Full text: Der Saarbergknappe (8 [1927])

Seite 2 „De⸗e Saar-⸗knapper 
wenn nicht durch nebenherlausende Mahznahmen eine Verschuldung“ der Beamtenschaft, soll dann die Ar 
Steigerung der Produktion sichergestellt wird. Rach veiterschaft schweigen, die mit ihrem Einkommen nod 
Angabe der einzelstaatlichen Finanzminister und inter den Bezuügen der alleruntersten Beamtengrupp 
Kommunalverwaltungen find die neuen Ausgaben iegt? Die Arbeiterschaft soll schweigen, der ma 
ohne neue unerträgliche Steuern nicht zu deden. Eint tändig vorhält, die Wirtschaft könne nicht mehr 
Verschlechterung der Waährung mühte die jetzt schor iragen und das Reich würde durch die Daweslaster 
12räglich schlechte Lebenslage erdrückt? Eine Arbeiterorganisation, die angesicht— 
der Berglenute dee dogange schweigt. verüündigt sich an ihren 
N. 442 itgliedern. 
R weiter herabdrücken. Ungünstige Rückwirkun —*— it daher geradezu empörend, wenn das Orgar 
gen auf die Vroduttion sind unvermeidlich, wenn die des Beamtenbundes des Saargebietes über den Ge 
Axrbeitskraft der Berglente durch eine weitere Ver werkoerein hersaun, wei er seine Forderungen an 
lechterung der Lebenslage immer mehr geschwähht den Aergumenten degrundete, die Rechsmiimister Koh 
wird. Die Gejunderhaltung, Leistungsfähigteit und er für die Rotwendigtein der Aufbesserung der Be 
Ar beitssreudigleit der Bergarbeiter und damit die Fintengehälter in seiner Vagdeburger Rede anführte 
bochhaltung und Steigerung der Produttion ist nur Sder soll diese Begründung sür die Arbeiterschaf 
dei einer erheblichen Erhötung der Löhne gewähr icht gellen?, Der Geweriverein begründe seine For 
leistet. Wir sordern deshalb somohl im Interesse der derungen mit'der Wirtschaftslage seiner NMitglieder 
Bergleute, wie auch im Jnteresse des Gesamtvoltee und lasse die Beamten in Ruhe“, hebt in Feltdrue 
eine Erhöhung der Löhne der Bergarbeiter auf den das genannte Beamtenbundorgan hervor Was tat 
Stand, der nach Angabe des Beichsfinaugminsstere der Geweriverein⸗ Er sagte, datßz das Eintommer 
auf dem Beamtentag in Magdeburg zur Behebuns der Bergleute geringer se is das der Beamten, umt 
der Rotlage unbedingt ersordetlich ist. Die unber wenn die Veamten Not liten, daß das dann in no 
dingt notwen dige Erhshung der Löhne der Bergleute größerem Viohe bei den Bergleuten zutrejfe. Wen 
mußz gleichzeitig mit der Erhötzung der Beamtenge ziso das Reich den Beamten geben wolle, dann müfse 
hulter durchaetührt werden.“ es sich auch für die Bergleute einsetzen: denn was dem 
ermen recht sei, müsse dem andern billig sein — Oder 
joll es nicht so sein? Nach den Auslafsfungen des Be— 
Nummer 42. 
amtenbundorgans wohl. Uebrigens wird sich der Ge— 
werkverein in seinen Maßnahmen nicht stören lassen 
durch die Stellungnahme einer Redaktion, die ziemlich 
weltfremd zu sein scheint und alles durch die Standes— 
brille sieht. Möge man nur in diesem Tone fortfah— 
ren, dienlich wird das der Beamtenschaft auf die 
Dauer sicherlich nicht sein, wenn auch aus gewissen 
Agitationsrückfichten Sozialdemokraten und Kommu— 
nisten so tun, als ob eine Erhöhung der Beamtenge— 
hälter eine entsprechende Aufbesserung der Löhne der 
Arbeiterschaft schon bedeute. Wir betonen mit aller 
Deutlichkeit, daß das Vorgehen des Gewerkvereins 
Hristlicher Bergarbeiter eine zwingende Notwendig⸗ 
leit ist, und bedauern es sehr, daß nicht alle Arbeiter⸗ 
organisationen gleichzeitig ähnliche Schritte unter— 
nommen haben. Das beweist uns, daß der Gewerk— 
verein auf dem Posten ist und seiner Aufsgabe gemäß 
mit Nachdruck für die berechtigten Interessen des 
Beramannsstandes eintritt. Der Regierungskommis—⸗ 
sion sagen wir wiederum, daß eine Aufbesserung der 
Bezüge der Beamten unter keinen Umständen mit 
einer Belastung der ohnehin schlecht gestellten breiten 
Volksschichten des Saargebietes verbunden sein darf. 
