Seite 4
sichtslos exzess fapitalistiicher Gesinr Art in die
Tat umgesekt
Die Revierleitung des Unabhängigen Bergarbei
ter-Verbandes wurde gleich nach den ersten Entlaf—
sjungen auf der Direkiion von „Sarre et Moselle'
vorstellig. Nan war jedoch in keiner Weise zum Rach—
geben bereit, obwohl an Hand einer Reihe von Ein—
zelfällen die Ungerechtigkeit und Rüdsichtslosigteit der
getroffenen Maßnahme einwandfrei bewiesen wurde.
A
dem beschriltenen Wege sogar fortgefahren und haben
auch die anderen Grubengesellschaften das Beispiel
pon „Sarre et Moselle“ nachgeahm
Unter der Arbeiterschaft hat diese Haltung des
Gruben-Unternehmertums tiefe Erbitterung ausge—
lost, und dies mit Fug und Recht! Es wird Aufgabe
der Gewerkschaftsorganisationen sein, mit aller Ent—
schiedenheit gegen die Rücksichtslosigkeit der Gruben—
besitzer zu protestieren und anzukämpfen. Mit etwas
gutem Willen wäre dieses Vorgehen der Grubenbe—
sitzer zu vermeiden gewesen. Bei alten ausgedienten
Arbeitern will man sparen; sonstwo wird das Geld
haufenweise zum Fenster hinausgeworfen! Es wäre
wirklich interessank, wenn gewisse Gruben die Sta—
tistik ihrer Beamten im Verhältnis zur Arbeiterzahl
veröffentlichen würden, für die Vorkriegszeit und für
die jetzigen Verhältnisse. Dieses Zahlenmaterial
könnte zeigen, wo besser gespart werden könnte, als
beim armen Arbeiter. Und vor allem die Ge—
hälter der leitenden Beamten, die Vergütungen der
Aufsichtsräte und unverschleierte Gewinnbilanzen
veröffentlichen! Bei diesen Posten könnte mehr ein
gespart werden als« durch brutase Arheiterentlassung
Der Unabhängige Bergarbeiterverband wird mi
aller Entschiedenheit gegen diese Machenschaften der
lothringischen Grubenunternehmer ankämpfen. Sie
stellen eine horrende Ungerechtigkeit dar und der
Gipfel der reaktionären Einstellung des lothringischet
Großkapitalismus.
Der Unabhängige Gewerkschaftler“.
Erhitterter Lohnkampf im mitteldeutschen
Braunkohlengehiet
Im mitteldeutschen Braunkohlengebiet sind die
Arbeiter dabei, die Kündigungsscheine zu unterschrei—
ben. Die Ursache ist die hartnäckige Weigerung der
BVergbauunternehmer, auch nur einen Pfennig Lohn
erhöhung zu bewilligen. Alle Verhandlungen, die
bisher geführt wurden, haben zu keinem Ergebni—
geführt. Die Konferenzen der gewerkschaftlichen Ver
lrauensmänner beschlossen daher, die Kündigung
vorzunehmen. Wenn es inzwischen zu keiner Eini
gung kommt, dürfte es in Mitteldeutichland zur Ar
hoitseinstessuno kommen
Der gesamte mitteldeutsche Braunkohlenbergbar
hat in der Nachkriegszeit eine große Ausdehnung
genommen. In den ost- und westelbischen Bezirken
wurden im Jahre 1913 64 481 000 Tonnen gefördert
im Jahre 1926 96 429 000 Tonnen. Eine Steigerung
um fast rund 50 Prozent ist demnach zu verzeichnen
Kon der Ausdehnung des Braunkohlenbergbaues ir
diesem Gebiet erhalten wir eine Vorstellung, wenn
wir die Förderung des rheinischen Braunkohlenge
bietes mit rund 40 Millionen Tonnen im Jahre 192
neben die oben angegebene Förderung stellen
Ueber die Belegschaftszahl und die Lohnbildung
orientiert die Beilage zum Reichsarbeitsblatt Nr. 21
(1927). Danach betrug die Zahl der Rollarbeiter in
ersten Vierteliahr 1927:
im Oberbergamtsbezirk Halle 43 328
im Freistaat Sachsen 6 720
in Braunuschweig 2035
inun Thürincen 3428
rusa men 57511
Der Durchschnittslohn aller Vollarbeiter (Barver
dienst einschließlich der Versicherungsbeiträge der Ar
beiter) betrug im ersten Vierteliahr 1927
Dberbergamtsbezirk Halle:
rechtselbischer Braunkohlenbergbau 5.91 Mk. (6.78
lintselbischer Braunkohlenbergbau 6.36 Mt. (0.88
Sachsen b,74 Mt. (1,05
Braunschweig 6,14 Vit. (1,011
Thüringen k386 Mt. (0.85
Die eingeklammerten Zahlen stellen den Betrag
dar, der als Beitrag zur Sozialversicherung von dem
danebenstehenden Lohne in Abzug kommt. In dem
angegebenen Lohne ist die ĩoziale Zulgge mit ent
halten.
