Seite 2 „De⸗e Saar-⸗knapper
wenn nicht durch nebenherlausende Mahznahmen eine Verschuldung“ der Beamtenschaft, soll dann die Ar
Steigerung der Produktion sichergestellt wird. Rach veiterschaft schweigen, die mit ihrem Einkommen nod
Angabe der einzelstaatlichen Finanzminister und inter den Bezuügen der alleruntersten Beamtengrupp
Kommunalverwaltungen find die neuen Ausgaben iegt? Die Arbeiterschaft soll schweigen, der ma
ohne neue unerträgliche Steuern nicht zu deden. Eint tändig vorhält, die Wirtschaft könne nicht mehr
Verschlechterung der Waährung mühte die jetzt schor iragen und das Reich würde durch die Daweslaster
12räglich schlechte Lebenslage erdrückt? Eine Arbeiterorganisation, die angesicht—
der Berglenute dee dogange schweigt. verüündigt sich an ihren
N. 442 itgliedern.
R weiter herabdrücken. Ungünstige Rückwirkun —*— it daher geradezu empörend, wenn das Orgar
gen auf die Vroduttion sind unvermeidlich, wenn die des Beamtenbundes des Saargebietes über den Ge
Axrbeitskraft der Berglente durch eine weitere Ver werkoerein hersaun, wei er seine Forderungen an
lechterung der Lebenslage immer mehr geschwähht den Aergumenten degrundete, die Rechsmiimister Koh
wird. Die Gejunderhaltung, Leistungsfähigteit und er für die Rotwendigtein der Aufbesserung der Be
Ar beitssreudigleit der Bergarbeiter und damit die Fintengehälter in seiner Vagdeburger Rede anführte
bochhaltung und Steigerung der Produttion ist nur Sder soll diese Begründung sür die Arbeiterschaf
dei einer erheblichen Erhötung der Löhne gewähr icht gellen?, Der Geweriverein begründe seine For
leistet. Wir sordern deshalb somohl im Interesse der derungen mit'der Wirtschaftslage seiner NMitglieder
Bergleute, wie auch im Jnteresse des Gesamtvoltee und lasse die Beamten in Ruhe“, hebt in Feltdrue
eine Erhöhung der Löhne der Bergarbeiter auf den das genannte Beamtenbundorgan hervor Was tat
Stand, der nach Angabe des Beichsfinaugminsstere der Geweriverein⸗ Er sagte, datßz das Eintommer
auf dem Beamtentag in Magdeburg zur Behebuns der Bergleute geringer se is das der Beamten, umt
der Rotlage unbedingt ersordetlich ist. Die unber wenn die Veamten Not liten, daß das dann in no
dingt notwen dige Erhshung der Löhne der Bergleute größerem Viohe bei den Bergleuten zutrejfe. Wen
mußz gleichzeitig mit der Erhötzung der Beamtenge ziso das Reich den Beamten geben wolle, dann müfse
hulter durchaetührt werden.“ es sich auch für die Bergleute einsetzen: denn was dem
ermen recht sei, müsse dem andern billig sein — Oder
joll es nicht so sein? Nach den Auslafsfungen des Be—
Nummer 42.
amtenbundorgans wohl. Uebrigens wird sich der Ge—
werkverein in seinen Maßnahmen nicht stören lassen
durch die Stellungnahme einer Redaktion, die ziemlich
weltfremd zu sein scheint und alles durch die Standes—
brille sieht. Möge man nur in diesem Tone fortfah—
ren, dienlich wird das der Beamtenschaft auf die
Dauer sicherlich nicht sein, wenn auch aus gewissen
Agitationsrückfichten Sozialdemokraten und Kommu—
nisten so tun, als ob eine Erhöhung der Beamtenge—
hälter eine entsprechende Aufbesserung der Löhne der
Arbeiterschaft schon bedeute. Wir betonen mit aller
Deutlichkeit, daß das Vorgehen des Gewerkvereins
Hristlicher Bergarbeiter eine zwingende Notwendig⸗
leit ist, und bedauern es sehr, daß nicht alle Arbeiter⸗
organisationen gleichzeitig ähnliche Schritte unter—
nommen haben. Das beweist uns, daß der Gewerk—
verein auf dem Posten ist und seiner Aufsgabe gemäß
mit Nachdruck für die berechtigten Interessen des
Beramannsstandes eintritt. Der Regierungskommis—⸗
sion sagen wir wiederum, daß eine Aufbesserung der
Bezüge der Beamten unter keinen Umständen mit
einer Belastung der ohnehin schlecht gestellten breiten
Volksschichten des Saargebietes verbunden sein darf.
