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keine Angaben gemacht, so daß die genaue Summe
nur für sechs Reviere angegeben werden kann. Seit
1922 wurden folgende Betraͤge an Urlaubsveraütuno
—XX
1822 (6 Reviere)
1823 (6 Reviere
1924 (6 Ren
1925 (6 Reviere
18226 (6 Reviere
zusammen für 6 Reviere 36 515 692,92 Fr.
Nimmt man für das Revier 7 den siebten Teil des
borstehenden Betrages, dann kommen wir für die
fünf Jahre auf folgenden Betrag an Urlaubsver
gütung:
jür 6 Bergreviere (amtlich angegeben) 36 515 682,92 d
jur 1Bergrevier (geschätzt b 216 610 Fr
zusammen 41 732 202,893 Fr.
Diese Summe kann sich sehen lassen. Sie ist ein Er—
gebnis gewerkschaftlicher Arbeit. NRimmt man im
Hurchschnitt für die 5 Jahre 74 000 Belegschaftsmit-
glieder an, so entfielen auf ein Belegschaftsmitalied
tund 564.00 Franken Urlaubsvergütung
Zum Einprägen
Die christlichen Gewerkschaften der Schutzwall gegen
die soziale Reaktion.
In der Weltbühne, einer von einem JIsraeliten
herausgegebenen Zeitschrift, die dem Sozialismus weit
näher steht als uns. ist folgender bezeichnender Abschnitt
in lesen:
Die Gewerkschaftsbewegung der Linken kaänn, wie sie
jetzt ist, der Arbei tgebervereinigung weder varlamentarisch
noch außerparlamentarisch etwas anhaben. Wenn es noch
irgend einen Schutzwall gegen die soziale Reaktion gibt,
so sind es, wein Gott, nicht die freien Gewerkschaften, son⸗
dern die christhichen Gewerlkschaften, ein vaar ener⸗
gische Arbeiterführer vom Schlage Imbusch und Baltrusch.
Man merkt es der Schreibweise an, daß diese Fest
stellung nicht sehr freudigen Serzens niedergeschrieber
wurde. Aber die Obiektivität zwang dazu, wodurch sie
nur an Wert gewinnt. Raditale Phrasfen dienen, wie wir
noch immer nachgewiesen haben, der Arbeiterschaft ga
nichts. Es kommt darauf an, ob man sachlich berechtigte
und durchführbare Forderungen erhebt, die mit allem
Nachdruck und mit Rückgratiestigkeit verlochten werden
müssen. Auch darauf kommt es an, daß die Gewerkschafts
bewegung nicht irgend einer politischen Partei ver
schrieben ist, sondern Einfluß in allen bürgerlichen Par
zeten, die von Bedeutungs sind, besist. Die christlichen Ge—
wertschaften sind politisch neutral, iht Einfluß witkt sich
in vielen Parteien aus, woraus der Arbeiterschaft nur
Nutzen erwächst. Obige Feststellung sagt das klar und
deutlich. Unsere Mitglieder müssen sie sich einprägen, da
mit sie die richtige Antwort zu geben wissen, wenn Ra⸗
ditalinstis die echristliche Gewmerkschaitshe weauna au
dmnähen iuchen
Das dicke Ende
Für den 8. August ds. Is. hatten die Bergarbeiter⸗
organisationen zu einer gemeinsamen Kundgebungt
aufgerufen, die auch im Ludwigspark stattfand und
in keinem geschlossenen Abmarsch durch bestimmte
Straßen der Stadt Saarbrücken beendet werder
solite Der Zweck der Kundgebung sollte sein, der
Bergwerksdirettion und der Oeffentlichkeit die
Einigkeit der Bergleute zu zeigen, mit der sie
hinter den Forderungen der gewerkschaftlichen Orga
uüssationen stehen. Es ist klar, daß in diese Kund
gebung sich keine politische Parteieinzu
mischen hatte. Die Kommuniisten allerdinge
nahmen auf diese Notwendigkeit keine Rüchsicht
Sie ließen „Rote Frontkämpfer“ aufmarschieren
scharten ihre Anhänger um rote Fahnen und
Parteiembleme, womit sie der Kundgebung den
Tharakter einet rein gewerkschaftlichen De—
monstration zu nehmen juchten. Nach den Ansprachen
der Gewerkschaftsführer und deren Anordnung zum
Abmarsch, zerstörten die Kommunistenführer den ein—
heitlichen Verlauf, indem sie Schimpfkanonaden aul
die Gewerkschaftsführer losließen und ihre Anhänger
zu einem besonderen Demonstrationszuge vereinigten.