An sie richten wir nochmals die dringende Aufforde— 
rung, sich mit allem Nachdruck für eine Besserstellung 
der Arbeiterschaft einzusetzen, deren Notlage so 
chlimm ist wie noch nie. „hic Rhodus, hic saltas 
Hier ist Rhodus, hier springe!) 
Hier ijt Rhodus, hier springe! 
In der Nummer 40 teilten wir mit, daß die Reichs 
tegierung eine Besoldungsreform beschlossen habe 
deren praktische Durchführung von der Beamtenschaf! 
auch im Saargebiet gefordert werde. Wir knüpften 
an diese Mitteilung die Bemerkung an, daß die Durch— 
führung der Beamtenforderungen unter keinen Um— 
tänden mit einer Verschlechterung der Lebenslage 
der Arbeiterschaft verbunden sein dürfe. In der 
Rummer 41 brachten wir die Forderungen des Ge 
werkvereins christlicher Bergarbeiter zur Kenntnis 
die auf einer am 24. September in Essen tagenden 
Konferenz aufgestellt und der Reichsregierung zuge— 
leitet wurden. In diesen Forderungen kommt zum 
Ausdruck, daß die Reichsreglierung verpflichtet ist, sich 
dafür einzusetzen, daß mit der Erhöhung der Be— 
amtenbesoldung auch eine entsprechende Erhöhungç 
—öAV— 
bau erfolgt. Die Begründung, die Reichsminister Dr 
Köhler für die Notwendigkeit einer Erhöhung der 
Beamtengehälter angegeben habe, treffe mit vie' 
größerer Berechtigung für die Bergleute zu, deren 
Rotlage groß sei und deren gefahrvolle Arbeit vie! 
zu gering bewertet würde. — 
Diese Forderungen des Gewerkvereins brachte die 
große deutsche I zur Kenntnis der Oeffent 
sichteit. Es fiel keiner Zeilung ein, dem Gewerkver 
ein die Berechtigung seines Vorgehens abzustreiten 
Im Gegenteil, viele Zeitungen unterstützten noch das 
Vorgehen, wie v e die „Saarbrücker Lan 
deszeitung“ Anders handelte hingegen das Orgar 
des Beamtenbundes des Saargebietes. Mit einen 
Lagegten die geradezu lächerlich wirkt, fällt dieses 
rgan über jeden her, der nicht rückhaltlos die For 
derungen der Beamten und ihre Aussetzungen an 
dem Besoldungsrefsormentwurf gutheißt Niemand 
hat sich in unsere Ingelaenhei einzumischen, pol— 
terte es los, als auf die Kehrleite der Medaille von 
einer hiesigen Tageszeitung (Landeszeitung) ver— 
wiesen wurde. Als ob die Beamten die Welt allein 
darstellten, und alle übrigen Bevölkerungsschichten 
nur „Trabanten“ um die „Sonne“ Beamtenschaf 
wären! Dabei ist es doch so, daß die Dienste der Be— 
amten vom Volke bezahlt werden, und zwar aus 
dessen Steuern. Bei dieser Sachlage hat das Volk das 
allergrößte Recht, sich darum zu kümmern, wie mit 
den Steuern gewirtschaftet wird Wenn die Tatsache 
besteht, dag viele Millionen Arbeiter ein monatliches 
Einkommen haben, das noch nicht mal an die Ge— 
haltssätze der alleruntersten Beamtengruppe heran⸗ 
reicht und das Reich die Unmöglichkeit betont, be⸗ 
sonders notleidenden Schichten zu helfen, dann sollen 
diese Bevölkerungsschichten auch noch schweigen oder 
gar jubeln. wenn Reich, Lünder und Kommunen ihre 
Saushalte un 18 Milliarden Mark allein durch die 
Erhöhung der Beamtengehälter belasten, mit einer 
Summe also, die den gesamten Jahreslohn überlteigt 
den alle Berglente Deutschlands beziehen. Zugegeben 
die untersten Beamtengruppen sind nicht rosig gestellt 
