß. und im Toben der Unwetter liegt Gesetz Die Tiere 
kleinste der menschlichhen Gesellschaften ohne Ordnung nicht solgen den in ihren Instinkten vorgezeichneten Wegen, und 
bestehen, Das zu ihrer Erhaltung notwendige Gesetz ist im Pilangenreiche rh Ordnung. Flüsse und Ströme 
in den Geboten Gottes und, in den Befehlen und An— vauschen in das für sie bestimmte Meer, und der Schmetter⸗ 
veisungen pflichtbewußter Eltern begründet. ing grüßt die Rose nach Ordnung und Gesetz. 
Auch in der Schule sowie in jedem sonstigen Lehriachj/ Ja, rings herrscht Ordnung und Geses. Der Sternen⸗ 
st ohne Otdnung und Gesetz nichts zu erreichen. Sehr himmel ist ein heiliges Lob aui die Ordnung und das 
wohl ist es darum zu verstehen, wenn Lehrer und Meistet Atom ienhart deg Galonee Gros 
ruf Orprunasliohe und Falxamfeit i0 aroken Wert legen 
Wie würde es erst in Werkanlage und Fabrik ohne 
Ordnung und Gesetz aussehen! Jeder schaltete und waltete 
nach seinem Belieben, und so müßten Zuftände erstehen 
zie an den Wirrwarr von Babel erinnern würden. 
Im vandel gäbe es das reinste Durcheinander, denn 
jihne Vorschriften auf genaues Einhalten der Ordnung 
piͤrde mancher vergeblich nach dem Verkäufer oder dem 
Ldehrmädchen ruien, und die sonft leichtübersehbaren 
Rarenheffande hildeten gewih dasg reinste Nerierhild 
—Ae 
Du mußt ackern, du mußt säen, 
Du mußt reuten, du mußt mähen, 
Du mußt hämmern, du mußt hacken 
Du mubt ordnen, du mußt vacken, 
Du mußt kleistern, du mußt kleben 
Du mußt wirken, du mußt weben. 
Du must schürfen ohne Zagen, 
Bretter flink zusammenschlagen, 
daus und Brücken mußt du bauven 
Waren in das Schiff verstauen. 
Fahren mußt du ohne Ruh' 
Und viel and'res noch dazu. 
Aber für die andre Schicht, 
Ist es immer beil'ge Pilicht, 
Dab sie deine Müh' serfassen 
Und dich kalt nicht darbenlafsen. 
L. KeNRna 
Der Verkehr wäre ohne Ordnung unmöglich. Da störte 
ich keiner an gegebene Vorschriften und Verhaltungsmaßb⸗— 
tegeln. Die Eisenbahnzüge und sonstigen Verkehrsmittel 
vürden nach Belieben und Gutdünken abfahren und Kraft-— 
vagen und Droschken sich entgegenjagen und id nur Un— 
eil und Verderben anrichten 
In Stadt und Gemeinde wären ohne Ordnung und Ge— 
etz Ruhe und Sicherheit geiährdet und mein und dein 
m Staate bald überwundene Begriffe. Nicht wäre der 
æchwache vor dem Starken sicher, und List und Gewaltto
	        
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