Die Sache endete mit den bekannten Zusammen,
stüßen mit der Polizei ... und nunmehr mit der Ver—⸗
urteilung armer betörter Kumpel, die der komm v⸗
aistischen Führung fsolgten.
Um 22. September hatten sich 150 Personen vor der
Strafkammer des Saarbrücker Landgerichts zu ver⸗
aniworten. 12 Bergleute, 2 Hüttenarbeiter vnd der
sommunistische Landesratsabg. Reinhard, der eine
Führerrolle“ am 8. August in üblem Sinne spielte
Pas gefällte Urteil sieht folgende Strafen vor:
Reinhard 9 Monate Gefängnis; Ullrich 2z Monate
Schlehuber 4, Hey 5, Jost 8, Wendel 6, Bauer 4
Schepper 3. Reschrath 4, Rotfuchs 4, Fromm 2, Kie—
ser 5, Henn 4, Houdt 1 Woche Gefängnis. Rur einer
Baldes, wurde freigesprochen.
Es ijt tief zu beklagen, daß es soweit kommen
niite. Die Rot. unter der die Beraleute leit Mona⸗—
„Dere Sa⸗r⸗Be⸗⸗ernrarnper
— ⏑ — —
ten leiden, hat eine tiefe Erregung ausgelöst, die
jeder verstehen muß, der mit der Arbeiterschaft fühlt
diese Rot zu beseitigen, muß ebenfalls Aufgabe eine:
seden sein, der es gut mit unserm Volke meint. S
wäre es auch Pflicht der kommunistischen Partei ge
wesen, sich aus der gewerkschaftlichen Kund
gebung herauszuhalten, da sie dann zweifelsohn
indrucksvoll und ohne Zusammenstoß verlaufen
wäre. Wenn Wienschen sich in Erregung befinden
dann ist es ein leichtes, diese zum Ueberschäumen zr
bͤringen Ob aber das, was dann folgt, zur Behebungç
der Rotlage und zur Durchdrückung der Forderungen
geeignet ist, steht auf einem anderen Blatte. Zu was
es fuͤhrt, lehrt uns das Gerichtsurteil. Damit wollen
wir nicht sagen, dieses sei unter allen Umständen ge
rechtferiigt. Wir können die Handlungsweise der not
leivenden Arbeiter schon verstehen, denen der Ge
danke eingeimpft wird, mit solchen Methoden se
etwas für die Arbeitetschaft zu erreichen. Sie be—
dauern wir, weil sie von einer allzu schweren Strafe
betroffen wurden. Umsomehr aber wächst die Schult
der Leute, die sich als Führer“ aufspielen, ohne die
notwendigen Führertugenden zu besitzen. Allein de—
gesunde Renschenverstand mußte den kommunistischer
Führern sagen, daß ihr Eingreifen in die Kund
gebung Unheil im Gefolge haben wohre bei der Stim
mung,“ in die sie ihre Anhänger versetzt hatten. Sie
mußten auch genau wissen, daß die Methoden, die fit
empfahlen, die Bergleute weder von den Feierschich
ten, noch von dem längst erfolgten Lohnabbau be—
reien werden. Wenn sie trotzdem andere Wege zeig
en wie die Gewerkschaftsführer, dann tragen sie aud
die Verantwortung für das Leid, das, sie in verschärf
lem Maße über die irregeführten und nunmehr be
straften Arbeiter heraufbeschworen. Das klar zi
agen, sind wir verpflichtet, damit unsere Mitglieder
erkennen, wohin verautwortungslose Führung die
Arbeiter bringt. Wenn die Kommunisten jetzt über
„Klassenjustiz“ usw. schimpfen, dann entlastet da—
hre Führung nicht im geringsten. Diese wußte doch
was folgt, wenn es zu Zusammenstößen kommt, die
der Sache der Bergleute doch gar nichts fruchten
konnten. Wenn alle Teilnehmer der Kundgebung der
Führung der Bergarbeiterorganisationen gefolg
wären, dann brauchte sich jetzt niemand über „Klas
senjustiz“ zu beschweren. Möge der Vorgang ein
Warnung an alle vernünftig denkenden Bergleut—
ein, und möge er dazu führen, daß die Kommunisten
ührer keine Gefolaschaft mehr finden
MRe Vorteile hoher Löhne
negierunaskommission und Bergwerksdirektion aus
MNachahmung empfohlen.