An sie richten wir nochmals die dringende Aufforde—
rung, sich mit allem Nachdruck für eine Besserstellung
der Arbeiterschaft einzusetzen, deren Notlage so
chlimm ist wie noch nie. „hic Rhodus, hic saltas
Hier ist Rhodus, hier springe!)
Hier ijt Rhodus, hier springe!
In der Nummer 40 teilten wir mit, daß die Reichs
tegierung eine Besoldungsreform beschlossen habe
deren praktische Durchführung von der Beamtenschaf!
auch im Saargebiet gefordert werde. Wir knüpften
an diese Mitteilung die Bemerkung an, daß die Durch—
führung der Beamtenforderungen unter keinen Um—
tänden mit einer Verschlechterung der Lebenslage
der Arbeiterschaft verbunden sein dürfe. In der
Rummer 41 brachten wir die Forderungen des Ge
werkvereins christlicher Bergarbeiter zur Kenntnis
die auf einer am 24. September in Essen tagenden
Konferenz aufgestellt und der Reichsregierung zuge—
leitet wurden. In diesen Forderungen kommt zum
Ausdruck, daß die Reichsreglierung verpflichtet ist, sich
dafür einzusetzen, daß mit der Erhöhung der Be—
amtenbesoldung auch eine entsprechende Erhöhungç
—öAV—
bau erfolgt. Die Begründung, die Reichsminister Dr
Köhler für die Notwendigkeit einer Erhöhung der
Beamtengehälter angegeben habe, treffe mit vie'
größerer Berechtigung für die Bergleute zu, deren
Rotlage groß sei und deren gefahrvolle Arbeit vie!
zu gering bewertet würde. —
Diese Forderungen des Gewerkvereins brachte die
große deutsche I zur Kenntnis der Oeffent
sichteit. Es fiel keiner Zeilung ein, dem Gewerkver
ein die Berechtigung seines Vorgehens abzustreiten
Im Gegenteil, viele Zeitungen unterstützten noch das
Vorgehen, wie v e die „Saarbrücker Lan
deszeitung“ Anders handelte hingegen das Orgar
des Beamtenbundes des Saargebietes. Mit einen
Lagegten die geradezu lächerlich wirkt, fällt dieses
rgan über jeden her, der nicht rückhaltlos die For
derungen der Beamten und ihre Aussetzungen an
dem Besoldungsrefsormentwurf gutheißt Niemand
hat sich in unsere Ingelaenhei einzumischen, pol—
terte es los, als auf die Kehrleite der Medaille von
einer hiesigen Tageszeitung (Landeszeitung) ver—
wiesen wurde. Als ob die Beamten die Welt allein
darstellten, und alle übrigen Bevölkerungsschichten
nur „Trabanten“ um die „Sonne“ Beamtenschaf
wären! Dabei ist es doch so, daß die Dienste der Be—
amten vom Volke bezahlt werden, und zwar aus
dessen Steuern. Bei dieser Sachlage hat das Volk das
allergrößte Recht, sich darum zu kümmern, wie mit
den Steuern gewirtschaftet wird Wenn die Tatsache
besteht, dag viele Millionen Arbeiter ein monatliches
Einkommen haben, das noch nicht mal an die Ge—
haltssätze der alleruntersten Beamtengruppe heran⸗
reicht und das Reich die Unmöglichkeit betont, be⸗
sonders notleidenden Schichten zu helfen, dann sollen
diese Bevölkerungsschichten auch noch schweigen oder
gar jubeln. wenn Reich, Lünder und Kommunen ihre
Saushalte un 18 Milliarden Mark allein durch die
Erhöhung der Beamtengehälter belasten, mit einer
Summe also, die den gesamten Jahreslohn überlteigt
den alle Berglente Deutschlands beziehen. Zugegeben
die untersten Beamtengruppen sind nicht rosig gestellt