Im rheinischen Braunkohlengebiet, das wir zuw
Vergleich zwecks Würdigung des Lohnoerhältnisse—
im mitteldeutschen Braunkohlengebiet heranziehen
betrug der Durchschnittslohn aller Vollarbeiter in
ersten Vierteljaht 1927 758 Mk., wovon 0.93 Mk
Versiche rungsbetrag abgingen. Er überstieg den Lohr
im mitteldeutichen Braunkohlengebiet un 0.82 bie
167 Me
a pre
— — — — — — —
Die Lohnbildung im rheinischen Braunkohlen
zgebiet und in Mirlteldeutschland zwingt zu einiger
— VDDDD
trömten die Arbeitermassen während der Revolution
falt restlos den freien Gewerkschaften zu. Diese do
minierten dort, und suchten durch allerlei Terror
maßnahmen die „Christen“ gänzlich auszurotten
was allerdings daneben gelang. Eines wurde abe!
erreicht: eine Bolschewisierung der Massen. Putsch
folgte auf Putsch, bis die letzte Kraft unnütz ver
geudet und der gewerkschaftliche Gedanke verekel⸗
war. Da begann ein Massenabstrom aus den freien
Gewerkschaften, und der gelbe Gedanke nistete sich
wieder ein, der schon in der Vorkriegszeit hier stark
vertreten war. Die Unternehmer foörderten eifrig die
„vaterländischen“ Vereinigungen, die wie Pilze aus
der Erde schossen. Rummel folgte auf Rummel, Fesst
auf Fest, auch gab's mal Freibier und Würschtele —
aber die Arbeitsverhältnisse verschlechterten sich zu
ehends und der Lohn blieb zurück. Neben der läng.
sten Arbeitszeit, auch mit der niedrigste Lohn von
allen Kohlengebieten Deutschlands, das ist der Er—
rolg überradikaler Maßnahmen und gelber Ergeben—
heit und Untertänigkeit. Inzwischen gingen vielen
Arbeitern die Augen wieder auf und schlossen sie sich
wieder etwas mehr den Gewerkschaften an, in der
größten Zahl den freien Gewerkschaften. Wenn wir
jeben dieser Entwicklung die Entwicklung im rheini—
schen Braunkohlengebiet betrachten, wo der Gewerk—.
perein christlicher Bergarbeiter eine ausschlaggebende
Rolle spielt, dann können wir ermessen, wie segens
reich sachliche und von jeder Parteipolitik freie Ge
werkschaftsarbeit für die Arbeiterschaft wirkt. Das
Geschrei aller Radikalinskis wollten wir mal ver
nehmen, wenn die Verhältnisse umgekehrt lägen, d. h
wenn in Mitteldeutschland die „Christen“ und in
rheinischen Braunkohlengebiet die freien Gewerk
schaften dominierten. Im Interesse einer sachlicher
Eewerkschaftsarbeit ist nur dringend zu wünschen
daß der Gewerkverein in Mitteldeutschland erstark
und der gelbe Vereinsrummel ausgemerzt wird
Neben dem mögen unsere Mitglieder es sich merken
daß die Methoden der Kommunisten immer zu eine:
bösen Schädigung der Arbeiterschaft führen. Mittel
deutschland, wo der „Hauptmann“ Max Hölz sein«
Rolle eine Zeitlang spiesen kannte., ist dafür ein über
zceudgender Beweie
apαν
Der neue englische Vergarbeiterverband
Ueber die Neugründung eines Bergarbeiterverban
des in England haben wir bereits in Nr. 28 berichtet
Wie nun im „Vorwärts“ vom 9. Juli 1927 zu leser
war, gehören dem neuen Verbande bereits 60000 bis
70 000 zahlende Mitglieder an. Ueber den ersten De
legiertentag dieses Verbandes, der vor kurzem unten
dem Vorsitz des Parlamentsmitgliedes Spencen!