Der stellvertretende Direktor des Internationalen
Arbeitsamtes, H. B. Butler, hat ein Buch über die
Jewerblichen Beziehungen in den Vereinigten Staa
en von Rordamerita veröffentlicht und in einem be
sonderen Abschnitt die Frage der hohen Löhne be
handelt. Auf Grund der gesammelten Unterlager
ergibt sich, daß der Gesamtwert der hergestellten Er
jeügnisse in den letzten zehn Jahren um 149 Prozen
zugenommen hat. Der Gesamtbetrag der Löhne is
noch mehr gestiegen, und zwar um 175 Prozent. Der
Durchschnitisweri der jährlichen Produktion auf der
Topf'des Arbeiters hät sich von 3447,84 Dollat au
388293 Dollar erhöht. Gieichzeitig ist der durch
schniitliche Jahresverdienst auf den Kopf des Ar
hbeiters von 579,14 Dollar auf 1263,63 Dollar ge
stiegen. Unter Berücksichtigung der Schwankunger
der' Lebenshaltungskosten in diesem Zeitraum ergib
sich eine Steigerung der Kaufkraft der gewerkschaft
lichen Arbeiterlöhne um 37,1 Prozent. Es steht fest
daß in den Gewerben mit guten gewerkschaftlicher
Organisationen die Lebenshaltunag der Arboiter ein
bessere ist.
Die Steigerung des Wohlstandes der Arbeiter
reise ist Jjedoch in Amerika eine allgemeine und geh
dand in Hand mit der Steigerung der Arbeits
eistung. H. B. Butler schreibt unter anderem: „Ge—
genwärtig sind die amerikanischen Unternehmer im
allgemeinen der Meinung, daß die hohen Löhne vor
Vorteil sind, weil sie einen Produktionsantrieb dar
tellen, den Geist der Zusammenarbeit fördern und
dem Ärbeiter eine Kaufkraft geben, die zur Förde
rung und Aufrechterhaltung des Wohlstandes bei
trägt. Es ist offensichtlich, daß die Zahlung hohe—
Löhne diese Erfolge erzielt hat Wollte man jedock
annehmen, daß der amerikanische Unternehmer frei—
willig den Weg der hohen Löhne beschritten hat, weil
er diese 8 vorausgesehen hatte, würde man ihm
eine wesise Voraussicht zusprechen, auf die er nicht
zut Anspruch erheben kann. Es ist heute allgemein
znerkannt, daß hohe Löhne das beste Mittel zur
Förderung der Produktion und des Verbrauches dar
ltellen. Die Tatsache, daß Tausende von Arbeiterr
iber einen über dem Existenzminimum liegender
Lohn verfügen, hat eine gesteigerte Nachfrage nad
allen Arten von Erzeugnissen zur Folge gehabt, oden
mit anderen Worten, eine Stabilisterung des Ver
drg und einen Anreir aur Steigerung der Pro
zuktion
Nummer 40
ääü—ü—ö ——————„——ü—ü—ü—ü— ———ööò2———
Aus diesem Grunde geben die amerikanischen Un—
ternehmer heute allgemein zu, daß die Politik der
johen Löhne eine gute ist. Sie wollen unter allen
Imständen eine Senkung der Löhne vermeiden und
uchen im RNotfalle zuerst auf anderen Gebieten Er—
parnisse zu erzielen. bevor sie die Löhne agehsern.
.A. B.)
2 —
j
Um die Ein ührung
Um der baldigen Einführung und richtigen Lösung der
Arbeitslosenversicherung im Saargebiet zu dienen, haben die
gewerkschaftlichen Spitze norganisalionen am 10. Septembet
d. Is. die nachstehenden Eingaben an Regierungskommission
und Reichsarbeitsminister gerichtet. Da aus den Eingaben
selbst das Nähere hervorgeht, erübrigt es sich längere Er—
ziuterungen vorausauschicken.
o
An die Regierungskommission des Saargebiekes
Generalsekretariat
Saarbrücken.
Die ergebenst unkerzeichneten Vertreler der drei Gewerk
———— esuen sich der Regierungskommisuion
olgendes zu unterbreiten:;
Nach der neueren Entwicklung der wirtschaftlichen Ver⸗
dältnisse im Saargebiet droht die Arbeitslosigkeit einen grö-
zeren Umfang anzunehmen. Neben der geplanten Verbesse.
rung in der Sozlialversicherung, um deren Beschleunigung
wir bitten, tichten wir die Ausmerksamkeit der Regierungs-
kommission auf das neugeschaffene Gesetz im Reich, betref-
end Arbeitslosenversicherung. Dieses —8 kommt einem
ange gehegten Wunsche der deutschen Arbeitnehmerschafl
entgegen und bringt an Stelle der bisher unzureichenden
Erwerbslosenfürsorge die Arbeiftslosenversicheruno auf zeny.
raler Grundlage.