Wo bleibt da aber die soziale Einstellung der Be—
amtenschaft selbst? Warum wird nicht eine Regulie
rung dahin vorgenommen, daß ein größerer Aus
gleich zwischen den untersten und obersten Beamten
gruppen geschaffen wird? Oder ist es ein gerechter
Ausgleich, wenn beispielsweise ein oberer Beamter
monatlich 140 Mark mehr erhält und ein unterer nur
40 Mark? Hier sollte das Beamtenbundorgan mit
seiner Kritik einsetzen, wenn es die Interessen der
unteren Beamten richtig vertreten will Wenn es
aber die Organe der Beamten nicht tun, dann ist
es die Pflicht des übrigen Volkes. auf diese Unge—
rechtiakeiten hinauweisen Wo Gehälter von mongat
lich 500 bis 1000 Mark schon berzahlt werden, kann
doch keine Rot beitehen. Wenn aber doch davon ge—
redet wird in der Begründung zur Besoldungsreform
dieise fände ihre Berechtigung in der „Notlage un'*
Der senbrechte Schacht und seine Gefthren
Zu dem modernen Bergwerksbetrieb, insofern es gunsten der Förderung abgekürzt werden. Etwa vor—⸗
ich um Tiefbau handelt, gehört der senkrechte oder handene Schäden, z. B. an Förderseilen dürfen nicht
eigere Förderschacht und im Bergwerk selbst, we aus Sparsamkeit übergangen werden. Das Signal—⸗
nehrere näher zusammenliegende Flöze gelöst werden wesen sollte überall so eingerichtet sein, daß neben
Aen wird man den blinden Schacht. oder Stape“ dem Weree —A— 8 38 Siee
auffahren. eingeführt würde, damit ein Verhören immer no
Es dürfte von Interesse, ja notwendig sein, auf die durch das Gesficht korrigiert werden kann. Eine große
große Zahl der Unfälle hinzuweisen, die gerade ir Zahl der Seilfahrtsunfälle ist auf den Umstand des
diesen Grubenbauen den Bergmann treffen. Ausfahrens mancher Kameraden außerhalb der nor—⸗
Wir können da drei verschiedene Unfallarten unter malen Seilfahrtszeit zurückzuführen. Diese Gepflogen⸗
cheiden, die sich in den senkrechten Schächten haupt heit ist gerade in den letzten Jahren durch die fran⸗
e erehe eeen en tar
* xap en na i i
meraden kommen end der Koplenserderung an
—
e Oft, allzu oft durcheilt dae sesten der in weiß man daß die Leute
Saarrevier die schlimme Kunde, dort oder dort is heraus müffen, man hehn und drückt aber anderer
zin Kamerad in den Schacht gestürzt. Ein Schauerr ats auch kuf den Signalgeber, keine oder fieine
überläuft uns, wenn wir uns den Sturz in die roßen Förderpausen entftehen zu iafsen Ist es
juürchterliche Tiefe vorzustellen versuchen und imme: harum doch verständlich wenn es vorkomnmt daß der
wieder “ den Ursachen zu diesen besonder Signalgeber sich verleilen läht, und entgegen seiner
A eehie ia in jfalt allen Fällen aud Forschnift I g ne ohne Dnn —
J nimmt. ie Verwaltung und ihre Organe haben
Der Absturz in den Schacht kann erjolgen durd auch sicher nicht das erste den di e und ftill⸗
Fehltritie oder Fehlgrifse beim Befahren (klettern schweigend geduldet. Aber, wenn ein Unsall dabei
des Schachtes oder bei Reparaturarbeiten in dem passiert, dann wird der Signalgeber, der ein Opfer
jelben Bei diesen Reparaturarbeiten muß deshall des Syitems geworden ist, zur Rechenschaft gezogen.