stattfand, wird berichtet, daß die Bergbaugebiet
Südwales, Derbyshire, Lancashire, Nottinghamshire
Vorkshire, Durham und Schottland durch Delegiertt
bertreten waren. Spencer führte nach dem .Peut
schen“ u. a. aus:
„Die Bewegung habe sich zum Ziele gesetzt, zu der
Gewerkschaftspolitik zurückzugelangen, die vor der
tommunistischen Invasion geherrscht habe
Unabhängige Bergarbeitervereine hätten sich an vie—
len Orten spontan gebildet, weil eben viele Arbeite
mit derextremen Politik der alten Bergarbei
tergewerkschaft nicht mehr einverstanden seien. Er se
überzeugt, über kurz oder lang würde die Majoritä
der Arbeiter sich mit ihren 34 und ihrem Pro
gramme einverstanden erklären. Sie würden ver
suchen, die alten Fehler zu vermeiden. Er betracht
Eintracht und Wirtschaftsfrieden als die erste Be—
dingung für ein Gedeihen der Arbeiter, aher auf de⸗
anderen Seite müsse man schon eine vorzuͤgliche Or
ganisation haben, um ein Maximum an Erfiolgen iü
die Arbeiterschaft herauszuholen.“
Der Führer der Seeleute, Havelock Wilson
hieß ebenfalls die Organisation willkommen. Si
würden Schwierigkeiten finden, aber er glaube, sie
würden den Schritt, den sie gemacht, nicht zu bereuen
haben. Auch Frank Hodges, einer der Führe
der alten Bergarbeiterorganisation, aus dieser unte
Krach ausgeschieden, richtete an die Versammlunt
einige Worte. Er möchte sich gern ihnen eifriger wid
men, aber seine neue Tätigkeit in dem Electricit
Board und die Arbeit für die Firma, die er nun ver
rete, lasse ihm wenig Zeit. Aber was er für di
unge Union tun könne, würde geschehen. Frühe
hätte er gesagt, sie sollten keinen eigenen Verbans
gründen. sondern versuchen, sich innerhalb des alter
durchzusetzen. Doch jetzt meine auch er die vallitärn
dige Trennung sei besser.
Es bleibt abzuwarten, welchen Einfluß die Grün
dung des neuen Bergarbeiterverbandes auf die Ent
wicklung des unter Leitung des Kommunisten Coo
»öllig ins radikale Fahrwasser geratenen alten Berg
arbeiterverbandes ausüben wird. Die eine Tatsach
teht heute schon festt Der parteipolitisch
Wirrwarr in der englischen Bergarbeiterbe
wegung hat die englischen Vergarbeiter geschädigt und
zu der Gründung des neuoen Bergarbaiterperbande
reführt
Nummer zu
Die Kohlenvorräte der europäischen Länder,
unter Berücksichtigung der Grenzveründerungen nack
dem Kriege.
(Sichere und mahbricheinliche Vorräte his 2000 m Teufe.
— —
, Braun⸗- Zus. in Stein
— —3
Milli⸗ Wint. Wiun v 3
art »den thatdent! 44
Deutsches Reich
— E ————— 1241) 33 5878
etziger * 1808 28,33
Frankreich
früh. Gebietsumfang 2,60
jegiger 273
Zaarbecken, ohne
Loihringen . . 182,71 2.46
HBtoßbritannien .. 1895 2069
Belgien. . 4 172
Tschechoslowakei.. 3 150
Polen.. W2319
Furop en —1— 85
Uebriges Europats. 1.44
Zus. Europa.. 100
1) Nach neueren Schätzungen werden die gewinnbaren
Braunkohlenvorräte Deutschlands auf rund 20 Milliarden
Tonnen beziffert.
m Eine Tonne Braunkohle — 0,402 Tonnen Steinkohle
Inspektion II, Grube Viktoria. In Nummer 37 war eine
Notiz enthalten, die sich mit den Verlegungsmaßnahmen
»eschäftigt, von denen ein Teil Köllerlaler Bergleute in
uinliebsamer Weise betroffen wurde. Da in dieset Votiz
auch auf Püttlinger Kameraden Bezug genommen wird,
haben diese, soweit sie beim Gewerkverein organisiert sind.