Im Saargebiet sind in letzler Zeit zahlreiche Arbeiter zur
ẽIntlassung gekommen und man muß befürchten, daß mit der
ogenannten Rationalisierung weitere Arbeitskräfte brotlos
perden. Eine siebenjährige Erfahrung auf dem Gebiet der
Sozialversicherung hat gelehrt, daß das verhältnismäßig
kleine Saargebiet hier eigene Wege nicht gehen kann; wir
gestatten uns darum der Regierungskommisston die Forde⸗-
rung auf unverzügliche Einführung der Arbeitslosenver-
sicherung zu unterbreilen. Elwaige Bedenken, daßz das kleine
Saargeblet eine solche Versicherung nicht kragen könne, kön .
nen durch Schaffung einer Lastengemeinichaft mit der
Reichspersicheruna ausgeräumt werden.
Für die im angrenzenden Reichsgebiet wohnenden Arbei-
er, die käglich oder wöchentlich ihre ibee an der
Zaar aufsuchen, hat die Ausdehnung der Arbeitslosenver—
icherung auf das Saargebiet ein erhöhtes Interesse. Ar—
eiten diese Leute, was besonders bei den Bauhandwerkern
borkommt, vorübergehend in der Heimat, dann sind sie
oflichtversichert; sie mühzten zur Aufrechterhaltung der Ver—
icherung, wenn sie im Saargebiet arbeiten. dis Beifräge
allein aufbringen.
In Anbelracht der Dringlichkeit dieser Sache bitten wir
die Arbeitsbammer und den Landesrat schon in allernächster
Zeit damit zu befassen. Gleichzeitig bitten wir in Ver—
handlungen mit der Reichsregierung betreffend Kingehung
einer Lastengemeinschaft einzükreten. Bis zur Einführung
des Sesehes im Saargebiet ersuchen wir eine Uebergangs
egelung für die Grenzggänger herbeilzufübren
—
Herrn Reichsarbeitsminister Or. Brauns
Berlin.
Sehr verehrker Herr Reichsarbeitsminister!
Die ergebenst Unkerzeichneten, als Verkreter der Arbeit
nehmer im Saargebiet, haben mit Interesse von dem Beschluß
des Reichstages, betreffend Einführung des Gesetzes über
Arbeitslosenversicherung, Kenntnis genommen. Die saar-
ländische Arbeiterschaft ist an diesem Gesetz lebhaft inter—
efsiert. VRach den bitieren Erfahrungen, die wir seit 1920
mit den übrigen Zweigen der Sozlialversicherung gemacht ha—
ben, haben wir der Regierungskommission des Saargebietes
die Forderung auf sofortige Ginführund der Olrheitalofon-
rerfiheruno unterhbreift⸗—
Den Herrn Reichsarbeitsminister biktlen wir, uns bei die⸗
jem Beftreben zu unterstützen. Das kann nach Ansicht der
Unterzeichneten in zweifacher Weise geschehen. Einmal da
durch, daß die Reichsverficherung das Saargebiet in eine
gemeinsame Lastengemeinschaft ausnimmt; zum Zwelten kann
uns der Herr Reichsarbeitsminister in der Weise unter.
stühen, daß für die 20 000 Arbeiter aus den angrenzenden
Reichsgebleten, die käglich oder wöchenklich ihre Arbeitsstelle
an der Saar aufsuchen, besondere Erleichternnaen uv
Ueberganosbestimmunqgen geschoffen werde
Wir hoffen, daß unsere Forderung auf Einführung den
Arbeilslosenversicherung umsomehr Aussicht auf Erfolg hat.
gis die deutschen Unternehmer des Saargebiekes ihr zum
Mindesten keinen Widerstand Waegeee Bei Erlaß
von Ausführungsbestimmungen, die s Interesse unserer
mehr als 20 000 Saargänget berühren, bitten wir die saar
randischen Gewerkichaften nach Möalichkeit zu hören.
Indem wir dem Herrn Reichsarbeitsminister für sein leb
haftes Inkeresse, das er gegenüber den wirtschaftlichen und
jozialen Fragen des Saargebletes an den Tag gelegt hat
auch bel dieser Gelegenheit bestens danken, hoffen wir, daß
er uns seine Unterstützung auch bei dem Kampfe um die Ein
ührung der Arbeislosenversicherung leiben wird
Hochachtungs vollst!
Deulschet Gewerkschaftsbund.
Landesausschußz für das Saargebiet.
Allgemeinet deutscher Gewerkschaftsbund.
Bezirk Saargebiet.
Deuticher Gewerkichafisrina. Bezirk Saargebie?