Wo bleibt da aber die soziale Einstellung der Be— 
amtenschaft selbst? Warum wird nicht eine Regulie 
rung dahin vorgenommen, daß ein größerer Aus 
gleich zwischen den untersten und obersten Beamten 
gruppen geschaffen wird? Oder ist es ein gerechter 
Ausgleich, wenn beispielsweise ein oberer Beamter 
monatlich 140 Mark mehr erhält und ein unterer nur 
40 Mark? Hier sollte das Beamtenbundorgan mit 
seiner Kritik einsetzen, wenn es die Interessen der 
unteren Beamten richtig vertreten will Wenn es 
aber die Organe der Beamten nicht tun, dann ist 
es die Pflicht des übrigen Volkes. auf diese Unge— 
rechtiakeiten hinauweisen Wo Gehälter von mongat 
lich 500 bis 1000 Mark schon berzahlt werden, kann 
doch keine Rot beitehen. Wenn aber doch davon ge— 
redet wird in der Begründung zur Besoldungsreform 
dieise fände ihre Berechtigung in der „Notlage un'* 
Der senbrechte Schacht und seine Gefthren 
Zu dem modernen Bergwerksbetrieb, insofern es gunsten der Förderung abgekürzt werden. Etwa vor—⸗ 
ich um Tiefbau handelt, gehört der senkrechte oder handene Schäden, z. B. an Förderseilen dürfen nicht 
eigere Förderschacht und im Bergwerk selbst, we aus Sparsamkeit übergangen werden. Das Signal—⸗ 
nehrere näher zusammenliegende Flöze gelöst werden wesen sollte überall so eingerichtet sein, daß neben 
Aen wird man den blinden Schacht. oder Stape“ dem Weree —A— 8 38 Siee 
auffahren. eingeführt würde, damit ein Verhören immer no 
Es dürfte von Interesse, ja notwendig sein, auf die durch das Gesficht korrigiert werden kann. Eine große 
große Zahl der Unfälle hinzuweisen, die gerade ir Zahl der Seilfahrtsunfälle ist auf den Umstand des 
diesen Grubenbauen den Bergmann treffen. Ausfahrens mancher Kameraden außerhalb der nor—⸗ 
Wir können da drei verschiedene Unfallarten unter malen Seilfahrtszeit zurückzuführen. Diese Gepflogen⸗ 
cheiden, die sich in den senkrechten Schächten haupt heit ist gerade in den letzten Jahren durch die fran⸗ 
e erehe eeen en tar 
* xap en na i i 
meraden kommen end der Koplenserderung an 
— 
e Oft, allzu oft durcheilt dae sesten der in weiß man daß die Leute 
Saarrevier die schlimme Kunde, dort oder dort is heraus müffen, man hehn und drückt aber anderer 
zin Kamerad in den Schacht gestürzt. Ein Schauerr ats auch kuf den Signalgeber, keine oder fieine 
überläuft uns, wenn wir uns den Sturz in die roßen Förderpausen entftehen zu iafsen Ist es 
juürchterliche Tiefe vorzustellen versuchen und imme: harum doch verständlich wenn es vorkomnmt daß der 
wieder “ den Ursachen zu diesen besonder Signalgeber sich verleilen läht, und entgegen seiner 
A eehie ia in jfalt allen Fällen aud Forschnift I g ne ohne Dnn — 
J nimmt. ie Verwaltung und ihre Organe haben 
Der Absturz in den Schacht kann erjolgen durd auch sicher nicht das erste den di e und ftill⸗ 
Fehltritie oder Fehlgrifse beim Befahren (klettern schweigend geduldet. Aber, wenn ein Unsall dabei 
des Schachtes oder bei Reparaturarbeiten in dem passiert, dann wird der Signalgeber, der ein Opfer 
jelben Bei diesen Reparaturarbeiten muß deshall des Syitems geworden ist, zur Rechenschaft gezogen. 