eine Gegenäußerung an uns eingeschickt, in der sie ihren
Standpunkt klarlesgen. Da man beiden Teilen das Word
einräumen muß, wenn Klarheit geschaffen werden soill,
und damit sich kein Teil benachteiligt fühlt, geben wir der
Püttlinger Zuschrift auch Raum. Bemerken möchten wir
aͤber, daß es vielleicht besser gewesen wäre, unker dem Vor⸗
sitz der zuständigen Bezirkslester die Angelegenheit ins rich
lige Geleise zu bringen. Auch jetzt noch scheint uns der
Weg der richtige zu sein, damit unnötige Verärgerung er⸗
spari bleibt. So richten wir denn an die beteiligten Ka—
meraden die Bitte, die Obmänner beider Gruppen zu be⸗
ttimmen, damit diese unter dem Vorsitz der zuständigen Be—
zirksleiter die Angelegenheit besprechen und die notwendigt
Verständigung herbeiführen. — Nun die Zuschrift:
„Wahr ist, daß Kameraden aus dem Köllertal von Grube
Hirberg nach Puͤttlingen verlegt wurden. Wir haben auch
ein volles Verständnis dafür, daß diese Kameraden lieber
auf den ihnen am nächsten liegenden Gruben beschäftigl
wärten. Aber sie müssen auch für die Püttlinger Berg-
leute, die in Frage kommen, Verständnis haben. Die Ver.
tegung soll doch keine Dauerverlegung sein. Da darf man
nicht verlangen, daßz wir Püttlinger, die wir nun schon
drei Jahre nach dem Aspenschacht gehen, auf einmal wieder
weichen sollen. Das ewige Wandern sind wir auch müde
Wenn die Kameraden sagen, wir kreuzten uns auf dem
Arbeitswege, so sei dazu gesagt, daß die Püttlinger Berg
leute sich oft kreuzen. Ein Teil muß zum Aspenschacht,
ein Teil zum Annaäschacht, ein Teil zum Mathildenschacht,
andere müssen zum Josephaschacht, ja sogat nach Von der
Heydt. Man kann uns doch auch nicht gut zumuten, nun
vom Aspenschacht wegzuziehen, um nach einigen Monaten
wieder zurückzukehren. Wir haben soviel Wanderungen
schon mitmachen müssen, daß man auch mal einen festen
Standort haben will. Als gefragt wurde, wer nach Pütt-
lingen verlegt werden wolle, hat sich beim Abteilungssteiger
niemand gemeldet. Das ist doch ein Zeichen, daß die Pütt.
linger nicht verlegt sein wollen. Sie sind der Meinung
daß die frische Luft, die sie auf dem Wege zur und von
der Grube genießen, garnichts schadet.
Was die Bemerkungen des Steigers angehen, so muß
die Auseinandersetzung mit diesem erfolgen. Die Pütt—-
linger SGamergdon fäkßsen sih nicht bolastet“
Nachruf. Unsere Zahlstelle hat durch den Tod des Ka—
meraden Kaspat Haag einen herben Verlust erlitten.
Immer war er eifrig für unsere Sache kätig. Er scheute
die Opfer nicht, die jzu bringen waren. Möge sein Beisple!
weifer wirken. Sein Andenken in Ehren
Der Vorstand der Zahlstelle Völklingen.
Zurücknahme. Die Aeußerungen, die ich gegen den Ka⸗
netaden Albert Spaniol getan habe, er wäre „Saar—
ündler“, nehme ich mit Bedauern zurück.
Geora Rachbronn. Hafenamf
Bekanntmachungen
Rucksack verlauschlt.
Dem Kameraden Alois Bernarding aus Limbach
Kreis Saarlouis, wurde am Samstag, den 10. September,
im lehzlen Arbeilerzug der Frühschicht sein Rucksack mil
Arbeitskleider verlauscht. Es wird gebeten, sich zwecks
Umtausch bei dem Kameraden Bernardinag oder dem B⸗
zirbsbürs Illinagen zu melden.
Der 39. Wochenbeitrag (Woche vom 18. bis
24. September) ist in dieser Woche fällig.
Für die Redaktion verantwortlich: V. Kiefer.
Verl. des Gewerkvereins christl. Bersgarbeiter Deutschlands
*3ra— Sorüctert PYrückerei und Verlas