darauf geachtet werden, daß stets gute Bühnen, mi Es muß aber unseren Kameraden immer wieder ge—
darunterliegenden Sicherheitsbühnen eingebaut wer. sagt werden, ihre Vorschriften nicht außer acht zu
den. Zudem muß der Schachtzimmerhauer an der lassen Es wird sehr selten vorkommen, daß ein
Rettungsleine richtig angeseilt sein Man sollte sich Signalgeber aus Rächlässigkeit, oder Fahrlässigkeit
nie aus Gleichgültigkeit, übertriebener Eile, ode: seine Vorschriften außer acht läßt und einen Unfall
weil es vielleicht an den geeigneten Leinen fehlt verschuldet, denn werden doch nur besonders gewissen—
‚zur Vornahme gefährlicher Schachtarbeiten ohne An hafte und nüchterne Leute hierzu bestellt. Wo aber
seilung herbeilassen Ferner kann ein Absturz er doch einmal ein solcher Fall vorkommen sollte. dor⸗
A Didertelethhen oder In ere ont toll er sicher nicht entichndiat mordet
verschlüsse fehlen, oder, sei es aus Uebereile, oder
Bleichgültigkeit, offen gelassen wurden Bei sehlenden 813 e —F 2 oge 234
Zchagh verschiusfen it die Arhein amn Schadt bezw Zrrdten bund eben aus idin Feltenhenten
die Förderung solauge einzustellen und der Schach nien We en ern; Men Idleue Anv
„rovisorisch gegen Absturzgefahr zu sichern, bis die an 4 gr se *F uee h I
eeigneten Sicherheitsverschlüffe wieder in Ordnung den ne fin Wzu — inabsa —*
siind“ Auf keinen Fall darf der Schacht ungesicher — epn in ⸗ ezãhe aus er oꝛ *
offen stehen; deshalb darf auch kein noch so großes onne in en one —85 e 7
Trängen auf Förderung, oder gar Gleichgiltigkeit der Inheni e * en urch de were
hrund zum Unterlassen der Schließzung der Sicher deg een n de Inn nensehrunge
Jeitsvorrichtungen sein; sofern diese Einrichtungen noufe erneinge v
richt selbsttätig schließend eingerichtet sind, sollte dies
tach Möglichkeit herbeigeführt werden
Seilfsahrtsunfälle sind solche, die, wie ja
schon das Wort sagt, sich bei der Seilfahrt oder durch
dieselbe ereignen Eine Reihe von Umständen kann
wie ja schon in einem früheren Aufsatz in unserm
Saar-Bergknappen“ nachgewiesen, bei diesen Un
jaällen mitspielen Und weil bei denselben unser—
Jameraden sehr oft zur Verantwortlichkeit herange
igen werden, müssen da manche Momente ganz be
onders ins rechte Licht gestellt werden. Die Seil
sahrtsunfälle können herbeigeführt werden durd
Fördermaschinendefeklte, durch Schachtdefekte, durd
Zeil- Fördergerippe- oder Signalschäden. durch Täu
chungen bei der Siqgnalgebuna und Sianalahnohme
endlich durch Fahrlässigkeit
Was die Einrichtungen wie Fördermaschinen,
S„chachtausbau. Schachtleitungen, Seile, Förderge—
tippe, Signalleitungen und -apparate betrifft, so
nuß darauf geachtet werden, daß diese vor in Be—
triebstellung gründlich ausprobiert und außerdem
ꝛor jeder Seilfahrt gründlich revidiert werden Diese
Nnisionen dürfen nicht wie schon voragekommen zu
Größere Gefahren als das Abteufen hat das Ueber—
prechen Dieses Verfahren wendet man meistens zur
Herstellung blinder Schächte an, wo einzelne
Sohlen miteinander verbunden werden sollen, oder
wo es sich um die Lösung zusammenliegender, oder
wvenig geneigter, oder gemuldeter Flöze handelt Da
as Ueberbrechen gegenüber dem Abteufen den Var—