darauf geachtet werden, daß stets gute Bühnen, mi Es muß aber unseren Kameraden immer wieder ge— 
darunterliegenden Sicherheitsbühnen eingebaut wer. sagt werden, ihre Vorschriften nicht außer acht zu 
den. Zudem muß der Schachtzimmerhauer an der lassen Es wird sehr selten vorkommen, daß ein 
Rettungsleine richtig angeseilt sein Man sollte sich Signalgeber aus Rächlässigkeit, oder Fahrlässigkeit 
nie aus Gleichgültigkeit, übertriebener Eile, ode: seine Vorschriften außer acht läßt und einen Unfall 
weil es vielleicht an den geeigneten Leinen fehlt verschuldet, denn werden doch nur besonders gewissen— 
‚zur Vornahme gefährlicher Schachtarbeiten ohne An hafte und nüchterne Leute hierzu bestellt. Wo aber 
seilung herbeilassen Ferner kann ein Absturz er doch einmal ein solcher Fall vorkommen sollte. dor⸗ 
A Didertelethhen oder In ere ont toll er sicher nicht entichndiat mordet 
verschlüsse fehlen, oder, sei es aus Uebereile, oder 
Bleichgültigkeit, offen gelassen wurden Bei sehlenden 813 e —F 2 oge 234 
Zchagh verschiusfen it die Arhein amn Schadt bezw Zrrdten bund eben aus idin Feltenhenten 
die Förderung solauge einzustellen und der Schach nien We en ern; Men Idleue Anv 
„rovisorisch gegen Absturzgefahr zu sichern, bis die an 4 gr se *F uee h I 
eeigneten Sicherheitsverschlüffe wieder in Ordnung den ne fin Wzu — inabsa —* 
siind“ Auf keinen Fall darf der Schacht ungesicher — epn in ⸗ ezãhe aus er oꝛ * 
offen stehen; deshalb darf auch kein noch so großes onne in en one —85 e 7 
Trängen auf Förderung, oder gar Gleichgiltigkeit der Inheni e * en urch de were 
hrund zum Unterlassen der Schließzung der Sicher deg een n de Inn nensehrunge 
Jeitsvorrichtungen sein; sofern diese Einrichtungen noufe erneinge v 
richt selbsttätig schließend eingerichtet sind, sollte dies 
tach Möglichkeit herbeigeführt werden 
Seilfsahrtsunfälle sind solche, die, wie ja 
schon das Wort sagt, sich bei der Seilfahrt oder durch 
dieselbe ereignen Eine Reihe von Umständen kann 
wie ja schon in einem früheren Aufsatz in unserm 
Saar-Bergknappen“ nachgewiesen, bei diesen Un 
jaällen mitspielen Und weil bei denselben unser— 
Jameraden sehr oft zur Verantwortlichkeit herange 
igen werden, müssen da manche Momente ganz be 
onders ins rechte Licht gestellt werden. Die Seil 
sahrtsunfälle können herbeigeführt werden durd 
Fördermaschinendefeklte, durch Schachtdefekte, durd 
Zeil- Fördergerippe- oder Signalschäden. durch Täu 
chungen bei der Siqgnalgebuna und Sianalahnohme 
endlich durch Fahrlässigkeit 
Was die Einrichtungen wie Fördermaschinen, 
S„chachtausbau. Schachtleitungen, Seile, Förderge— 
tippe, Signalleitungen und -apparate betrifft, so 
nuß darauf geachtet werden, daß diese vor in Be— 
triebstellung gründlich ausprobiert und außerdem 
ꝛor jeder Seilfahrt gründlich revidiert werden Diese 
Nnisionen dürfen nicht wie schon voragekommen zu 
Größere Gefahren als das Abteufen hat das Ueber— 
prechen Dieses Verfahren wendet man meistens zur 
Herstellung blinder Schächte an, wo einzelne 
Sohlen miteinander verbunden werden sollen, oder 
wo es sich um die Lösung zusammenliegender, oder 
wvenig geneigter, oder gemuldeter Flöze handelt Da 
as Ueberbrechen gegenüber dem Abteufen den Var—
	        
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